von sagittarius » Fr, 03.09.2010 12:34
Der Hund ist der beste Freund des Menschen? Das ist sicher nicht die Meinung von Wade Anders. Der Hund seines Opfers Budd Clarke hinterlässt an seinem Wagen spezifische Kratzspuren, da dem Hund eine Kralle fehlt. Dieselben Kratzspuren weist ebenso Columbos Auto auf, denn auch Columbo wurde von Clarkes Hund freudig begrüßt. Anders hätte sein Auto 50 Meter entfernt parken sollen.
So begeht Wade Anders, um den Erpresser Budd Clarke loszuwerden, eine Reihe von Fehlern, die überwiegend vermeidbar gewesen wären. Saubere Zigarettenfilter am Tatort verraten Columbo, dass diese Zigaretten nicht geraucht, sondern nur abgebrannt wurden und das, obwohl Clarke ein Kettenraucher ist. Als Nichtraucher konnte Anders wohl nicht wissen, dass Zigarettenfilter gewöhnlich einen Fleck aufweisen. Andererseits: Wenn man sich mit einem Gegenstand nicht auskennt, muss man sich kundig machen oder es lassen. Unwissenheit schützt bekanntlich nicht vor Strafe. Aber ein Anschlag mit vergifteten Zigaretten bot sich beim Kettenraucher Budd Clarke geradezu an. Nur warum legte Anders die abgebrannten Zigarettenreste überhaupt hin? Wahrscheinlich wäre dann der Mord gar nicht erkannt, sondern Herzversagen angenommen worden.
Nun spielen GROSSBUCHSTABEN eine Rolle, die Clarkes Überschriften seiner Nachrichtentexte auszeichnen. Anders hinterlässt auf Clarkes PC und auf Papier einen Text in korrekter Schreibweise. Dumm, wenn man die Standards anderer Leute nicht kennt! Fehlende Fingerabdrücke auf der Rückseite beweisen, dass das Opfer dieses Blatt nie in Händen gehalten hat. Für Columbo belegen die bekannt gewordenen Fakten einen Mord.
Einige von Clarke auf Band gesprochene Worte führen Columbo zu einem Pornoladen, wo er von einem Videofilm erfährt, in dem Wade Anders einst als Pornostar auftrat. Diesen Film erhielt Budd Clarke, der neidisch auf Anders Sendung "Crimealert" war. Nun kennt Columbo das Motiv.
"Der kluge Mann baut vor" könnte Anders Motto sein. In seinem Büro zeichnet eine Kamera Kommen und Gehen auf. Er schneidet das Kommen am Mordtag, einem Samstag und das Verlassen am Abend zuvor zusammen, um so den Eindruck zu erwecken, er sei den ganzen Samstag im Büro gewesen. Aber wie beim Hund, dem eine Kralle fehlt, schlägt wieder der Zufall zu. Ausgerechnet am Samstagmorgen schneidet ein Gärtner eine Hecke, die die Kamera im Blick hat. So zeigt Anders Video beim Betreten des Gebäudes eine geschnittene Hecke, beim Verlassen eine ungeschnittene. Wade Anders ist entlarvt.
Warum veröffentlicht Budd Clarke das belastende Video nicht einfach anstatt zu erpressen, das Ergebnis ist doch dasselbe? Will er Anders einen guten Abgang gewähren, einen Akt von "Fairness"? Dieser Begriff ist beiden Personen wohl fremd. Aber: Clarke und Anders arbeiten beim gleichen Sender, sind also Kollegen; hätte Clarke die Affäre wie angedroht veröffentlicht, stünde er als Denunziant dar und es ist fraglich, ob er vom Rücktritt Anders' profitiert hätte. Es wäre Clarke also lieber gewesen, Anders wäre stillschweigend gegangen, dann hätte Clarke das Video nicht veröffentlichen müssen.
Gefallen hat mir die Szene, in der das Verbrecherpaar verhaftet wird. Anders macht Werbung für sich und seine Sendung, zugleich ist es ein gelungener Abschluss zur Eingangsszene.
Die Szene im Hundesalon hätte man ausbauen können. Ich hätte gerne gesehen, wie "Hund" behandelt wird.
Insgesamt gesehen ist dieser Columbo überdurchschnittlich gut, aber er hat auch Schwächen. Der Fall ist einfach strukturiert, es gibt keine unvorhersehbare Entwicklung, keine Überraschung. Auch das Columbo-Mörder-Spiel wird nicht voll genutzt, Wade Anders wirkt phlegmatisch sowie "glatt und ölig", wie Budd Clarke bemerkt.
Bei der Bewertung reicht es noch für 4 Punkte.
"So was wie den perfekten Mord gibt es nicht. Das ist nur eine Illusion."