Columbos Art zu denken

[rehamann]

Hallo Alle Zusammen,
ich habe vorgestern wieder mal "Meine Tote, Deine Tote" gesehen und mir fiel die geniale Denkweise des Inspektors auf. Als er das Schlafzimmer untersucht und das Nachthemd unter dem Kopfkissen sieht wendet er sich umgehend richtung Kleiderschrank und lässt diesen auf Fingerabdrücke untersuchen.
Später stellt sich dann heraus warum und ich muss sagen: Hut ab - ich glaube nicht das ich sooo schnell sooo geschaltet hätte

wie geht es Euch da???
Könnt / konntet Ihr immer sofort die Denkweise des Inspektors nachvollziehen oder bewundert Ihr auch Columbos Denkweise???

[Doc Brown]

Mir gefällt die Art wie Columbo arbeitet insgesamt sehr gut. Er ist immer sehr fleißig und fuchst sich in alle Fälle hinein. Er arbeitet sich emsig Stück für Stück voran, gibt nicht auf, lässt sich von nichts abschrecken und bleibt beeindruckend stoisch am Ball. Wenn er sich in einem Thema nicht auskennt, fragt er Experten oder arbeitet sich in das Thema ein, selbst wenn es ihm nicht liegt. Diesen langen Atem haben nicht viele.

Dazu dann noch sein vernetztes und abstraktes Denken. Er sieht Parallelen, wo andere keine Szene und bringt Dinge in Verbindung, die andere nicht in Verbindung bringen können.

[martha]

Schöne Frage, reha.
Ich glaube eher nicht, dass ich Columbos Gedankenschnelle hätte.
Nun ist man im gewöhnlichen Alltag natürlich auch in einer anderen Situation als ein ermittelnder Inspector, der ja immer 'ne Gewisse Art von Argwohn, Verdacht und Skepsis mit sich trägt.
Ich dagegen sehe ja in Menschen, mit denen ich zu tun habe, nicht potentielle Mörder, denen ich eventuell misstrauen müsste.
Deshalb kämen mir viele Handlungen, die Columbo als verdächtig ansieht gar nicht erst als Verdachtsmomente in den Sinn.
Wenn etwa Dr.Mayfield die Uhr stellt, während er gerade am Telefon die Todesnachricht einer Krankenschwester erfährt oder wenn Ken Franklin noch die Post durchsieht, nachdem er seinen Partner tot im Garten entdeckt hat...
Ich kann irgendwie nicht sagen, ob mir das sauer aufstoßen würde.
Man müsste eigentlich mal 'ne Columbo-Folge zeigen, ohne die Schlussfolgerungen des Inspectors zu hören.
So nach dem Motto: Wo hat sich der Schurke verdächtig verhalten?
Hätte es mich gewundert, dass Dr.Flemming nach seinem Acapulco-Trip nach Hause kommt und nicht nach seiner Frau ruft?
Häufig sind es ja Bagatellen...auch eine Portion gesunder Menschenverstand, mit denen man solche Szenen beurteilen kann.
Aber ob ich die Fähigkeit hätte, dass es mir just in so einer Situation auffiele?
Da hänge ich mich lieber nicht zu weit aus dem Fenster.
Denn wenn ich es selber könnte würde ich Columbo ja nicht als genialen Ermittler einstufen.

[rehamann]

Hallo Martha,
ja stimmt, das ist bestimmt auch ein Grund dafür das wir Columbo so genial finden .
Mir fallen im alltäglichen Leben schon öfter mal seltsame Dinge auf die meine Freunde nicht gleich wahrnehmen aber meist mache ich dann nichts aus diesen Gedanken wohl wahrscheinlich weil, wie Du sagst, wir ja nicht automatisch an Verbrechen denken

[martha]

Wenn ich jetzt mit zwei Leuten im Restaurant säße, von denen ich wüsste, dass sie sich nicht kennen und einer der beiden würde der anderen Person den Süßstoff zuschieben wie in "Keine Spur ist sicher", fiele mir das wahrscheinlich gar nicht auf.
Und selbst wenn, würde ich das eher als unbedeutende Geste werten, eine süßende Alternative dem Gegenüber anzubieten.
Ich würde erst skeptisch werden, wenn diese Aktion mit dem Satz "Hier ist dein üblicher Süßstoff, Schatz" begleitet wird.
Dann wär ich auch sofort auf die Toilette gerannt, hätte mir an den Kopp gepackt und gedacht:"Mein Gott, die beiden kennen sich."
Aber da hätte ich mich wohl keiner tiefschürfenden Kombinationsgabe verdächtig gemacht.

[Doc Brown]

Es geht schon in die Richtung, die martha beschreibt. Ein Beruf prägt grundsätzlich für's Leben und bei Columbo ist es so, dass er alles mit Misstrauen und Skepsis sieht. Da lernt man, auf solche Kleinigkeiten zu achten und sie sofort zu hinterfragen. Trotzdem hat er natürlich eine nicht alltägliche Kombinationsgabe, die ich wohl auch nach langjähriger Berufserfahrung nicht hätte. Die Süßstoffszene ist ja bezeichnend. Das hätte ich vermutlich gar nicht bemerkt.

[tina_82]

Ich auch nicht. Aber das ist ja gerade das besondere und das faszinierende. Ähnlich wie bei Sherlock Holmes, obwohl der das natürlich schon maßlos betreibt. Einiges macht sicher die Erfahrung. Zum Beispiel darauf zu achten, wie sich Ehepartner oder Geschäftspartner kurz nach der Nachricht eines Mordes verhalten. Darauf kann man achten und sich jede (Re-)Aktion bewusst machen sowie reflektieren und vergleichen. Anderes geschieht aber intuitiv.
Ich glaube, ich wäre dafür ziemlich ungeeignet. Mir fällt es nicht mal auf, wenn eine Freundin zum Friseur war oder neue Klamotten trägt. Und ich verstehe Filme auch nie. Auch da muss man ja durchaus manchmal mitdenken, kombinieren und Zusammenhänge erkennen. Da bin ich eine völlige Niete.

[rehamann]

Ja stimmt, das macht Columbo aus, zumindest in vielen Folgen
In "Wein ist dicker als Blut" scheint er auch schon recht schnell zu wissen wer es war ...
um ehrlich zu sein fällt mir grad gar keine Folge ein in der es nicht schon schnell wusste wenn wir mal "Bluthochzeit" und "Doppelter Schlag" außen vor lassen

[Ducky]

Ich bin auch immer wieder beeindruckt on Columbos's Beobachtungs- und Kombinationsgabe. Ichse lber würde wohl auch nur in den seltensten Fällen das alles bemerken und die richtigen Schlüsse daraus ziehe, obwohl ich im Nachhinein oft deke "Ach, ja sicher - da hätte ich auch drauf kommen müssen".