Alter schützt vor Morden nichtDas ist natürlich 'ne beliebte Masche:
Alte Leute, die etwas tüddelig daherkommen, in den Fokus stellen und dann die klare Devise ans Publikum ausgeben: Leute, die knuffige Seniorin müsst ihr doch einfach gern haben!
Ich sage dagegen: Nee, muss ich nicht!!! Haltet mir bitte diesen senilen Feger vom Leib!
Ich habe auch schon immer diese Alte gehasst, die ausgerechnet zu Silvester penetrant ihren 90.Geburtstag feiert und ihr faltiges Ponem im Zusammenspiel mit einem ebenso nicht mehr ganz taufrischen Butler, der ungeniert und peinlichst durch die Szenerie stolpert, einer breiten Öffentlichkeit aufzwingt.
Schon da hätte ich meine Böller zum Jahreswechsel am liebsten in Richtung Mattscheibe abgefeuert.
Und jetzt bekomme ich hier in "Alter schützt vor Morden nicht" wieder so ein Exemplar zu Gesicht, das sich bedauerlicherweise statt Pflegeheim für Fernsehunterhaltung entschieden hat..
Abi Mitchell heißt dieser scheinbar flotte, aber doch irgendwie abgetakelte Dampfer, der hier statt Dampf doch ziemlich viel heiße Luft verströmt.
Die Ausgangssituation scheint zu sein, dass Abis Nichte einst von Bord ging und fortan nicht mehr Ahoi sagen konnte.
Möglicherweise die verständliche Flucht vor Abis besitzergreifenden Fangarmen, aber unser betagtes Herzchen deutet es anders.
Schuld soll nämlich Edmond sein, der Gatte der Nichte, der seine Daseinsberechtigung aber ausschließlich durch sein gutes Aussehen rechtfertigt.
Muttchen selbst scheint keine Kinder zu haben, so dass Edmond die einzige Form von Verwandtschaft ist, die ihr bleibt.
Und als sie ihn unter Ausschluss der Dienerschaft keck zur Hintertür reinlässt dachte ich schon: Uiuiui...jetzt will sie ihn wohl mit flottem Pupillenspiel bezirzen.
Doch was macht diese Fregattenkommandeuse???
Sie sperrt den letzten Hauch von Familie im Safe ein und lässt ihn qualvoll ersticken.
Ach je...Schrulligkeit hat hier wohl wieder Narrenfreiheit und agiert nach dem langweiligen Rache-ist-süß-Motto:
Auge um Auge...Zahn um Gebiss!
Abi hat selbst null Ahnung über Nichtchens Tod, spielt sich hier aber als neunmalkluge Rachegöttin auf und lässt ein hübsches Mannsbild im luftleeren Raum vermodern.
Klar, ein Krimi braucht Tote.
Aber das muss auch logisch und sinnvoll unterfüttert sein.
Hier dagegen wird eine alte Frau als orientierungsloser und starrköpfiger Dummbatz dargestellt.
Ich finde das absolut verantwortungslos von den Machern!!!.
Das ist hochgradig fahrlässig und ich bin hier auch zu keinerlei Kompromissen bereit in Bezug auf eine positive Wahrnehmung der Motivlage.
Das weitere Prozedere ist dem Genre gemäß kalkulierbar.
In einer Doku-Soap hätte man wohl erwartet, dass nun ein Gutachter des medizinischen Dienstes anrückt, um Abi die Pflegestufe abzusprechen.
So aber steht Columbo auf der Matte, der zunächst die Schalldichte des Tresors prüft, um anschließend unter viel Gequalme rauszufinden, ob Abi noch ganz dicht ist.
Das geschieht natürlich wieder mit viel Anbiederei:
Mrs.Columbo ist natürlich einer der größten Fans von Abi. Möglicherweise ist Mrs.Columbo aber auch einer der größten Fans von Alois Alzheimer, denn Miss Mitchell findet Schlüssel an Stellen, wo sie niemals gelegen haben.
Aber auch in Columbos Oberstübchen müsste mal wieder feucht durchgewischt werden:
-Abi fragt nach 2 Stücken Zucker für den Tee...aber Columbo will natürlich 3
-Abi möchte ihm italienische Schuhe schenken...aber Columbo bemängelt die Schuhgröße
-Abi möchte Geschichten über die Armut austauschen...aber Columbo will das nicht in einem Rolls-Royce
Mein Gott noch mal!!!!!!!!!!!!!!
Ich hasse es, wenn einer mit aller Gewalt immer das letzte Wort haben muss.
Das ist so dieses nichtsnutzige Revoluzzertum einer Spezies von Menschen, die wahrscheinlich auch immer 4 Teile mit in eine Umkleidekabine mitnehmen, selbst wenn nur 3 erlaubt sind.
Hauptsache immer noch einen draufsetzen.
Da krieg ich so'n Hals wenn ich das seh...So'n Hals!
Deshalb kann ich mir Columbo-Folgen aus Sicherheitsgründen auch nur noch im Beisein meines Therapeuten ansehen, um Handgreiflichkeiten zwischen mir und dem Fernseher zu verhindern.
Doch beim Finale dieser Folge rastete selbst mein Analytiker aus.
Ausgerechnet dieser gutgläubige Einfaltspinsel Edmond, der absolut nix rafft und vermutlich auch am Nordpol tagelang auf einen Bus warten würde, wenn ihm Abi da ein Haltestellenschild hinpflanzen würde...ausgerechnet dieser Gimpel entwickelt nun im dunklen Safe und recht kurzer Zeit einen derart genialen und zehnmal um die Ecke gedachten Plan, um seine Mörderin zu enttarnen, dass selbst Einstein im Grab noch mal kurz gezuckt hätte.
Da nimmt das Opfer seinen Gürtel, kratzt damit in Kästen rum, ritzt 'n Pfeil ins spröde Mobiliar, schraubt 'ne Birne raus und wieder rein, benutzt die Fassung als Versteck...ja Herrschaften, geht's noch????
Warum steckt er sich den Zettel nicht einfach zwischen die Arschbacken und spekuliert darauf, dass der Pathologe fündig wird!
Diesen Trick hätte ich Edmond halbwegs zugetraut und wäre zudem noch 'ne schöne "Du kannst mich mal..."-Symbolik gewesen.
Aber so?
An den Haaren herbeigezogen und einfach nur ärgerlich.
Deshalb brauch ich zur Beruhigung jetzt erstmal 'n Kamillentee...und garantiert nicht mit 3 Stück Zucker!