Trenchy,
hast du "Das Versprechen" inzwischen gesehen?
Bin neugierig, wie du das fandest.
Ich habe inzwischen meine Sammlung erweitert oder besser bin gerade dabei. Wie immer, bewerte ich mittendrin... wer sich wundert, tagsüber gucke ich Filme gestückelt, besonders wenn ich sowas langweiliges wie Hausarbeit mache.
"Tod im kalten Morgenlicht" lief mir zufällig über den Weg und ist ne weitere Version von "Es geschah...".
Was ich auch nur durch unsere Diskussion hier wusste. Wofür das doch manchmal gut ist
Der Ablauf ist ja schon bekannt, nun geht es um die Interpretation und Präsentation und um die Überzeugungskraft der Darsteller.
Kurz und gut: alles perfekt bis jetzt.
Zuerst dachte ich an eine Schweizer Version, den Namen nach scheint es aber was osteuropäisches (slawisch?) zu sein. Hab ich noch nicht nachgeschaut, lass ich mal auf mich wirken.
Nach der amerikanisierten Variante bin ich froh, wieder beim Ursprung zu sein. Konzentration auf den Kern und das ist bei diesem Film nun mal die Konstellation Mädchenmörder-Inspektor-Mutter und Lockvogel. Plus der Anfangsverdächtige, der Dorftäter.
Das ist alles einfach richtig gut umgesetzt mit Rücksicht auf den Zeitgeist.
Die Mutter kommt erstmal struppig daher (als Bürgerkriegsflüchtling, aus Yugo?) emanzipiert jedenfalls und es wird erstmal nix mit braver Haushälterin. Das passt.
Die Kleine ist ebenfalls eine aufgewecktere Version und auch der Anfangsverdacht wurde an die neuere Zeit angepasst... er ist kein umherziehender Scherenschleifer sondern ein kiffender Lebenskünstler, der nicht genau weiß, was er zugedröhnt so alles macht oder nicht. LSD hätte da besser gepasst, zumal Kiffen ja eher eine sedierende Wirkung hat und keine Action und Tötungsaggressionen begünstigt.
Hinzu kommt ein wuscheliger Psychiater (oder sowas), der den Ermittler ein bisschen zur Hand geht, ihn auch in seinem Idyll besucht und einen sehr scharfen Blick auf die strategisch günstig platzierte Schaukel wirft, sich aber Kommentare verkneift.
Der ganze Film steht im Zeichen dieser Tiefe, die oft nicht vieler Worte braucht.
man sieht das Mädchen durch den Wald pirschen, diesmal ist es kein düsterer dumpfbackiger Märchenwald, sondern ein heller, freundlicher Wald mit Lichtungen, auf denen man Pilze findet. Hat mich in meine Kindheit versetzt.
Das passt sehr gut, da der Täter auch nicht mehr der böse schwarze Mann ist, vor dem unsere Urgroßmütter noch warnten, sondern ein ... hier möcht ich nicht zu viel verraten.
Nur soviel: Der Mörder kam für mich als Überraschung. Man merkt, dass neue Erkenntnisse einflossen, find ich persönlich toll, gute Recherche ist mir da was wert (bei solchen Filmen zumindest).
Die Einführung und langsame Sichtbarmachung des Täters gefällt mir fast besser als im alten Film.
Es gibt einfach ein besseres Psychospiel zwischen allen Beteiligten. Glaubwürdiger, authentischer.
So stell ich mir den modernen Kinderfänger vor... naja, der war vermutlich schon immer so, aber früher in der heilen Welt passte eben der schwarze Mann aus dem dunklen Wald besser.
Ein großes Lob an die Darsteller. Besonders gut gelungen der Inspektor (er nennt sich auch so) und der Täter. Bei ihnen reichen Mimik und Gestik, teilweise auch nur die Augen.
Außerdem sind sie unverbrauchte Gesichter. Fast richtig schade, dass es nicht mehr slawische Filme bei uns zu sehen gibt. Ähnlichkeit mit den Skandinaviern.
Die Musikuntermaltung ist unaufdringlich, fast nicht bemerkbar, so soll es sein.
Bin jetzt mal gespannt auf das Ende. Alles offen. Die Sprache ist kantiger, härter und direkter als bei den anderen Versionen, daher kommt alles in Frage beim Ende.
Kann ich sehr empfehlen, diesen Film!
... ich hab doch gerade mal nachgeschaut. Es ist kein osteurop. Werk, sondern britisch/niederländisch/deutsch. Warum die ganzen slawischen Namen, keine Ahnung. niederländisch erklärt jedenfalls den Kiffer