von martha » Fr, 30.12.2016 19:44
In diesem Jahr war ich mal wieder häufiger im Kino.
Zuletzt habe ich mir noch die neuesten Werke von Clint Eastwood, Woody Allen und die Verfilmung von Frank Goosens Buch "Radio Heimat" angesehen.
Eastwood hatte ja bemängelt, dass im Kino keine Geschichten mehr erzählt werden. Das ist in Zeiten, wo fast kein Blockbuster mehr ohne unzählige Fortsetzungen mit sich ständig wiederholenden Actionszenen auskommt, durchaus berechtigt.
Man blickt ja kaum noch durch bei diesem Wust an Sequels, wo dann immer noch einer draufgesetzt werden muss.
Eastwoods Film "Sully" ist dagegen ein überraschend unspektakulärer Film über ein doch recht spektakuläres Ereignis, das aber nicht das Zeug zu einem Katastrophenfilm hat.
Erzählt wird die Geschichte von der waghalsigen Notwasserung eines Passagierflugzeugs im Hudson River von New York im Jahr 2009.
Die Bilder gingen damals um die Welt und Pilot Sullenberger wurde als Held gefeiert, weil alle Passagiere überlebten.
Eastwood legt den Schwerpunkt dagegen mehr auf die Vorwürfe, die gegen Sullenberger von Seiten der Flugsicherheitsbehörde erhoben wurde. Die ging nämlich davon aus, dass der Pilot die Maschine auch problemlos zum Flughafen hätte zurücksteuern können.
Die Spannung des Films resultiert dann vornehmlich aus mehreren Simulationen, die während einer Anhörung beweisen sollen, dass Sullenberger und sein Co-Pilot nicht vorschriftsmäßig gehandelt hätten.
Letztlich können die beiden aber damit punkten, dass die Reaktionszeit auf die Unwägbarkeit, die nach dem Getriebeausfall nach Vogelschlag entstand, von der anklagenden Kommission überhaupt nicht einberechnet wurde.
Das hört sich sehr unspektakulär an, wird aber von Eastwood sehr spannend eingerichtet, da der Zuschauer bei jeder Simulation mitfiebert, ob das Flugzeug den Airport erreicht oder doch vorher abstürzt.
Letztlich steht Sullenberger dann doch als Held da, der alles richtig gemacht hat, während der Ausschuss wegen dilettantischer Berechnungsfehler der Dummbatz ist.
Etwas einfach gestrickt, weiß Gott auch nicht Eastwoods bester Film, aber zumindest ein Blick auf ein spektakuläres Ereignis, das ich von der Seite noch nicht kannte.
Bei Woody Allens Film "Café Society" hat mich schon zuvor die Kurzkritik der HörZu gereizt:"Langsam nervt der Altmeister".
Das kann man so sehen, wenn man zum Kreis der Rezensenten gehört, die von Allen-Filmen immer furchtbar gelangweilt sind.
Ich würde mich durchaus als Experten seines Werks betrachten, da ich mittlerweile alle seine Filme gesehen habe. Und mir ist schon klar, dass man diese Form von Beziehungen, die Allen zwischen Personen, vornehmlich liebenden und leidenden Personen, spinnt, nicht mögen muss. Es ist immer eine sehr dialoglastige Form von Beziehung, wo meist auch immer eine Person einen Analytiker benötigt. Gefühle werden nicht übers Herz, sondern über Sprache und Humor vermittelt. Selbst wenn man nicht wüsste, von wem ein Film ist, wüsste man nach spätestens 5 Minuten, dass er von Woody Allen ist. Bestimmte Sprachrituale wiederholen sich einfach.
Mittlerweile spielt Allen in seinen Filmen auch kaum noch nicht, weil er eingesehen hat, dass ihm im Film niemand mehr abnehmen würde, wenn die Frauen ihn begehren würden.
Im neuen Streifen spielt Jesse Eisenberg die Hauptrolle. Der macht ja meist ein sehr minderbemitteltes Gesicht. Er macht auf mich den Eindruck, als wenn er es wunderbar beherrscht, dumm aus der Wäsche zu gucken. Das ist für mich darstellerisch leider nicht die erste Garde.
Und leider ist auch die Handlung ausgesprochen schlicht.
Um es auf einen Nenner zu bringen, besteht die Hauptaussage darin, dass man nicht die Frau heiratet, die man am meisten liebt, sondern diejenige, bei der man sich einreden muss, dass man sie am meisten liebt.
Ansonsten auch überraschend wenig Wortwitz, kaum Handlung.
Ein nettes Filmchen, aber ich muss zugeben, dass ich doch etwas enttäuscht war.
"Könnten Sie mir wenigstens sagen, welcher Name es war?
War es Kensington oder Arlington?"
"Genau gesagt:Keiner von beiden. Es war Washington."
"Hatten Sie bei dem auch einen Vornamen?"
"Martha."