Ich schliesse mich mal den Ausführungen meines Vorredners "mcbluem" an.
Zweifellos ist das eine der unterhaltsamsten Columbo-Folgen überhaupt:
ein äusserst spielfreudiges Ensemble, ein herrlich überzeichneter Mörder, dazu fast schon spassige Musik, und ein erfreulich dynamischer Handlungsablauf: Die Folge sieht man sich wirklich immer wieder gerne an.
Rip Torn verkörpert sicher einen sehr eigenwilligen Stil; eine solche Form von eitler Selbstdarstellung hat wohl kaum ein anderer Columbo-Mörder beherrscht.
Man könnte meinen, sein Verhalten ist seltsam künstlich und aufgesetzt.
Aber gerade das führt zu einigen reizvollen Szenen:
Wohl selten(oder nie) hat ein Mörder so herzzerreissend und heuchlerisch getrauert, als Columbo ihm die Nachricht vom Tod des Opfers überbringt.
Selbst Columbo ist so perplex über diese tränenreiche Reaktion, dass er keine weiteren Fragen hat und unverzüglich das Weite sucht. Ein seltener Anblick.
Herrlich auch die Szene, wo Leon Lamarr seine Frau beim Klavierspielen anlacht.
Dieses Lächeln wirkt, als hätte er es sich gerade aus dem Gefrierschrank geholt. Als wollte er damit sagen:"Wenn du noch einen Takt weiterklimperst, Schatz, könntest du ganz schnell mein zweites Opfer werden."
Die ganze Verlogenheit des Mörders kommt in diesem Lächeln zum Ausdruck. Sehr stark!!!
Eine weitere sehr gelungene Szene ist sicher das erste Zusammentreffen von Leon und Nancy am Tatort.
Als Nancy die Wohnung betritt, denkt man als Zuschauer zunächst:Aha, jetzt ist der Mörder erwischt worden. Was macht er jetzt? Muss er Nancy auch noch umbringen?
Aber dann geht Nancy auf einmal auf Leon zu und küsst ihn.
Die Spannung entlädt sich:Nicht zu fassen. Die beiden sind Komplizen.
Eine solche Form überraschender Spannungssteigerung trifft man bei Columbo ja eher selten an. Ich fand das geil inszeniert: Dicker Pluspunkt!
Von den Indizien ist sicher die Sache mit der eingetauschten Billig-Uhr am besten. Warum nimmt das Opfer diese "nicht-wasserdichte Uhr" mit in die Badewanne?
Da ist ausnahmsweise sogar Leon Lamarr ratlos.
Zu den Indizien "Autokauf" und "fehlendes Kostüm des Opfers" hat er für Columbo aber recht gute Konter auf Lager.
Die Überführung des Täters erinnert natürlich ein wenig an "Der erste und der letzte Mord".
Wieder einmal stolpert der Mörder über die verräterischen Pfoten eines Tieres, und wieder einmal wird damit bewiesen, dass der Mörder am Tatort gewesen sein muss.
Nicht genial, aber hieb-und stichfest: eine mehr als typische Columbo-Aufklärung.
Was die Logik der Story angeht, sind für mich diesmal zwei Fragen offen geblieben:
Hätte der Angestellte, der während des Kostümballs den Telefonanruf entgegennimmt, nicht merken müssen, dass am anderen Ende der Leitung nicht Freddy, sondern eine Frau spricht?
Und ist es tatsächlich so problemlos, wenn ein anderer so tut, als hätte er die 24 Millionen(nach Abzug der Steuern
)gewonnen?
Leon Lamarr ist doch für Ehefrau, Verwandtschaft und die restliche Welt der Millionengewinner. Wie hätte er all denen erklären sollen, dass er die 24 Millionen gar nicht gewonnen hat, sondern nur die versprochenen 10% von seinem Neffen bekommt.
So glatt sich die Kungelei zwischen Freddy und seinem Onkel zu Beginn anhört-aber dieser Punkt wurde vollkommen ausser acht gelassen.
Deshalb unterstelle ich dem Opfer einfach mal eine Riesenportion Dummheit und Naivität.
Man könnte sogar sagen, Freddy ist ein Opfer, das seine Ermordung geradezu herausgefordert hat.
Ich denke, die ganze Sache mit der Geldübergabe war von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Wenn mich jemand vom Gegenteil überzeugen kann, bin ich gerne bereit auf 5 Punkte zu erhöhen.
So aber gibt's für die "6 Richtigen" nur starke 4 Punkte.