"Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat"

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Re: "Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat"

Beitragvon martha » Mi, 18.02.2009 23:14


Hab mir gestern doch noch den Stauffenberg angeguckt.
Nachdem ich kürzlich die zweiteilige Knopp-Doku im ZDF gesehen hatte, sind mir bei der Umsetzung des Stoffes eigentlich keine groben Verstöße aufgefallen.
Recht gut und spannend in Szene gesetzt.
Hätte mich auch gewundert, wenn Hollywood in puncto Dramatik sein Handwerk nicht verstehen würde.
Anfangs hätte man aber schon etwas rausheben sollen, dass Stauffenberg zunächst ja auch ein mehr oder weniger eifriger Anhänger des dritten Reiches war.
Gerade diese Entwicklung vom Befürworter zum Widerstandskämpfer macht doch den Reiz einer solchen Figur aus.
So aber setzt der Film erst da ein, wo der Graf diesen Gesinnungswandel schon vollzogen hat.
Klar soll natürlich das Attentat und die anschließende Operation Walküre im Mittelpunkt stehen, aber trotzdem hätte mich noch mehr interessiert, was sich so im Menschen Stauffenberg abgespielt hat.
Tom Cruise bietet da ja keine große Hilfe, da sein Gemüts-und Mienenspiel über die 2 Stunden doch wenig in Bewegung gerät.
Er spielt das zwar ganz ordentlich, aber doch 'ne Spur zu eindimensional.
Gut, beim Attentat ist natürlich in erster Linie Disziplin gefordert, da wäre spürbare Emotion oder Aufregung nur verräterisch gewesen.
Aber beim anschließenden Umsturz-Versuch regiert doch die pure Hektik und Unsicherheit.
Das spielt Cruise einfach viel zu reserviert, als ob es nur um ein harmloses Räuber-und-Gendarm-Spiel ginge.
Der Befehlshaber des Ersatzheeres Fromm kommt da viel besser rüber, obwohl er ja nun wirklich der fieseste Kerl ist. Das ist halt so diese ganz harte Opportunisten-Haltung, die wohl viele im 3. Reich hatten: "Solange der Führer lebt, weiß ich, auf welcher Seite ich zu stehen habe."
Mann, das ist brutal. Wäre das Attentat erfolgreich verlaufen, hätte Fromm bestimmt sofort die Fronten gewechselt und die Umstürzler hofiert.
So aber wird weiter mit den Wölfen geheult.
Das war halt das Hauptproblem, das Stauffenberg und seinen Mitstreitern im Wege stand: Diese ungesunde Mischung aus Kadavergehorsam, Opportunismus und Befehlsgewalt.
Das lässt einen echt erschaudern, weil das im Film auch sehr gut rausgestellt wird.
Bei gewissen Details weiß man natürlich nicht, ob es wirklich so war wie geschildert:
ob die Aktentasche mit der Bombe nun umgefallen ist, weil Hitler mit der Faust auf den Tisch geschlagen hat... :? Na ja, da gibt es wohl auch weniger spektakuläre Varianten.
Und dass Major Remer auf dem Beckenboden seines Pools ein riesiges Hakenkreuz hatte ist wohl auch eher 'ne Idee made in Hollywood.
Ansonsten aber ein recht gut gemachter Film, der seinen Schrecken vor allem daraus bezieht, dass dieses unmenschliche Regime keine Fiktion war.

Ach ja, noch 'ne dringende Bitte an den Bundesverband der Kartenabreißer:
Gebt euren Mitarbeitern doch mal 'ne Anweisung, dass sie einem nicht bei jedem Film "Viel Spaß" wünschen.
Datt passt einfach nicht immer! :wink:
"Könnten Sie mir wenigstens sagen, welcher Name es war?
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"Genau gesagt:Keiner von beiden. Es war Washington."
"Hatten Sie bei dem auch einen Vornamen?"
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