WalterJörgLangbein hat geschrieben:Meiner Meinung nach - ich weiß, das ist reine Geschmackssache - ist der aktuelle Film-Bond der beste Bond: sprich der Bond, der dem Original aus den Büchern am nächsten kommt. Denn der war/ ist meiner Erinnerung nach - und es ist ja sehr lange her, daß ich Bond-Romane gelesen habe - eben nicht nur gut und heldenhaft, der ist durchaus auch böse und zynisch.
Bin da ganz deiner Meinung.
Ich mag aber alle 6 Bonddarsteller und wie sie den Charakter angelegt haben. Jeder hat bestimmte Eigenschaften, die er mehr hervorhebt als die anderen. Und jede Darstellung passte auch perfekt in ihre Zeit, finde ich.
Es ist daher ganz schwer zu erkennen, was denn nun der "beste" Bond ist.
Aber am nähesten an die Roman-Vorlage kommen meiner Meinung nach Daniel Craig, Timothy Dalton und Sean Connery. Und die stehen bei mir auch alle 3 auf Platz 1, wenn ich einen Lieblingsdarsteller nennen sollte.
Den Roman-Bond könnte man als tragischen Helden bezeichnen. Im ersten Roman "Casino Royale" von 1952/53 ist Bond sich sogar sicher, dass er seinen 45. Geburtstag in diesem Job nicht mehr erleben wird. Er ist eigentlich ein Charakter am Rande der Gesellschaft, der nur für seinen Job lebt, und so gut wie gar kein Privatleben und auch keine Freunde hat.
Connery war hart, sarkastisch, aber auch elegant, wenn er für einen Auftrag in der High-Society unterwegs war.
Dalton und Craig zeigen auch eine verletzliche, menschlichere Seite an dem Charakter, und blocken vieles auch durch Zynismus (wie du schon bemerkt hast) ab.
Von Ian Fleming war Bond aber immer schon als Mischung aus Gut und Böse angelegt. Denn er kein Problem damit hat, für einen Auftrag andere Menschen umzubringen, kann gar kein gutes Gewissen dabei haben. Bond hinterfragt meistens nichtmal seine Aufträge, sondern vertraut da ganz auf 'M' und den MI6.
Als "böse" würde ich ihn trotzdem nicht bezeichnen. Aber heutzutage wird die dunkle Seite, die irgendwie in jedem Menschen steckt, ein wenig stärker herausgekehrt. Mir gefällt das auch. Und wie gesagt, kommt das dem Original-Roman-Bond von Ian Fleming weitaus näher, als der sprüche-klopfende Dandy, den Roger Moore im Extrem dargestellt hat. Trotzdem mag ich Moore auch. Nur wird die Gewalt in seinen Filmen immer durch eine hochgezogene Augenbraue und einen Spruch sehr verharmlost.
Naja, über den Charakter James Bond kann man wohl ganze Seminare abhalten. Das passiert ja auch jährlich, wenn sich irgendwelche Wissenschaftler treffen und tagelang diskutieren.
Mein Lieblings-Bondfilm ist übrigen "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" von 1969. George Lazenby spielt zwar nur eine Connery-Kopie und hinterlässt keinen eigenen Stempel. Aber da Connery schon gar keine Lust mehr hatte, war es gut, dass speziell dieser Film mit einem neuen Darsteller besetzt wurde.
In den letzten Jahren wird dieses Highlight auch von vielen Nicht-Bond-Fans neu entdeckt, wenn es regelmäßig zur Weihnachtszeit im Fernsehen läuft.
Zurück zum Roman-Bond: in den Büchern liegt Bond am Ende einer Mission meistens wochelang im Krankenhaus und ist zugedrönt mit Aufputschmitteln etc.
Die dandy-hafte Leichtigkeit kam erst in den späten Connery-Filmen (Man lebt nur zweimal, Diamantenfieber) und dann extrem mit Roger Moore.
Irgendjemand hat mal gesagt: jede Zeit bekommt den Bond, den sie verdient. Und in die heutige Zeit passt ein Bond a la Moore oder Brosnan, der alles auf die leichte Schulter nimmt und nie schwitzt, eben nicht mehr. Von daher haben die Produzenten eigentlich seit Beginn an immer den richtigen Riecher gehabt, um diese Kinoserie seit 1962 durchgehend am Laufen zu halten.
Und im jetztigen Jahrzehnt passt ein Bond, der dem Roman-Bond nahe kommt, eben wieder ganz gut.