Ich hab's mir natürlich auch noch mal angeschaut.
Manchmal hat man zwar den Eindruck, dass man die neuen Folgen schon alle hundertmal gesehen hat, aber dann sitzt man doch wieder davor und erfreut sich immer wieder auf's Neue an Columbo's Grundtugenden: Dem Festbeissen an den Mördern und den Leitlinien der "Schusseligkeit". Mal freut man sich mehr, mal weniger.
Bei "Der Tote in der Heizdecke" hab' ich mich sowohl mehr als auch weniger gefreut.
Zunächst mal möchte ich in den "Freundeskreis Columbo-Süchtiger" eine Frage reinstreuen, die mich brennend interessiert:
Wenn ihr ahnungslos raten müsstet, zu welcher der 69 Folgen Peter Falk das Drehbuch geschrieben hat, hättet ihr nicht auch sofort auf "Der Tote in der Heizdecke" getippt?
Immerhin ist es wohl die einzige Folge, in der Columbo geküsst wird, wo er sich Lippenstift vom Mund abwischen muss, und wo ihm haufenweise Komplimente gemacht werden.
Peter Falk, das alte "Schlitzohr", nutzt sein Monopol hier hemmungslos aus, um zu beweisen, dass der so prüde wirkende Inspector auch in der Beziehung zu Frauen noch mächtig "fit im Schritt" ist.
Zwar relativiert er das Ganze, indem er über die Mörderin schon recht früh sagt:"Sie spielt mir was vor", aber trotzdem geniesst er es doch in vollen Zügen, das Objekt der Begierde zu sein.
Zudem verkörpert Faye Dunaway sicherlich eine faszinierende Weiblichkeit: Da bekommt der männliche Verstand wirklich 'nen Wackelkontakt. Da kommt man auch ohne Heizdecke auf die entsprechende Temperatur, wenn Lauren mit ihrem verträumten "Dackelblick" das männliche Betriebssystem durcheinanderwirbelt, und Columbo bekommt in seinem fortgeschrittenen Alter zu spüren, dass auch "der Herbst noch seine warmen Tage hat".
Ich hab mich wahnsinnig für ihn gefreut.
Bleibt natürlich die Frage, warum dieses "Turtelspiel" in meinen Augen dann aber doch nicht so recht funktionieren will.
Ich glaube aus folgendem Grund:
Columbo geniesst zwar die "Anmache", weiss aber gleichzeitig, dass Lauren Staton ihn damit nur ablenken will, ihn als Spielball benutzt.
Lauren dagegen ist nicht so allwissend: Sie will Columbo Liebe vorgaukeln, ist aber auch tatsächlich davon überzeugt, dass sie mit ihrer "Charme-Offensive" Erfolg haben wird.
"Columbo-Freak" hat das entscheidende Stichwort für diese Folge ja genannt: Das Spiel
Sowohl Columbo als auch Lauren spielen im Grunde ein falsches Spiel, aber Columbo macht viel zu früh klar, dass er mal wieder alles durchschaut hat.
Die Kreislaufprobleme von Lauren, das fehlende Aspirin:
All das sind kleine Indizien, die ihn schnell erkennen lassen, dass Lauren offenbar nicht mit "offenen Karten" spielt.
Und so bleibt Columbo letztlich doch wieder der "coole" Inspector, der wie in "Ruhe sanft, Mrs.Columbo", die Verführungen einer Frau souverän auskontert.
Ich hätte mir ihn ein klein wenig länger "schwach" gewünscht. Wär mal was anderes gewesen.
Trotzdem: Dramaturgisch sicher sehr eindrucksvoll die Szene, als er das Foto von Lisa sieht. Er weiss zu dem Zeitpunkt zwar noch nicht, dass sie die Tochter von Lauren ist, aber durch den Stuhl auf dem Foto wird ihm ja sofort eine Verbindung zwischen den beiden Frauen klar.
Daraufhin nimmt er seine eigene Krawatte ab.
Das soll symbolisch heissen: "Oh, da muss ich Lauren noch mal einen Besuch abstatten, und binde mir deshalb die Krawatte um, die sie mir geschenkt hat."
Ein unglaublich gelungener Einfall. Sehr schön.
Aber warum konfrontiert er die beiden Frauen danach nicht sofort miteinander, sondern untersucht erst noch die Schaltmechanismen des Kühlschranks?
Die Reihenfolge der Szenen leuchtet mir da nicht mehr ganz ein
(wobei die Kühlschrank-Szene zweifellos sehr gelungen ist-typisch Columbo)
Ergreifend sicher die Schluss-Szene: Als Lauren erzählt, dass die andere Frau ihre Tochter ist, war ich nach dem ersten Ansehen der Folge dann doch überrascht(gestern hielt sich die Überraschung in engen Grenzen
)Für mich auf jeden Fall ein ganz dicker Pluspunkt.
Gewundert habe ich mich allerdings, warum Columbo die verdächtige Lisa laufen liess, noch bevor er wusste, dass es sich um die Tochter der Mörderin handelt: Quasi als Gegenleistung für ein Geständnis schickt er eine Verdächtige einfach nach Europa.
Diese Kompromiss-Kungelei Columbo's weckt ein wenig unangenehme Erinnerungen an das Finale von "Tödliches Comeback".
Na ja, einige kleine Schönheitsfehler. Für mich aber keine gravierenden; "Freak".
Das Gesamtpaket hat mir im Grossen und Ganzen sehr gefallen, und deshalb bekommt die Folge von mir volle 4 Punkte.
PS: Die im Film genannte Telefonnummer von Lisa ist übrigens falsch.
Ich hab' die Nummer 'n paarmal angewählt, aber leider............