Endlich hatte ich Zeit, diesen Thread aus der Versenkung zu holen
Mord im Pastell:Columbo überrascht Mr. Kingston in seinem Haus, wo dieser gerade mit den gestohlenen Bildern zurückkehrt. Columbo denkt hier weit voraus: Wenn Mr. Kingston den Mord "nur" als Raubmord hätte aussehen lassen wollen, hätte er die Bilder längst vernichtet. Für sich selber braucht er die Bilder auch nicht zu stehlen, er würde sie ja - nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen - ohnehin erben. Es muss also mehr dahinter stecken. Schließlich wäre es sehr riskant, so stark belastendes Beweismaterial einfach so bei sich zu Hause aufzubewahren. Der einzig logische Grund für die Aufbewahrung der Bilder kann sein, dass der Mörder die Tat jm. anderem unterschieben möchte - nur wem? Auch weiß Columbo, dass er Mr. Kingston die Tasche mit den Bildern nicht gegen seinen Willen entreißen darf und wendet stattdessen einen cleveren Trick an, indem er dort unauffällig seine Fingerabdrücke hinterlässt. Später erfährt Columbo, dass Mr. Kingston - entgegen der Erwartungen aller - die Bilder nicht erbt und dies sogar wusste. Um die Bilder dennoch zu erben, muss er Edna die Tat anhängen. Columbo sieht diesen Schritt aber voraus und überführt dadurch den wahren Mörder.
Wein ist dicker als Blut:Columbo muss beweisen, dass Carsini die Klimaanlage seines Weinkellers absichtlich ausgeschaltet hat, damit sein Bruder erstickt und er diesen Mord als Tauchunfall tarnen kann. Dazu lädt er Carsini in ein Restaurant ein und lässt ihm ohne sein Wissen seinen Wein servieren, der durch Hitze verdorben wurde. Allerdings fällt das nur einem exzellenten Weinkenner auf, wie z. B. Carsini einer ist. Nachdem Carsini dies erkannt hat, teilt Columbo ihm mit, dass es an Ricks Todestag ebenfalls extrem heiß war. Columbo möchte ihm mit diesem Nebensatz mitteilen, dass sein Wein im Weinkeller ebenfalls verdorben ist (falls er die Klimaanlage zum o. g. Zweck ausgeschaltet hatte) und ihn somit dazu bringen, den Wein zu vernichten und sich so zu verraten. Dies erkennt Carsini allerdings nicht, da Columbo - und das ist für mich der Clou dieser Auflösung - ihm vorher mitgeilt hat, den Fall abgeschlossen zu haben.
Stirb für mich:Die Auflösung ganz am Ende dieser Episode gehört sicher nicht zu den Serienhighlights. Dennoch gehört sie für mich aus folgendem Grund auf die Liste: Columbo hat, mal wieder, das Problem, keinen echten Beweis gegen den Mörder in der Hand zu haben. Was nun? Er muss dafür sorgen, dass der Mörder sich selber verrät. Ich finde es herrlich zu sehen, wie Colmbo Hayward über die komplette Episode verunsichert - und zwar so lange, bis dieser tatsächlich den entscheidenen Fehler begeht. Das Highlight ist natürlich die lange Szene im Büro. Dort gibt Columbo dem Mörder unterschwellig zu verstehen, dass der Tatablauf nicht so sein kann, wie der Mörder ihn aussehen lassen wollte. Nun weiß der Mörder, dass Columbo ihm misstraut. Anschließend geht Columbo einen Schritt weiter:
Er stellt viele Fragen, die er an Hayward hat, nicht direkt an ihn, sondern an ihm nahestehende Personen (Haywards Frau und seiner Geliebten). Dies ist ein ganz perfider Misstrauensbeweis an Hayward.
Beispielsweise erzählt er der Geliebten, dass Harry Stone nicht zur Geburtstagsparty eingeladen wurde. Mrs. Hayward erzählt er, dass die Kleidung nicht zum Toten gepasst hat und dass der Mord keinen politischen Hintergrund hatte. Zudem fragt er sie, ob ihr Mann ihre Party zwischenzeitlich verlassen hat. Beide Personen erzählen Hayward wie geplant von Columbos Zweifeln und sorgen schließlich dafür, dass Hayward den entscheidenen Fehler begeht.
So ein teuflisches und geniales Spiel, wie es Columbo hier treibt, erwartet man normalerweise eher von einem Politiker
Teuflische Intelligenz:Auch diese Auswahl mag die meisten von euch überraschen, doch mir imponiert die Auflösung sehr. Columbo steht mal wieder einem Mörder gegenüber, dem er den Mord eigentlich nicht nachweisen kann. Dieses Problem ist nichts Ungewöhnliches für unseren Inspektor. In solchen Fällen greift Columbo zu einem guten Trick oder stellt eine Falle, um den Mörder zu überführen. In dieser Episode ist unser Mörder jedoch so intelligent, dass er darauf nicht hereinfallen würde. Da greift Columbo zu einem Trick, gegen den auch der intelligenteste Mörder machtlos ist: Er nutzt die bedingungslose Liebe des Mörders zu seinem Sohn aus und nimmt diesen fest. Das darauf folgende Geständnis von Dr. Cahill ist keine Kurzschlussandlung wie in anderen Episoden. Dr. Cahill hat keine Chance - wie er ja selber zugibt. Er kann es nicht riskieren, dass sein Sohn evtl. wegen Mordes verurteilt wird und legt daher ein Geständnis ab. Zurückziehen kann er es nicht, da dann das gleiche Spiel von vorne losgehen würde.
Der Schlaf, der nie endet:Ich will hier eigentlich keine klare Rangfolge schreiben, da alle aufgeführten Überführungen ihre Vorzüge haben, aber die Auflsöung in dieser Episode ist für mich die beste von allen.
Columbo hat einen Zeugen, der den Mörder aber nicht identifizieren kann, weil er blind ist. Columbo muss also den Mörder dazu bringen, den Zeugen wiederzuerkennen. Dazu engagiert er den nicht blinden Bruder des Zeugen. Dieser gibt vor, den Mörder identifizieren zu können. Daraufhin stellt der Mörder die Aussage des Zeugen infrage. Er kann ihn gar nicht identifizieren, da er blind ist. Dass der Zeuge blind ist, konnte der Mörder aber nur wissen, wenn er zur Tatzeit tatsächlich einen blinden Mann gesehen hat. Somit gibt der Mörder Insiderwissen preis und wird so überführt- herrlich!
Mir gefällt sehr, wie hier das Unbewusstsein des Täters, der sogar Arzt im betreffenden Fachgebiet (!) ist , aktiviert wird. Er "erkennt" die vermeintliche Blindheit des Zeugen an Details, die einem Unbeteiligten gar nicht aufgefallen wären: Der Gang des Opfers (so, als würde er sich ein wenig mit Schritten im Raum orientieren), die Brille, die vermeintliche Orientierung an der Stimme des Mörders, wo sich dieser befindet, an der Ausdrucksweise (ein Nicht-Blinder hätte vermutlich genauer auf den Täter gezeigt und nicht gesagt "Es ist der Mann, der dort steht." oder ihn genauer beschrieben "Es war der Mann im grauen Anzug/mit der roten Krawatte"). Der Zeuge zeigt zwar auf Dr. Collier, aber nur so vage, dass der Mörder glaubt, der Zeuge habe ihn nicht mit seinen Augen gesehen, sondern sich an seiner Stimme orientiert. Ganz großes Kino
Luzifers Schüler:Ganz plump könnte man sagen, Justin Rowe und Cooper Redman werden überführt, weil sie die Mordwaffe in das falsche Auto gelegt haben. Was ist daran so besonders, diese Überführung in die Top 6 aufzunehmen? Es liegt an der Charakterzeichnung der beiden Mörder: Zwei Kinder im Erwachsenenalter, die vor nichts und niemandem Respekt haben - nicht vor ihren Eltern, nicht vor ihrem Professor, nicht vor Columbo. Sie denken aber, sie wären die stärksten und könnten tun und lassen, was sie wollen. Das CMS in dieser Episode gehört für mich zu den besten der Serie. Die beiden Knilche denken, dass sie auch Columbo überlegen wären, machen sich unverschämterweise über ihn lustig, imitieren ihn sogar. Columbos Anzug würden sie nicht einmal dem Obdachlosenasyl stiften und auch sein Wagen wird Opfer ihres Spotts. Columbo ist das egal. Er weiß um seine Überlegenheit und spielt diesen Trumpf perfekt aus. Zunächst durch erfundene Flugtickets nach Phoenix, wofür sich die beiden Mörder sogar feiern, weil sie ihre Niederlage fälschlicherweise als Sieg für sich verbuchen. Der Schlussbeweis läuft nach dem gleichen Muster ab: Columbo legt erneut eine falsche Spur und die beiden Halbstarken fallen darauf herein. Ich finde diesen Schlussbeweis deshalb so überragend, weil hier der Charakter der Mörder perfekt zum Tragen kommt.