Puh, am Ende war ich ja doch heilfroh,dass sich die Folge noch erfolgreich in's Ziel gerettet hat.
Bei Columbos Besuch in Nelson Brenners Haus kurz vor Schluss hatte ich nämlich schon die Befürchtung, die Beteiligten würden sich im weitläufigen Labyrinth der Belanglosigkeiten verlaufen:
Ausgiebig den Klängen von "Madame Butterfly" lauschen, ein paar Gesellschaftsspiele begutachten, 'n Häppchen essen, Gemälde bewundern...
Das ist für Columbo doch ein unverhältnismäßig großer Umweg, um schließlich auf einem Wandfoto zu erblicken, dass Brenner früher 'ne Stirnglatze hatte.
Bei aller Liebe für Gemütlichkeit, aber so auffällig darf man sich dann doch nicht anmerken lassen, dass man eine Folge auf 90 Minuten strecken muss.
Außerdem wirkt Patrick McGoohan im letzten Abschnitt des Films dann doch eine Spur zu gleichgültig.
Sein emotionsloser Umgang mit dem Inspector ist fast schon aufreizend lässig, und selbst beim Knacken des Alibis mimt er den Fatalisten.
Seine Kapitulation in "Des Teufels Corporal" ist da wesentlich schlüssiger: Sie ist charakterbezogen, wirkt wie das Eingeständnis einer militärischen Niederlage.
Im Gegensatz dazu muss ich ehrlich gestehen, dass ich aus McGoohans überheblich-lustlosem Spiel vornehmlich im letzten Drittel von "Tod am Strand" nicht recht schlau werde.
Ansonsten aber hat mir die Story im Agenten-Milieu recht gut gefallen, insbesondere die skurrilen Schauplätze, die für die Geheimtreffen ausgewählt wurden: Ein belebter Rummelplatz und später eine ausrangierte Lok in einem Vergnügungspark, wo die CIA den ahnungslosen Inspector über das Doppelleben von Brenner aufklärt.
Trotzdem fällt natürlich auf, dass diese Episode verdammt indizienarm ist.
Lediglich die ausgezogene Jacke des Opfers, und die Tatsache, dass der erste Schlag des Mörders von vorne kam...Das ist zweifelsohne nicht gerade üppig.
Und somit liegt das gelungene Highlight der Ermittlungsarbeit diesmal eher darin, überhaupt erstmal auf die Spur des Täters zu kommen.
Leute mit Doppelleben sind halt schwer zu finden. Aber offenbar hat Schurke Brenner ein derartiges Sicherheitsbedürfnis, dass er sich vorsichtshalber noch ein Alibi zulegt.
Ganz so abgezockt wie Joe Devlin in "Waffen des Bösen", der gänzlich ohne "doppelten Boden" mordet, ist er dann doch nicht.
Aber Brenner wird zum Verhängnis, dass er morgens im Radio Nachrichten gehört hat. Für mich ist das allemal akzeptabler, als sich nachmittags im Fernsehen Talk-Shows anzusehen. Allerdings sieht man mal, wie schnell man im Knast landen kann, wenn man sich nur mal kurz über das aktuelle Tagesgeschehen informieren möchte.
Brenners Versuch, die Zeit der Tonbandaufnahme zu vertuschen, ist natürlich ziemlich einfältig.
Dass die Zeiger einer Uhr verstellbar sind, war für mich einer der ersten Wissensstoffe, die ich in der "Sesamstraße" gelernt habe.
Diesen Trick hätte doch wohl selbst 'ne Blondine durchschaut...sofern sie keine Digitaluhr trägt.
Gut, diese dilettantische Finesse von Brenner spielt ja ohnehin keine große Rolle, da Columbo sowieso den besseren Trumpf aus dem Ärmel schüttelt. Und der ist wirklich sehr gut.
Insgesamt imponiert mir der unaufgeregte Erzählstil, der allenfalls vom etwas nervösen Charakter des CIA-Chefs durchbrochen wird.
Man muss natürlich aufpassen, dass man diese Tempodrosselung nicht ausufern lässt.
Wenn Columbo sich etwa zu Beginn von den Blicken einer "schüchternen" Tänzerin betören lässt und die Ermittlungsarbeit in der Bar quasi Sergeant Kramer überlässt, dann ist das noch legitim und erfrischend abwechslungsreich.
Columbo ist ja schließlich auch ein Mann mit Gefühlen.
Die eingangs von mir angesprochene Szene von Columbos Visite in Brenners Haus ist dann jedoch ein Beispiel dafür, wie man den Bogen überspannt.
Und wohin es führen kann, wenn Langatmigkeit eine komplette Folge in Beschlag nimmt, sieht man dann ja bei "Der alte Mann und der Tod".
Alles in allem aber doch eine schöne Folge, stellenweise sogar spaßig, die von mir aufgrund einiger Defizite aber doch auf schwache 4 Punkte gedrückt werden muss.