Mensch, "Freak", du warst ja richtig fleissig über Weihnachten.
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'Ne Columbo-Folge bewertet und "Vertigo" geguckt.
Ich hab' mich stattdessen ganz primitiven Dingen hingegeben: Mit der neuen Play-Station meines Neffen hab' ich an unserer familieninternen Karaoke-Ausscheidung teilgenommen. Der Computer hat meinen Gesang größtenteils mit "cool" bewertet. Wenn datt der Bohlen gehört hätte. Vielleicht hätte ich noch 'ne "wild-card" für die neue "Superstar"-Staffel gekriegt.
Ach so, ich soll was zu "Vertigo" schreiben. Ich hab' "Vertigo" gestern nicht gesehen. Ich hab' "Vertigo" im Kopf(ohne Schwindel
).
Vielleicht zwanzigmal gesehen, einmal sogar im Kino(ich war verblüfft, wieviel Leute da saßen, um sich so'n "alten Schinken" anzugucken).
Ich sag's gleich vorneweg: Ist nicht unbedingt mein Lieblingsfilm von Hitchcock(trotz "verkapptem Meisterwerk" wie du schreibst), auch wenn mich die langsame Erzählweise des ersten Teils doch gefesselt hat. Negativ umschrieben würde man sicher sagen, der Film schleppt sich dahin. Ansätze von Dynamik gibt es nur in den beiden Turmbesteigungen am Ende des ersten Teils und im Finale.
Fast schon aufreizend gemächlich ist sicher die Beschattung von Madeleine durch den höhenangstgeplagten Scottie Ferguson im ersten Teil: Lange Autofahrten, minutenlang gibt es keine Dialoge, lange verbale Stille im Museum, auf dem Friedhof.
Aber trotzdem wurde ich in den Bann gezogen, weil ich einfach wissen will, was diese Madeleine für ein rätselhaftes Problem hat(als ich den Film zum ersten Mal sah). Die bedächtige und geheimnisvolle Musik unterstützt dabei diese mysteriöse Szenerie.
Das is' natürlich nix für Actionliebhaber, aber es ist konsequent durchgezogen und schlüssig bis zum vermeintlichen Sturz Madeleine's vom Glockenturm.
Diese Schlüssigkeit vermisse ich im zweiten Teil des Films dann doch ein wenig.
Zunächst mal glaube ich, dass Hitchcock im zweiten Teil einen gravierenden dramaturgischen Fehler gemacht hat.
Der Zuschauer weiss durch die Rückblende ja relativ schnell, dass diese Judy tatsächlich Madeleine ist. Der Zuschauer weiss also mehr als der betrogene Scottie.
Ich finde, dass das der Geschichte ungeheuer viel an Spannung nimmt.
Hitchcock hat sich ja mal über Spannung geäussert und dabei gesagt, dass die Explosion einer Bombe nur dann effektiv ist, wenn der Zuschauer schon vorher weiss, dass überhaupt eine Bombe da ist.
Klar, bei einer Bombe macht dieses Konzept zweifelsohne Sinn.
Aber die falsche Identität von Judy sofort preiszugeben, ist für mich ein Schuss, der nach hinten losgeht. Es ist kein Spielraum mehr für Überraschungen gegeben.
Im Grunde beschränkt sich die Handlung des zweiten Teils darin, wie sich ein Mann(Scottie)das Ebenbild einer Frau schaffen will. Hitchcock spricht hier von "psychologischem Sex". Und ich muss zugeben, dass ich diese Entwicklung faszinierend finde, wie sich die durchschnittlich-vulgäre Judy wieder in den "schönen Schwan" Madeleine verwandelt.
Am beeindruckendsten sicher die Szene, nachdem Kim Novak(wird ja auch von Columbo in "Ruhe sanft, Mrs. Columbo" erwähnt) sich die Haare hochgesteckt hat und Scottie am Ziel seiner Träume ist.
Die Kamera umkreist die beiden, die Musik steigert sich. Wirklich 'ne Szene, die ich mir immer wieder gerne ansehe.
Ansonsten fällt natürlich auf, dass es im Grunde 'n ziemlicher Macho-Film ist: Diese Madeleine wird ja praktisch von allen nur benutzt. Zunächst von Gavin Elster, der mit Hilfe von Madeleine den Mord an seiner Frau vertuscht, seiner Geliebten danach aber ziemlich schnell den Laufpass gibt. Und dann von Scottie, der ja eigentlich nur daran interessiert ist, sein eigenes Frauenideal zu befriedigen.
Aber Hitchcock war ja bekanntermaßen alles andere als ein "Frauenversteher"
.
Vor allem Tippi Hedren hat das bei den Dreharbeiten zu "Die Vögel" ordentlich zu spüren bekommen.
Datt wär's, "Columbo-Freak".
Mehr fällt mir gezz so spontan nicht mehr ein.
Ich hoffe, du teilst deine Meinung zu "Vertigo" noch dieses Jahr mit.
Aber hast du echt noch nie 'n Hitchcock-Film gesehen?
Noch nicht mal die Klassiker "Die Vögel" oder "Psycho"?
Kann ich gar nicht glauben.