Bewertet "Etüde in schwarz"

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4/5 seht gut
12
26%
5/5 überragend
3
6%
 
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Re: Bewertet "Etüde in schwarz"

Beitragvon Patrick_B » Do, 17.01.2019 22:26


Der Film beginnt ungewöhnlich, weil wir die Mordvorbereitungen im Detail sehen, bevor wir das Opfer oder das Motiv kennenlernen. Ich habe allerdings ein großes Problem: Benedict schlägt Welles von hinten nieder (ich habe mir die Szene extra nochmal angeschaut, das ist eindeutig) und legt sie dann in eine Position, in der die Kopfverletzung vorne wäre, Da braucht man keinen Columbo, um auf Mord zu kommen. Der Rest von Mord ist OK, ist aber durchaus risikoreich: was passiert, wenn jemand in der Zwischenzeit das Fenster der Autowerkstatt richtig zumacht? Was macht er, wenn jemand den berühmten Dirigenten auf der Straße erkennt?

Die Interaktion von Columbo mit dem Mörder funktioniert wunderbar, auch wenn es ungewöhnlich ist, dass Columbo ihm schon so früh (nach ziemlich genau zwei Dritteln) unverblümt den Mord ins Gesicht sagt. Aber um Benedict zu verdächtigen, braucht Columbo diesmal keine mentalen Fähigkeiten, denn er macht viele Fehler: erst geht er unnötigerweise an den Tatort (was ist mit Columbo-Tätern, dass die nicht einfach mal auf dem Hintern sitzen bleiben können?) und dann hebt er auch noch die Steckblume auf. Auch wenn das nicht zum Plan gehört und improvisiert ist, ist das einfach nur dumm: die Polizei ist schon länger da und er muss ja nun wirklich damit rechnen, dass jemand dieses Beweisstück gesehen oder sogar photographiert hat. Und es hilft sicher auch nicht, wenn man so vehement die Suizid-Theorie verteidigt, in die man eigentlich kein Investment hätte haben dürfen.

Was mir an diesem Film so gut gefällt, ist dass wir Columbo bei richtiger Polizeiarbeit sehen. Er untersucht Beweise und befragt Zeugen. Auch wenn der Subplot mit dem Ex-Liebhaber im Nachhinein als unnötiger Füller klassifiziert werden könnte, habe ich ihn genossen. Ich habe nur ein großes Problem: warum bringt Columbo die Zeugin so offen mit? Das ist doch quasi die Aufforderung "bring sie um", wenn sie den richtigen Lover identifiziert hätte. Die Auflösung ist unspektakulär und basiert schlussendlich auf einer unzuverlässigen Zeugenaussage der gehörnten Frau.

Die Szene, in der Columbo Benedict zu seinen Vermögensverhältnissen befragt, fand ich nicht so gelungen. Irgendwie passt die nicht richtig rein und trägt nichts zur Handlung bei. Ich habe ja erst gedacht, dass Columbo das Autogramm für eine Handschriftanalysis benutzt und irgendwie mit dem Abschiedsbrief vergleicht oder das Geldthema nochmal aufgegriffen wird, aber nein.

Irgendwie liest sich das total negativ, mir scheint es leichter zu fallen zu meckern als zu loben. Aber ich mag diese Folge richtig gerne, weil trotz ein paar Fehler das Gesamtkunstwerk funktioniert und keine Langeweile entsteht. Ich gebe vier Punkte.
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Re: Bewertet "Etüde in schwarz"

Beitragvon Columbologe » Fr, 18.01.2019 09:50


@Patrick_B Die Szene, in der Columbo den Mörder nach dessen Vermögen befragt, ist eine reine Füllszene, die auch erst hinterher gefilmt wurde, um die ursprünglich für 70 min vorgesehene Folge auf 90 min zu strecken. An John Cassavetes' Kurzhaarschnitt erkennt man, dass der Schauspieler schon dachte, der Film sei abgedreht und dass er später unerwartet noch einmal gerufen wurde.
Viele schöne Schwachpunkte hast du aufgezählt, die mir selber so noch gar nicht bewusst gewesen sind. Umso mehr verwundert es mich jetzt, dass manch ein Fan so große Stücke auf diese unausgegorene Episode halten kann. Die Mordvorbereitung im Detail, ohne dass wir das Opfer oder Motiv kennen, haben wir allerdings auch schon in "Zigarren für den Chef" und ansatzweise in "Schritte aus dem Schatten" gesehen. So ungewöhnlich ist der Anfang also nicht.
Ich komme nicht drüber weg, dass ich beim ersten Betrachten der Folge die Schlusspointe vorhersagen konnte, was mir zuvor und danach nie gelungen war. Außerdem zieht sich der Film wie Kaugummi und ist für mich nur in der auf 67 Minuten gekürzten ARD-Version richtig zu genießen, in welcher auch die oben erwähnte Füllszene komplett fehlt.
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Re: Bewertet "Etüde in schwarz"

Beitragvon ChryZ » So, 03.01.2021 23:12


Heute war mal wieder ein Columbo-Abend angesagt und die Wahl fiel auf "Etüde in schwarz". Leider gibt es für die Folge nur 2 Punkte von mir. Wenn es möglich wäre, würde ich sogar nur 1,5 vergeben. Dabei beginnt die Folge eigentlich recht vielversprechend. Die Szenen zu Beginn - gerade der Kakadu - machen durchaus Lust aufs Weiterschauen. Der Mord ist zwar nicht besonders ausgeklügelt, aber auch nicht total stümperhaft durchgeführt worden. Allerdings muss man sich schon fragen, warum die Kopfverletzung nicht zum Thema gemacht wird. Wer sich mit Gas selbst umbringen möchte, würde sich ja wahrscheinlich auf einen Stuhl setzen und dann wäre es schon sehr unwahrscheinlich, dass die Person so unglücklich fällt. Zudem dürfte die Gerichtsmedizin vermutlich feststellen, dass viel zu wenig Gas in ihre Lunge gelangt ist.

Leider fällt die Folge nach dem ansprechenden Intro rapide ab und verweilt bis zum Ende in einer Art Dämmerschlaf. Mich wundert nicht, dass die ARD die Folge auf 67 Minuten gekürzt hat; in der 90min-Version sieht man einfach zu viele Belanglosigkeiten, welche die Ermittlung nicht voran bringen. Auch die abschließende Überführung ist "nur" in Ordnung: Die zunächst fehlende Ansteckblume mag zwar ein Indiz sein, aber wirklich bewiesen ist damit eigentlich nichts. Und auch auf Plan B - reiz den Mörder, bis er es selbst zugibt - wurde hier verzichtet. Worauf ich bei dem Wutausbruch nach dem Mord und der dünnen Indizienlage zu Beginn fast drauf gewettet hätte.

Wirklich in Erinnerung bleiben wird die Folge wahrscheinlich wegen Einführung von "Hund", ansonsten ist sie schon ziemlich blass.
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Re: Bewertet "Etüde in schwarz"

Beitragvon Columbologe » Sa, 20.03.2021 13:26


@ChryZ In der Tat gewinnt die in ihrer vollen Länge schleppende Folge durch die Kürzung auf 67 Minuten enorm an Fahrt. Auch dass ein jüngerer Eckart Dux, der 1992 in "Stirb für mich" und "Der erste und der letzte Mord" den Mördern seine deutsche Stimme verlieh, in der Kurzfassung den Alex Benedict spricht, gereicht der ARD-Schnittfassung von "Etüde in Schwarz" zur Ehre. Falls du oder sonstwer sich nach der Kurzversion mit Klaus Schwarzkopf sehnen sollte: columbologe@gmx.de ist die Anlaufadresse, unter der die kostbare Rarität zu haben ist.
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Re: Bewertet "Etüde in schwarz"

Beitragvon Andreas » So, 27.03.2022 10:54


Columbologe hat geschrieben:@ChryZ In der Tat gewinnt die in ihrer vollen Länge schleppende Folge durch die Kürzung auf 67 Minuten enorm an Fahrt. Auch dass ein jüngerer Eckart Dux, der 1992 in "Stirb für mich" und "Der erste und der letzte Mord" den Mördern seine deutsche Stimme verlieh, in der Kurzfassung den Alex Benedict spricht, gereicht der ARD-Schnittfassung von "Etüde in Schwarz" zur Ehre. Falls du oder sonstwer sich nach der Kurzversion mit Klaus Schwarzkopf sehnen sollte: columbologe@gmx.de ist die Anlaufadresse, unter der die kostbare Rarität zu haben ist.


Eine kleine Bemerkung von mir, weil hier gesagt wurde, die ARD hätte die Folge von 90 Minuten auf 67 Minuten heruntergeschnitten. Das ist definitiv falsch.
Es gibt von dieser Folge ZWEI originale Schnittfassungen (eine mit 70 Minuten Länge und eine mit ca. 90 Minuten), die beide auch international vertrieben wurden.
Die ARD-Fassung basiert auf der 70-Minuten-Fassung. Es wurden lediglich (und unnötigerweise) noch mal zusätzlich 3 Minuten entfernt - aber nicht mehr.

Dass die ARD eben nicht die 90-Minuten-Fassung herunterkürzte, erkennt man daran dass es auch mehrere verschiedene Kameraeinstellungen und Umschnitte gibt. Auch ist die Stelle, in der Benedict Columbo in der Philharmonie überrascht unterschiedlich inszeniert.
Andreas
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Re: Bewertet "Etüde in schwarz"

Beitragvon Columbologe » Di, 29.03.2022 16:41


Andreas hat geschrieben:Eine kleine Bemerkung von mir, weil hier gesagt wurde, die ARD hätte die Folge von 90 Minuten auf 67 Minuten heruntergeschnitten. Das ist definitiv falsch.
Es gibt von dieser Folge ZWEI originale Schnittfassungen (eine mit 70 Minuten Länge und eine mit ca. 90 Minuten), die beide auch international vertrieben wurden.


Das ist völlig richtig. Wenn ich zwischen der 70-min-Fassung und der 67-min-Fassung unterscheiden soll, ist mir die 70-min-Fassung lieber, weil sie mehr klassische Musik erklingen lässt, aber da die 70-min-Fassung nie im deutschen Fernsehen lief, sondern nur die 90-min- und die 67-min-Fassung, habe ich zwischen RTL-Version und ARD-Version unterschieden - und da zieht die RTL-Version wegen der viel längeren Laufzeit das viel kürzere Stäbchen.
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