Bewertet "Mord in eigener Regie"

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5
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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon Topi » Do, 05.02.2015 22:14


Ich interpretiere das etwas anders.
Erstmal mir gefällt an dieser Folge, dass sie den Quotendruck in der Privatferneseh-Landschaft recht realistisch abzubilden scheint.

Kay ist ja im Grunde nicht an den harten Mechnismen gescheitert. Sie hat es ja trotz allem sehr weit gebracht. Kay hat meiner Ansicht nach nicht überlegt, sondern reflexhaft gehandelt.
Zunächst hat sie sich verschätzt. Sie sagt dem TV-Gott, er hätte "The Professionell" ohnehin nicht gemocht. Das sei ihr Eindruck gewesen.
Darauf widerspricht er ihr harsch. Sie hätte seine Mimik falsch gedeutet - und es stünde ihr auch nicht zu auf eigene Faust Schlüsse zu ziehen. Im Gegenteil: Der Film sei hervorragend und sie hätte ihn vergeudet, weil sie ihn ohne Vorankündigung (Werbung) ausgestrahlt hat.
Ihr lag viel an diesem Film (ihr Baby) und vielleicht hatte sie Angst, der Streifen würde im Regal versauern. Mit Sicherheit hat sie gehofft, dass der Film großen Anklang finden wird.
Aber ohne Werbung verpuffte er eben einfach.

Kay hat sich diesmal verschätzt. Hinter ihrer spontanen Programmänderung steckte genau die Kaltblütigkeit, mit der sie auch ihren Ex-Lover abgeknallt hat: Ich riskiere alles. Entweder es klappt- oder es klappt nicht. Das sind beides Taten, die nicht auf lange Faust geplant wurden.
Das ist wie im Straßenverkehr, wenn sich plötzlich eine Lücke in der schnelleren Nachbarspur auftut: Schnell rein. Entweder es kracht-oder ich habe Glück.
Und da meine ich, dass die Sache mit ihrer Freundin nicht wirklich ins Kay-System passt. Kay war ja wohl nicht dafür verantwortlich, dass man ihr einen Vertrag für die Live-Show gegeben hatte. Aber Kay musste nun mit dem Problem fertig werden. Ich denke, dass Kay Valerie (Freundin hin oder her) sofort gefeuert häte, um kein Risiko einzugehen. Vielleicht hätte sie jemandem aus der 2. Reihe eine Chance gegeben.
Dass ein neues Buch, ein Film, alles was Publikum sucht eine geschickte Werbung braucht, ist doch das A und O. Die Regel hat eine Kay allemal drauf.

Mein Gefühl beim Gucken dieser Folge war, dass sie sich gerade nicht gefreut hat, eine Chance für ihren Film zu bekommen. Kay war hektisch und ganz schön am Rudern.

Grüße
Topi
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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon martha » Do, 05.02.2015 23:45


Ja, das überzeugt mich.
Ich hab ja jetzt wieder intensiv Dschungelcamp geguckt und frage mich, ob man Kay nicht zumindest ansatzweise mit Walter Freiwald in Verbindung bringen kann.
So eine naive Form von Selbstüberschätzung gepaart mit krampfhaftem Bemühen, eigene Defizite derart zu potenzieren, dass sie publikumswirksam werden.
Walter ist mit dieser Taktik nicht annähernd Dschungelkönig geworden, weil zwischen Selbst-und Fremdwahrnehmung dann wohl doch eine zu große Lücke klaffte.
Das Problem ist doch, dass zu gewollte Lebensentwürfe scheitern, weil ihnen einfach eine Souveränität fehlt, Dinge halbwegs frei zu betrachten.
Wenn Mark da die Pistole auf das Bett wirft und irgendwie sagt: Du bist doch eigentlich die perfekte Mörderin...dann ist das für Kay kein Witz, sondern mehr oder weniger ein Auftrag, quasi als Anregung geschmückt.
Sie redet sich das zumindest ein.
Kay Freestone hat da für mich schon einen Sonderstatus unter den Mördern, weil ihr jegliche Lockerheit fehlt.
Das ist für mich keine souveräne Kaltblütigkeit...das ist ein Zwang.
Vielleicht hätte ein guter Therapeut ihr im Vorfeld helfen können...so aber bleibt sie sich selbst überlassen und reitet sich immer weiter in ihr Unglück.
Ich leide immer mit dieser Frau.
Ich kann auch nix dran ändern.
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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon Topi » Fr, 06.02.2015 00:14


Sehr interessant Kay und Walter Freiwald in Verbindung zu bringen. Ich habe das Dschungelcamp auch geguckt. Mir macht das jedes Jahr einfach Spaß.

Da ist was dran. Beide haben sich überschätzt - oder vielleicht sollte man sagen, dass sie die Anderen unterschätzten? Das ist ja noch gefährlicher.
Ich bin mir nicht sicher, wie ich ihre Motivlage einschätzen soll. Das macht die Folge aber um so interessanter: Es geht nicht nur um Geld / Macht/ Eifersucht...

Sie will sich an ihm rächen, das ist wohl klar.
Sie scheint auch damit zu rechnen, dass sie seine Position erben wird.
Ein Indiz dafür ist, dass sie irritiert regiert, als sie erfährt, dass sie seine Position nur kommissarisch übernimmt, bis alles Weitere entschieden ist.
Das nächste Indiz ist, dass sie, als sie sein Büro beziehen will, sich anhören muss, dass das unpassend ist.

Alles in allem ist sie wohl ein besonders unentspannter und hungriger Underdog, der sich alles im Leben hart erkämpfen musste. Ihre Beziehung zum Opfer war wohl auch in erster Linie eine "Arbeitsbeziehung". Ich gehe mal davon aus, dass sie auch da mehr Gefühl investiert hat als er.
Er will sie abfinden und austauschen. Das war wohl der Ausschlag. Die Pistole, von ihm ins Spiel gebracht, wurde vielleicht von ihr nicht direkt als "Auftrag", sondern als sportliche Herausforderung gesehen.
Die info, dass er seinen Nachfolger bestimmen konnte und nicht sie genannt hat, war eigentlich nicht nötig. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass solche Positionen vererbt werden. Er hätte sie mit ausgezeichneen Referenzen ausstatten können, was unterblieb...

Um bei deinem Vergleich zu bleiben: Walter wurde bisher auch nicht Bundespräsident, obwohl er bestens geeignet ist... :D

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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon martha » Fr, 06.02.2015 23:38


Interessant ist ja auch, dass bei Leuten, die sich alles so hart erkämpfen mussten, immer die Kindheit in den Fokus rückt.
Kay trifft sich mit Columbo ja auch in diesem verfallenen Haus, in dem ihre Mutter offenbar mehrere Kinder unter erschwerten Bedingungen großziehen musste.
Ich kann mich an keinen anderen Mörder erinnern, der Kindheitserlebnisse auch nur annähernd geschildert hätte.
Hier wird es aber zum Prinzip erklärt, und Columbo packt für seine Sippschaft gleich noch 'n paar Geschwister drauf.
Ist auch wieder so 'ne Anpassung von ihm an die ärmlichen Familienverhältnisse der Mörderin:
Deine Mutter hat 3 Kinder großgezogen, meine Mutti aber sechs.
Das ist 'ne gesunde Basis von Schicksal, mit der er Kay sogar dazu bringt, ihm den Nacken zu massieren.
Columbo hier wieder sehr einfühlsam... diesmal in puncto Schicksalsgemeinschaft.
Auch Walter Freiwald berichtete ja über seine Jugend: er wurde geschlagen und verließ schon mit 17 die elterliche Wohnung.
Gut, das ist jetzt die negative Seite von Kindheitserinnerungen, aber ebenso emotional rübergebracht.
Was ich nur sagen will:
Bei Kay wird Gefühl transportiert und ich bin als Zuschauer durchaus bereit das anzunehmen.
Ich kann letztlich machen was ich will: Ich lande immer wieder bei Mitleid.
Und die Story streut dahingehend halt genügend Futter, um das für mich zu verstärken.
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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon Topi » Fr, 06.02.2015 23:58


Bravo. Sehr gut analysiert. Genau so haben die Drehbuchautoren den Auffstieg und Fall der Kay geplant.
Das Columbo so mit ihr spielt, wird mir erst jetzt klar.
Ihr Fall ist ja eigentlich auch untypisch.
Sie ist so mit der Rettung ihrer Karriere beschäftigt, dass sie Columbo kaum wahrnimmt. Zum Schluss, als sie die verkorksten Dreharbeiten zusammenstreicht (jetzt seid ihr halbwegs in der Drehplan...) und Columbo auch noch dazwischenkommt, ist sie genervt.
Aber: Sie ist wirklich genervt, weil sie ihren stressigen Job macht. Die anderen genervten Mörder suchen nur nach Ausreden, um Columbo aus dem Weg zu gehen.)

Ich gucke diese Folge beim nächsten Mal genauer. Mich würde interessieren ob man irgendwann erkennt, dass er Kay im Sack hat. Die Pistole auf dem Fahrstuhl war ja eine Falle.
Ja, er hat einen Instinkt und kennt seinen Mörder sofort, aber am Anfang ist es ein Schnuppern und Überlegen, wie er ihn oder sie packen kann.

Ob er die Sicherheit hat, während sie ihm den Nacken massiert?
Holt er die Infos aus ihr heraus, um besser zu verstehen, wie sie tickt?
Wahrscheinlich.....Dann ist das aber auf den 2. Blick eine Folge, die untypisch ist.

Grüße
Topi

Walter.....ich glaube, dass er sich mit seiner Gechichte etwas ausgerechnet hat. Seine Eltern leben nicht mehr....und können sich nicht wehren. Das war der Punkt, wo er noch mehr bei mir durch war...war er vorher schon...Der Mann weiss, wie die Medien funktionieren. Er hat wohl nur gedacht und gehofft, dass alles mehr nach seinen Wünschen laufen würde.
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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon Klaus » Fr, 22.05.2015 09:00


Diese Folge beinhaltet den wohl riskantesten Mordplan in der gesamten Serie überhaupt. Kay Freestone musste während der vier Minuten, die sie sich selber hierfür gegeben hatte, ja auf folgendes hoffen:

- Filmvorführer Walter durfte keinesfalls früher aus dem Archiv zurückkommen;
- niemand durfte sie auf ihrem Weg zu und von Marks Büro sehen;
- keiner der drei Herren, die sich Kays Film "The Professional" anschauten, hätte in diesem Zeitraum eine mögliche Frage an sie stellen dürfen, was ja zumindest bei Flanagan, dem Chef des Senders, durchaus möglich gewesen wäre. Bei nur einer Abweichung von den vorstehenden Punkten wäre ihr scheinbar perfektes Alibi wie eine Seifenblase zerplatzt. :noidea:

Das erinnert mich glatt an den zurzeit tobenden Abstiegskampf in der Bundesliga, wo genauso viele Vorkommnisse sogar zusammen nicht eintreten dürften, damit der HSV am Samstag doch noch den direkten Klassenerhalt schafft.

Was mich jedoch an dieser ansonsten sehr guten Episode bis heute etwas stört: hätte der erfahrene Filmvorführer Walter trotz des von Kay vorgestellten Zählers am Projektor aufgrund seines Zeitempfindens nicht erkennen müssen, dass es für einen Rollenwechsel in zwei Minuten noch viel zu früh ist??? Aber weder gegenüber ihr noch Columbo äußert er sich entsprechend. Vermutlich war er wohl einfach zu sehr in sein Schiffsmodell vertieft, aber trotzdem... ?-/

Gruß
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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon TheArrow1987 » So, 21.06.2015 14:31


Ich fand den Mordplan sehr spannend und interessant, einer meiner Favoriten. Auch wenn man mit jeder Szene merkt, dass K. Freestone immer überforderter wird. Lustig auch, als die oben ist, und Columbo auf den ganzen Monitoren zu sehen ist, "ich muss mit ihnen sprechen!", die versucht ihn wegzudrücken und schafft es nicht. :D

Auch lustig und atmosphärisch, wie Columbo alleine am Pult rumspielt.
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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon crocodile » Di, 15.09.2015 10:51


Ich sehe diese Episode überwiegend positiv.

Zunächst gibt es ein nachvollziehbares Motiv. Kay Freestone wird von ihrem Chef und Liebhaber eiskalt abgewaschen, lässt sich auch von einem Benz nicht trösten, höhö. Diese einleitende Szene gefällt mir atmosphärisch außerordentlich gut.

Anschließend folgt ein spannend inszenierter Mordplan. Klasse Idee mit der Sekundenzählerei, dazu die passende musikalische Untermalung. Spitze! Aufstieg und Fall der Mörderin wird auch toll umgesetzt. Die zunehmende Überforderung im neuen Job, dazu die „Klette“ Columbo. Ich leide förmlich mit als Kay Freestone am Ende verzweifelt versucht, dem Inspektor zu entfliehen.

Indizien sind vielleicht etwas rar gesäht. Mir fällt da nur die Brille ein oder der weggeworfene Handschuh. Ansonsten sind es eher Zufälle die Columbo auf die richtige Spur bringen. Insgesamt ok, aber nicht überragend. Der Trick mit der Waffe reiht sich da mit ein. Ist nicht so der Clou wie in anderen Folgen, beispielsweise der Wohnungstrick in „Meine Tote – Deine Tote“.

Eine Szene die mir überhaupt nicht gefällt ist Columbos Spielerei an den Monitoren. Das wird doch arg in die Länge gezogen. Ein wenig nervig ist diese Tänzerin oder Sängerin, welche die geplante Show vermasselt, der „Zonk“ von Kay Freestone. Ansonsten gefallen mir alle Haupt- und Nebenfiguren sehr gut.

4 Punkte.
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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon Kolumbus » Di, 20.10.2015 09:26


4 Punkte von mir.
Charismatische Mörderin, spannender Mord, Columbo und Kay Freestone harmonieren gut miteinander.
1 Punkt Abzug wegen einiger Längen. zb diese Nebenhandlung um Valerie, also der ehemalige Star, der bei Kay wohnt, wurde mir zu sehr ausgewalzt und wirkte für mich irgendwie wie ein Fremdkörper.

Was ich gar nicht verstanden habe: Columbo und Kay stehen im Fahrstuhl. Kay blickt nach oben und bemerkt die Waffe, die sie selbst dort versteckt hat. Nachdem Columbo den Fahrstuhl verlassen hat, fährt Kay wieder nach oben, öffnet die Aufzuckdecke und holt die Waffe.
Frage: Warum untersucht Columbo nicht einfach ihre Tasche, nachdem sie den Fahrstuhl verlassen hat? Welchen Grund hätte sie haben sollen, die Waffe einzusammeln, wenn sie nicht die Mörderin ist?
Stattdessen: Es wird von Columbos Team einmal ein Video von der Farstuhldecke mit Waffe gedreht und nachdem Kay den Fahrstuhl verlassen hat, wird nochmal eins gedreht, wo die Waffe nicht mehr zu sehen ist. Und das alles, um zu beweisen, dass sie die Waffe genommen hat!
?-/ ?-/ ?-/
Da frag ich mich dann schon: Warum einfach, wenns auch kompliziert geht...Wie gesagt: Man hätte auch einfach ihre Tasche durchsuchen können...
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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon zimtspinne » Di, 20.10.2015 18:04


Vielleicht war Keys Blick nach oben zur versteckten Waffe ja gar nicht der Auslöser für den Verdacht Columbos in Bezug auf sie.

Ich hab die Abfolge aber auch gerade gar nicht 100% parat.

Hatte Columbos Team die Waffe dort gefunden und belassen, um zu sehen, wer sie holt? Oder fiel Columbo doch der Blick im Aufzug auf?

Wie auch immer, das Handeln der Polizei ist eh unlogisch.
Was die Fallenstellerei angeht.
Allerdings sah ich vor einem Weilchen eine Morddoku, in der ein Ermittler dem mutmaßlichen Mörder auch eine total blöde Falle stellte. Die war beinah schon columboverdächtig. Hätte ich nie für möglich gehalten, dass die echten Ermittler auch zu solchen Mitteln greifen.
Leider weiß ich nicht mehr genau, wie die Falle aufgebaut war. Ich dachte noch, muss ich mir merken und hier mal berichten... das ist wirklich interessant, weil wir uns ja schon oft über die grenzwertigen oder hanebüchenen Fallen bei unserem Inspektor aufgeregt haben.
Wenn ich mal Zeit hab, schau ich noch mal in meinem Archiv nach. Hatte das extra behalten.
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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon Kolumbus » Di, 20.10.2015 20:14


zimtspinne hat geschrieben:Vielleicht war Keys Blick nach oben zur versteckten Waffe ja gar nicht der Auslöser für den Verdacht Columbos in Bezug auf sie.

Ich hab die Abfolge aber auch gerade gar nicht 100% parat.

Hatte Columbos Team die Waffe dort gefunden und belassen, um zu sehen, wer sie holt? Oder fiel Columbo doch der Blick im Aufzug auf?



Es war so: Die Polizei hatte die Waffe auf dem Dach des Fahrstuhls gefunden. Dann haben sie eine identische Waffe so auf dem Fahrstuhldach drapiert, dass man sie durchs Glas sehen konnte.
Es konnte Columbo unmöglich entgangen sein, dass Kay während der gemeinsamen Fahrt im Fahrstuhl total nervös war - und als sie dann, kaum unten angekommen, sofort alleine wieder nach oben fahren wollte, war klar, dass sie die Waffe beseitigen will.

PS: Was mir auch noch in dieser Folge aufgefallen ist: Das Kennzeichen, welches das Auto ziert, welches der ermorderte Liebhaber der Mörderin als Abschiedsgeschenkt hat zukommen lassen, lautet: Kay 1!
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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon Klaus » Di, 20.10.2015 20:49


Kolumbus hat geschrieben:Da frag ich mich dann schon: Warum einfach, wenns auch kompliziert geht...Wie gesagt: Man hätte auch einfach ihre Tasche durchsuchen können...


Natürlich hätte Columbo das machen können, übrigens darf (auch) bei uns ausschließlich die Polizei Taschen o. ä. bei Verdacht durchsuchen. Dann wäre Kay Freestone jedoch schon zu diesem Zeitpunkt von Columbo durch dieses erdrückende Indiz praktisch überführt worden und die Folge danach zu Ende gewesen, es sei denn, sie hätte den Inspektor davon überzeugen können, dass sie zu später Stunde in Ermangelung einer Reinigungskraft die Fahrstuhlkabine samt Deckenverkleidung gesäubert und dabei die Waffe lediglich gefunden hat. :idea:

Gruß
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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon smeagol » Di, 17.07.2018 15:37


Dies ist eine Folge über das Film und Fernseh Business. Und man hat so das Gefühl, dass die Columbo-Macher, was ja selbst erfolgreichster Fernsehfilm ist, hier ebenfalls allerbestes Material produzieren wollten. Wirklich eine meisterliche Folge.
Kay kann einem ja wirklich leid tun. Da hat sie sich hochgearbeitet, man merkt ihr die einfache Herkunft richtig an. Und ist nun weit oben angelangt. Ihr Freund wird befördert, und wie zahlt sich das nun für sie aus? Ganz und gar nicht. Im Gegenteil, Sie mache wunderbare Arbeit in ihrem Gebiet, sagt ihr unverblümt ihr späteres Opfer, aber für den seinen Job wäre sie nicht bereit genug. Die Verbittertheit von Kay ist selbst beim siebten mal schauen richtig spührbar. Und das tragische daran ist: Er hat halt recht, sie ist dem Job (noch) nicht gewachsen. Das wird man nämlich fortan beobachten können.
Dieses Profil der Täterin, die Strebsamkeit, die professionalität aber auch ihre einfache Herkunft, ihre Menschlichkeit und ihr brachiales Vorgehen, dieses wird nun mehrfach in den Taten gespiegelt. Das ist hier meisterlich umgesetzt, verstehen aber ev. einige nicht als solches, indem sie die Fehler der Täterin und Nebengeschichten falsch einschätzen.
Spiegelung: Die Tat bereitet Kay minutiös vor. Mir gefällt das Tonband mit der Restzeit, das sie trägt. Der Trick mit der Zeit und den Filmrollen und dem Wechsel.. wunderbar erdacht. Alles funktioniert, oder eben dann doch nicht. Der Securitymann, der da im weg steht, bringt sofort Hektik rein, das Funktionieren hängt plötzlich an einem Faden. Danach kann sie die Handschuhe nicht mehr vernünftig entsorgen.
Spiegelung: Sie wird gebeten, die Aufgaben zu übernehmen. Sie übernimmt aber gleich die Position, was ihr dann der Big Boss ankreidet. Da fehlt ihr neben dem Strebsamen das Menschliche zurückhaltende.
Spiegelung: Ihre Freundin Valerie lässt sie nicht fallen. Hier ist ihre Menschlichkeit, aber am falschen Ort. Als Programmverantwortliche ist sie dafür verantwortlich, dass dieses steht, da muss sie früh genug eingreifen.
Spiegelung: Als Programmverantwortliche muss dieses funktionieren. Bei ihr werden Produktionen verschlampt, es werden Arbeiten nicht durchgeführt etc. Sie hat es eben nicht im Griff. Den Professional Film zu zeigen anstatt der Live show ist sehr diletantisch und würde wohl generell zu einer Absetzung folgen. Eine Millionenproduktion einfach so verramschen kann sich tatsächlich keiner leisten, und dies ohne Absprachen.
Auch der Big Boss ist wunderbar gespielt, ohne harte Worte kommt er exakt zum Punkt. Generell sind die Personen wunderbar gezeichnet und gespielt. Mir gefällt es immer, wenn sich eine Geschichte mit den Personen entwickelt, und das ist hier sehr der Fall.
Ein, zwei Sachen gefallen mir auch weniger: Etwa Columbos spielerei mit dem Regiepult. Man hat das Gefühl, dass man da noch etwas Zeit füllen musste, schade, denn es dauert gefühlt doch recht lange.
Columbo löst den Fall auf, indem er zusammenkombiniert, dass der Rollenwechsel genau vor der Rückkehr des Abspielers erfolgt sein muss. Dies, indem er gerade mal 20 Sekunden des Films zu sehen kriegt und dann minutiös zusammenkombinieren kann, was das alles bezüglich dem Wechsel bedeuten muss. Das stimmt zwar, aber hier ist das selbst für den Verstand von Columbo mir etwas gar viel Vorstellungsgabe.
Noch ein Punkt ist mir wichtig. Columbo klärt des Öfteren nicht nur die Tat, sondern auch den Hintergrund auf. So auch hier. Meisterlich erkennt er die Person der Täterin. Kann aufzeigen, dass sie mit einem schönen Auto abgefertigt worden ist, erkennt ihre Persönlichkeit und auch guten Seiten. Das ist grosse Klasse.
Weiter erwähnenswert ist der Musiktrack, der die Spannung und Stimmung wunderbar untermalt respektive aufkommen lässt.
5 Punkte für eine meiner Lieblingsfolgen, in ein paar Bereichen sogar mein absoluter Favorit.
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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon Columbologe » Do, 11.10.2018 23:07


Nach dem Motto "Weniger ist mehr" hätte man "Mord in eigener Regie" als 70-Minuten-Episode konzipieren und drehen sollen. Auf unnötige Szenen (wie Kays Abhören des selbst aufgenommenen Ohrstöpsel-Countdowns oder Columbos Spielerei am Regiepult) hätte man ebenso gut verzichten können wie auf den faden Handlungsstrang mit Valerie Kirk. Vergleicht man das schleppende Erzähltempo der ungeschnittenen RTL-Version mit der straffen 72-minütigen ARD-Fassung, hat man das Gefühl, zwei ganz unterschiedliche Filme zu sehen. Ich schaue nur noch die 72-min-Version, und nur in dieser rechne ich die Folge zu den glorreichen Fünf der letzten Staffel der ersten Ära.
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Re: Bewertet "Mord in eigener Regie"

Beitragvon Patrick_B » Sa, 27.04.2019 21:35


Was meiner Meinung an dieser Episode besonders hervorsticht, ist die gelungene Charakterstudie der Mörderin Freestone. Wir lernen jede Menge über ihre Persönlichkeit und ihre Motivationen, ohne dass dies aufgesetzt wirkt. Auch ihre Defizite werden glaubwürdig herausgearbeitet und spielen für die Handlung eine signifikante Rolle. Dieser Aspekt wurde bisher in keiner Columbo-Episode so gelungen umgesetzt. Das ist natürlich auch der hervorragenden schauspielerischen Leistung von Trish Van Devere zu verdanken.

Auch der Plot, also der Mord und die Auflösung, funktionieren grundsätzlich gut. Der Plan ist zwar äußerst riskant (sehr knapp bemessen, der Filmvorführer müsste aufgrund seiner offensichtlichen Expertise merken dass die Zeit nicht stimmen kann oder könnte zu früh vom Ausflug in die Warenannahme zurückkehren), gefällt mir aber aufgrund der gelungenen Inszenierung mit der Tonbandaufnahme trotzdem gut. Die Schlussszene ist fantastisch. Leider sind mir die Ermittlungen Columbos teilweise etwas zu zufällig: er ist zufällig in des Opfers Haus als Freestones Blazer von der Reinigung kommt und Columbo schaltet zufällig an der richtigen Stelle des richtigen Films ein, der ihm den entscheidenden Tipp gibt.

Ich glaube, der Film hätte von einer 70minütigen Laufzeit profitiert. Der gesamte Subplot mit der Schauspielerin, die die Liveaufführung platzen lässt, ist mir zu konstruiert und unglaubwürdig (bei so einer Großproduktion gibt es garantiert Stand-Ins, also Ersatzschauspieler für genau solche Situationen). Auch die sinnlose und langweilige Szene, an der Columbo am Regiepult herumspielt, hätte ich garantiert nicht vermisst. Das hätte man alles bestimmt eleganter und kürzer lösen können.

Ich bin mir sicher, für eine kurze Folge hätte ich fünf Punkte gezückt. Leider muss ich aufgrund der Defizite einen Punkt abziehen. Aber falls ich irgendwann mal eine Rangfolge der Vier-Punkte-Folgen aufstellen sollte, wird diese Folge weit oben stehen.
Patrick_B
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