Man soll ja stets Kritik mit einem ausgibigen Lob einläuten, was mir zugegeben bei dieser Folge schwer fällt. Sie führt deshalb auch ein sehr stiefmütterliches Dasein in meinem Columbo-Archiv.
Um um das Loben herumzukommen, mal vorab ein Wörtchen zu den Darstellern. Culp wird hier oft in die Top 3 der besten Mörderdarsteller eingereiht bzw zur Auswahl dieser gestellt.
Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Bei mir rangiert er viel weiter unten oder hinten.
Was nicht unbedingt an der Qualität seiner Darstellung liegt. Er spielt seine Rollen souverän und ist ohne Zweifel eine sehr charismatische Persönlichkeit.
Er vermag es aber einfach nicht, mich in seinen Bann zu ziehen, wie andere Mörder.
Vielleicht liegt es an der relativen Facettenarmut? Er spielt doch immer den gleichen Mördertypen. Karrierebesessen, hart, unerbittlich, abweisend, kalt, unpersönklich. So fällt auch das Spiel zwischen ihm und Columbo immer aus. Immer gleich.
Am besten gefällt Culp mir noch als Brimmer. Nein, eigentlich sogar in Luzifers Schüler. Weil er dort nur ne kleine Rolle hat? Kleiner Scherz
Nun zum Motiv. Ich erkenne einfach keins. Kein überzeugendes.
Das ist nach dem Mörder(spiel) der zweitgrößte Schwachpunkt dieser Folge.
Je häufiger (oder unhäufiger in meinem Fall) ich sie sehe, umso unklarer wird mir das Motiv.
Der partyfeiernde Möchtegernplayboy Eric ist doch das, was sich viele Generalmanager wünschen würden in dieser Konstellation. Er macht keinen Ärger, außer mal um zwei Uhr nachmittags nicht salonfähig zu sein und seine Ehefrau zu betrügen und damit unangenehm aufzufallen.
Wäre ein sportinteressierter, gewinnorientierter, disziplinierter Sohn des einstigen Freundes etwa besser für Hanlon? Ich glaube kaum. Der würde ihm ruckzuck sein Amt entziehen und es selbst ausführen. Zumindest würde er Hanlon genau auf die Finger schauen und für reichlich Stress und Ärger sorgen, vermute ich mal.
Dieses Motiv --Schadensbegrenzung beim Geldverprassen-- gibts ja mehrfach bei Columbo. Bei Diane Hunter zB finde ich es vollkommen überzeugend. Dort ging es ja tatsächlich um große Summen und großes Ungemach durch ausschweifendes Lotterleben.
Halperin hingegen schien es eher um späte Rache zu gehen; ein Großteil des Vermögens seiner Ehefrau war ja bereits für Wohltätigkeit verloren. Er wollte diesem Treiben nicht länger zuschauen, die Reste für sich retten und schlug zu. Auch nachvollziehbar.
Aber hier beim Eismann? Nö.
Vereins-Senior hatte sehr wahrscheinlich eh verfügt, dass seinem Sohn gewisse Summen monatlich zustehen für die Lebenshaltungskosten, die er ihm ja hinterlassen hatte in Form der großen Villa usw. Ich weiß nicht, wie Reiche das handhaben, stell ich mir jedenfalls so vor. Man möchte die Brut doch abgesichert wissen und sichert sich auch gegen größenwahnsinnige Generalmanager ab.... ihm dürfte ja zu Lebzeiten die Macht- und Karrrierebessesenheit Hanlons nicht entgangen sein.
So viel Geld warf der Sohn zudem nicht aus dem Fenster. Was wir sahen war exzessive Feierei und Mädels, die allerdings morgens schon wieder das Weite gesucht hatten.
Und wer bekommt das Vermögen nach dem Tod Erics? Seine Ehefrau. Die ebenfalls keine Ahnung und kein Interesse am Verein haben dürfte. Die ebenfalls Geld für sich beansprucht, für ihre Reisen und ihre Wohltätigkeitsbeschäftigung. Das dürften größere Summen sein als die Lotterei ihres aus dem Wege geschafften Mannes.
Das ergibt alles keinen Sinn für mich. Müsste ich mir schönreden oder ausblenden und dazu hab ich bei der ungeliebten Folge keine Lust. Hart aber herzlich
Wir haben es hier mal wieder mit einer unglaublichen Tusnelda von Ehefrau zu tun, die noch nicht mal eindeutige Indizien akzeptiert und weiterhin in ihrer Märchenwelt schwelgen möchte.
Die Tonbandaufnahmen sind da ziemlich klar. Es ist die Rede von einer wilden Party und im Nachfolgesatz: "... und die Rothaarige, die du mir geliefert hattest... " (sinngemäß).
Wie blind und treudoof ist die Dame, um sich dort noch von Hanlon bequarken zu lassen?
Hat null Profil, diese Rolle und reiht sich damit in fast alle Rollen dieser Folge ein. Die reißen mich einfach überhaupt nicht mit, dem Geschehen zu folgen.
Mit Ausnahme des Detektives, den mag ich. Der Trainer Rizzo ist die zweite Ausnahme, ebenfalls sympathisch.
Was mir auch total sauer aufstößt: Das Radio im Büro wird durch ein lautes Dauerfiepen während jedes Telefonats gestört. Massiv gestört, könnte man getrost sagen.
Und keiner hats bisher gemerkt? Keinen hats bis dahin gestört? Keiner ist der Ursache auf den Grund gegangen?
Da muss erst Columbo kommen? Ich gestehe dem Inspektor ja besonders hellhörige und sensible Lauscher zu, aber das ist einfach absurd, dass dieses nervige Gesummsel bisher keinem aufgefallen sein soll. Das ist ja eine ganz nervige Frequenz.
Solche Kleinigkeiten stören mich dann auch, wenn sie relevant sind. Wenn aus ihnen Indizien und Beweise gebastelt werden.
Hier war die Relevanz ja die, dass Columbo durch das Fiepen auf die Abhörerei und den Privatdetektiv sowie die Eskortdame kam. Also richtig relevant für den Fall und die Auflösung.
Diese Folge war überhaupt voll der Merkwürdigkeiten und übersinnlichen Geschehnisse.
So verfolgte Columbo den Mörder und war mit seiner lahmen Mühle fast genauso schnell am Flughafen wie Hanlon, der laut seiner Aussage (auf Columbos Nachfrage) kurzfristig einen Charterflug ergattert hatte. Wie bitte geht das?
Noch eine Merkwürdigkeit: Die Klingelingdingdongs verkaufen Eis im Bauchladen und ich frage mich, wie das Zeug gekühlt wird in diesem offensichtlich warmen bis heißen Klima? Hanlon scheint es in seiner Suite da oben auch gar nicht in einem Kühlschrank gelagert sondern einfach nur so rumstehen gehabt haben. Ich sah oder hörte jedenfalls keine Kühlschranktür, er nahm das Teil einfach von einem Regal runter. Ja, ich bin heute pingelig
Desweiteren wundere ich mich, weshalb in Hanlons Turm keine Abhörgeräte installiert wurden. Sonst wäre auch sofort die Außerhalb-Telefoniererei aufgeflogen, man hätte ja nur die gewissen Anrufe abgleichen müssen.
Logisch ist es für mich aber nicht, dass überall Abhörgeräte ausgelegt wurden, außer ausgerechnet in Hanlons Privatreich, das doch auch und gerade interessant war. Es sollte ja wohl nicht nur Eric Wagners Herumgetändel mit gewissen Damen nachgewiesen sondern auch Hanlon auf die Finger geschaut werden. Sonst hätte man ihn ja nicht im Büro abhören müssen... ich schätze, der Partyhoppser Eric war eh kaum jemals dort anzutreffen... also muss es auch um Hanlon gegangen sein.
Das fehlende Uhrenschlagen hat mich immerhin überzeugt. Man könnte behaupten, Uhr kaputt etc, aber das wäre schon eine arg faule Ausrede. Hanlon müsste ja dann nachweisen können, wo er sie reparieren ließ oder wen er zum Austausch der Batterie beauftragt hatte. Sowas macht er doch sicher nicht selbst, so wie er sein Personal herumscheucht.
Der Mord an sich war damit natürlich längst nicht bewiesen und die Überführung steht damit auf ähnlich wackligen Füßen wie etwa bei Ken Franklin.
Eine Sache fiel mir dann doch positiv auf. Die herrliche Landschaft in der Pampa der Telefonzelle. Dort wäre ich gerne ein Stündlein spazieren gegangen
Die Folge bekommt leider nur 1,8 Punkte von mir. An dem einen Punkt schrammt sie vorbei, weil es etliche noch schlechtere Folgen für mich gibt.