Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon Devlin » So, 11.12.2016 16:07


Ich habe mir die Episode eben erst wieder angesehen. Vorher Blumen des Bösen und danach Momentaufnahme für die Ewigkeit. Alle 3 Episoden gefallen mir sehr gut und zählen zu meinen Lieblingsepisoden.
Wein ist dicker als Blut ist schon ein Klassiker. Donald Pleasance, die Atmosphäre und die schönen Bilder, eine ruhige Episode. Finde, die kann man immer wieder mit Freude geniessen. Daher würde ich der Episode heute 5 Punkte geben.
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon OpenOcen » Mo, 28.08.2017 21:02


Auch beim x-ten Mal sehen, fand ich das ganz spannend, amüsant und stimmig. Also von daher gehört diese Folge in die Top 5, der besten Folgen überhaupt. 5 von 5 Punkten.

Wenn man sich eine Kritik erlauben kann, dann die Tatsache das der Mörder sich etwas zu wenig gewehrt hat. Keine Falsche Fährte gelegt, immer ziemlich brav zum Inspetkor gewesen. Aber das war halt in der Folge der Charakterzug des Mörders.

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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon Patrick_B » Di, 05.02.2019 22:34


Ich bin mir sicher, dass im Laufe des Threads pausenlose Lobeshymnen auf diesen Film gesungen werden. Zurecht. Ich habe nicht einen einzigen Kritikpunkt, diese Folge ist von vorne bis hinten stimmig. Ich muss aber noch lobend anerkennen, dass die Schreiber und Pleasance es tatsächlich geschafft haben, den bisher grauenhaftesten Mörder (elendig zu verhungern gehört wohl zu den unangenehmsten Todesarten) so unglaublich sympathisch wirken zu lassen.
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon Columbologe » Mi, 06.02.2019 08:55


@Patrick_B Das Opfer ist nicht verhungert sondern erstickt. Und bevor man verhungert, würde man zuerst verdursten. Sogar in einem Weinkeller, wenn man darin gefesselt ist.
Von vorne bis hinten stimmig ist diese Folge nicht. Sie hat mehr Stärken als Charakterdrama, weniger als Krimi. Die kriminaltechnischen Schwächen des Drehbuchs hat hier 2017 Tonio schon beispielhaft auf den Punkt gebracht, den ich gerne zitieren mag:

>> Einer wie Carsini kann sich in einen Menschen nicht hineinversetzen, dem sein Ferrari soviel bedeutet wie Carsini der Wein. Also stellt er den Ferrari des Toten mit geöffnetem Verdeck an eine Klippe und täuscht vor, dass das Opfer ihn dort mehrere Tage so abgestellt hätte, was es aber ums Verrecken nicht getan hätte. Ein echter Ferraristo liebt sein Schmuckstück eben genauso wie ein Winzer aus Leidenschaft die seinen. Kann man drauf kommen… Genauso wie der im Morden Ungeübte nach der Untat eine zittrige Hand hat und einem anderen Mann das Dekantieren eines edlen Tropfens erlaubt, was absolut ungewöhnlich ist.
Und dazu noch die Absurdität des Plans wie Columbos Falle: Dass Carsini seine gesamten Weinbestände aufs Spiel setzt, um die im Affekt noch nicht ganz zu Ende gebrachte Tat zu beenden, passt auch psychologisch nicht. Zu diesem Zweck fesselt er das Opfer, sperrt es im Weinkeller ein und stellt die Klimaanlage aus, um es dort ersticken zu lassen. Kann er wissen, dass dies genau zwei Tage später passieren wird? Die Außentür sieht nicht so aus, als sei sie luftundurchlässig. Kann Carsini ausschließen, dass sich das Opfer noch von den Fesseln befreien kann? Jedenfalls herumhüpfen, eine der zahlreichen Weinflaschen umwerfen, mit dem Glas die Fesseln durchschneiden und/oder zumindest durch eine Verwüstung darauf aufmerksam machen, dass jemand hier anstatt bei einem vermeintlichen Tauchunfall verreckt ist – dies erscheinen mir sehr naheliegende Möglichkeiten. Vielleicht sogar Hinweise geben, aber wir sind leider nicht im von mir sehr geliebten „Alter schützt vor Morden nicht“. Obwohl ich kein Naturwissenschaftler bin, erscheint mir die später geäußerte Annahme geradezu idiotisch, bei 40 Grad Außentemperatur wäre es in einem Weinkeller (!) bestimmt 60 Grad heiß geworden. Und selbst wenn: Dehydriert der Mann da nicht, kann man das nicht feststellen, kann man nicht Spuren des doch recht straff gezogenen Fessel-Seils feststellen? Und zu Columbos Falle wäre zu bemerken, dass er doch kaum wissen kann, dass Carsini daraufhin seine Weinbestände an einer ganz bestimmten Stelle vernichten wird, was ihn schließlich verrät. Kurzum, kriminalistisch ist die Folge wirklich schwach.<<

Und auch ich kann mich nicht dazu durchringen, die viel gerühmte Lieblingsfolge von Peter Falk ins oberste Viertel einzusortieren. Warum schlägt Carsini seinen Halbbruder nicht tot, als er merkt, dass der erste Schlag ihn nicht umgebracht hat? Warum riskiert er sein Lebenswerk, indem er die Air Condition ausschaltet? Wieso tut er das überhaupt, wo doch der Weinkeller groß genug ist, um darin für längere Zeit atmen zu können? Eignen sich die daraus resultierenden Todesumstände zur Vortäuschung eines Tauchunfalls? Kann man keine Schnittwunden der Fesseln nachweisen? Wieso wittert Carsini, der von Columbos Verdacht weiß, keine Falle, als im Restaurant der unbezahlbare Spitzenportwein serviert wird? Warum riskieren die Kellner den guten Ruf ihres Hauses?
Aber für die Kreativität bei der Namensfindung sowohl beim deutschen als auch beim englischen Filmtitel muss ich eine Lanze brechen: fantastisch!
"Any Port in a Storm" ist ein Sprichwort, das besagt, dass einem in einer gefährlichen Lage jede Form der Rettung willkommen ist. Einem Seefahrer in einem schweren Sturm ist jeder Hafen recht. Durch das Hinzufügen des Wortes old wird nun eine Doppeldeutigkeit in Bezug auf den alten Portwein kreiert. Und das Sprichwort passt wie die Faust aufs Auge auf Adrian Carsini, der am Schluss in einem Geständnis die Rettung vor der Zwangsehe mit seiner Sekretärin sieht.
Aber auch die Abwandlung des deutschen Sprichwortes ist ein poetischer Volltreffer. In der Tat geht Carsinis Liebe zum Wein ihm über die familiäre Bindung zu seinem Halbbruder. Es ist angesichts dieser grandiosen zwei Filmtitel ein Jammer, dass nicht auch die Krimihandlung von der gleichen Genialität zeugt.
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon Patrick_B » So, 10.02.2019 22:28


Das Opfer ist nicht verhungert sondern erstickt. Und bevor man verhungert, würde man zuerst verdursten. Sogar in einem Weinkeller, wenn man darin gefesselt ist.

Das habe ich vermasselt. Aber meinen Punkt möchte ich trotzdem nicht aufgeben, ersticken ist sicher auch nicht gerade schön.

Der Rest deines Posts sind alles valide Punkte, denen ich nichts entgegenzusetzen habe. Trotzdem muss ich subjektiv sagen: stört mich nicht. Bei diesem Fall steht für mich nicht der Krimi im Vordergrund, sondern die Beziehung zwischen Columbo und Mörder - und der passt für mich total.
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon smeagol » Di, 26.02.2019 18:32


Der Inspektor Columbo hat es diesmal in der illustren Welt des Weins zu tun. Eine spezielle Kombination, die der guten Folge zusätzliches Flair verleit. Auch als Zuschauer kriegt man so einiges mit aus dieser Umgebung, ist dabei, wenn der Wein atmet oder vorsichtig in die Karaffe gefüllt wird.
Die Ausgangssituation mit den beiden Brüdern ist schon interessant zu analysieren. Die beiden, auf den ersten Blick total verschieden, sind sich bei weitem ähnlicher, als es ihnen gar in den Sinn kommen könnten. Denn beides sind Lebemenschen, die das Geld lieber für ihre Leidenschaft ausgeben, als es gewinnbringend zu kassieren. Adrian Carsini kauft unglaublich teure Weine, nur um sie zu besitzen, oder gar nur, dass diese nicht etwa von einem Unwürdigen konsumiert würden. Diese Weine hortet er in seinem Weinkeller. Zwischendurch bietet er so eine Flasche auch einer exquisiten Gruppe von Weinkennern an, die ihn dann auch als "Mann des Jahres" küren. Sein Bruder Ric liebt das Glamourleben mit Risikosport. Während Adrian den Betrieb geerbt hat, kriegte Ric die Ländereinen. Und da ist das Problem, denn aus dem Betrieb kommt Geld, welches Adrian gleich selbst wieder ausgibt. Aus dem Land kriegt Ric natürlich nichts raus.
Donald Pleasence spielt den Adrian Carsini so gut, dass sich diese Episode schon nur wegen seinem Spiel immer wieder lohnt zu geniessen. Diese Person wird einem trefflich rüber gebracht. Etwa, wenn Adrian in Hysterie verfällt, als Ric sagt, das Land verkaufen zu wollen. Da ist die Verzweiflung und das Entsetzen regelrecht zu fühlen. Und die Tat wirkt hier tatsächlich aus der Situation heraus. Weiter vermittelt er der Figur dieses Extreme. Für Adrian gibt es nur den Wein. Alles rund herum ist nur Zweckerfüllung dazu oder existiert gar nicht in seinem Leben. Keine sonstigen Hobbys, kein sonstiges Leben, keine Frauen, ja offenbar ansonsten kaum Gefühle. Selbst mit der Sekretärin ist er zu keiner Einigung im Stande (obwohl die ja Verständnis für sein Tun hat) und ist nur einmal freundlich zu ihr.. nämlich als er sie bittet, auf das Rauchen zu verzichten, da sonst die Bitterstoffe einen unglaublichen Genuss vermiesen würden.. So eine Figur zu verkörpern ist schon grosse Klasse. Und das gelingt Pleasence ausgesprochen gut. Man kann sich wahrlich in diese Figur hinein versetzen.
Es ist dann auch dieses Spiel, diese Atmosphäre, die mich in dieser Episode in den Bann zieht. Für ein einziges mal nicht der Peter Falk, sondern eben sein Gegenspieler.
Weniger in den Bann zieht mich das Ganze nach der Tat. Ok, man hatte da eine gute Idee, und dann ist man wohl auch etwas abgedriftet in der Erfüllung dieser Geschichte. Wirklich blendend interessant ist ja der Gedanke. Das Opfer hat Schlagspuren am Kopf.. wie soll dies nun erklärt werden? Indem man das Opfer ersticken lässt und dann im Tauchanzug in die Brandung bei den Felsen wirft. Erstickt beim tauchen, der Körper schlägt unzählige male an die Felsen. Dann passt es aber eben wie länger wie mehr nicht zusammen. Da kriegen wir einen grossen Weinkeller zu sehen. Carsini stellt die Klimaanlage aus. Selbst wenn tatsächlich keine einzige Frischluft in den Keller kommen könnte (was nach Ansicht der Türen und Wände kaum der Fall ist) würde die Luft in dem Keller wohl für viele Tage reichen. Irgendwo habe ich dann noch die Möglichkeit gelesen, dass Gärgase sich am Boden ansammeln und dadurch das Opfer ersticken würde. Das könnte natürlich sein, auch wenn dieser Keller offenbar nicht mit dem sonstigen Betrieb direkt verbunden ist. Aber selbst wenn.. ist das kalkulierbar ohne eine Vorbereitungen? Das Opfer könnte bald mal aus der Ohnmacht aufwachen. Und danach den sauteuren Wein, Carsinis Lebensinhalt, zerstören. Ein weiterer Punkt ist die Hitze. In einem solchen Keller wird es nicht "einfach so mal" hitzig. Der wärmt sich langsam auf bei all den gemauerten Steinen. Eine Klimaanlage ist beim Weinkellern dann auch mit dem Sin, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit möglichst konstant zu halten und nicht, um Temperaturspitzen zu vermeiden. Denn Temperaturschwankungen, Licht, zu viel oder zu wenig Luftfeuchtigkeit setzen dem Wein klar mehr zu, als wenn dieser z.B. einfach etwas warm (Zimmertemperatur) gelagert wird. Es fehlt mir einfach eine Erklärung, wie denn das alles nun funktioniert haben soll und es ist schade, dass nichts entsprechendes geliefert wurde. Ich kann mir nur vorstellen, dass das etwas der damaligen Zeit geschuldet ist, wo man solche Sachen nicht ganz so kritisch hinterfragt hat, sondern ein Ersticken als normale Folge akzeptiert hat.
Kommen wir zu Columbos "epischer" Überführung. Auch die ist bestens ausgedacht aber gefällt mir nicht wirklich. Zwar ist es an sich logisch. Aber:
Columbo hat ganz einfach Glück, dass Carsinis Sekretärin das Ganze durchschaut hat und diesen nun mit der Forderung einer Hochzeit erpresst. Dadurch zieht Carsini das Gefängnis vor. Dass er seinen eigenen teuren Wein vernichtet ist indessen überhaupt kein Beweis, maximal ein kleines Indiz. Columbo beweisst, dass Carsinis Wein überhitzt wurde und dass Carsini davon wusste. Carsini weiss es, weil die Klimaanlage ja aus war. Er muss bloss sagen, dass er bei der Wiederkehr gemerkt habe, dass die Klimaanlage ausgefallen sei. So einfach ist das und Columbo beweisst gerade überhaupt nichts bezüglich dem Mord. Das ist um so bedauerlicher, als dass da doch gute Indizien gefunden wurden (Ferrari nicht geschützt, keine Wasserflecken drauf trotz regen, Mageninhalt..), aber für die Überführung nicht wirklich verwendet wurden. Auch nicht klar ist mir, wie Columbo überhaupt darauf kommt, dass der Wein überhitzt wurde (und so zu einer Falle greifen kann). Hat Carsini mal erwähnt, dass die Klimaanlage aus war? Ich mag mich nicht erinnern und so wäre ja kein Grund anzunehmen, dass der Weinkeller zu warm würde.
Gefallen tut mir dann aber der Schluss. Columbo respektiert Carsini trotz seiner Tat und seinen Macken und anerkennt seine Leidenschaft. Fast schon kumpelhaft reden sie über die Zukunft des Weinguts und geniessen einen Wein, eine schöne Menschlichkeit von Columbo.
Diese Episode kriegt von mir 4 Punkte, wobei ich auch klar sagen muss, dass ein Punkt als Bonus für Donald Pleasence mit dabei eingerechnet ist und ich wegen der schönen Stimmung ansonsten auch einen guten Laun habe.
Und noch eine Anmerkung was mir aufgefallen ist:
Carsini spricht mehrere male von einen "Claret" Wein, der besonders gut sei. Ein Claret, oder eigentlich Clairet, ist ein Bordeaux Wein, der eben aufgehellt ist. Also eigentlich eine Art Rosé. Dies kann natürlich auch ein sehr guter Wein sein, ist aber wohl nicht das, was Carsini meint. Nämlich einer der excellenten Rotweine aus den berühmten Chateaus des Bordeaux. Claret ist also eine falsche Bezeichnung (obwohl diese in Amerika offenbar üblich ist) und Carsini würde diesen sicher nicht verwenden, sondern wohl auf die Region oder das Dorf verweisen. Etwa, er hätte einen excellenten "Pauillac" am atmen. Pleasence spielte ja auch in James Bond Filmen mit. Und in einem James Bond Film erkennt Bond einen Bösewicht (als Kellner verkleidet), in dem er ihn fragt, ob statt dem Rothschild nicht ein "Claret" besser zum Essen passen würde und der darauf reinfällt. Möglichkerweise war das eine Hommage oder ein kleines Osterei, was hier eingebaut wurde :D
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