Bewertet: "Todessymphonie"

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4/5 sehr gut
15
35%
5/5 überragend
7
16%
 
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Re: Bewertet: "Todessymphonie"

Beitragvon MrGrady » Sa, 09.03.2013 14:27


Die Folge "Todessymphonie" knüpft nahtlos an die Stärken und Schwächen der Vorgängerepisode "Bei Einbruch Mord" an. Erneut wird eine interessante Ausgangslage durch unnötigen Klamauk und Drehbuchschwächen ins Mittelmaß gerissen. Von den ersten Minuten des Films war ich vollauf begeistert. Die höchst komplexe Alibi-Konstruktion Oliver Brands konnte ich nur ansatzweise nachvollziehen. Sie passte aber perfekt zu einem Täter mit überdurchschnittlicher Intelligenz - und ich war sehr gespannt, wie Columbo diese Konstruktion auflösen würde (leider bleibt dieser Punkt ein Geheimnis der Drehbuchautoren). Auch Theodore Bikel als Darsteller hat mir gut gefallen. Er bringt die Zerrissenheit des Superhirns glaubhaft rüber. Einerseits ist er in der Lage, einen extrem ausgeklügelten Mord zu begehen. Andererseits stellt er sich im Alltag mitunter ziemlich überfordert an. Toll fand ich die Szenen, in denen sich Brand mehrfach unbewusst mit den Rußresten seines Tuchs beschmiert und diese dann panisch wieder abwischt. Dunkelheit, Blitz und Donner verdeutlichen immer wieder, dass dieser Mann kein glückliches Leben führt. Auf ausgelassene Partys des Mörders, die man aus einigen anderen Folgen kennt, wartet man hier vergeblich. Die Autoren haben sich erkennbar einige Gedanken gemacht, wie sie die Charakterzeichnung Brands transportieren können.

Leider kann der Rest der Folge dieses Niveau nicht halten. Die übrigen Mitglieder des Intelligenzclubs sollen wohl eher als Beleg dafür dienen, dass Genie und Wahnsinn dicht beieinander liegen. Sie verkommen dabei jedoch zur lächerlichen Karikatur. Man hätte sie problemlos in den Film "Einer flog über das Kuckucksnest" einbauen können. Ich habe fast darauf gewartet, dass der schweigende Indianerhäuptling um die Ecke kommt. "Columbo in einem Haus voller Deppen" wäre wohl ein treffenderer Titel gewesen als "Todessymphonie". Zum überflüssig langen Teil mit den Sekretären ist hier ja schon viel geschrieben worden. Auch mich stört dieses langweilige Spiel im Mittelteil des Films. Die Auflösung des Falls fällt dann plötzlich einfach so vom Himmel. Nur das gute Spiel Peter Falks und Theodore Bikels retten das Finale.

Unter Abwägung der Stärken und Schwächen komme ich wieder auf 3 Punkte.
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Re: Bewertet: "Todessymphonie"

Beitragvon zimtspinne » Mo, 11.03.2013 19:13


MrGrady, deine Bewertung hat mich nachdenklich gestimmt. Die Folge gehört ja zu meinen Gernsehfolgen, aber sie so richtig glücklich hat sie mich nie gemacht. Jetzt weiß ich auch ein bisschen warum.

Die Klamaukanteile stören mich auch. Da wäre zB das dumme Geplapper der Dame, die ihren Vater(?) anruft und ihre Kontaktlinse im Weinglas ertränkt. Das junge Mädchen, die einerseits superschlau daherkommt, andererseits manchmal wie ein girlie wirkt und dann wieder wie ein Kleinkind.

Man wollte hier wohl das Genie ins Lächerliche ziehen, die lebensuntüchtigen Intelligenzbestien vor dem Herrn.... die nicht mal ihrer eigenen Wahrnehmung trauen können (Täterbeschreibung). Es hätte zu einem Krimi aber viel besser gepasst, wenn es tatsächlich ein Spiel zwischen Genie und Wahnsinn geworden wäre und die Genies sich auch etwas intelligenter verhalten hätten. Das war mir einfach viel zu blöd stellenweise und auch zu plump.
Sie hätten sich gegenseitig verdächtigen, belauern können, anschwärzen oder was weiß ich. So ist es einfach ein Haufen Schafe, bei denen man sich fragt, wie sie es in diesen Club überhaupt schaffen konnten.
Stattdessen die Sekretäre einkürzen - das hätte eine tolle Folge werden können mit der Atmosphäre, die sie hat und mit ihrem Hauptdarsteller.
Vielleicht hat men den Klamauk eingeschleust, damit es nicht zu melancholisch und trübsinnig wird.
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Re: Bewertet: "Todessymphonie"

Beitragvon MrGrady » Di, 12.03.2013 21:44


zimtspinne hat geschrieben:Vielleicht hat men den Klamauk eingeschleust, damit es nicht zu melancholisch und trübsinnig wird.


Das klingt plausibel. Trotzdem ist es schade, dass man dem Zuschauer eine ernste und unglückliche Geschichte hier offenbar nicht zumuten wollte. Wobei es ja durchaus Folgen gibt, in denen der Täter auch nicht gerade ein seelisch ausgeglichener Lebemann ist, und trotzdem auf Klamauk verzichtet wurde. Mir fallen da zum Beispiel "Schach dem Mörder" oder "Des Teufels Corporal" ein - diese Mörder strahlen ebenfalls kaum Lebensfreude aus.
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Re: Bewertet: "Todessymphonie"

Beitragvon Trenchcoat » Mi, 13.03.2013 13:35


In dieser Folge hatte ich bis anhin den Eindruck, Columbo ahne zwar wer es sein muss, findet aber nicht den geringsten Beweis. Deshalb versucht er (mehr oder weniger auf Gut Glück) den Täter aufs Glatteis zu führen, was ihm ja letzten Endes gelingt.
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Re: Bewertet: "Todessymphonie"

Beitragvon zimtspinne » Mi, 13.03.2013 13:58


Trenchcoat hat geschrieben:In dieser Folge hatte ich bis anhin den Eindruck, Columbo ahne zwar wer es sein muss, findet aber nicht den geringsten Beweis. Deshalb versucht er (mehr oder weniger auf Gut Glück) den Täter aufs Glatteis zu führen, was ihm ja letzten Endes gelingt.


ist das nicht typisch für Columbos Ermittlungsarbeit? :wink:

Beweise, die auch vor Gericht standhalten, hat er doch ziemlich selten. Indizien reichen ja normalerweise auch; man kann beim Verhör den Täter damit konfrontieren, verunsichern und mürbe machen. Ich glaub, ein Großteil der Polizeiarbeit funktioniert so - auch wenn man Beweise wie DNA-Spuren hat, ist letztlich doch nur ein Geständnis ein erfolgreicher Abschluss eines Falles. Sonst blieben ewig leise Zweifel.... auch Beweise können gefälscht, untergeschoben usw sein.
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Re: Bewertet: "Todessymphonie"

Beitragvon Patrick_B » Mi, 24.04.2019 21:07


Dies ist eine äußerst interessante Episode. Jede einzelne Szene, inklusive der Mordmethode, ist überkonstruiert - voller nicht nachvollziehbarer Aktionen der handelnden Personen, Logiksprünge, aufgebauschten Nebensächlichkeiten und Zufälle, die allesamt nur ein Ziel verfolgen: den nächsten Gag vorbereiten. Das beste Beispiel ist die Szene, in der Columbo den vorherigen Sekretär des Opfers besucht. Es gibt nicht einen guten Grund, warum Columbo in die Disko geht, wenn er doch genausogut bis zum nächsten Morgen hätte warten können; das dient ausschließlich dem Humor.

Eigentlich sind das alles Zutaten, die mich eine Folge hassen lassen. Aber auch wenn die Folge mir als Krimi nicht taugt, macht sie einfach Spaß. Die Gags zünden, die Nebenfiguren sind (bis auf Alvin vielleicht) alle angenehm und das Tempo ist hoch; es kommt keine Langeweile auf.

Ich mag außerdem den Mörder Oliver Brandt. Meiner Einschätzung nach ist das eine arme Sau, die das eigene verpfuschte Leben hasst und die eigene Unsicherheit mit gespielter Lässigkeit und Witzchen auf Kosten seines Jugendfreundes und Geschäftspartners zu überspielen sucht. Es macht durchaus Freude zu beobachten, wie er immer nervöser wird, völlig inkompetent die Tatwaffe entsorgt und sich später fast in die Hose macht, als Columbo sagt "I know how you did it!" (er meint die Sache mit den Goldsäcken). Dass der Gotcha schwach ist und mangels weiterer Zeugen keinerlei Beweiskraft besitzt, passt ins Bild, ist aber auch wurscht.

Wie gesagt, als Krimi funktioniert diese Folge meiner Ansicht nach überhaupt nicht, aber sie macht unglaublich viel Spaß. Kann ich immer wieder gucken, vier Punkte.
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Re: Bewertet: "Todessymphonie"

Beitragvon Columbologe » Do, 25.04.2019 13:50


Oliver Brandt sagt, er verbirgt seine Gabe schon seit er jung ist. Auch als Zuschauer merkt man tatsächlich nichts davon, dass er zu den klügsten Menschen der Welt gehört. Das gilt auch für die übrigen Clubmitglieder. Von der ersten Begegnung mit Columbo an, ist OIiver dem harmlos auftretenden Detektiven psychisch unterlegen und vor seinen Fragen auf der Flucht. Jedes Wiedersehen mit ihm macht ihn nur nervös. Dem intellektuellen Reiz an einem Kampf der Geister gibt er sich zu keinem Zeitpunkt hin.
Das Script ist nicht nur so dünn, dass eine 70-min-Folge sogar noch zu lang für es ist, es ist auch noch unausgegoren: Z.B. sagt Columbo an einer Stelle "Das Fenster war zu."
Wie kam denn dann der Durchzug zustande, der beim Reinstürmen der Clubmitglieder ins Tatortzimmer die Hintertür hat zufallen lassen?
Der erste Verdachtsmoment auf Foulplay ist fadenscheinig. "Wer hört sich schon 'ne Platte ab der Mitte an?", sagt Columbo, sei die Schlüsselfrage für ihn gewesen. Dafür gäbe es natürlich mehrere plausible Gründe. Z.B. könnte man beim ersten Hören die Platte dort abgebrochen haben und später weiter gehört haben. Oder man bevorzugt den mittleren Titel der Platte und möchte ihn gerne öfters hören. Oder man wollte etwas überprüfen, worüber man sich bezüglich dieses Stückes den Kopf zerbrochen hatte.
Es leuchtet mir auch nicht ein, was an Olivers letzter Aktion verräterisch gewesen sein soll. Columbo hatte ihm das Szenario gestellt und Oliver hat einfach nur seine Intelligenz eingesetzt und es logisch zu Ende gedacht. Das beweist nicht, dass er es vorher schon genauso gemacht hat - und außer Columbo hat noch nicht mal jemand den vermeintlichen Selbstverrat beobachtet.
Ich muss diese Folge zu den schlechtesten fünf der ersten Ära zählen.
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Re: Bewertet: "Todessymphonie"

Beitragvon smeagol » Do, 13.02.2020 15:57


Grundsätzlich könnte man bei einer Episode, wo es um einen hochintelligente Täter geht, fast davon ausgehen, dass nun ein Feuerwerk an ausgeklügelten Tricks und Diskussionen folgen würde, dass Columbo all seine Möglichkeiten einsetzen muss, um irgendwie auf gleiche Höhe zu kommen. Dass man genau das hier nicht gemacht hat, das ist die grosse Stärke dieser Folge.
Denn der Täter ist zwar hochintelligent, seine Tat ist genial ausgedacht und entsprechend auch kompliziert. Aber es ist eben ein Mensch dahinter, ein Mensch, der an den alltäglichen Problemen und den Problemen, die seine Intelligenz ihm im Besonderen stellt, zerbricht.

Die Figuren in diesem Mensa Club sind überzeichnet dargestellt. Und interessanterweise macht mir dieses Überzeichnete in diesem Fall gar nichts aus, nein, dadurch werden ihre Eigenheiten, ihre Schwächen plötzlich sichtbar. Und das wollte man hier auch erreichen. Diese zynischen, exzentrischen, einsamen Menschen, die in ihrer eigenen Welt leben, weil kaum ein anderer ihren Gedanken folgen kann und will. Die scheinen in diesem Club fast ihr Lebensdasein zu finden. Jeder darauf aus, seine Intelligenz beweisen zu müssen, denn das ist scheinbar ihr grosser Lebensinhalt und vor allem schützt es sie vor der normalen Umwelt. Diese Umwelt kriegt unser Oliver Brandt zu spüren. Seine Frau lässt es sich im Luxus gut gehen ohne dass sie ihn gross unterstützen kann. Wie auch, ist er doch in ganz anderen Spähren. Und die Leute im Club, die gehen ihm so richtig auf den Senkel, denn die halten ihm den Spiegel vor, in dem er sich selbst erkennt. Interessanterweise macht genau diese Einsicht den Oliver Brandt zum Verzweifeln, weil er diese künstliche Schutzwelt verlässt. Nunja, wenn wir zur Story kommen, der Oliver Brandt veruntreut ja Kundengelder, um sein Leben zu finanzieren. So weit nichts besonderes, dürfte das doch des Öfteren passieren. Nur, dass hier Bertie dahinterkommt und entgegen dem normalen Vorgehen, eine angemessene Aufmerksamkeit zu verlangen, an die Öffentlichkeit gehen will. Was ich sagen will: In dieser Spezialwelt wird alles irgendwie überzeichnet, das Verhalten und deren Taten, so dass es hier auf einen ausgeklügelten Mord hinausläuft.

Columbo ist dann auch ziemlich am rumsuchen. Nach und nach kommt er hinter die Sache. Hinter die Geschichte mit den beiden Sekretären (die sich etwas gar lang hinstreckt und wo ich auch etwas die Übersicht verloren habe wer nun was und wie befördert oder eben nicht. Weil eben nicht wirklich interessant). Und hinter den Mordablauf. Damit hat er den Grund plus die Ausführung erkannt oder zumindest vermutet, er hat aber so weit keine Beweise. Interessant sind hier die Einschübe von den Clubmitgliedern, die alle ihre Theorie zum Mord haben. Zwar sind diese nicht schlüssig und werden von Columbo auch entsprechend vertröstend widerlegt, aber alle haben sie jeweils einen entscheidenden Punkt erkannt. Das Mädchen, als dass sie sagt, dass die Schüsse im Nachhinein simuliert wurden. Der Präsident, indem er erkennt, dass der Kamin als Versteckort herhalten musste. Das finde ich ganz gut gemacht. Auch toll umgesetzt ist dieses Mädchen. Bei ihr merkt man besonders, wie einschneidend ihre Gabe ist, dass sie altersgerecht nirgends hinpasst, andererseits sie sich eben doch auch wie ein Kind benimmt. Columbos Geste ist da wunderschön, indem er ihr sagt, dass sie nicht nur intelligent, sondern eine wunderbare persönliche Schönheit habe.

Wir haben hier wiedermal eine interessante Spiegelung zu bestaunen. Der Zustand von unserem Oliver Brandt wird im Wetter wiedergegeben. Dieses verschlechtert sich nach und nach bis zum Schluss in einem mächtigen Gewittersturm. Auch Brandt ist da nur noch ein Nervenbündel, welches eigentlich schon vor der Auflösung geschlagen ist. Zum Wetter gibt es auch lustiges zu beobachten. Columbo, wie er Brandt bei sommerlichem Sonnenschein ausfragt, warum er einen Regenschirm rum trägt (dieser ist ja entscheidend). Columbo selbst ist aber, wie immer, mit Regenmantel unterwegs.. so herrlich kurios diese Szene. Brandt erklärt dann die Wahrscheinlichkeit, wann man unverhofft von Regen überrascht werde. Tatsächlich beginnt es dann auch am Abend zu Regnen. Herrlich auch bei der Auflösung, wo Columbo erklärt, dass er beim Besuch bei Brandt den falschen Schirm mitgenommen habe, und dass man sich so doch nicht Beweise verschaffen darf... "aber wenn er schon mal da ist.." :wink: Kann man Columbo besser charakterisieren als so? :)

Columbo muss wieder mal einen Trick anwenden, so dass sich der Täter selbst ausliefert. Hier weckt er Brandts Ehrgeiz, das gestellte Rätsel zu lösen und noch mehr nutzt er die Tatsache, dass Brandt niemals akzeptieren könnte, dass die angebliche Auflösung vom Clubpräsidenten gesagt und als richtig befunden wurde. Brandt zeigt dann in der Hysterie selbst, wie er den Mord durchgeführt hatte. Diese Idee ist zwar wirklich gut, sie will aber für mich nicht so ganz aufgehen. Natürlich würde Oliver Brandt keinesfalls sein Konstrukt verraten und er wäre niemals so euphorisch, wenn seine eigene Tat nach und nach als Rätsel präsentiert wird. Dadurch fühlt sich das Verraten des Täters schon etwas unwirklich an, plus ist dies ja längst kein "sich Verraten" sondern eher die Präsentation seiner Intelligenz. Auch sagt Columbo, dass sein erster Verdacht wegen dem programmierten Plattenspieler entstand. Das ist nun mehr als nur weit hergeholt.

Weiter gibt es ein paar Sachen zum mitmachen als Zuschauer. Das Rätsel mit den Goldmünzen ist zumindest beim ersten mal Schauen tatsächlich etwas, wo man selbst dahinter kommen kann. Danach ist es natürlich klar. Das Schlussrätsel von Brandt an Columbo mit der Wortfrage funktioniert in Deutsch leider nicht, da der Begriff holländischer Onkel (dutch uncle) aus dem englischen (zumindest mir) nicht bekannt ist. Da hätte man doch einen anderen Begriff einsetzen können, damit es logisch wird..

Ich mag diese Folge sehr. Wie die Leute dargestellt werden, wie sich die Atmosphäre ändert. Und es gibt so viel zu erkennen und geniessen. Etwa, wenn Columbo sagt "Ich weiss genau, wie sie es gemacht haben" und man bei Brandt das Herz regelrecht aussetzen hört. Nur um gleich fortzusetzen, dass Columbo das Goldmünzenrätsel meint :) Aber natürlich prüft Columbeo da vor Allem auch die Reaktion. 5 Punkte für diese Folge gibt es von mir ohne gross nachdenken zu müssen, auch wenn nicht ganz alles stimmig funktioniert.
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Re: Bewertet: "Todessymphonie"

Beitragvon Columbologe » Do, 13.02.2020 23:56


@smeagol Von einem ausgeklügelten Mord kann hier nicht die Rede sein, scheitert der Plan doch bereits vor dem Todesschuss: Wenn die Mitglieder im Sigma-Club das Fallen eines Buches hören können sollen, wie kann dann Oliver Brandt davon ausgehen, dass das Gebrüll des Bertie Hastings sowie das Hinfallen seines speckigen Körpers ungehört bleiben würden? Ferner: Wie kann er annehmen, dass bei einer polizeilichen Untersuchung des Tatorts das heruntergefallene (und leichtfertigerweise nicht beseitigte) Lexikon mit der verdächtigen Markierungslinie sowie der Schirm im Kamin übersehen werden würden?
Und dass sich Brandt, nachdem er sich in seiner verletzten Eitelkeit verraten hat, als rettungslos überführt betrachtet, obwohl Columbo doch gar keinen Zeugen für das Verhalten hat, passt nicht zu einem Hochintelligenten, der sich vorher so viel Mühe gegeben hat, alles perfekt einzufädeln.

Aber ich wage es nicht mehr, an dieser (bei den TV-Premieren in Deutschland ganz hintenan gestellten 70er-Jahre-Folge) herum zu meckern, nachdem der Betreiber des hervorragenden Blogs "Columbophile" diesen Fall sogar auf Rang 1 platziert...
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Re: Bewertet: "Todessymphonie"

Beitragvon smeagol » Fr, 14.02.2020 15:36


@Columbologe: Ja, das stimmt schon mit all den Logikfehlern, die da drin sind. Normal würde mich das auch ziemlich stören, weil ich sehr Wert auf eine logische, kongruente Story lege. Hier kann ich etwas drüber weg schauen, aber es verhindert für mich zweifellos, dass auch ich diese Folge als "die Beste" küren würde. Die ausgeklügelte Tat beziehe ich mehr auf das Konstrukt mit dem Plattenspieler und allem drum und dran. Zumindest, dass Brandt wieder bei den Leuten ist, als die vermeintlichen Schüsse fallen, ist doch eine ganz gute Geschichte. Brandt versucht das dann ja auch als Selbstmord zu verkaufen, und dann könnte er ein paar Geschichten dazu erfinden.. das Buch sei bei dem Streit mit Bertie zu Boden gefallen. Leider hat man mehr Zeit für die Sekretäre ver(sch)wendet, als auf solche Sachen.

Columbo ermittelt oft nicht nur den Täter, sondern er findet auch das, was dahinter steht. Und hier ist das unglaublich gut gelungen. Auch verwendet Columbo immer mal verschiedenes, um den Täter zu überführen. Etwa eine Falle, oder dass es für den Täter einfach keinen Sinn mehr macht. Hier stösst er ins Innere von Brandt vor und lässt ihn an seiner Person selbst scheitern. Toll, das ganze Gespräch am Schluss, wo Oliver Brandt erklärt, was für eine Bürde das Ganze ist. Dass Überlegenes die Menschen erschreckt und ablehnt, anstatt für Anerkennung zu sorgen. Plötzlich erkennt man tatsächlich diesen Menschen in seiner Unerfülltheit.. und genau das lässt Brandt auch aufgeben.. Columbo steigt in einen tiefen Brunnen, bis er am Grund angelangt ist. Das macht es für mich so grandios. Hierzu übrigens noch zu erwähnen ist der englische Titel, The Bye Bye Sky High IQ Murder Case, welcher genau auf diesen psychologischen Sachverhalt anspricht.
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