von Pjupe » Do, 22.11.2012 14:49
Die Wahl war schwierig.
Klar war die Wahl aber für den Punkt, zur Tatzeit an einem anderen Ort zu sein, wofür es auch Zeugen gibt. Das dürfte so ziemlich die sicherste Variante sein, wobei es auf die Gestaltung im Einzelfall ankommt. Die perfekteste Variante ist die, die die Schüler gewählt haben. Denn da kann man eigentlich nicht dahinter kommen. Hier half nur wieder der typische Columbo-Zufall. Macht man es so wie der Typ aus der letzten Folge ist es weniger gut. Die Ausrede, die Batterie des Pieper sei leer gewesen, stinkt doch zum Himmel. Gesehen hat ihn niemand. Das Alibi steht damit auf tönernen Füßen.
Ähnlich funktioniert ja auch das Alibi von Brandt, der daher die 2. Stimme bekommen hat. Das Alibi beruht ja letztlich auch darauf, dass er vortäuscht, bereits wieder bei den anderen gewesen zu sein, als der Mord passierte. Das setzt natürlich voraus, dass die tatsächliche Tatzeit und die vorgetäuschte so dicht beieinander liegen, dass es bei der Untersuchung nicht auffällt. Einer ähnlichen Variante haben sich auch die Heizdecken-Mörder bedient. Nachteil: sie erfordert einen Komplizen, ferner erscheint mir die Vertuschung des Todeszeitpunkts mit einer Heizdecke etwas konstruiert. Es ist ja nicht so, dass es nur nach der Körperwärme ginge. Was ist z.B., wenn die Totenstaare schon eingetreten ist?
Also so lieber doch nicht.
Auch in diese Richtung geht es, mit dem Opfer zur Tatzeit zu "telefonieren". Problem nur: wenn es mal genug Verdachtsmomente gegen den Täter gibt, lässt sich dieses Alibi relativ leicht damit entkräften, dass ja niemand das Gespräch bestätigen kann. Und so tun als würde man telefonieren kann jeder. Man bräuchte dann schon einen Zeugen, der auch tatsächlich den Teilnehmer am anderen Ende der Leitung identifizieren kann. Im Fall von Chase war das relativ einfach. Auch die Geschichte mit der angeblichen Entführung in "Lösegeld für einen Toten" war überzeugend. Lamarr hat dieses Alibi nie ausgespielt (was mich an der Folge auch ein wenig stört), wobei es in seinem Fall etwas merkwürdig wäre, dass er eine Frau als Komplizin wählt. Da merkt doch eigentlich jeder, dass da nicht das Opfer am Telefon ist. Deshalb scheidet das für mich auch aus. Das Alibi ist zu unsicher.
Die 3. Stimme ging dann an die Überwachungskamera. Das ist zwar durchaus risikobehaftet, weil ein kleines übersehenes Detail schon zum Verhängnis werden kann. Aber wenn man solche Fehler ausschließt, kann es recht gut funktionieren (wobei ich im Fall von Anders dieses Alibi sowieso nie wirklich verstanden habe. Hat sein Büro kein Fenster, aus dem er zur Not geklettert sein könnte?)
Quasi gleichauf lag die Geschichte mit dem Blitzerfoto. Ein "amtliches" Alibi ist eigentlich genial. Es hat nur einen großen Haken: es erfordert zwingend die Komplizenschaft eines anderen. Und Komplizen sind immer gefährlich. Erst recht dann, wenn der Komplize gutgläubig war und somit in einer idealen Position ist, den anderen zu erpressen.
Würde ich also einen Mord begehen, würde ich mich klar für eine der eingangs aufgeführten Varianten entscheiden.
Zu den ausgeschiedenen Optionen:
- das Alibi mit der Reise ist im Regelfall schwer zu konstruieren, auch wenn es an sich recht gut ist. Ich hätte bei mir solche Möglichkeiten jedenfalls nicht. Weiteres Problem: wenn das Opfer noch lebt (was ja eigentlich zwangsläufig so sein muss), dann besteht immer die Gefahr, dass es noch einen Hinweis auf seinen Mörder gibt. So wie es ja auch Oma Abigail zu Verhängnis wurde.
- Sich selbst Verletzungen zuzufügen kann im Einzelfall durchaus zu einem raffinierten "Alibi" führen, bzw. zu einer Situation, mit der man sich selbst aus der Schusslinie bringen kann, bzw. sich gar kein Alibi konstruieren muss, das fehlerbehaftet ist. Gerade im Fall mit der Schusswunde konnte die Geschichte mit dem Handeln in Notwehr glaubhaft dargestellt werden. Viel glaubhafter als ohne Verletzung: denn wenn man selbst verletzt ist, kann man eigentlich nicht zuerst geschossen haben. Dennoch ist das ganze zu situationsbedingt und hängt sehr von übrigen Faktoren ab. Zudem kostet es auch eine enorme Überwindung, da sich die wenigsten Menschen einfach so mal selbst mitunter schwer verletzen können. Ich könnte mich wohl nicht einfach mal so anschießen.
- Die Geschichte mit dem Arzttermin geht in die gleiche Richtung wie oben (zur Tatzeit an einem anderen Ort), nur ist sie bei solchen Mordfällen per Telefon so eine schlechte Variante (Einzelverbindungsnachweis des Arztes z.B., Blutdruck/Herzschlagschwankungen während der Tatbegehung), dass das kaum eine sichere Variante ist.
- Das Santini-Alibi hat mich nie überzeugt. Dass er nicht in der Kiste war, war sowieso jedem klar. Und da ihn keiner gesehen hat, sondern nur seine Stimme sein Alibi getragen hat, war das Alibi insgesamt doch eher schwach. Nur die Stimme zu hören taugt als Alibi nicht sonderlich viel.
Und gerade im Fall von Santini war es zusätzlich noch deswegen riskant, weil ja ein respektloserer Kellner ja einfach den Raum hätte betreten können.
- Die länger andauernde Tätigkeit ist sowieso das denkbar schwächste Alibi, weil man - je nach Entfernung zum Tatort und Dauer der Tatausführung - ja zwischendurch durchaus mal weg gewesen sein könnte, um die Tat zu begehen. Das Alibi funktioniert überhaupt nur dann, wenn es unmöglich gewesen sein muss, dass die Tat während der Ausführung der Tätigkeit begangen wurde, weil das Zeitfenster dazu viel zu klein ist.