Lang hat's gedauert, aber jetzt hab ich mir endlich eine Folge der neuen Box komplett angeschaut.
Mitten im Film musste ich dann gleich schmunzeln, als Colonel Brailie erzählt, er müsse vor seinem Flug nach Tibet noch mal kurz mit dem Dalai Lama sprechen.
Da wirkt die Episode durch die jüngsten Unruhen dort ja auf einmal brandaktuell.
Na ja, zu Brailies Tibet-Trip kam es ja dann doch nicht, weil Columbo die umfangreiche militärische Lektüre nicht in den Papp-Karton kriegt.
So schnell können Reisepläne durchkreuzt werden.
Pech gehabt!
Nun kann man Brailie aber eigentlich keinen großen Vorwurf machen, dass die Beschaffung seines Alibis nicht äußerst originell wäre:
Erst kommen die Zinnsoldaten mit der Aufschrift "Bücher", und später dann die Bücher mit der Aufschrift "militärische Miniaturen".
Doch wer bitteschön hat eigentlich die Beschriftung auf den Kartons vertauscht???
Das bleibt vollkommen ungeklärt und absolut schwammig.
Dieses Thema wurde ja hier schon in 'nem anderen Thread ausführlich diskutiert (
http://forum.icolumbo.de/viewtopic.php?t=291 ).
Die dortigen Erklärungsversuche haben mich aber auch nicht sonderlich überzeugt, so dass ich letztlich davon ausgehen muss, dass die an sich gute Alibi-Idee durch zu viele Ungereimtheiten rund um die Kartons in die "Tonne gekloppt" werden kann.
So'n Dilettantismus ärgert mich immer maßlos.
Das muss den Autoren doch auffallen, dass diese Karton-Aktion logisch gar nicht ausgereift ist.
Dabei hätten doch schon ein, zwei kurze Szenen bzw. Bemerkungen ausgereicht, um offene Fragen gar nicht erst aufkommen zu lassen.
So aber behält die ja recht gelungene Überführung des Mörders einen ziemlich faden Beigeschmack.
Schade!!!
Genauso diffus verhält es sich ja mit diesem "Spezial-Projekte-Fond"(Dieser Begriff wird im Laufe der Story ja gefühlte 30 mal erwähnt).
Dieser Fond-Bericht ist doch letztlich der Auslöser des Übels und hat offenbar einen hochbrisanten Inhalt.
Doch was macht der so ausgebuffte und akkurate Colonel Brailie?
Er lässt seine ablenkungsempfängliche Sekretärin ganz unbekümmert mit diesem Bericht hin-und herspazieren, obwohl die Polizei im Haus ist.
So leicht wurde es Columbo wohl selten gemacht, an belastendes Beweismaterial zu gelangen.
So gesehen ist der kriminalistische Gehalt dieser Folge doch 'ne ziemliche Pleite, zumal auch das Indiziensammeln äußerst unspektakulär bleibt:
Weder das Laub im Kragen des Opfers, noch die falsch positionierte Taschenlampe können wirklich zünden.
Vor allem, weil mir Brailies Intention nicht einleuchtet, die Taschenlampe nach der Tat irgendwo in die Botanik zu pfeffern.
Das sind lediglich "Second-Hand-Indizien", wo man statt "Aha" dann nur noch "Na ja" sagen kann.
Nee, datt war nix.
Da haben mir die emotionalen Momente dann doch wesentlich besser gefallen.
Ich hab ja immer Mitleid mit alten Männern, die im Rollstuhl sitzen, und von ihrer jungen Gespielin betrogen werden.
Andererseits scheint General Padget ja genug Befriedigung darin zu finden, sich an einem Schlachtfeld mit Zinnsoldaten aufzugeilen.
Ich persönlich hätte da nicht viel Spaß dran.
Nach spätestens 3 Tagen hätte ich den ganzen Zinnober wohl einschmelzen lassen, es sei denn, ich hätte diese Schlachtplatte bei eBay profitabel an den Mann bringen können.
Stephen Elliot spielt diesen "geneppten Tropf" auf alle Fälle sehr überzeugend.
Und wenn er als General Padget zu seiner jungen Fau sagt, dass sie immer sein "bester Kamerad" gewesen sei, kommt die ganze Verzweiflung dieses Mannes zum Ausdruck: Die Beziehung zu einer Frau beschränkt sich für ihn auf ein kumpelhaftes Verhältnis ohne sexuelle Erfüllung.
Und auf Treue musste er ja jetzt auch noch verzichten.
Der Mann wird echt zur Bescheidenheit gezwungen.
Colonel Brailie dagegen steht voll im Saft und kennt keinerlei Skrupel:
Er mordet , heuchelt, beteiligt sich an Waffengeschäften und vergnügt sich mit der Gattin des ehrbaren Generals: Ein Mega-Schuft!
Robert Foxworth muss darstellerisch gar nicht mehr viel dazugeben.
Er definiert sich schon durch sein schurkisches Handeln zur Genüge.
Ansonsten wär ich auch kaum drauf gekommen, dass Brailie 'ne "fiese Möpp" ist.
Er macht doch einen recht sympathischen, unaufgeregten und verbindlichen Eindruck.
Aber der Teufel hat ja nicht immer die gleiche Fratze, und so hat man es hier doch mit einem sehr angenehmen Mörder zu tun, über den ich mich nicht viel aufregen musste.
Anders ausgedrückt könnte man auch sagen:
Foxworth bleibt auffallend blass!
Fazit:
"Tödliche Kriegsspiele" ist ein kriminalistischer Flop!
Atmosphäre und Story haben mir aber recht gut gefallen.
Das reicht dann doch noch für schwache 3 Punkte!!!