Ich versprach ja noch eine Bewertung und da ich gerade die Aufzeichnung von gestern angeschaut habe, mach ich das jetzt.
Die Folge ist eine kurzweilige Reise in die Vergangenheit und auch ein Beweis dafür, wie die Leute von sogenannten Spezialisten verblödet werden.
Den Vitaminpillenwahn gabs und gibt es in den USA ja tatsächlich. Genaugenommen gibt es ihn auch hier und heute, wenn ich nur an die ganzen Omega3, Fischöl-, Gingko- und sonstigen Gesundheitspillen denke. Reizend sind vor allem die, die aus Abfällen (zB Tomatenschalen) hergestellt werden und dann teuer als Superpille verkauft werden.
Columbo tat gut daran, sie in der Manteltasche zu versenken.
Als phasenweiser fitnessfreak kann ich Milo gut verstehen
Definitiv eine Sucht, die man jeder anderen vorziehen sollte.
Die Einblicke in vorsintflutliche Fitnessclubs waren herrlich, ganz zu schweigen von Milos Luftboxeinlagen
Dennoch muss ich gestehen, hab ich mich gut unterhalten gefühlt, von diesem überfitten Mann... zum ersten Mal in einer Columbofolge bekam ich nichts vom Gesprächsinhalt mit, weil ich nur auf den Mann achtete.
Ich musste zurückspulen, um dem Handlungsverlauf folgen zu können.
Posende Männer sind eher lächerlich, dieser einfach vor sich hin sportelnde Milo war aber ein netter Anblick. Und das mit 53!
Columbo war unterbewusst wohl doch ein wenig neidisch - so schroff behandelte er selten einen Gegenspieler.
Auch in Hinblick auf Datenschutz war die Folge interessant. Für uns heute das Grauen, die achtlos am öffentlichen Telefon liegengelassene Personalakte.... damals war man sicher noch nicht so sensibilisiert, was Daten und ihren Missbrauch angeht.
Wie man sieht, hab ich mich mehr mit dem Drumherum beschäftigt als mit dem eigentlichen Inhalt: Mord, Motiv, Beweise.
Da ist ja auch ungefähr so viel herauszuholen wie aus dem Tatterhirn des fitnessfreaks. Das ist überhaupt wunderlich und scheint ein alter ego zu haben - mal handelt er wie ein unterbelichteter Trottel (Kaffeeangriff), mal manipuliert er Geschäftsbücher so geschickt, dass sein Geschäftspartner wochenlang braucht, um überhaupt etwas zu finden.
Interessant finde ich ja immer bei Columbo oder Krimis allgemein, wie da von logischen Handlungsweisen der Menschen ausgegangen wird.
Der Onkel tobt sich beim Fechten aus, duscht und geht danach noch trainieren. Für diesen älteren Herren wohl tatsächlich etwas ungewöhnlich, aber allgemein dürfte das nicht soo ungewöhnlich sein.
Genau wie Sektflaschen, die nicht im Schlafzimmer geköpft werden.
Im Fall der Schubänder ist es natürlich schon eindeutiger, ich wäre aber jetzt nicht ganz sicher, ob Beidhänder (was Linkshänder oft sind) nicht ihre Schuhe mal so und mal andersherum binden. Aus Gewohnheit wohl eher immer "so", aber grundsätzlich gibts ja nichts, was es nicht gibt.
So reicht das Filmchen sogar noch zum Philosophieren über Schuhschleifen
Mit Zeugenaussagen wird es in der Folge nicht so genau genommen. Die Sekretärin hätte aussagen müssen, dass ihr befohlen wurde, das Tonband drin zu lassen (war auch ziemlich dumm von ihm, das hätte er doch rasch in der garantiert sortierten Tonbandablage gefunden).
Außerdem sah das Opfer nicht danach aus, als ob es überhaupt jemals den Trainingsraum betrat, was sicher auch hätte bezeugt werden können.
Merkwürdig fand ich ja, wie selbstverständlich die Sekretärin im Bikini im Haus ihres Arbeitgebers herum spazierte, bzw. merkwürdig war, dass Columbo überhaupt nachfragte, ob sie dort öfter sei und ihr dann auch noch zu glauben schien, sie war das erste mal zur Horrorfilmparty da.
Mir gefiel die Frau übrigens nicht so besonders... sie hatte einen furchtbaren 70er Jahre look, was Haare und Schminktechnik angeht. Sehr unattraktiv, die kaum sichtbaren Augenbrauen.
Dafür hat Columbos schicker blauer Trainingsanzug entschädigt
Ja, irgendwie war das Drumherum in dieser Folge interessanter als der Mordfall.
Ich habe drei Punkte vergeben. Wie die meisten