Tatsächlich, Columbo ist im 21. Jahrhundert angekommen.
Aber er ist wahrlich kein Chamäleon, dass sich den äusseren Veränderungen ohne Not anpasst:
Immer noch der gleiche Mantel, das gleiche Auto(müsste ja langsam die diamantene TÜV-Plakette kriegen), der gleiche Stil des Zigarre-Lutschens wie vor 35 Jahren.
Aber die Umwelt hat sich doch arg verändert.
Die Raver-Szene kann unserem Inspector, einem bekennenden Liebhaber von Strauß-Walzern, doch wirklich nicht gefallen.
Und den fortgeschrittenen Mode-Trend macht Columbo auch nur widerwillig mit, indem er sich eine pinkfarbene
Federboa um den Hals hängt. Der Mann ist wirklich kompromissbereit.
Er muss es auch sein, denn die Welt um ihn herum ist ordinärer geworden: Das Opfer schmeisst seine Zehennägel nicht in den Papierkorb, sondern ins Klo, und so taucht "der Arm des Gesetzes" tief hinab in die unergründliche Welt der Fäkalien(hat Columbo sich danach überhaupt die Hände gewaschen
). Na ja, wenn Monk hier ermittelt hätte, wäre die Spurensuche hier wohl abgebrochen worden.
Und da man schon mal beim Thema Toilette ist(ist das etwa der "running-gag" des Films
) unterhält sich Columbo auch noch mit einem Zimmermädchen ganz ungeniert über die unübersehbaren Probleme der Steh-Pinkler(Wie kommt es nur, dass ich mich da irgendwie angesprochen fühlte?
)
Die neue Zeit bringt es natürlich auch mit sich, dass der vermeintliche Abschiedsbrief des Opfers am PC getippt wird
(sehr schönes Indiz, denn wenn man mit Handschuhen zu oft dieselbe Taste drückt, verwischt man die Fingerabdrücke des eigentlichen PC-Besitzers=das hat mir sehr gut gefallen)
Die Frage ist natürlich, ob diese Polarität zwischen angestaubten Ermittlungsmethoden einerseits und dieser modernen Welt andererseits noch einigermaßen glaubhaft ist.
Ich bin mir da nicht sicher.
Eine Figur wie Columbo, die vor fast 40
Jahren erfunden wurde, wirkt durch die aufgepeppte Umwelt irgendwie altmodisch.
Ich habe bei der Folge "Die letzte Party" den Verdacht, dass hier mit aller Gewalt versucht wird, eine alte Masche mit einem extrem neumodischen Umfeld zu konfrontieren.
Das wirkt für mich dann mehr wie "Tarzan in New York" oder "Bonanza bei Big Brother".
Für mich wirkt Columbo's Methode am Besten in einer ruhigen, ungestörten Atmosphäre. Sie wirkt bisweilen auch in einer Atmosphäre, die Tempo hat, wo die Gegensätze zwischen bedächtigem Ermittler und gestresstem Mörder deutlich werden.
Sie wirkt aber auf keinen Fall in der schrillen, hektischen Welt einer Raver-Disco.
Die Macher wollten wohl 2 Extreme aufeinanderprallen lassen, ohne jeden Anflug von Humor, ohne die Spur von Ironie.
Columbo ist noch nicht mal irritiert von dieser Szene, die ihm doch eigentlich absolut fremd sein müsste.
Ich hatte das Gefühl, er nimmt das, was da um ihn rum passiert, gar nicht richtig wahr. Er spielt seine Masche durch und fertig!!!
Das alte "Fossil" Columbo wirkt, als wäre es gerade aus einer Zeitmaschine ausgestiegen, die vor 5 Sekunden im Jahr 1967 gestartet ist.
Er löst den an sich gelungenen Fall mit der gleichen Beharrlichkeit und Raffinesse wie damals.
Ich bin echt irritiert, auch über die Frage, wieviel Punkte man dafür geben soll.
Deshalb geb' ich diesmal zur Abwechslung einfach mal gar keine.