Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon columboNo. 2 » Do, 06.01.2011 09:26


Die Folge hat mir nicht so gefallen, wie es hier dargestellt wird. Aber die Auflösung war sehr gut, das stimmt! Also 4 Punkte, aber für mich keine besondere Folge.
Viele Grüße, columboNo. 2!
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon zimtspinne » So, 24.04.2011 08:39


JustOneThing hat geschrieben:
sagittarius hat geschrieben:Denn wer kann schon bei dieser Folge vollkommen nüchtern bleiben??

na, ich zum Beispiel :smoke:

Die Zeiten, in denen Alkohol einfach mal als cool gilt, sind ja genauso vorbei wie der supermännliche Marlboroheld.

Alk ist und bleibt auch in kleinen Mengen ein potentes Zell- und Nervengift. Das könnte man ja übergehen, wenn das Zeug nur in homöopathischen Dosen konsumiert wird... da kommt aber das Suchtpotential ins Spiel.

Keiner weiß, ob er das genetische Risiko trägt oder nicht. Es kann und passiert also tausendfach, dass die Suchttreppe vom Genuss zum Missbrauch hochgeklettert wird und oben angekommen gibt es kein Zurück mehr.
mit Alkohol können Alkis nie wieder normal umgehen. Sie müssen sich praktsich selbst ausgrenzen, um nicht rückfällig zu werden. Möglicherweise Partner verlassen, ihren job, ihr gesamtes Umfeld. Parties meiden, Fasching und am besten alles, wo auch nur eine Flasche Bier auftauchen könnte. Sonst schlägt das Suchtgedächtnis zu und sie sind wieder voll drin in ihrer Saufstruktur. Meist noch schlimmer als vorher.

Bei ca 10 Millionen Deutschen, die Alkoholmissbrauch betreiben oder bereits krank sind, muss ich hier mal den Moralapostel spielen.
noch gar nicht davon zu reden, was Alkoholismus für die Familien und vor allem die Kinder bedeutet. Das Ganze ist ja letztlich auch eine Familienkrankheit mit Co-Abhängigkeit und so allem Drum und Dran.

Wer seiner Gesundheit was gutes tun will, soll eine Runde joggen gehen und einen Kirschsaft trinken.... oder dazu stehen, dass er Rotwein nicht der Gesundheit sondern allein des Rausches und vielleicht noch des Geschmacks wegen konsumiert.

Wobei ich die Geschmackssache noch nie verstanden habe - das schwere rote Zeug schmeckt nicht, erzeugt einen besonders miesen Kater und hat auch noch massenhaft Kalorien.

Wenn schon Rausch, dann bitte sinnvoll mit Zeug, das schmeckt und richtig reinknallt :wink:

Seit ich bei mir eine Histaminunverträglichkeit festgestellt hab, lasse ich ohnehin die Finger komplett von Wein (besonders rotem) und vermisse nicht viel.

Ich betrachte die Folge ehrlich gesagt schon mit zwiespältigerem Gefühl, seit ich mich etwas intensiver mit dem Thema (aus allen Perspektiven) beschäftigt habe. Man ist halt das Produkt seiner Erfahrungen und Erkenntnisse :noidea:
und mir ist hier im Forum die Alkoholverharmlosung manchmal ein Dorn im Auge :P

Gerade Columbos männliche Alkspezialisten scheinen als kultig von Männern wahrgenommen zu werden, dabei sind sie einfach (noch) funktionierende Alkoholiker. Als krank werden dann erst kaputte Wracks unter Parkbänken wahrgenommen. Krank im Sinne von abhängig ist aber auch schon der, der abends nur seine zwei Gläser Wein trinkt. Sobald es zum Ritual wird und nicht einfach für eine unbestimmte Zeit damit aufgehört werden kann, ist Abhängigkeit vorhanden.

Um auf Carsini zurückzukommen - die einzige wirkliche und kaum nachvollziehbare Unlogik ist für mich die Überhitzung des Kellergewölbes.

Es liegt in der Natur eines tiefergelegten Gewölbes mit Steinauskleidung, eben NICHT zu überhitzen, sondern an heißen Tagen Kälte abzugeben. Deshalb wurden Gewölbe ja auch früher als Vorratskammern genutzt.
Wir hatten früher in meiner tiefsten Kindheit mal ein Haus mit einem solchen Gewölbe. Dort wurde in meiner Erinnerung auch Wein gelagert - und zwar ohne Klimaanlage!

Ein einziger heißer Tag kann schon mal gar nicht solche Überhitzung auslösen.

Auch nicht so recht verständlich ist die Luftknappheit in diesem ausgedehnten Gemäuer. Da gibts doch sicher auch Ritzen und Luftschächte... naja gut, vielleicht braucht das Gesöff zum Reifen ja tatsächlich keine Frischluft, bin mir aber trotzdem nicht sicher, ob ein Mensch in so einer riesigen Lagerhalle nicht sechs Tage bei geschlossener Tür aushalten würde. Ist ja nicht mit dem Tresorraum vergleichbar.

Ich habe übrigens nachdem ich mit einer Freundin die Folge sah, davon geträumt. In meinem Traum wurde die farblose Assistentin zum knalligen Vogel :P und ein paar Forumsuser gabs auch. Die hatten schreibmaschinengeschriebene Blätter in der Hand und lasen darin.
Dann ging der Traum leider vom Film zu einer Busfahrt mit einer Frau über, die eine Katze aus Draht und Metall dabei hatte, die lebte. Ich fragte sie die ganze Zeit über diese Katze aus, was die frisst, was sie macht, wenn sie krank ist ?-/ "miau" war da die Antwort 8)

Nein, ich habe gestern keinen Alkohol konsumiert :motz:


ps. achso, ich möchte an der Stelle auch noch mal etwas aus weiblicher Sicht zu Carsini sagen, da hier die männliche dominiert.
Als "charmant und interessant" haben wir Frauen (wobei ich da jetzt nur für meine eine Freundin und mich sprechen kann) Carsini nicht unbedingt wahrgenommen.

Er ist doch eigentlich ein eitler, arroganter Zausel, der genauso farblos wie seine Sekretärin daherkommt, sie aber ausgerechnet deshalb von oben herab behandelt.
Als faszinierend kann frau ihn wahrlich schwer wahrnehmen, da helfen auch die schicken, teuren Weinflaschen nichts.
Er definiert sich über seinen Weinbesitz und diverse Pokale, und das ist nunmal ziemlich eindimensional.
Und im Grunde nichts anderes als die Autos und diversen ausgefallenen Sportarten des jüngeren Bruders. Nur, dass letztere zugegeben auf Frauen faszinierender und interessanter wirken, da sie Lebensfreude und eine gewisse Risikobereitschaft signalisieren :wink:

Ich fand interessanterweise seinen Bruder nicht unsympthisch, obwohl er wohl in seiner Rolle nun nicht gerade als Sympathieträger rüberkommen soll.

Er schien anders als der ältere Bruder aber eine realistischere Einstellung zum Leben und auch zu den Geschäften zu haben.
Dumm schien er auch nicht zu sein - so führte er Buch über Carsinis Fehlinvestitionen. Ich kann mir vorstellen, dass bei diesen beiden ungleichen Halbbrüdern Neid, Missgunst und auch Rivalität eine gewisse Rolle spielen.
Während der jüngere es sich leisten kann, sich mit schönen Frauen zu umgeben, lebt der weniger attraktive ältere Bruder ein zurückgezogenes Leben und entwickelt sich dabei zum weltfremden Einsiedler.
Sympathisch (und gar nicht so carsini-unähnlich) war ja auch die Einstellung, Sport nicht profimäßig zu betreiben, weil dann zwangsläufig der Spaß auf der Strecke bleibt. Ja, ich fand das junge Brüderchen durchaus nicht übel :P

Vielleicht trau ich ja den Drehbuchautoren und Produzenten zu viel zu, aber hier wurde der Zuschauer nicht nur mit geklauten Weinflaschen an der Nase herumgeführt, sondern auch mit Menschen.

Spätestens beim zweiten Anschauen fängt man an, die Vielschichtigkeit der Figuren zu bemerken, die sich nicht einfach in schwarz und weiß einteilen lassen.
Carsini baut sich einen Heiligenschein um seine Weinleidenschaft, der nicht nur durch den lebenshungrigen Halbbruder sondern auch durch die torschlusspanikgefährdete Assistentin in Auflösungsgefahr gerät.

Die Verteilungskämpfe, die nun beginnen, sind hochinteressant. Während Klein-Carsini sich nicht weiter mit kleinen Spenden abspeisen lassen möchte, wo ihm doch die Hälfte des Weinguts gehört, möchte sich die Sekretärin nicht länger mit einem mickrigen Gehalt und mickrigen Urlaubsansprüchen für ihre Leistung abspeisen lassen.

Während hier jeder ausschließlich Verständnis für Carsinis "hochedle" Motive hat (was sie natürlich bei näherer Betrachtung nicht sind, er hält seinen Bruder und seine Mitarbeiterin klein, um sich seinen eigenen Traum zu verwirklichen), sehe ich auch die Gründe, weshalb die involvierten Personen aneinanderkrachen müssen.

Carsini ist für mich kein Heiliger mit ehrenhaften Motiven, er will genauso wie die beiden anderen nur seine Schäfchen ins Trockene bringen. Und er hatte bisher nun mal die beste Position dafür.

Ob es nun sinnvoller ist, auf Auktionen überteuerte Tröpfchen zu ersteigern und Wein für eine erlesene Elite zu produzieren oder ob man gewinnbringend an eine Mineralwasserkette verkauft, ist Ansichtssache.
Das Billig-Wasser ist auf jeden Fall gesünder für die nicht elitäre Bevölkerung als Billigfusel 8)

Aussagen "ich kann seine Motive gut verstehen" können nur von einem Mann kommen :wink:
Höchste Zeit, da mal ein Gegengewicht zu schaffen, zumal ich Carsinis Rolle nie so eindeutig "gutartig" fand. Nicht nur wegen des außergewöhnlich grausamen Mordes an seinem eigenen Bruder, sondern auch, weil sein Verhalten anderen Menschen gegenüber nicht immer besonders glänzend war.

Oder besser gesagt, er ist höflich buckelnd nach oben (Weinclub) und missachtet die Bedürfnisse seiner Untergebenen. Die Sekretärin wird ausgebeutet, die Belegschaft bekommt nicht mal Urlaub, wenn es einen Mord gibt :wink:

Der Schauspieler hat diese Rolle hervorragend umgesetzt. Die Mörder sind aber ohnehin eine Stärke dieser Produktion und sind bis auf wenige Ausnahmen alle klasse besetzt (und so vielseitig/unterschiedlich wie die Figuren, die sie verkörpern).

Ich habe bemerkt, dass ich oft die männlichen Mörder ganz anders als die Forumsmänner wahrnehme, gutes Beispiel sind Devlin und Brown. Beide finde ich wenig bis überhaupt nicht sympathisch.
Dafür finde ich den aaligen Hamilton in seinen Rollen oft richtig gut, das sah Venus ja ähnlich, wenn ich mich recht erinnere.
Ja, manchmal muss man sich hier als Frau durchsetzen und sagen, was Sache ist 8)
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon sagittarius » Mi, 27.04.2011 13:11


Hallo zimtspinne!

Ich finde, mit Wein als Genussmittel wird in dieser Episode verantwortungsvoll umgegangen. Wein wird als Kulturgut dargestellt, schon die Römer wussten es. Da darf man auch mal 5000 Dollar für eine Flasche ausgeben, wenn man das Kleingeld hat.
Es gibt nur wenige Columbos, wo Figuren durch Alkoholkonsum dauerhaft den Halt verlieren, etwa die Mrs. McNally in Undercover.

Den Winzer Carsini hast du gut charakterisiert. Er lebt in einem Elfenbeinturm, der mit Wein gefüllt ist. Ich gehe aber davon aus, dass kein User in ihm einen "Heiligen mit ehrenhaften Motiven" sieht. Es kommt vielleicht auf eine angemessene Wortwahl an.

Bei den Charaktereigenschaften muss man differenzieren. Tommy Brown mag ich als Mensch nicht. Er wirkt auf mich schroff und abweisend. Auch Carsini macht einen distanzierten Eindruck, während Devlin ein Kumpeltyp ist, mit dem man sprichwörtlich ein Bierchen trinken kann.

Dein Plädoyer für Hamilton verstehe ich nicht. Als Dr. Collier geht er mit Frauen ziemlich rüde um. Die Nadia missbraucht er als Geliebte und beruflich, um die Sitzungsergebnisse als Buch herauszugeben. Seine Assistentin Miss Borden mobbt er ("Arbeitseifer") und leistet sich einen sexuellen Übergriff, wobei ich mich frage, warum sie sich das gefallen lässt.

Übrigens: Männliche Ansichten sind kein monolithischer Block!
"So was wie den perfekten Mord gibt es nicht. Das ist nur eine Illusion."
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon martha » Mi, 27.04.2011 14:14


Mir war gar nicht bewusst, dass es bei "Columbo" außer dem Obdachlosen aus "Momentaufnahme" auch männliche Alkoholiker gibt.
In erster Linie wird bei der Serie ja ordentlich Wert darauf gelegt, dass Frauen dem alkoholischen Gesöff nicht recht gewachsen scheinen.
Das sieht man in "Geld, Macht und Muskeln", "Der alte Mann und der Tod", "Ein Spatz in der Hand" und "Undercover" bestens belegt.
Dialoge werden hier von weiblicher Seite gerne lallend und in scheinbar geistiger Umnachtung geführt.
Es soll hier wohl mit dem Holzhammer der Beweis angetreten werden, dass Frauen nicht so viel vertragen können wie Männer.
Und selbst beim sturzbesoffenen Greenleaf in "Schreib oder Stirb" ist Alkoholismus ja lediglich Mittel zum Zweck.
Der Mann säuft sich einen an (oder tut vielleicht nur so), um ein perfektes Alibi zu haben.
Ansonsten haben die Männer das Thema Alkohol perfekt unter Kontrolle und wirken auch betrunken wie ein nüchterner Mönch.
Das sieht man beispielhaft bei Jo Devlin, der selbst nach durchzechter Nacht noch perfekt geradeaus reden kann.

Ich muss zugeben, dass diese geschlechtliche Rollenverteilung in Bezug auf Alkohol recht einfach und überschaubar gezimmert ist.
"Könnten Sie mir wenigstens sagen, welcher Name es war?
War es Kensington oder Arlington?"
"Genau gesagt:Keiner von beiden. Es war Washington."
"Hatten Sie bei dem auch einen Vornamen?"
"Martha."
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon Ducky » Do, 28.04.2011 09:38


zimtspinne hat geschrieben:Aussagen "ich kann seine Motive gut verstehen" können nur von einem Mann kommen :wink:


Einspuch! Seine Weine sind für Carsini so etwas wie seine Kinder und jede Frau würde soch ihre eigenen Kinder bis aufs Äußerste verteidigen

Das die holde Weiblichkeit den Alkoholgenuss in so mancher Folge weniger gut verkraftet liegt wohl auch in den zeitgenössischen Rollenklischees begründet.

Kellergewölbe/Überhitzung:
Was Zimtspinne schreibt, klingt richtig ... aber wenn es sich wirklich um einen "selbstkühlenden" Keller handeln würde, dann hätte doch keine Klimaanlage eingebaut werden müssen. Also scheint da kein Logikfehler vorzuliegen
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon Doc Brown » So, 09.10.2011 18:54


Ich gebe dieser Folge 5 Punkte.

Adrian Carsini lebt in seiner eigenen (Wein-)welt. Er verprasst das gesamte Erbe der Familie für Wein, während sein Bruder Ric das Geld für Autos und Frauen verprasst. Sonderlich viel Gewinn erwirtschaftet Adrian Carsini mit der Winzerei offensichtlich nicht. Weil Ric Carsini das Anwesen nun verkaufen will um endlich Geld zu verdienen, tötet Adrian ihn im Affekt und lässt es nach einem Unfall aussehen.

Donald Pleasance überzeugt in der Rolle als idealistischer Winzer. Er bringt seine Weinbesessenheit hervorragend rüber. Was Wein betrifft ist er pedantisch und einfach übergenau. Er verlangt viel von seinen Angestellten, gibt aber im Gegenzug auch viel zurück. Kaum ein anderer Mörder geht so in seiner Rolle auf.

Die Spur führt ziemlich eindeutig zu Adrian Carsini: Das Verdeck des Wagens war offen – trotzdem sah das Auto laden-neu aus, der Magen von Ric war leer und vor allem: Die Spur verliert sich mit dem Besuch bei Adrian Carsini. Selten wurde es Columbo bei der Täterfindung so leicht gemacht. :such: Sicherlich auch dadurch, dass Adrian keinerlei Planung vornehmen konnte. Es geht letztendlich nur darum, den Täter zu überführen. Kriminalistisch hat diese Episode also nicht sonderlich viel zu bieten, aber das macht diese Folge durch die fein geschliffenen Dialoge locker wieder wett.

Diese sind nämlich hervorragend und einfach perfekt auf den Punkt. Das Zusammenspiel zwischen Columbo und Carsini ist einfach toll und findet seinen Höhepunkt in der Restaurant- und anschließenden Überführungsszene am Ende. Der Trick von Columbo ist sehr clever und überführt letztendlich Carsini. Ich erwische mich auch immer wieder dabei, wie ich etwas Mitleid mit Carsini während der Überführung habe, aber das darf es eigentlich nicht geben. Um seinen Status zu erhalten, geht er äußert skrupellos vor und steht damit nicht besser da, als die übrigen Mörder der Reihe. Nicht mal Reue empfindet er bei der Überführung.
Viel zu verlieren hat Carsini zu dem Zeitpunkt ohnehin nicht mehr: Sein Lebenswerk ist zerstört.
Der Wein ist hinüber und er wird von es seiner Sekretärin erpresst. Carsini bringt es bei der Überführung auf den Punkt: „Freiheit ist ein relativer Begriff.“
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon zimtspinne » So, 09.10.2011 20:10


Ich hab auch Mitleid mit Carsini. Obwohl er zu allen möglichen Leuten ein rechtes Ekel ist.

Sind ja nur fiktive Gestalten, da kann man schon mal moralisch flexibel sein. Ich wünsch mir bei Hannibal Lecter auch immer, er möge davonkommen und dagegen ist Adrian ja ein Unschuldslämmchen :wink:
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon Santini » Mi, 02.11.2011 00:30


Adrian Carsini, der Sohn Italienischer Einwanderer führt in langer Familien Tradition ein Weingut.Sein ganzes Leben hat er der Produktion edler Weine verschrieben,bis zu dem Tag an dem sein Bruder Rick das Gut einem Konkurrenten verkaufen will.

Donald Pleasance stellt für mich die Idealbesetzung des engagierten Winzers dar,dem alte Werte noch inne sind und der keineswegs auf Profit aus ist.Dennoch schlummert ihn ihm eine Art "Raubtier" das sein Revier gegen jedesgleichen Eindringling schützen will.In dem Fall ist es der eigene Bruder der das Wein - Imperium abstossen will.Unterschiedlicher hätte die Konstellation der Brüder wohl kaum ausfallen können.Auf der einen Seite der Leidenschaftliche Pedant und ihm gegenüber der Schlüpferige Playboy.Columbo tritt hier weniger nervig auf wie in anderen Folgen und begibt sich mitten in ein Rotes Abenteuer.Erstaunlich das der Herr Inspektor nach einem Glas Wein schon etwas kirre ist,oder nur eine seiner Finten?

Im Wein liegt die Warheit und das muss sich wohl auch unser Inspektor gedacht haben als er Carsini diese üble Falle im Restaurant stellte.Das letzte Indiz in diesem mitreißenden Fall.Da verplempert man sein ganzes Geld in alten Wein und innerhalb eines Tages ist alles zunichte.Einen anderen Schluss hätte ich vollauf verstanden.Wenn Carsini sich die Klippen herab gestürzt hätte.Die Szene in Columbos altem Kübel,als er Carsini noch einen Schluck angeboten hat,halte ich für einen der Sympatischsten Momente in der ganzen Columbo Ära.

Diese Folge liegt in meiner Persönlichen Rangliste weit oben ,ist aber dennoch nicht Nummer 1.Da gab es in den Jahren später weitaus komplexere Geschichten.Allein wegen Pleasance seiner überzeugenden Leistung und der Temporeichen Handlung sowie der schönen Landschaftlichen Atmosphäre gebe ich volle Punktzahl.

Nach der Sichtung der Folge,klang der Abend mit einem Glas Rotwein aus,natürlich ohne Zigarette denn Tabak verdirbt ja den Geschmack. :D

5 von 5 Punkten
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon tina_82 » Do, 02.02.2012 19:45


Habe die Folge vor ein paar Tagen zum ersten Mal gesehen (und mit 4 Punkten bewertet). Vieles wurde ja schon dazu gesagt, daher nur ein paar kleine Anmerkungen, was ich beim Schauen gedacht habe.
Ich kann nicht nachvollziehen, dass Columbo Carsini Sympathie entgegenbringen kann? Als ich kapiert habe, wie Carsini seinen Bruder tötet....davon abgesehen, find ich ihn klein und so unangenehm, dass ich ihn nicht mit der Kneifzange anfassen würde. Vorsichtig ausgedrückt. Die dt. Synchronstimme gibt mir dann noch den Rest.
Columbo find ich umso toller in dieser Folge. Er wirkt so gelöst, gut drauf. Und die Szene, in der er bei der Sekretärin steht, die wiederholt nach seinem Namen fragt, und er in die Richtung antwortet:' Wozu wollen sie meinen Namen wissen, wenn sie selber einen so schönen haben?' Total ungewohnt, aber toll... :D
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon Ducky » Fr, 03.02.2012 09:54


Ob Columbo ihm wirklich Sympathie entgegenbringt, weiß ich gar nicht so sicher. Er respektiert ihn als Experten auf seinem Gebiet, bringt ihm verständnis entgegen /kann vertsehn warum er seinen Bruder ermordetet und achtet seine Fähigkeiten als Mörder.
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon Devlin » Mo, 09.07.2012 12:43


Ich schätze diese Folge und werte sie hoch ein.
Donald Plesance als Adrian Carsini finde ich Topbesetzt. Er verkörpert perfekt den Fanatiker und Perfektionisten. Das er im Affekt seinen Halbbruder niederschlägt als dieser im droht das Gut zu verkaufen und somit sein Lebenswerk zu zerstören, ist ein sehr glaubwürdiges Motiv.
Das es dann brutal wird, indem er seinen Halbbruder im Gewölbe ersticken lässt, passt auch zu Carsini. Er ist nicht offensichtlich böse oder brutal, er erschrickt ja auch etwas als Ric bewustlos am Boden liegt.
Er scheint verzweifelt über seine Tat, muss aber um seinen Lebensinhalt zu retten weiter machen.
Die Idee, wie er die Leiche verschwinden lässt und einen Unfall vortäuscht find ich gut gemacht.

Auch gibt es in meinen Augen ein gutes Columbo- Mörder Spiel. Columbo bewundert wohl Carsini wegen dessen Passion zum Wein, und seinen gepflegten Umgang.
Aber er mag sicher nicht was er getan hat. Schön wie Columbo nach und nach zum Weinkenner wird.

Der Clou mit der ausgeschalteten Klimaanlage und das es gerade in dieser Zeit einen Hitzetag gab und somit der Wein ruiniert wurde fand ich immer toll.
Wie auch die schlussendlich zu der Überführung entscheidend beitragende Szene im Restaurant, als Columbo die Flasche Portwein die er aus dem Gewölbe mitgehen liess servieren lässt 8)

Es hat auch stimmige und schöne Motive in dieser Episode.

Und es gibt in dieser Folge auch gute Nebendarsteller; Vito Scotti und Karen Fielding gefallen mir vorallem.

4 Punkte
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon Tiktaalik » Mi, 01.08.2012 18:15


Ich bin sehr überrascht, dass in dieser Folge ausschließlich die positiven Aspekte berücksichtigt werden und die negativen quasie unter den Tisch gekehrt werden, aber dazu später mehr.

Überragend ist die Leistung von Donald Pleasance. Er spielt einen Weinfanatiker, der seinem Heiligtum absolut alles unterordnet. Sehr schön finde ich die Szene vor dem Mord: Carsini überlegt sogar kurz, ob dieser Mord wirklich "notwendig" ist. Das zeigt, dass er nicht so kaltblütig ist wie viele andere Mörder. Aber da er seine Leidenschaft über alles stellt, hat er trotzdem keinen anderen Ausweg und bringt seinen Bruder um. Ein wenig merkwürdig ist dann aber trotzdem, dass er seinen Bruder so elendig wie kein anderer Mörder verrecken lässt. Das geht für mich aber in Ordnung, da Pleasance die Rolle des Weinfanatikers Carsini überragend spielt. Die Nebensteller gefallen mir gut, allem voran die anderen "Weinfreaks".

Leider gibt es in dieser Episode nur wenige Indizien. Einzig der Schlussbeweis, die ausgeschaltete Klimaanlge, überzeugt mich in der Beweisführung. Wie der Inspector den letzten Beweis aber einbringt, ist überragend: Er lädt den Mörder in ein Restaurant ein und lässt ihn (ohne sein Wissen) seinen Wein als "Flüssigen Dreck" bezeichnen. Anschließend steckt er ihm, dass es in seiner Abwesenheit sehr heiß war, was dieser dann zum Anlass nimmt, seinen geliebten Wein zu vernichten und sich somit zu verraten. Auch wie Columbo an den Wein kommt, ist wirklich clever.

Nun zu den bisher kaum erwähnten gravierenden Schwächen dieser Episode: Dadurch, dass Carsini dem Inspector offenbar sympathisch ist und ihn dieser nie des Mordes verdächtigt, findet das Columbo-Mörder-Spiel kaum statt. Das ist für mich ein großes Manko. Noch schlimmer ist da nurnoch, dass Columbo und der Mörder erst nach fast 40 (!) Minuten aufeinandertreffen. Das kann ich bei der Bewertung nicht ignorieren! Ebenso enthält die Folge kaum Humor.

Insgesamt gefällt mir diese Folge zwar gut, aber über die großen Schwächen kann ich nicht hinwegsehen. Ich gebe dieser Episode daher 3/5 Punkte.
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon dille » Do, 09.08.2012 22:27


Heimtücke liegt höchstens in der Verschleierung der Tat vor, denn der Mord an Halbbruder Ric wird aus juristischer Sicht wohl eher als Totschlag gewertet werden. Trotzdem nimmt Carsini den qualvollen Erstickungstod inkauf, was ihn zunächst gewissenlos erscheinen lässt. Erst im Nachhinein soll sich herausstellen, dass ihn die Tat wohl wie umgeschlagener Wein belasten musste, zumal er von seiner Sekretärin auch noch damit erpresst wurde. Dennoch zeigt sich hier schon recht eindrucksvoll, dass bei ihm wohl Materialismus über Menschenleben geht, zumal er selbst sein bester Kunde war. Insofern könnte man ihn als habgierig, größenwahnsinnig und egoistisch bezeichnen. Das gibt der Tat eine andere Qualität als zum Beispiel bei Abigail Mitchell in 'Alter schützt vor Morden nicht', da sie hier ja ihre Nichte sühnt und nicht ein 10 ha-Weingut.
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon Tiktaalik » Fr, 10.08.2012 01:09


Sehr interessante Frage, die du da in den Raum wirfst, dille: Hat Adrian Carsini "nur" einen Totschlag begangen oder war es ein Mord?

Ich bin mir relativ sicher, dass Carsini einen Mord und keinen Totschlag begangen hat. Wer einen anderen Menschen aus Habgier umbringt, begeht einen Mord.

Wikipedia:
[Unter Habgier] verstehen Rechtsprechung und Lehre das rücksichtslose Streben nach Vermögensmehrung oder Besitzerhaltung um jeden Preis.

Carsini erhält mit dem Mord seinen Besitz: das Land, auf dem er seinen Wein anbaut.

Nicht sicher bin ich mir hingegen, ob seine Tötungsmethode alleine ebenso ein Mord gewesen wäre. Eine Tötung ist ein Mord, wenn ein Mordmerkmal erfüllt wird. Eines dieser Mordmerkmale heißt Grausamkeit.

Wikipedia schreibt hierzu:
Das Opfer ist körperlichen oder seelischen Qualen ausgesetzt, die nach Intensität und Dauer über das „normale Maß“ einer Tötung hinausgehen, wobei der Täter aus gefühlloser, unbarmherziger Gesinnung heraus zusätzlich die Todesqualen erhöhend handelt.

Dieses Mordmerkmal erfüllt Carsini mMn nicht, da die zusätzlichen Todesqualen nicht aus gefühlloser oder unbarmherziger Gesinnung heraus erfolgen. Allerdings glaube ich trotzdem, dass Carsinis Tötungsmethode den Tatbestand des Mordes erfüllt, weil ein anderes Mordmerkmal erfüllt wird:

Wikipedia schreibt zum Mordmerkmal "niedere Beweggründe":
Die herrschende Meinung versteht unter diesem Begriff solche Motive, die nach allgemeiner sittlicher Anschauung auf tiefster Stufe stehen und deshalb besonders verwerflich, ja verachtenswert sind.

MMn steht es auf tiefster Stufe, sein Opfer zusätzlich mehrere Tage zu quälen, um sich ein Alibi zu verschaffen.

Was meint ihr dazu?
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Re: Bewertet "Wein ist dicker als Blut"

Beitragvon dille » Fr, 10.08.2012 01:36


Carsini hat im Affekt heraus die Tat begangen, da sein Bruder ihm in Aussicht gestellt hatte, zukünftig als Etikettenkleber auf dem Weingut für die Weinpanscher Marino arbeiten zu dürfen. Das war zu viel des Guten an Provokation. Wäre Rick bei der Attacke sofort zu Tode gekommen, wäre es Totschlag gewesen. Die Tat wäre dann nicht mit Habgier zu begründen und damit kein Mord, sondern aus dem Affekt heraus und damit Totschlag. Nun stirbt Rick aber nicht durch den Schlag sondern ist lediglich bewusstlos und die eigentliche Tat geschieht erst jetzt: Carsini lässt ihn im entklimatisierten Weinkeller und im gefesselten Zustand sterben und wirft ihn dann noch ins Meer, um Tod durch Ertrinken vorzutäuschen. Somit wird aus Totschlag Mord, aber das Mordmerkmal ist nicht Habgier sondern Verdeckungsabsicht. Und die qualifiziert Totschlag zum Mord. Einigen wir uns vielleicht darauf. :-)
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