Der erste Columbo "Mord nach Rezept" ist mehr Bühnenstück als Fernsehfilm. Selbst für Columbo-Verhältnisse passiert relativ wenig. Die Handlung entwickelt sich fast ausschließlich über Dialoge weiter. Ich muss sagen, dass mir der ernsthafte Charakter der Folge gut gefällt. Wenn man sich unmittelbar danach die eher absurde Episode "Alter schützt vor Torheit nicht" oder die völlig lächerliche Commodore-Folge anschaut, glaubt man kaum, dass es sich um die selbe Serie handelt. Vielleicht hätte ein wenig Humor dieser Pilotfolge ganz gut getan, aber so ist es mir allemal lieber als umgekehrt.
Ebenfalls positiv erwähnen möchte ich, dass sich die Autoren relativ viel Zeit bis zum Mord gelassen haben. Man lernt die Charaktere und ihre Motive gut kennen und kann die Entwicklung deshalb auch recht gut nachvollziehen. In späteren Columbo-Folgen geht mir das manchmal zu schnell: In der Eismann-Folge zum Beispiel konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, was die Tat überhaupt soll. Das ist hier anders. Das Motiv ist zwar nicht spektakulär, aber für die erste Folge finde ich das okay. Der einzige Schwachpunkt der Story ist für mich, dass Flemming seine labile Geliebte überhaupt in die Tat einbezieht. Als Psychiater hätte ihm diese Schwachstelle klar sein sollen.
Gene Barry hätte ich gerne in einer späteren Episode noch einmal wieder gesehen. Als Gegenspieler zu einem schusseligen Columbo wäre sein hier schon sehr souveränes Spiel wohl noch besser zur Geltung gekommen. Langweilig fand ich allerdings die Inszenierung. Es wirkt tatsächlich so, als habe man einfach ein Theaterstück aufgenommen, ohne die Möglichkeiten des Fernsehens zu nutzen (selbst der vermeintliche Selbstmord hätte ja nicht in einem Pool enden müssen, Tabletten hätten auch so gereicht).
Zum Abschluss mein übliches Gemecker über den deutschen Titel: Es war für die Übersetzer zwar relativ schwierig, weil eine wörtliche Übersetzung von "Prescription: Murder" im Deutschen missverständlich gewesen wäre (ein Rezept kann man eben auch zum Backen oder Kochen verwenden). Der englische Titel deutet allerdings gekonnt an, dass ein Arzt einem Patienten einen Mord (oder eine Mittäterschaft) verordnet, während "Mord nach Rezept" diesen Schluss nicht zulässt. Mal ganz davon abgesehen, dass auch bei dieser Übersetzung ein Koch- oder Backrezept gemeint sein könnte.
Lange Rede, kurzer Sinn: 4 Punkte