von smeagol » Mo, 18.03.2019 16:57
Da steht Columbo im Regen am Grab bei einer Beerdigung. Bald wird klar: Es ist die Beerdigung seiner Frau. Beim ersten mal schauen, das war schon sehr traurig. Auch ihn leiden zu sehen. Wenn man die Geschichte noch nicht kennt, so meint man hier ja wirklich, es hat Mrs. Columbo erwischt. Und da ist dann auch mein klarer Kritikpunkt: Warum wird diese Szene so überzogen und gleich am Anfang gebracht? Diese Vorblende (was eh oft verwirrend wird) ist doch ganz einfach unnötig und blosse Tragikhascherei. Diese Passage könnte genau dann gebracht werden, wenn sie eben passiert, nämlich im hinteren Teil des Filmes. Die Zuschauer wären ja immer noch traurig überrascht. Zudem ist diese Beerdigungsszene als Handlung und natürlich auch als pietätsgründen einfach unrealistisch überzogen.
Wenn ich über dies hinwegschaue, so sehe ich eine sehr gute und interessante Folge. Mir gefällt immer, wenn es ins psychologische geht, und das ist hier der Fall. Wunderbar gespielt, die Vivian Dimitri, welche den Tod ihres Ehemannes rächen will und dadurch eine Erlösung sucht, die sie nur zeitlich erhält und dadurch kein Ende finden wird. Dies zeigt sich dann auch, als Frau Dimitri Columbo und seine Frau drannehmen will, nur weil Columbo in dem alten Fall recherchiert.
Das ist die Episode, wo mir Columbo noch besser als sonst gefällt. Es wird einem klar gezeigt, wie Columbo arbeitet. Er ist dann nicht der schusselige Inspektor, den man nicht so ernst zu nehmen braucht, sondern man merkt, dass er dies nur für die Täterin spielt. Um dies heruaszustellen, wurde Columbo ein Sergeant zur Seite gestellt. Dem erklärt er nämlich jeweils, was gerade tatsächlich Sache ist und welche Spuren er legt. Und als Zuschauer sind wir natürlich immer mitten drin. So erkennt Columbo, dass Vivian sich nach ihm verdeckt informiert (Telefonanruf Zahnarzt), er lässt bewusst einen falschen Festnehmen und einiges mehr. Das alles kriegt man direkt mit und nicht irgendwann noch aufgebröselt. Man weiss auch, dass Columbo Frau Dimitri für die Täterin hält, allerdings einfach keine Beweise hat. Die fühlt sich dann auch bis zu letzt ziemlich sicher.
Auch agiert Columbo so richtig direkt. Er geht seinen Weg konsequent, lässt sich nicht abbringen. Dem Psychologen, der auf seine Schweigepflicht besteht und sich im edlen Gourmet Restaurant ausgesprochen abgesichert macht, knackt Columbo etwa mit der Aussage, dass es dem Herrn doch sicher lieber ist, hier ein kurzes Gespräch zu führen, als seine Aussage im Polizeirevier zu machen. Da spielt Columbo wirklich alle an die Wand.
Auch der abschliessenden gross angelegte Tat mit der Überführung ist fein. Columbo erkennt natürlich sofort, dass mit der Marmelade etwas nicht stimmt und lässt sie im Labor kontrollieren. Das falsche Spiel macht er aber bereitwillig mit. So muss fiktiv Frau Columbo sterben und auch Columbo bringt sich selbst absichtlich in vermeintlichen Todeskampf. Er hat herausgefunden, dass Frau Dimitri wieder Rache nehmen und dies auch auskosten wird. So ist dies die Möglichkeit, sie zu überführen. Und das funktioniert dann auch bestens.
Und zur Täterin: Die ist ja mal so was von kalt. Die Rache kann man ja noch nachvollziehen. Aber sie scheint keinerlei Skrupel mehr zu haben. So lässt sie etwa den Geliebten bedingungslos auflaufen und ausnutzen.
Wieder mal meint man Columbo und Frau näher zu kommen. Ein Bild von ihr ist zu sehen und Columbos Wohnung. Am schluss kommt aber natürlich aus, dass auch das wieder mal nur trug ist.
Meine Kritikpunkte sind die zu gross ausgekostete und unrealistische Beerdingungsszenen und dass Columbo hier etwas gar freundlich mit der Täterin umgebt. Da hätte es am Schluss zumindest ein paar deutlichere Worte geben können für diesen kalten Todesengel. Alles in allem ist diese Episode für mich aber klar 4 Punkte wert.