Ich veranstalte gerade ein Columbo-Revivel. ZDF-Neo wiederholt alle Folgen.
Interessant, wie kontrovers ihr diese Folge seht.
Ich fasse mich kurz, weil ja schon fast alles von euch gesagt worden ist.
Bemerkenswert finde ich an dieser und an der gestern gezeigten Folge (Tödliche Kriegsspiele), dass den Machern durchaus bewusst war, dass sie eine Marke bedienen.
Gestern zeigte das Schlussbild einen aus Zinn gegossenen (Miniatur)-Columbo, heute einen gemalten. (Das typische Barsini-rot wurde nicht verwendet).
Columbo als Skulptur und als Portrait in Öl - erstarrt und doch sehenswert
Wenn man mit einer Marke umgeht, weiss was man was sie kann und was nicht. Sehr schön, dass uns Columbo hier an seinen Grenzen gezeigt wird. Der Kleinbürger hat seine Probleme mit dem süßen Leben am Strand - obwohl ihm "La dolce Vita" doch ein Begriff sein sollte - und was ein Macho ist, sollte er als Italiener auch wissen. Sehr niedlich, wie er da Neuland betritt ....und als er feststellt, dass auch im Hause des Künstlers die Eifersucht regiert, kommt seine Welt wieder in Ordnung.
Dabei sind es doch gerade die Spannungen zwischen seinen zänkischen Weibern, die den Künstler inspirieren.
Martha (deren Beiträge ich über alles schätze) schrieb hier (vor Jahren), dass mit der Entdeckung der Eifersucht doch das Motiv gefunden war. Warum also noch ein zweites Motiv einführen?
Das wahre Motiv wird doch vor dem Mord angedeutet, bevor Columbo bei Barsini aufschlägt.
Was darf seine 1. Frau nicht verraten? Der Künstler ist doch sehr besorgt, die Welt könnte von ihr erfahren, was er vor vielen Jahren verbrochen hat, als sie sich von ihm trennt.
Wir sehen (vor dem Mord) in der kleinen Taverne das Foto und wissen, der Herr mit dem Monokel ist das Opfe, das irgendwo verscharrt wurde.
....Sehr schön auch, dass die Geschiedene die 1. Frau genannt wird. Ein schönes Wortspiel. Die aktuelle Frau ist (nur) die 2.
Ja, die Kontaktlinse. Wirklich schade, dass der geneigte Zuschauer diesen Dreh schon kennt. Hier hätte man sie mit beiden Kontaktlinsen im Wasser finden sollen - und Columbo hätte sich gewundert, dass sie mit den Linsen schwimmen gegangen ist. Könnte mir vorstellen, dass man das damals nicht getan hat. (Bin mir aber nicht sicher.....oder das Thema wäre besser ganz geblieben...). Man hätte da auch eine andere Stolperfalle finden können.
Vor allem mache ich dieser Folge einen Vorwurf: Die Floskel, die dem Mörder gebührt, wird an den unschuldigen Psychiater verschwendet.
Columbo: "Wenn ich den Täter habe, erfahren Sie es als Erster!"
Schade, denn das ist der Moment, der mich immer still vergnügt.
Ich mag diese Folge sehr gerne, weil sie etwas anders ist.
Der Gegensatz zwischen Licht (Strand) und Schatten (Träume) ist gelungen.
Wenn ich mir eine Columbosammlung für die Ewigkeit zusammenstellen sollte, wäre diese Folge dabei.
Grüße
Topi
P.S. Kleinliche Anmerkungen:
Ein frisches Bild unter einem Tuch oder Papier - eng aufliegend - das geht gar nicht. Die Farbe würde verschmiert werden. Da würde man das Motiv als Untermalung dünn anlegen. Die Farbe ist nach einer Stunde trocken, das Bild kann abgedeckt werden und vor Ort kann man die frische Farbe draufhauen.
Die beiden Grazien mit Alkohol in der Sauna....mich hat´s geschüttelt (und nicht gerührt) ...tödlich....Hat die Frau des Malers ihren Alk eigentlich auf die Steine gegossen und ihre Widersacherin trinken lassen?
Wie hier jemand schrieb: Ein Kunstmaler testet als erstes, ob er fließendes Wasser hat und es ist natürlich klar, wenn das Malen als Alibi gebraucht wird, muss Farbe auf dem Boden und im Waschbecken sein. Da würde ja ein Polizeischüler draufkommen.