Ja, der Tatort gehört auch zu meinen Favoriten. Ich hatte ihn ja bei der Umfrage damals auch auf Platz 1 gewählt, als jemand die Tatortliste postete.
Ich möchte heute auch mal wieder Werbung machen für einen Tatort. Leider wieder zu spät, aber man kann ihn ja mal im Hinterkopf behalten, falls er wiederholt wird. Der Titel passt zum aktuellen Wetter und ist einprägsam: "Schneetreiben".
Dort wird ein Thema verarbeitet, das ich sehr interessant finde. Ein Mord ohne Tatmotiv. Es scheint einfach passiert zu sein, weil jemand Lust dazu hatte. Seinen Frust ablassen wollte oder einfach nur empathiegestört ist. Im Film sagt einer der Kommissare, man habe es mit einer neuen Tätergeneration zu tun, die aus Lust töten. Ich glaube nicht, dass das neu ist. Es gibt solche Defekte im Empathiezentrum, bei Serienmördern in den USA wurde das auch schon wissenschaftlich untersucht. Ob jemand dann tatsächlich zum Quäler oder gar Mörder wird, hängt sicher nochmal von vielen Faktoren ab.
Schon in der Anfangsszene, eine junge fast unbekleidete Frau schwankt auf einer eisbedeckten Straße in einem Schneetreiben vor einem Auto her, wusste ich irgendwie, dass es diesmal nicht um das "übliche" geht.... Vergewaltigung, anschließend Vertuschungsmord usw.
Keine Ahnung, wieso, da hat ein Team ganz tolle Arbeit geleistet. Meine Anerkennung geht an die Stuntfrau, die laut Zeitung bei tatsächlich knapp -20 °C fast nackt minutenlang auf der Straße lief und lag. Das sah man auch, dass das in keinem Studio gedreht worden war.
Dann gab es ja das Problem, die Täter mussten entweder bis zum Schluss im Dunkel bleiben oder dem Zuschauer schon vorher nahe gelegt werden. Ersteres wäre in diesem Fall keine gute Lösung gewesen, da es bei einem unmotivierten Mord natürlich auch keinen Bezug zwischen Täter und Opfer gibt und der Zuschauer dann jemanden präsentiert bekommt, den er zum ersten Mal sieht.
man baute die beiden Täter geschickt in die Handlung ein, ohne direkt zu verraten, dass sie es waren. Das wurde erst mit der Zeit immer klarer.
Es handelte sich um zwei Schickimicki-Typen, von denen der Drahtzieher grandios in einen Columbo der Art "Die vergessene Tote" gepasst hätte. Er war die Steigerung von Alex Brady, die Weiterentwicklung sozusagen.
Die Freundin passte auch sehr gut in ihre Rolle.
Es gab insgesamt nur ein begrenztes Spektrum an Menschen und Orten, es war ab Mitte eher ein typisches Mörderspiel ohne wilde Verfolgungsjagden oder Spezialeffekte.
Erwähnensert ist auch der Vater des Mädchens, ein einsamer Trödelverkäufer, der seine Verzweiflung wahnsinnig überzeugend spielte.
Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass die Täterzeichnung noch viel weiter geht, das waren Ansätze von abgebrüht, glatt und emotionslos... aber da wäre mit den Darstellern noch viel mehr drin gewesen.
Das Ende war auch ein wenig unrund. Andererseits passte es. Ein Mord ohne Motiv und ein Ende ohne Befriedigung. Das passt.
Dafür war die eisige Atmosphäre wie auch schon bei "Herz aus Eis" sehr gut gelungen.
Ein guter Tatort, der ganz Krimi sein darf. Wie ich es mag.