Tatort

Interessiert ihr euch auch noch für andere TV-Krimi-Serien? Hier könnt ihr darüber diskutieren.

Moderator: Stefanie.Columbo

Re: Tatort

Beitragvon Devlin » So, 11.01.2015 11:09


Ich freue mich auf den neuen Dortmunder :)
So weit ____ und nicht weiter!
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Re: Tatort

Beitragvon martha » Mo, 12.01.2015 19:13


Faber bringt es ja echt fertig, Sätze rauszuhauen, die zwar inhaltlich nicht überraschen, aber doch überraschend sind.
Als er seiner Kollegin offenbart, dass er dem Wahnsinn nahe ist, hat er ja im Grunde nix neues präsentiert, aber es war situationsabhängig doch eine Aussage, die ich ihm nicht zugetraut hatte.
Das ist ja 'ne Selbsteinschätzung, mit der man nicht unbedingt hausieren geht.
Aber Faber ist ja ohnehin ein Überraschungsei.
Von jedem anderen Kommissar würde man erwarten, dass er seine ausländische Mitarbeiterin vor rassistischen Schmähungen in Schutz nimmt.
Aber er wählt einfach einen anderen Weg, schickt Nora beim Ermittlungsbesuch bei einem Nazi vor die Tür und biedert sich dem rechten Mob sogar an, um Infos zu bekommen.
Da wird man nicht schlau raus, und das ist für mich das wirklich interessante.
Das ist in neuzeitlichen Tatorten, die ohnehin durchgängig nicht mehr gediegen erzählt werden genau das, was mich bei der Stange hält.
Da besteht bei mir einfach 'ne Spannung, wie der Ermittler denn wohl diesmal reagiert.
Das ist nicht auszurechnen und das macht für mich den Reiz der Faber-Tatorte aus.
Und es war für mich gestern auch mal wieder ein Kunststück, 4 Teammitglieder quasi gleichrangig in die Geschichte einzubauen.
Wie Faber da der Bönisch den Flirt an der Hotelbar vermasselt,wie Daniel mit seinem Bruder zu kämpfen hat und wie sich Nora da inmitten der rechten Szene behaupten muss und selbst zum Opfer einer Attacke wird...
Ich muss da nicht lange überlegen:
Das ist für mich im innovativen und interaktiven Bereich das beste Ermittlerteam, das da momentan in den Tatorten rumturnt.
Möglicherweise bin ich da lokal etwas voreingenommen...
...aber ich muss mich ja letztlich nicht selbst belügen, wenn ich mich gut unterhalten fühle.
Und ich setze es auch immer in Relation zu dem, was ich in den letzten 18 Monaten dauerhaften Tatort-Guckens am Sonntagabend verabreicht bekam.
Und da sticht der Faber für mich neben Borowski raus.
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Re: Tatort

Beitragvon zimtspinne » Mo, 19.01.2015 19:33


ok, ich bleib meinem ersten Bauchgefühl treu und finde das Faberteam zu unausgewogen einseitig aufgestellt.
Vier übellaunige Haudraufs, weitere ähnlich angelegte Nebenfiguren noch nicht mal mitgerechnet - das sind mir eindeutig zu wenig Persönlichkeitsvarianten.

Da fehlt mir etwas ausgleichendes, was auch immer.

Nach wie vor kann ich mit den beiden Teenie-Zicken nix anfangen, weiß gar nicht, wen von beiden ich unsympathischer (abtörnender) finde.
Diesmal ganz klar die daueraustickende Nora, die sich selbst überschätzt und nachher rumheult und nach Mitleid fischt, statt sich mal selbstkritisch mit ihrem eigenen Verhaltensweisen und Entscheidungen zu befassen. Grauenvoll. So hatte ich auch null Mitgefühl mit ihrem beschmierten Bauch, was bei solchen Übergriffen auf junge Frauen eigentlich fast automatisch vorhanden ist.

Das Thema war jetzt auch nicht eins meiner Lieblingsthemen für Krimis, aber in diesem Fall ärgerte es mich doch echt, was da für debile Neonazis gezeigt wurden. Es hätte interessant werden können, wenn die Hintermänner intelligente faszinierende Persönlichkeiten gewesen wären (Typ Santini), aber bei diesen ekelhaften rumkeifenden und dummbrabbelnden Gestalten war die story bei mir ja gleich unten durch.

In diesem Gewirr von durchweg unsympathischen Figuren war es sehr leicht, Faber zu mögen.
Ich hoffe echt, jemand aus der Autorenbrigade kennt Columbo und kommt auf die Idee, den quertreibenden Faber in einem anderen Umfeld ermitteln zu lassen. Wo dann auch Gegensätze aufeinander prallen und die angedeuteten Facetten Fabers mal sichtbarer werden.

Oder es entwickelt sich eine merkwürdige Nichtaffäre zwischen Faber und Bönisch (heißt die so?), so ähnlich wie Borowski und Jung von der Anlage her.
Die beiden mag ich im Grunde, sie haben Entwicklungspotenzial in alle möglichen Richtungen, die nervigen "Teenies" könnte es aber meinetwegen gerne hinwegfegen.
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Re: Tatort

Beitragvon martha » Mi, 28.01.2015 20:33


Ich möchte mich dann doch noch kurz zum letzten Borowski äußern.
Ich mag ihn ja sehr, aber es war thematisch diesmal leider nicht so mein Ding.
Ich bin ja schon immer skeptisch, wenn Tatorte im Vorfeld von der Presse in den Himmel gehoben werden.
Gut, in der HörZu geht der Pfeil ja meist immer schnurstracks nach oben, aber auch in anderen Kritiken wurde ja die eindringliche Darstellung von Drogenkonsum in dieser Folge als sensationell beschrieben.
Ich bin mir da manchmal nicht sicher, in welchem Elfenbeinturm die Kritiker den erfahrenen Fernsehzuschauer wähnen.
Soll ich da jetzt erschrecken, mir verwundert die Augen reiben und mich dann erstaunt fragen:Ach, du Schreck. Solche Auswirkungen können Drogen haben?
Mein Gott, das hab ich schon bei Derrick bis zum abwinken gesehen und im Film Christiane F. wesentlich eindringlicher und intensiver.
Gut, damals hieß es nicht Crystal Meth, sondern Kokain oder Heroin.
Die Begriffe haben sich geändert, aber nicht die Darstellung zerstörter Personen.
Der Tatort an sich war gut und die Hauptdarstellerin hat das toll gespielt.
Man soll aber nicht so tun, als hätte man hier die ganz große Nummer rausgehauen.
Schade, ich hätte mir 'nen anderen Borowski-Fall gewünscht.
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Re: Tatort

Beitragvon Doc Brown » Do, 29.01.2015 12:19


Zunächst mal: Ich fand den Tatort richtig gut. Spannendes, interessantes Thema. Gute schauspielerische Leistung von dem Mädel, dem Jungen und natürlich von Borowski.

Bei dem Elfenbeinturm gebe ich dir recht, den Eindruck hatte ich auch. Da tun die Kritiker so, als würde der Zuschauer zum ersten Mal im Leben mit dem Thema Drogen sowie den Auswirkungen konfrontiert und man thematisiert das zum ersten Mal in der Fernsehgeschichte.

Dennoch: Schauspierisch gefiel mir das sehr gut, ist sicherlich nicht leicht, eine solche Rolle zu spielen. Die Schauspielerin hatte sich auch extrem gut vorbereitet. Ich habe gelesen, dass sie sich Literatur besorgt hat, Dokumentationen angeschaut hat, mit Aussteigern gesprochen hat und in Selbsthilfegruppen war.
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Re: Tatort

Beitragvon zimtspinne » Do, 29.01.2015 20:09


ohje, da ahne ich schon wieder nix gutes, wenn die ör sowas in die Pfote nehmen.... wahrscheinlich wieder eine total einseitig verteufelnde Drogen-Aufklärungskampagne "dududu, das darfst du aber nicht, das endet ganz übel!"

Auf Borowski freu ich mich aber schon, also dann mal optimistisch ran und nicht das schlechteste erwarten.
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Re: Tatort

Beitragvon Doc Brown » Fr, 30.01.2015 19:34


Och, als Belehrungskampagne habe ich das nicht empfunden. Man blieb weitestgehend neutral und überließ es dem Zuschauer, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Wie schon geschrieben: Der Film gefiel mir sehr gut, nur das, was die Kritiker geschrieben haben, stieß mir etwas sauer auf.
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Re: Tatort

Beitragvon zimtspinne » Fr, 30.01.2015 22:13


Was haben die Kritiker geschrieben, Doc?

Ich bin gerade bei diesem Tatort (erstes Drittel) und finde alles etwas langatmig.
Die Rückblenden finde ich zu gestreckt und ausufernd und insgesamt ist es mir bisher zu wenig Krimi.

Dass ich die Tatorte zu langatmig finde, ist aber bei mir gerade allgemein so, liegt also hier nicht am Thema oder den Darstellern.

hm, verteufelt wird die thematisierte Droge nicht, aber es wird völlig überzogen.
Fehlen eigentlich nur noch die zombie "faces of meth" und tät mich nicht wundern, wenn die im Laufe des Verlaufs noch von der jungen Borowskikollegin aufgetan werden.
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Re: Tatort

Beitragvon zimtspinne » Sa, 31.01.2015 13:33


nun denn, leider Daumen runter von mir für diesen Tatort. Das war gar nicht mein Fall.

Borowski gefällt mir am besten in skurrilen, surrealen Fällen.
Da kann er sein Potenzial voll entfalen. Mit Frau Jung noch besser, aber das ist ja nun leider Geschichte.

In diesem Sozialdrama wirkte er überfordert, überlastet und irgendwie auch fehl am Platz. Sogar kitschig in zwei Szenen, was ich bei Borowski bisher noch nie empfand.

Mit wohligem Schauer denke ich an "Der stille Gast" und "Borowski in der Unterwelt". Genau seine Kragenweite. Und meine!

Ich mag auch keine herumschreienden hysterischen Ermittlerinnen. Von daher noch immer meine Abneigung gegen Brandt. Mit ihr werde ich wohl auch nicht mehr warm, obwohl ich diesmal nach der langen Pause relativ neutral und abwartet an sie heran ging. Es funktioniert nicht, sie nervt mit ihrer hysterischen Art. Ähnlich wie die junge Kollegin bei Faber.

jo, was sonst.... wird später ergänzt

nur soviel: Dass ein ganzes Kuhdorf einer Billigpanschdroge verfällt, ist einfach komplett lächerlich und hat mit Realismus gar wenig zu tun.

Das stört insofern, da man bei diesem Tatort ja besonders realistisch sein wollte, offenbar. Das hat nur halb funktioniert. Auch in anderer Hinsicht, aber dazu später noch was.
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Re: Tatort

Beitragvon Doc Brown » So, 22.02.2015 18:59


Heute Abend der letzte Tatort aus Frankfurt mit Joachim Krol. Soll sich lt. diverser Kritiken lohnen.

Und noch ein Hinweis: Einer meiner Lieblingstatorte ist endlich auf youtube verfügbar. Im Fernsehen ist der meines Wissens schon lange nicht mehr ausgestrahlt worden. Ein Blick lohnt sich, ich habe ihn mir auch bereits angesehen, nachdem ich lange auf dem Trockenen saß: Schwarzer Advent (München)
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Re: Tatort

Beitragvon martha » Mo, 23.02.2015 20:36


Also ich fand den Tatort gestern nicht schlecht.
Im Vergleich zu dem, was ich so in den letzten Wochen gesehen hatte, vornehmlich dieser Rebenfall mit der Mattes vom Bodensee, der mich doch arg überfordert hat.
So gerne ich auch seit Carsini Krimis mit Weinproben eigentlich in mein Herz geschlossen habe, aber ich muss schon eine Handlung einigermaßen mitverfolgen können, um sie in halbwegs verfügbare Grenzen der Logik einordnen zu können.
Das ist mir gestern erfrischend gut gelungen.
Das war intensiv auf einen Schauplatz ausgerichtet...kein überflüssiges Brimborium...Ausnahmesituation für mehrere Beteiligte...gut gespielt, insbesondere natürlich von Armin Rohde...Fürsorge, Parteinahme, aber auch Formen von sadistischen Tricks, um die Geiseln gegeneinander auszuspielen.
Die HörZu fand den Fall diesmal nur durchschnittlich, ich sah ihn etwas besser.
Unabhängig davon bin ich jetzt aber auch nicht der ganz große Fan von Herrn Steier.
Weil diese Antihaltung und bärbeißige Antikommunikation wird mir dann doch zu penetrant ausgespielt.
Irgendwie mag ich dann doch eher Leute, die mir 'ne gewisse Palette an Gefühlen anbieten.
Schlechte Laune ist eine Facette, die ausgespielt werden kann.
Wenn sie einen Charakter aber komplett vereinnahmt hat, wird es für mich auf Dauer leider kein Gernseherlebnis.
Es mag Eigenbrötlerei geben, die einen gewissen Genuss verspricht, weil sie sich wohltuend von einem Friede-Freude-Eierkuchen-Schema distanziert.
Sie muss aber trotzdem einem gewissen Unterhaltungsbedürfnis des Zuschauers verpflichtet sein.
Ich denke da etwa an Bella Block, die trotz Kauzigkeit immer eine Form von Sympathie bewahrt...wo man sich sagt:das ist 'ne unbequeme und häufig schlechtgelaunte Type, die ich trotzdem in mein Herz schließe.
Das ist mir bei Steier leider nicht gelungen.
Insgesamt hat mir dieser Kommissar deshalb nicht gefallen.
Liegt bei mir unterm Schnitt.
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Re: Tatort

Beitragvon Doc Brown » Di, 24.02.2015 20:33


Stehe neutral zu Steier. Er hätte gerne weiter ermitteln können, aber ich weine ihm jetzt auch nicht nach.

Die Fälle mit Steier waren insgesamt überdurchschnittlich gut, was aber nicht unbedingt an Steier lag, sondern eher an den guten Plots und an den guten Nebendarstellern. Bei den Vorgängern Dellwo und Sänger war es ähnlich. Beide hatten gute Fälle (Weil sie böse sind, Herzversagen, Wo ist Max Gravert?), aber sie waren nicht der Grund für die guten Folgen. Letztendlich vertraue ich dem hr, dass er weiterhin gute Fälle produzieren wird - unabhängig vom Ermittler.

Zum letzten Fall kann ich mich dir anschließen. Guter Film, guter Rohde, spannend inszeniert. Ein spannender Krimi ohne unnötigen Schnick-Schnack.
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Re: Tatort

Beitragvon zimtspinne » Fr, 27.02.2015 18:14


Das Haus am Ende der Straße

Ich trau mich fast nicht es zu schreiben, weil keiner verteilt gerne allwöchentlich Tadel - dieser Tatort war schon wieder nix für mich, um genau zu sein totale Kacke. Kinderkacke noch präziser.

Das dachte ich mir jedenfalls bei dem komischen "Psychoduell". Oder was das sein sollte.
Das Drehbuch hätte zu einer Horde 16jähriger gepasst, so in der Machart der teen movies "scream".

Hab mich quer durch den Film mit gerunzelter Stirn gelangweilt und mir nebenbei auch noch solche Fragen gestellt wie: Warum zum Geier ist es ein Totschlag, wenn eine Person einen Querschläger durch eine Wand fabriziert? Totschlag setzt einen gewissen Vorsatz voraus, keine hellseherischen Fähigkeiten.
Und warum zum Geier sind die Wände in diesen Hochhausbuden nicht aus Beton, wohlgemerkt die Trennwände zwischen den Buden, nicht die innerhalb einer Bude?

Die "Psychotests" waren ja auch ganz großer Film.... eine Junkie im kalten Entzug zieht Nackigmachen bzw ihren Stoff einer Flucht mit Therapieoption vor - na welche Riesenüberraschung. Darauf wäre ich nie gekommen.

Dass die Mörderpersönlichkeit Nico, wobei das ja noch zweifelhaft ist wegen des Wandtreffers, keine großen Skrupel haben wird, in einer Extremsituation den nervigen Alk-Bullen zu erschießen, war jetzt auch nicht so die Riesenüberraschung.
Wenn Poller wenigstens verlangt hätte, Nico soll die Junkie oder noch besser seinen Bruder abknallen....

Ja, so kindergartenmäßig kam mir das alles vor.
Den Sinn dahinter hab ich auch nicht verstanden.
Poller will damit seine Trauer um seinen Sohn bewältigen oder wie? Indem er Gott spielt oder was er so dafür hält?

Ach weiß nicht, hat mich alles nicht berührt und nicht ergriffen, was neben dem miesen Drehbuch auch am profillosen Steier gelegen haben könnte.

Noch nie hat mich ein Ermittler so gar nicht interessiert. Hatte zeitweise nicht mal Lust, auf seine Mimik zu achten.
Noch nicht mal aufregen kann ich mich daher über ihn. Er ist nicht mein Fall und gut.

Zwei Dinge haben mir aber dann doch gefallen.
Erstens die finale Szene, in denen die Einbrecher miteinandder kämpfen und ein Bruder fast den anderen erschießt.

Zweitens die Karriereplanung des jüngeren Einbrecherdarstellers.
Seit Jahren im Hauptcast einer RTL-Vorabend-Seifenoper spielen und gleichzeitig immer mal wieder Tatort-Rollen abgreifen, die tendenziell größer werden - das gibts glaub ich nicht so oft.
Sehr kluge Vorsorge in der heutigen Zeit und zeigt, dass der Ruf nicht automatisch ruiniert ist mit Fließbandarbeit im Filmgewerbe.

jo das wars und ich hoffe, ich hab nur Tatortflaute... sonst wäre es blöd, wenn die Dinger mich echt nicht mehr begeistern. So wie die letzten.
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Re: Tatort

Beitragvon Doc Brown » Fr, 27.02.2015 19:07


Dass die Wände in den Sozialwohnungen nicht zwingend aus Beton sein müssen, sondern möglicherweise aus billigeren OSB-Platten, halte ich für nicht unwahrscheinlich. Das war für mich jedenfalls keine facepalm-Moment.

Die "Psychotests" habe ich nicht als solche empfunden, sondern als gezielte Manipulation. Es war Poller sicherlich klar, dass die Junkie zur Spritze greifen wird. Er wird als Polizist zumindest peripher mit der Thematik zu tun gehabt haben. Er wollte also genau dieses Verhalten provozieren, um den jungen Einbrecher auf seine Seite zu ziehen.

Apropos der junge Einbrecher: Den Sinn hinter der ganzen Aktion von Poller konnte ich nachvollziehen. Poller warf seinen Sohn auf die Straße, als dieser schwer drogenabhängig war und dringend seine Hilfe benötigt hätte. Nach dessen Tod macht sich Poller schwere Vorwürfe und gerät auf die schiefe Bahn, verliert letztendlich sogar seinen Beamtenjob. In dem jungen Einbrecher sieht er nun seinen Sohn und will zumindest ihn retten, um seinen damaligen Fehler bei dem eigenen Sohn wieder gut zumachen. Eine Art 2. Chance um das eigene Gewissen zu beruhigen, damit er - aus seiner Sicht - mit halbwegs reinem Gewissen abtreten kann.

Fand den Tatort im Wesentlichen stimmig, auch wenn natürlich bei einer solchen Thematik die Logik nicht immer einzuhalten ist.
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Re: Tatort

Beitragvon zimtspinne » Fr, 27.02.2015 19:57


Diese Retteranwandlungen des Ex-Polizisten kann ich eben überhaupt nicht nachvollziehen.

Er muss doch aus seiner eigenen Erfahrung, sowohl aus dem Polizeialltag als auch als Angehöriger/Vater eines Betroffenen wissen, dass es keine Rettung gibt, solange derjenige sie selbst nicht will oder kann.

Deshalb müsste er auch wissen, dass er mit dem Rauswurf genau richtig gehandelt hat, auch wenn das in seinem Fall tragisch ausging. Was genau wäre denn die Alternative gewesen? Dass er seinen Sohn eines Tages nicht draußen unter der Bahnhofsbrücke tot findet sondern in seinem eigenen Badezimmer?
Dass sein Sohn ihn lebenslang belügt, betrügt, bestiehlt und immer tiefer in seine Abgründe hinein zieht?
Da gibts nur einen Weg und der heißt nun mal: In Liebe loslassen, Hilfe durch Nichthilfe. Entweder der packt das dann oder er packt es nicht.

Hätte er sich lieber mal Gedanken gemacht, wo sein eigener Anteil liegt, dass der Sohn überhaupt so jung schon zu Betäubungsmitteln griff. Muss nicht immer das Elternhaus schuld sein, kann aber.
Ja, und irgendwie war das insgesamt ein so sehr unreifes Verhalten. Das zu diesem Typ Figur nicht passte und zum Darsteller auch nicht.

Ich mag den Schauspieler ansonsten sehr, in dieser Rolle war er mir aber zu sehr one-man-show. Genau wie Steier übrigens.

Ich hab auch langsam die Nase voll von austickenden Kommissaren.
Vielleicht gehts euch ja anders, ich will jetzt mal wieder etwas mehr die gediegene, ruhigere Gangart. Es reichen ja schon die verdrehten Kriminellen im Tatort und die Nebenfiguren.
Irgendwer muss auch mal Ruhe und Souveränität ausstrahlen.
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