Eine der besten Episoden – 5 Punkte. Cassidy spielt hier seine beste Columbo-Rolle. Seine vorherigen beiden Rollen sind schon gut, aber hier legt er noch mal ein Quäntchen oben drauf.
Santini hat als Mörder einfach etwas, dass man nur schwer trainieren oder lernen kann – eine gewisse Aura (oder wie Franz Beckenbauer sagen würde: eine Aurora
). Er ist bestimmend, meinungsstark und eloquent, ohne aber die Grenze zum schmierigen oder arroganten Macho zu überschreiten. Klar ist er Boshaft, aber nicht so ekelhaft schmierig oder unnötig polternd wie andere Mörder. Vor dieser Persönlichkeit hätte ich Respekt und diesen erarbeitet sich Santini nicht durch übertriebenes poltern, seinen Beruf oder seinen Status, sondern alleine durch seine Ausstrahlung.
Columbos Untersuchung am Tatort sind wirklich gelungen. Toll wie er die Lage der Leiche erklärt und dadurch die Schlussfolgerung zieht, dass jemand an der Tür hantiert haben muss. Somit fällt sein Verdacht auf Santini. Seine Kunst Schlösser zu knacken testet Columbo am folgenden Abend vor Publikum. Auch das ist sehr clever von Columbo, da Santini vor seinem Publikum nicht versagen will.
Des Weiteren überzeugt die Erklärung, wie Columbo aufgrund der Schweißflecken am Hemdrücken und der Lesebrille darauf schließt, dass Jerome an der Schreibmaschine gesessen haben muss.
Über die Rolle von Sgt. Wilson bin ich etwas zwiegespalten. Unterm Strich gefällt er mir, da er einen neuen, frischen Wind in die Ermittlungen bringt. Witzig, wie er ständig Columbos Mantel findet, obwohl er ihn doch gar nicht finden soll.
Auf der anderen Seit nervt seine Naivität schon ein bisschen. Am Ende habe ich schon gar nicht mehr zugehört, wen er denn jetzt schon wieder verdächtigt.
Noch schlimmer fand ich die Szene hinter den Kulissen des Kabaretts am Abend nach dem Mord. Columbo sucht während des Wassertank-Tricks nach dem wahren Aufenthaltsort von Santini und begegnet dabei Sgt. Wilson. Dieser sagt dann nur: „Der ist doch im Wassertank“.
Sorry, aber ein Mann, der eine Anstellung bei der Mordkommission gefunden hat, sollte doch soviel Intelligenz besitzen, um zu wissen, dass Santini niemals im Tank sein kann.
Fazit: Ein Haar in der Suppe findet sich wohl überall, hier ist es aber wirklich ganz winzig. "Wenn der Schein trügt" ist eine der besten Columbo-Episoden.
P.S Thema Synchronisation: Dies war eine meiner allerersten Columbo-Episoden auf RTL Ende der 90er. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auf RTL damals noch die "entschärfte" Synchro lief. Ich kann mich nämlich noch daran erinnern, wie mein Vater mir erklärte, dass Santini eigentlich ein ganz anderes Mordmotiv hat und kein Bankräuber ist. Entweder trügt meine Erinnerung mich komplett oder RTL hat erst später die "richtige" Synchro gezeigt. Ein Nazi als Mörder - offensichtlich auch Ende der 90er noch ein sensibles Thema in Deutschland (und eigentlich auch heute noch).