Bei dieser Folge schlage ich mich auf die Seite der Möger.
Finde es ganz interessant, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sind. Einer findet die Mordvorbereitungen zäh wie Kaugummi, der andere hebt genau diesen Teil lobend hervor.
Ich gehöre zu den Fans des pedantischen Qualm-Ächters und Schönlings Wade Anders. Die Rolle des Quotenhechts scheint ihm auf den Leib geschneidert. Gleich anfangs bekommt er aber auch die Schattenseiten seines Erfolgs zu spüren: Druck, Neid und Missgunst. Anders ist sich seiner Sache so sicher, dass er alle Zweifler beseite fegt. Nur mit Bud Clark gibt es ein größeres Problem, das nicht durch Quatschen zu beseitigen ist.
Im Prinzip ist es mir egal, ob die Mordplanung ausführlich gezeigt wird oder nicht, war etwas erstaunt, als ich von jemandem las, ohne Mordplanung fehlt ein Herzstück bei Columbo. Wenn es sich gut ins Gesamtwerk einfügt, bin ich mit jeder Abweichung vom Schema einverstanden. Bin da wenig festgelegt.
Hier wird mein Geschmack voll getroffen. Wade Anders droht durch die Epressung beruflich in Teufels Küche zu kommen, was ihn nicht lange zögern lässt.
Eine der wenigen Folgen, bei denen ich das Gefühl habe, das Opfer hätte seine Ermordung verhindern können, wenn es eingelenkt und einen Rückzieher gemacht hätte.
Die Kameraführung gefällt mir hier ausgesprochen gut. Großeinstellungen vieler Details, die sonst schon mal schnell untergehen. Auch die unaufdringliche, ruhige Hintergrundmusik passt gut dazu.
Krönender Abschluss des Mordes ist Anders trockener Kommentar: "Das hat man nun davon!"
Das hat man ja nun auch selten, dass ein Mörder sich nach dem Mord nochmal selbst auf die Schulter klopft
Die schlimmen von einigen gannten Fehler des Mörders sehe ich hier nicht.
Nikotinflecken, fehlende Fingerabdrücke, Heckenschnitt - das sollte man natürlich alles vorhersehen und beachten, das sind aber im Vergleich zu anderen Mörderfehlern einfach auch Pechfehler. Ich hätte alle drei auch gemacht
Was mir schon etwas weniger gefällt, sind die Hundekrallen. Allerdings muss ich zugeben, wurde ich auf sie auch erst durch dieses Forum aufmersam, obwohl ich mich mit Krallenspuren an sich recht gut auskenne. Es fiel mir zuvor einfach nicht auf. Also lass ich das auch unter den Tisch der Gnade fallen.
Man könnte sich nun fragen, weshalb sich Anders überhaupt wegen so eines verwackelten Filmchens erpressen lässt. Nun ja, andere Zeiten, andere Sitten. Damals wäre das wahrscheinlich wirklich sein Aus gewesen, zumindest hätte er seine geliebte XY-Sendung verloren.
Ich habe mit der Figur des Mörders keine Probleme, finde ihn auf seine Art unterhaltsam und mal was anderes. Ich finde es sogar angenehm, es mal mit einem ruhigen Typen zu tun zu haben, gewuselt wird ja von anderen Mörder genug.
Weshalb ein Mörder zwangsläufig sehr nervös und aktiv auf einen Inspektor reagieren muss, kann ich nicht verstehen. Viel klüger wäre es, eben ruhig und gelassen zu bleiben, was natürlich die wenigsten schaffen. Genau das machen sich die Verhörer dann auch zunutze.
Am Humor hab ich auch nichts zu meckern, außer vielleicht Doc zustimmen, dass die Autoszene im ersten Teil etwas albern geraten ist.
Der Hundesalon, der hier ja auch schon häufiger kritisiert wurde, sagt mir dagegen vollkommen zu, die Dame, die Columbos Hund kurz übernimmt, guckt ja vielleicht bedeppert in die Kamera (sicher eine Komparsin
).
... und nun schnell noch zur Überführung: Prima! Nichts zu bemängeln.
Die Hecke ist auch für mich eine Überraschung, die Hundekrallen konnte ich schon erahnen, als Columbo die Makrolinse bestellte.
Anders Abschlusskommentar: "Ein Hund. Und sowas ist nun der beste Freund des Menschen" und dazu der schiefe Blick zum Hund fand ich einfach köstlich.
Auch wie er sich noch tröstet damit, dass er wenigstens nochmal selbst in die Schlagzeilen seiner Sendung kommt, hat mir sehr gut gefallen.
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