Hartes Zeug im Amerika der 60er, 70er, 80er?!

Allgemeine Fragen zur Serie könnt ihr hier stellen, oder einfach nur plaudern.

Hartes Zeug im Amerika der 60er, 70er, 80er?!

Beitragvon SergioRamos » So, 22.05.2011 12:45


Guten Tag liebe Leute.

Der rote Faden, wenn nicht der roteste aller Fäden, der sich durch Columbos Fernsehkarriere zieht, ist in meinen Augen die Sauferei. Beinah keine Folge ohne den obligatorischen Griff in die Haus-Bar. Opfer und Täter gleichermaßen, alle trinken wie selbstverständlich Brandy, Whiskey und anderes hartes Zeug. Und das mehrfach pro Folge.

Dabei würde mich der Beweggrund der Regisseure interessieren das so zu thematisieren. Ist es ein Stilmittel um die Nervosität darzustellen? Das kann ich anhand einer bestimmten Folge bejahen, und zwar in "Klatsch kann tödlich sein". In Minute 65 zieht Columbo als Indiz für seine Schuldvermutung heran
"...der Mann im Studio sagt Sie würden nur unter Druck trinken"
. Gut, dass vor allem Täter unter Druck trinken kann man auch in anderen Folgen unschwer nachvollziehen. Trotzdem verblüfft mich die Selbstverständlichkeit mit der Schnaps, pur auf Eis, in jedem Haushalt verfügbar ist. Ist es vielleicht doch ein Abbild des Amerika der 60-80er Jahre? Vorne Staranwalt, hinten Säufer?

Natürlich hat gerade Deutschland eine Trink-Geschichte. Stereotypen über die "Männer vom Bau - morgens fleissig, abends blau" kommen ja nicht von ungefähr. Aber ich denke da mehr an Bier oder Wein zum Feierabend, nicht an Schnaps tagsüber. Und früher war es wohl noch krasser als heute.

Nur etwas das mir jedesmal auffällt beim Gucken :)
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Re: Hartes Zeug im Amerika der 60er, 70er, 80er?!

Beitragvon columbo93 » So, 22.05.2011 14:46


'Na hier kann ich nur zustimmen, schon Dr. Flemming bat Columbo 'nen Drink zur beruhigung an und auch bis Fielding Chase wurde ordentlich gebechert, der hat ja auch nach der Nachricht vom Tod seiner Tochter und dem Inspektor sofort 'nen Drink angeboten!
Das zieht sich echt durch die ganze Serie! :wink:
"Meine Frau hat einmal 80 Dollar für eine Fußbank geboten, der auf Kaffeedosen stand. Können Sie sich das vorstellen?"
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Re: Hartes Zeug im Amerika der 60er, 70er, 80er?!

Beitragvon Ducky » Mo, 23.05.2011 13:35


Ich bin kein Experte für Gesellschafts-Geschichte, aber ich denke, die Gefahren des Alkoholkonsums waren "damals" einfach noch nicht so bekannt bzw jedem geläufig. Wenn gezeigt wurde, wie jemand einen Drink nimmt oder auch zwei oder mehrere Leute geninsam was trinken, sollte wohl einfach eine enspannte Situation gezeigt werden.

Ähnlich ist es ja auch mit dem Rauchen. Columbo pafft sich durch seine Fälle und niemand regte sich auf, dass er die zusehenden Kinder oder Jugendlichen zum Rauchen verführen könnte.
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Re: Hartes Zeug im Amerika der 60er, 70er, 80er?!

Beitragvon martha » Mo, 23.05.2011 17:51


Das ist natürlich kein spezifisch amerikanisches Phänomen.

Ich bin ja auch großer Fan und mittlerweile auch Sammler alter deutscher Krimiserien.
Insbesondere "Der Kommissar" hat es mir angetan, der ja jahrelang auf 3 Sat rauf und runter gesendet wurde.
Und Kommissar Keller hat nun auch wirklich nichts abgelehnt, was auch nur den Anschein des Hochprozentigen erweckte.
Kaum wurde die Schnaps-Frage gestellt, war auch schon kurz danach der Kopp im Nacken und der Fusel wurde freudigst runtergeschluckt.
Heute sagt ja jeder Ermittler:"Danke, aber ich bin im Dienst."
Damals hieß es:"Ich bin zwar im Dienst, aber zwei, drei Kurze kann ich schon vertragen."
Auch bei Derrick wurde in den 70ern ordentlich gebechert(und übrigens auch gequalmt).

Auf die Qualität der Folgen hatte die Sauferei aber absolut keinen Einfluss.
"Könnten Sie mir wenigstens sagen, welcher Name es war?
War es Kensington oder Arlington?"
"Genau gesagt:Keiner von beiden. Es war Washington."
"Hatten Sie bei dem auch einen Vornamen?"
"Martha."
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Re: Hartes Zeug im Amerika der 60er, 70er, 80er?!

Beitragvon zimtspinne » Di, 24.05.2011 11:23


oje, das Thema Sauferei hab ich auch mal thematisiert, kam mir dann aber doch wie ein Gesundheitsprediger vor :wink:

Wir haben die Präsenz von (hochprozentigem!) Alkohol übrigens auch schon mal in Bezug auf deutsche Nachmittagsserien diskutiert im Freundeskreis. Dort wird es allerdings komischerweise nur bei Herren im mittleren und höherem Alter normalisiert; sobald ein jüngerer Mann oder Frau täglich oder häufiger unter Stress zum Schlückchen zwischendurch greift, wird das problematisiert.

Wein ist generell normal, solange er nicht morgens oder am frühen Nachmittag konsumiert wird sondern schön gesittet abends auf der Couch oder mittags bei Tisch. Als sei die Leber morgens auf Urlaub und erst abends wieder wach :wink:
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Re: Hartes Zeug im Amerika der 60er, 70er, 80er?!

Beitragvon DavBen » Di, 31.05.2011 15:46


Das dürfte folgende Gründe haben:
Columbo halt ja meist mit sehr wohlhabenden Menschen zu tun. Diese haben oftmals sehr konservative Ansichten und Geschmäcker.
Die meisten Episoden der ersten Ära, handelt von Personen die schon in den 50er Jahren sehr wohlhabend waren. Zu dieser Zeit gehörte es einfach zu einem Gentlemen, dass er raucht und trinkt. Natürlich in Maßen und nicht um sich die Kante zu geben. Das hat sich in wohlhabenden Kreisen, die sehr konservativ sind, immer noch gehalten. Zu der Zeit galt ein wohlhabender Mensch, der nicht raucht oder trinkt, als äußerst merkwürdig.
Deshalb ist auch die erste Frage, wenn ein Besuch kommt: "Darf ich ihnen einen Drink anbieten?" In der Regel ist es so, dass Besuch auch wieder verschwindet, und meist mit dem Auto was zur Folge hätte, dass er gar nichts trinken dürfte. Trotzdem wird es getan. Es gehörte damals zum Anstand. Genau wie das Rauchen. Es war damals selbsverständlich, dass man überall rauchen konnte und wer das nicht duldete galt als äußerst unhöflich. Rauchen und Trinken, gehörte einfach dazu.

Irgendwann hat sich dann beides verflüchtigt und ist heute sehr selten anzutreffen. Die Zeiten sind mittlerweile vorbei wo Columbo überall mit Zigarre rumlaufen könnte. Heute müsste er draußen rauchen, denn heute gilt es als unappetitlich. Auch das Trinken gilt heute als ziemlich abstoßend. Diese Gesundheitswelle/Modewelle kam irgendwann in den späten 70ern auf und wurde von deren Generationen eingeführt.
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Re: Hartes Zeug im Amerika der 60er, 70er, 80er?!

Beitragvon zimtspinne » Di, 31.05.2011 22:06


Ähem, Columbo wurde schon damals oft missbilligend bis böse angeschaut, wenn er mit seiner Räucherwolke ankam.
Allerdings überwiegend in engen Räumen (Aufzug), öffentlichen Gebäuden (Büro, Behörde) und fast immer von Frauen.

Ich selbst mache offen gesagt auch einen Unterschied zwischen Zigarre und Zigarette. Zigarettenqualm fand ich schon immer doof.... als Kind (mein Vater war Kettenraucher, hörte dann aber auf als er sich mal beide Arme brach), als teenie (obwohl es ja als cool gilt, den Qualm in clubs fand ich aber immer abscheulich) und auch jetzt als Erwachsener.

Zigarren werden ja in der Regel nicht in Kette gepafft, sondern eher gelegentlich als besonderer Genuss.
Erstens verursacht das nur vorübergend Qualm, zweitens ist es ein altmodischer, interessanter Geruch und drittens wirken die Paffer nicht suchtkrank sondern eben eher genussfreudig. Sie drehen nicht durch, wenn sie mal im Restaurant oder im Flieger ohne ihre Zigarre auskommen müssen.

Columbo ist da natürlich etwas die Ausnahme... der pafft ja kettenmäßig :wink:
Da ich aber noch nie so jemanden kannte und daher auch noch nie am laufenden Band durch Zigarrenqualm belästigt wurde, verbinde ich damit nichts negatives.
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Re: Hartes Zeug im Amerika der 60er, 70er, 80er?!

Beitragvon DavBen » Di, 31.05.2011 23:34


Das ist ja etwas anderes. In öffentlichen Räumen ist es klar, das Rauchen, damals auch, missbilligt wurde. Aber in öffentlichen Räumen bietet dir auch niemand einen Drink an :wink:
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