Hier meine Eindrücke aus meinem FTB
Zweite Runde! Nachdem mich im April mit Veröffentlichung der 1. Staffel das COLUMBO-Fieber gepackt hatte, kann ich die Sichtungen nun endlich fortführen, wenn auch leider vorerst nur wieder acht Folgen lang.
Da sich diese wie ich schon sagte aber auf hohem Niveau (fernab des TV-Niveaus) bewegen und auch gerne mal mit Meisterthrillern konkurrieren können, ist es etwas unangebracht hier von Folgen zu sprechen. Mit Laufzeiten von 70 bis 90 Minuten sind es keine gängigen Episoden einer Serie, sondern Beiträge zu einer TV-Filmreihe, die den wohl populärsten Cop der Fernseh/Filmgeschichte zu bieten hat.
Aber genug damit. Los geht's mit der ersten Episode (jetzt nenn ich's ja doch so) der zweiten Staffel, die gleich mal auf Spielfilmlänge ausgedehnt wurde - sehr zum Missfallen der Darsteller und Schreiber, die den Ursprungsplot prompt ungewollt in die Länge ziehen mussten, so dass einige Szenen in ETUDE IN BLACK augenscheinlich deplatziert wirken.
Plot:
Ein Stardirigent (John Cassavetes) wird von einer Liebhaberin erpresst und muss sich derer entledigen, damit das Frauchen daheim nix mitbekommt und zur Mutter rennt, die den Maestro aus dem Orchester werfen könnte. Ein Blümchen wird dem Mörder dabei zum Verhängnis...
Ok, die Geschichte ist teilweise extrem unglaubwürdig und das Überführungsdetail zeugt nicht wirklich von hoher Kreativität seitens der Autoren und so sind es andere Dinge, die ETUDE IN BLACK zu einem der herausragendsten Beiträge der COLUMBO-Reihe gemacht haben.
Ganz vorne steht John Cassavetes, der eine darstellerische Klasse einbringt, die die Reihe vorher und auch nachher nicht mehr erlebt hat. Es ist eine wahre Freude ihm dabei zuzuschauen, wie er sich voller Diabolik und Arroganz am Ende doch dem "kleinen Mann" geschlagen geben muss und sich dennoch einen denkwürdigen Abgang beschert.
Man merkt zudem, dass die Chemie zwischen dem Mörder und dem Ermittler gestimmt hat (ganz anders sah das z. B. in der nachfolgenden Episode aus); später saß Cassavetes dann für eine Folge auf dem Regiestuhl, als Darsteller wurde er leider nicht mehr eingesetzt.
Ganz groß also die Duelle zwischen Falk und Cassavetes, aber auch in den Nebenrollen sind bekannte Gesichter zu sehen, die nicht weniger überzeugen: Blythe Danner (erst kürzlich in MEET THE FOCKERS gesehen) und Myrna Loy (bekannt aus den THIN MAN-Filmen) fügen der Folge weiteren Glanz zu.
Und dann wird endlich "Hund" eingeführt: in einer grandiosen Szene sehen wir Columbo, wie er beim Arzt sitzt und mit seiner typischen Angst-Miene (er kann gar nicht hinsehen) vor einer Spritze auszuweichen scheint. Ein plötzlicher Anruf scheint den Lieutenant vor der Qual zu retten. Erst später merken wir, dass die Injektion gar nicht für ihn bestimmt war: ein träger dackelartiger Hund mit unglaublich gelangweiltem Gesicht ist in Erscheinung getreten und wir erfahren, dass Columbo sich einen Hund zugelegt hat.
Im weiteren Verlauf der Folge werden immer wieder Namen für den Köter vorgeschlagen, doch keiner will zu dem Viech passen, so dass dieses für den Rest der Serie einfach "Hund" gerufen wird. Es gibt im Verlauf der COLUMBO-Reihe einige köstliche Szenen zwischem dem Lt. und seinem Köter, so dass wir hier eine denkwürdige Einführung eines Charakter miterlebt haben (eine weitaus weniger denkwürdige würde dann in GREENHOUSE JUNGLE folgen).
Schön auch, dass Columbos Auto mal wieder kurz in den Mittelpunkt des Geschehens rückt: als der Lt. während seiner Ermittlungen bei einem Mechaniker aufkreuzt und ihn bittet, mal kurz unter die Haube zu schauen, sagt dieser ihm offen: get rid of it.
Formal sind zudem einige Leckerbissen vorhanden, etwa wenn - wie schon in DEATH LENDS A HAND - mit Reflektionen auf Sonnenbrillgläsern gespielt wird. Ansonsten wissen einige geschickte Kameraeinstellung zu Beginn der Folge zu gefallen. Insgesamt bewegt sich die Inszenierung leicht über dem üblichen TV-Niveau.
Fazit: ein gelungener Auftakt, der sehr viel Lust auf mehr gemacht hat und wo es mal am Plot krankt, bügeln die Darsteller alles locker wieder aus.