Zugegeben, das ist sicher eine sehr gewöhnungsbedürftige Atmosphäre, die in diesem Columbo-Fall vorherrscht: alles wirkt sehr kühl, unaufgeregt, streng diszipliniert: Die Welt des Militärs hat die Folge wirklich voll im Griff.
Das wird vor allem dadurch verstärkt, dass hier auf die übliche musikalische Untermalung gänzlich verzichtet wird: zu hören sind lediglich Trommeln und Fanfaren, und schon die stumme Eingangsszene, wo Colonel Rumford die Vorbereitungen für den Mord trifft und ihm dabei der Schweiss auf der Stirn steht, wirkt irgendwie unheimlich.
Das kann man mögen oder nicht. Mich hat diese Folge auf jeden Fall gefesselt, fast jeder Satz scheint hier wichtig und handlungsrelevant zu sein, die Atmosphäre erfährt keinerlei Brüche bis zum Ende:
Für mich ist das eine der gelungensten Folgen der gesamten Columbo-Reihe überhaupt
Besonders mag ich es, wenn das Motiv für den Mord beim Mörder in fast jeder Szene spürbar ist:
Eifersucht oder Erpressung halte ich immer für sehr belanglose Mordmotive.
Interessanter finde ich da Mörder wie Rumford(oder Carsini in "Wein ist dicker als Blut"), die einzig und allein deshalb morden, weil sie Angst haben, dass ihr Lebenswerk(hier die Militärakademie) zerstört wird.
Beeindruckend finde ich vor allem die Szene, als Colonel Rumford eine Inspektionsrunde durch die leerstehenden Gebäude der Akademie macht.
Geradezu gespenstisch, der Mann will einfach nicht wahrhaben, dass sich die Zeiten geändert haben. Der Satz:"Der Krieg ist vorbei." ist für ihn absolut tabu.
Patrick McGoohan spielt das hier in seiner für mich besten Rolle.
Zwar steif und kontrolliert, aber andererseits auch erfrischend lässig(Ist beides zusammen überhaupt möglich?
) und niemals arrogant oder herablassend gegenüber Columbo.
Ein Mörder, der einem sowohl sympathisch ist, der einem in seiner Verbohrtheit aber schon fast leid tut. Echt eindrucksvoll gespielt!
...und selbst Columbo ist in diesem Fall sehr diszipliniert: so wenig zersteut wie hier hab ich ihn selten gesehen; selbst wenn er über seine Frau spricht, tut er das nicht so ausschweifend wie sonst, als würde er sich die Mechanismen des Militärs zu eigen machen: kurz, knapp, präzise!
Rumford:"Haben Sie einen Vornamen?"
Columbo:"Ja. Hab ich. Meine Frau ist die einzige, die ihn benützt."
Das ist dann wirklich nicht mehr zu toppen!
Das einzige, was ich bei den Ermittlungen nicht ganz begriffen habe ist, wie Columbo auf den Namen der Freundin von Kadett Springer gekommen ist. Den hat er doch sicher nicht in den Akten der Militärakademie gefunden?!
Die Auflösung des Falls ist dann ebenso originell wie die in "Tod am
Strand". Der Mörder weiss etwas, was er gar nicht hätte wissen dürfen(hier der Cidre, bei "Tod am Strand" die Absage der Chinesen bei den Olympischen Spielen). Sowas gefällt mir immer sehr gut.
... und auch dass Rumford danach sofort gesteht, finde ich absolut logisch:
Columbo hat ihn der Lüge überführt, und Rumford diszipliniert sich daraufhin in militärischem Sinne selbst: praktisch eine Kapitulation vor dem "Feind".
Wichtig ist in seiner Wahrnehmung doch nur eins: Eine Schlacht ist verloren, aber der Krieg ist noch nicht vorbei.
Na, wenn das keine menschliche Tragödie ist?
Ich war auf jeden Fall restlos begeistert.