Hollywood war ja letzte Nacht wieder im Oscar-Fieber(Deutschland hat auch einen abgestaubt-Hurra!!!
)
Gäbe es jedoch einen Oscar in der Kategorie "Fiesester Schurke in einem Heizdecken-Film", wäre die Trophäe mit Sicherheit an Ross Martin verliehen worden.
Selten hat man wohl so eine Genugtuung und Erleichterung verspürt, wenn der Mörder am Ende überführt wird, wie in "Mord in Pastell".
Dale Kingston's Großkotzigkeit zeigt sich ja schon in der überdimensionalen Breite seiner Krawatte.
Was ich ihm aber besonders übel nehme: Er erschiesst seinen Onkel, noch bevor dieser das schöne Chopin-Stück auf dem Klavier zu Ende gespielt hat. Pfui! Ein Kunstliebhaber als Musikbanause!
Die paar Sekunden bis zum letzten Takt hätte er nun wirklich noch abwarten können.
Andererseits ist damit klar: Die Rolle des Mörders ist für mich perfekt besetzt. Das ist so ein Mörder-Typ, dessen kriminelle Laufbahn sicher schon in frühester Jugend begann, als er andere Kinder vom Nachttopf geschubst hat.
Ross Martin wirkt bisweilen sicher sehr ungehobelt, aber er hat eine atemberaubende Präsenz und heuchlerische Perfektion:
Er mordet kaltblütig, er entledigt sich eiskalt seiner Komplizin und versucht noch ganz hinterhältig seine Tante der Polizei auszuliefern.
So viel kriminelle Potenz passt auf keinen Bierdeckel mehr
Und zwischendurch lacht er noch breitgrinsend auf einer Kunstausstellung mit einigen "Schicki-Micki-Omas" um die Wette, als ob er nebenberuflich noch als "Kukident-Model" arbeiten würde.
Bei dieser Kunstausstellung dachte ich übrigens schon, ich hätte ein Deja-Vu-Erlebnis.
Hatte ich das nicht alles schon letzte Woche in "Playback" gesehen???
Schon wieder verschafft sich der Mörder sein Alibi durch den Besuch einer Vernissage. Schon wieder schaut er auffallend oft auf seine Uhr. Schon wieder befragt Columbo anschliessend die Ausstellungsleiterin.
Manchmal wünschte man den Columbo-Machern doch ein bisschen mehr Phantasie im Kaschieren von wiederkehrenden Handlungssträngen!!!
Ansonsten kommt schnell der Verdacht auf, dass den Drehbuchautoren die Ideen ausgehen.
Ein leicht fader Beigeschmack bleibt auf jeden Fall. Schade!
Aber diese Kritik betrifft ja eher die zeitlich spätere Folge "Playback".
Die Besonderheit von "Mord in Pastell" hat "Columbo-Freak" ja bereits erwähnt(dabei hatte ich schon gehofft, dass das nur mir aufgefallen wär. Mist!
):
Die Mordplanung erstreckt sich praktisch über die gesamte Distanz des Films. Der Mörder "arbeitet", wie "Freak" es so schön nennt, bis zum Schluss.
Das ist dann doch ungewöhnlich. Natürlich müssen die Schurken auch in den Folgen "Tödliche Trennung" oder "Ein gründlich motivierter Tod" noch einen zweiten Mord begehen, um lästige Zeugen zu beseitigen, allerdings ist das immer mehr aus der Not heraus geboren.
Dale Kingston aber hat bereits von Anfang an einen "3-Stufen-Plan" im Kopf:
Ermordung des Onkels(als Fundament)
Beseitigung der Mordgehilfin(Frauen quatschen halt zu viel rum
:Risikobeseitigung)
der Tante den Mord "in die Schuhe schieben"(als finales Meisterstück)
Das ist zwar 'n ziemlicher Umweg, um an die Gemäldesammlung des Onkels zu kommen, aber das Testament lässt ihm ja keine andere Wahl.
Durch das geänderte Testament sieht es ja auch zunächst so aus, als wenn Kingston gar kein Motiv gehabt hätte, seinen Onkel in die "Horizontale zu schicken".
Das ist wirklich sehr ausgeklügelt und raffiniert durchdacht.
Der Überführungs-Clou ist in den bisherigen Bewertungen ja schon überschwänglich gelobt worden.
Hervorzuheben ist sicher Columbo's Ausdauer, satte 5 Minuten mit den Händen in seinen Manteltaschen herumzustehen. So lange musste er sicher kaum mal auf seine geliebte Zigarre verzichten.
Alles in allem ist das eine sehr runde Sache, eine sehr temperamentvolle, farbige Folge mit einem erstklassigen Schurken und kriminalistisch abwechslungsreicher Handlung.
Schade nur, dass die Kamera in der Szene mit dem Akt-Modell so unglücklich hinter der Staffelei des Malers postiert war.
So konnte man gar nicht richtig erkennen, warum Columbo so peinlich berührt war...