Columbo-Mörderspiel einmal anders - hier wird sich nicht umgarnt wie Katz und Maus, sondern eher wie zwei verliebte Turteltäubchen. Von Columbo natürlich nur Kalkül, um seinen Fall zu lösen, versteht sich. Überhaupt weicht die Folge so ziemlich von allen liebgewonnenen Columbo-Prinzipien ab. Der eigentlich so höfliche und scheinbar devote Inspektor grantelt, krakelt nach Orangensaft, nach Marmelade, hat bisweilen einen Blick drauf wie Gary Cooper und bedankt sich nicht einmal für den ihm gebrachten Kaffee. Dafür zeigt er, dass er nicht nur Inspektor ist, sondern auch ein Mann, lässt sich liebkosen, die Lippen beschmieren, sich Krawatten um den Hals binden und Hundekörbe schenken - Letzteres kann doch nur sein Vaterherz berühren, oder? Auch etwas, das zum Mannsein gehört.
Die Idee mit der Heizdecke indes ist genial. Denn nur auf diese Weise braucht man sich kein kompliziertes Alibi zu basteln. Man braucht nicht mit zeitansagenden Kopfhörern im Ohr zum Tatort zu hasten, man braucht keine Videobänder zu fälschen und die Gefahr einzugehen, dass irgendwelche Hecken gestutzt werden, nein, anstatt, dass hier ein Alibi manipuliert wird, fingiert der Mörder einfach die Todeszeit. Auch so rum wird ein Schuh draus, und hier hält sogar die Schleife besser. Dies macht dann auch plausibel, weshalb das Drehbuch keine belastende Beweisführung vorsehen kann, und sogar Columbo muss feststellen: Ohne Geständnis kann er den Fall nicht lösen. Dabei zeigt er sich nur allzu menschlich, lässt den Komplizen frei - käme das ans Licht, wäre er vom Dienst suspendiert worden -, und er zeigt sogar Verständnis für Statons Tatmotiv. Eine Handlungsweise, die man nicht oft von ihm sieht. Die kriminalistischen Aspekte mussten somit zwangsläufig den dramatischen weichen, denn spannend ist hier gar nichts. Aber interessant. Faye Dunaway hat(te) eine Ausstrahlung wie Butter, eine kaltblütige Mörderin, die man unbedingt hätte überführt sehen wollen, stünde ihr gar nicht zu Gesicht.
Die komödiantischen Aspekte sind sehr dünn gesät, sieht man einmal von der Szene mit der Reinigungsfachkraft ab. Hier griff man übrigens zu Altbewährtem, denn Reinigungskräfte mussten im Verlauf von 69 Folgen ja des Öfteren die Bekanntschaft mit dem Inspektor machen. Dasselbe gilt übrigens auch für Sekretärinnen: Es muss einen Typus geben, der mit der Art Columbos einfach nicht zurechtkomen will.
Summa summarum lässt mich diese Episode als Columbo-Folge jedoch ziemlich kalt, zu befremdlich wirkt hier der Inspektor auf mich. Dennoch hat sie einen guten Unterhaltungswert, aber ich kann mir nicht helfen, warum ich immer geneigt bin, sie der 'Bluthochzeit' zuzuordnen...
Im übrigen war mein Eindruck von der Folge ein ganz anderer, als ich sie '93 in der deutschen Erstausstrahlung gesehen habe. Aber damals hatte ich wohl noch nicht so festgefahrene Vergleichsmomente.