infernogott hat geschrieben:Das mit der Blume war dem Zuschauer ja schon direkt am Anfang klar...
Dem Zuschauer war in der Tat klar, dass Benedict am Tatort diese Spur hinterlassen hat (die Kamera wies ja deutlich genug darauf hin) und ging auch sicher davon aus, dass Columbo der erste sein wird, der die Blume entdeckt. Nur wurde der Zuschauer durch das geschickte "Wiederanpflücken" auf die Fährte 'Gerade nochmal gut gegangen...' gebracht und konnte so weiterrätseln, was den Täter überführen könnte. Und in der Tat, es war - die Blume. Hm.
Der Einstieg in die Folge war mehr als gelungen, der Psychoatmosphäre sei Dank. Gekonnt wird hier die Dramatik des Mordes herausgearbeitet, indem der Zuschauer durch die Brille des Kakadu den Mord beobachten durfte. Nach vollendeter Tat wurde diese durch beinahe wie Lachen wirkendes Entsetzen des Vogels in seiner Intensität noch mehr gesteigert. Wirklich große Klasse in der filmischen Umsetzung. Als Benedict zum Tatort kommt und ganz unversehrt 'gen Blume linst, geschieht dieses durch den Fokus seiner schwarzen Sonnenbrille. Der Zuschauer weiß an dieser Stelle sogleich, worauf er sich einlassen muss, nämlich, dass Benedict es irgendwie fertigbringen muss, diese Blume wieder anzustecken. Dass er dies jedoch relativ unspektakulär durch Vorgeben eines heruntergefallenen Mantels macht, entschärft diese Szene in ihrer Qualität. Das ging mir in der Tat zu schnell (und überhaupt lag dort eine frische Veilchenblüte auf dem Boden, die sicherlich weitaus leuchtender war als einige Jahre später die Feder vor der Krankenkabine von Mr. Danziger). Hier hätte man sich ein wenig mehr Verkrampftheit gewünscht - wie sie etwa im Spatz dargebracht wurde, als McCain versucht hat, noch nachträglich die Bombe vom Wagen zu demontieren. Benedict war bei seinem Unterfangen jedoch erfolgreich und zu Recht fragt man sich, welche Indizien für dessen Überführung aufgefahren werden. Naja, wenn man's genau nimmt: Keine, außer eben besagt Blume. Zwischenzeitlich werden zwar Indizien für die Außerkraftstellung von Selbstmord angeführt, aber bis auf die verrutschten Buchstaben auf dem Abschiedsbrief ging dies mehr nach Gefühl ("so jemand bringt sich nicht einfach um..."). Warum sich Columbo allerdings so in Benedict als Mörder verbeißen konnte, wird der Zuschauer wohl nicht erfahren, bekommt der Maestro am Schluss schließlich keine Antwort auf die Frage, die sich auch der Zuschauer stellt: Wusste der Inpektor es von Anfang an? Und wenn ja, wodurch? Wann ist ihm die Sache mit dem fehlenden Veilchen aufgefallen? Doch wohl erst, als er wusste, dass von der abendlichen Vorstellung eine Videoaufzeichnung existiert und das war schon zu fortgeschrittener Zeit... der seltsame Beigeschmack von Unausgegorenheit bleibt daher.
Die schauspielerischen Leistungen reißen mich auch nicht unbedingt vom Hocker. Falk mal außen vorgelassen, wirkt Cassavates, als drehe er seinen Part mal eben zwischen zwei Monumentalproduktionen: Er bleibt seltsam blass und blutleer, dabei aber keineswegs gänzlich unbemüht, versucht er durch sein verschämt-verschmitztes Lächeln doch irgendwie seine Unsicherheit zu überspielen. Aber auch das gelingt ihm nicht. Aber das ist mitunter auch dem Drehbuch anzulasten: Als Columbo Benedict mit seiner Mordtheorie konfrontiert hat ("angenommen, sie waren es...") reagiert Bendect so, wie eigentlich nur ein Mörder reagieren kann, indem er einen ganz schlichten Satz sagt: "Inspektor, ich habe sie nicht ermordet." und den mit einer "Unüberraschtheit", dass es weh tut. In jeder anderen Situation hätte ein solcher Satz Columbo überzeugt, aber nicht in der unmittelbaren Konfrontation. Aber das wäre noch zu verschmerzen. Dass alles - wie am Anfang - auf diese Blume hinausläuft, wiegt da vergleichweise viel schwerer.