Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Hier könnt ihr die einzelnen Folgen bewerten bzw. die Meinung der anderen Mitglieder lesen.

Wie gefällt euch "Momentaufnahme für die Ewigkeit? "

1/5 schlecht
1
1%
2/5 passabel
3
4%
3/5 gut
6
8%
4/5 sehr gut
30
41%
5/5 überragend
34
46%
 
Abstimmungen insgesamt : 74

Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon OpenOcen » So, 23.10.2011 15:32


Habe mich für die Bewertung sehr gut 4/5 entschieden.

Der Mord ist in Plan und Ausführung genial.

Fehler des Mörders/Indizien: Ich frage mich ob nicht gerade ein Profi-Fotograph sich Gedanken über das Entführungsopferfoto machen würde. Er würde doch ein absichtlich plumpes Amateurfoto schießen. Er würde sicher nicht einen Fehlversuch am Tatort zurücklassen.
Der Mörder hatte wohl kaum Zeit auf dem Schrottplatz alle Wagen zu durchsuchen, somit konnte er nicht wissen, dass in einem der Fahrzeuge ein Obdachloser schläft. Somit konnte er auch nicht an die relavanten Zeitabstände zwischen den Schüssen denken.
Ich weiß nicht mehr genau, warum der Mörder eine halbe Stunde zu spät zum Treffen kommt, aber das finde ich unpassend in jedem Falle.
Die Notiz vor der Haushälterin finde ich allerdings plausibel. In einer solchen Situation schreibt man schon einmal irgendetwas auf und nicht unbedingt das wichtigste. Daraus Überlegungen für eine Täterschaft anzustellen ist schon sehr ungewöhnlich.
Die Papierschnipsel sind natürlich ein unnötiger Fehler, aber sind auch kein wirklicher Indiz. Schlimmer ist, dass die Zeitung vom Zimmermädchen vorher nicht gesehen worden ist. Das ist jedoch für den Mörder nicht planbar gewesen, war also einfach nur Pech.
Die Schmauchspuren hätte der Täter bedenken müssen, aber wohlmöglich dachte er nicht, dass ein Inspektor so schnell neben ihm bei der Behandlung im Krankenhaus auftaucht.

Auflösung: Die Auflösung ist genial und stimmig.

Columbo spielt in dieser Folge wirklich gut, allerdings gibt es auch Folgen wo das Verhältnis Mörder-Columbo noch besser ist. Wo er diesen noch heftiger nervt.

Das Motiv ist für mich ganz klar "Hass". Insofern ist eine weitere Diskussion warum er sich nicht einfach scheiden lässt nicht nötig.

Die Humorszenen fand ich gut gewählt, die Sache mit dem Hundefoto als Pinupgirl aber übertrieben.

Gesamtfazit: Eine Folge, die alles, was man bei Columbo erwartet, enthält. Leichte Abzüge machen die Bestnote kaputt.
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Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon Devlin » Di, 10.07.2012 13:52


Momentaufnahme für die Ewigkeit gehört zu meinen Lieblingsfolgen.

Das Motiv ist sehr einleuchtend. Mr. Galesko ist nicht zu beneiden mit seiner Ehefrau.
Er ist eher ein ruhiger Zeitgenosse und wirkt sympathisch. Er ist aber auch ein eher ernster und gutmütiger Mensch.
Trotzdem handelt er doch ziemlich eiskalt. Wie er Deschler für seine Zwecke opfert.

Der Plan ist sehr clever ausgetüftelt und verdient eine Höchstnote. Wie er den ahnunglosen Deschler in seinen Plan einbaut und dann auf dem Schrottplatz erschiesst, in vorgetäuschter Notwehr wirkt glaubwürdig.
Die kleinen Details wie die Uhr über dem Kamin sind gute Schachzüge.

Es gibt einige Indizien so wie die Aussage des Zeugen, oder das Deschler immer mit Taxis fuhr und erst am Tage der Entführung die Fahrprüfung machte.
So auch das sich die beiden wohl begegnet sein mussten und schon kannten.

Columbo tastet sich mit guter Ermittlungsarbeit Stück für Stück an Galesko heran, indem er immer mehr entkräften kann das die Entführung überhaupt stattgefunden hat.

Der Trick mit der verkehrten Fotografie ist Klasse, ein sehr gutes Finale in dem sich Galesko selber verrät.

Was mir an der Folge auch gefällt sind die Aussenaufnahmen wie jene auf dem Schrottplatz und die sehr guten Nebenrollen. Natürlich Vito Scotti als Dolan oder Joyce van Patten als Schwester und Larry Storch als Fahrlehrer 8)
Der Humor ist erster Güte; Columbo findet keinen Ascher und entsorgt die Asche kurzerhand in der Manteltasche, Columbos Fotoversuche auf der Beerdigung, Columbo in der Mission und Columbo mit dem Fahrlehrer sind schöne Szenen.

Eine Episode die man immer wieder schauen kann ohne das einem langweilig wird.
Eine durchwegs starke Episode in allen Belangen.

5 Punkte
So weit ____ und nicht weiter!
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Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon Tiktaalik » Di, 14.08.2012 21:15


Eine Folge mit Licht und Schatten:

Der Mordplan in dieser Folge ist einer der am längsten vorbereiteten. Da das Motiv aber mMn vergleichsweise schwach ist, erscheint mir ein so gut ausgetüftelter Plan ein wenig
unglaubwürdig. Auch die Mordszene an sich finde ich seltsam: Das Opfer bekommt ja erst Angst, als ihr Mann schon die Pistole in der Hand hielt. Antoinette Bower als Mrs. Galesko gefiel mir daher nicht. Die Tat an sich ist aber hervorragend vorbereitet. Auch, wie er den unschuldigen Alvin Deschler in seinen Plan verwickelt, ist überragend. Sehr unglaubwürdig hingegen ist Galeskos erste Aussage, dass der Täter drauflos schoss, ihn ins Bein traf, er danach seine Waffe zog und ihn erschoss. Völlig unnötig finde ich auch, dass Galesko dem Inspektor einfach so mitteilt, dass er glaubt, dass seine Frau tot ist. Dazu bestand keine Veranlassung.

Sehr gut gefällt mir widerum, wie Columbo dieses schwierige Indizienpuzzle langsam zusammensetzt. Am besten gefallen mir dabei die fehlenden Papierschnipsel. Leider gibt es zwischendurch einige Szenen, durch die der Fall in die Länge gezogen wird: Die Szene, wo Columbo für einen Obdachlosen gehalten wird, ist viel zu lang, ebenso die Beerdigung und die Szene, mit dem er sich über Deschlers Fahrprüfung unterhält. Einige dieser Szenen sollten witzig sein, lachen musste ich aber selten. Überragend finde ich, dass der Schlussbeweis bereits im Fotogeschäft angedeutet wird: Dort wird dem Zuschauer mitgeteilt, dass die Seiten eines Fotos bei einem Negativ vertauscht sind.
Negativ aufgefallen ist mir, wie abweisend Galesko bereits zu Beginn gegenüber Columbo ist, dabei geht es um die Aufklärung der Entführung seiner Frau! Merkwürdig ist auch, dass die Tatsache, dass sich Galesko selber ins Bein geschossen hat, kaum thematisiert wird. Wozu also die Mühe?^^

Der Schlussbeweis verdient, wie so oft, die Bestnote: Columbo beweist durch die manipulierte Uhrzeit scheinbar die Unschuld vom "Sündenbock" Deschler. Galesko will Columbo daraufhin das Gegenteil beweisen und verrät sich durch eine kurze Unaufmerksamkeit.

Dick v. Dyke merkt man an, dass er sich in der Rolle des Paul Galesko nicht so wohlfühlt. Er spielt um Welten schlechter als in "seiner" Krimiserie "Diagnose: Mord". Er erhält leider nur 3 Punkte von mir. Bei den Nebendarstellern ist mir Don Gordon als Alvin Deschler positiv aufgefallen. Das CMS ist in dieser Folge ebenfalls nur gut, was zum einen an van Dyke und zum anderen an einigen merkwürdigen Aussagen von Galesko liegt.

Insgesamt hat diese Story ein sehr großes Potenzial, was aber durch die vielen Schwächen, einem nur guten Mörder und CMS leider nicht voll ausgeschöpft wurde. Ich vergebe daher nur 3/5 Punkte.
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Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon MrGrady » Sa, 08.12.2012 17:49


Ich habe zwischen 4 und 5 Punkten geschwankt und mich letztlich für 5 Punkte entschieden. Humor und Indiziensammlung sind in dieser Folge wirklich genial. Der Täter Galesko begeht vielleicht den aufwendigsten Mord der gesamten Reihe und arrangiert dabei so viele Details, dass er fast zwangsläufig Fehler machen muss. Besonders gut hat mir der fehlende Staub auf der Uhr gefallen, die es meiner Meinung nach gar nicht gebraucht hätte. Manchmal ist weniger halt mehr... Ein bisschen enttäuscht war ich nur von der Auflösung am Ende: Ein Profi-Fotograf hätte schließlich einfach behaupten können, dass er das richtige Kameramodell aufgrund des Polaroids erkennen konnte. Das ist bei einigen Kameras nämlich durchaus möglich. Für einen derart kniffligen Fall war mir die "Überführung" deshalb etwas zu dünn.
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Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon MrGrady » So, 10.11.2013 13:56


Nachdem ich diese Folge noch einmal komplett und konzentriert angeschaut habe, muss ich noch etwas mehr Kritik an der Auflösung loswerden: Es wird überhaupt nicht thematisiert, dass die Uhr womöglich vom Mörder absichtlich auf eine falsche Zeit gestellt wurde (was sehr einfach möglich ist und was Galesko ja auch getan hat). Stattdessen lockt Columbo Galesko in eine Falle, indem er ihm ein Negativ des Fotos vorlegt, dies als "Beweis" für Deschlers Alibi hinstellt und Galesko damit zur falschen Kamera greifen lässt. Ich fand es beim wiederholten Ansehen jedenfalls sehr unrealistisch, dass Galesko nicht einfach darauf hinweist, dass die Uhrzeit auf dem Foto womöglich manipuliert war. Dass er als Profi-Fotograf die richtige Kamera greift, ist in meinen Augen zudem keine Überführung, weil er das Modell am Polaroid erkannt haben könnte (habe ich in meiner ersten Bewertung ja schon erwähnt).

In der Summe störte mich doch sehr, dass die ganze Sache mit der Uhr nur deshalb ins Drehbuch aufgenommen wurde, damit der Fotograf mit einem fotografischen Detail überführt werden kann (Columbo schlägt die Mörder ja bekanntlich gern mit ihren eigenen Waffen). Für das Vortäuschen der Entführung ist die Uhr hingegen irrelevant. Alles in allem bekommt die ansonsten gut durchdachte Geschichte durch dieses sehr konstruierte Ende einen Makel. Schade!
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Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon martha » So, 10.11.2013 19:30


Das ist jetzt doch aber zu viel Erbsenzählerei, oder? :)

Wenn man so vorgeht kann man jede Überführung anzweifeln.
Das ist nicht meine Sichtweise.
"Könnten Sie mir wenigstens sagen, welcher Name es war?
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"Genau gesagt:Keiner von beiden. Es war Washington."
"Hatten Sie bei dem auch einen Vornamen?"
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Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon Tiktaalik » So, 10.11.2013 19:37


martha hat geschrieben:Das ist jetzt doch aber zu viel Erbsenzählerei, oder? :)

Wenn man so vorgeht kann man jede Überführung anzweifeln.
Das ist nicht meine Sichtweise.

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Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon MrGrady » So, 10.11.2013 21:16


martha hat geschrieben:Das ist jetzt doch aber zu viel Erbsenzählerei, oder? :)

Wenn man so vorgeht kann man jede Überführung anzweifeln.
Das ist nicht meine Sichtweise.


Mein erster Gedanke: Huch, Peter Neururer... Mein zweiter Gedanke: Stimmt, es ist viel Erbsenzählerei. Es kommt ein bisschen auf die Machart einer Folge an, ob ich mich an so etwas störe oder nicht. Die Momentaufnahmen-Episode holt mich als Zuschauer sehr stark auf der Kopf- und Puzzle-Ebene ab. Durch den sehr raffinierten Plan um die vermeintliche Entführung wurde bei mir eine Erwartungshaltung geweckt, die die Auflösung aus den genannten Gründen nicht halten kann. Für diesen konkreten Fall finde ich das Ende enttäuschend. Kann sein, dass ich mich bei einer schwächeren Vorgeschichte nicht daran gestört hätte. Aber wenn man sich auf Weihnachten freut und dann Socken bekommt...

Im Übrigen finde ich es meistens toll, wenn Columbo die Mörder mit ihren eigenen Waffen schlägt - bei "Wein ist dicker als Blut" zum Beispiel oder bei "Ein gründlich motivierter Tod". In diesen Folgen sind die Details, die den Mördern zum Verhängnis werden, allerdings sinnvoll in die Geschichte integriert. Die Uhr bei den Momentaufnahmen macht ja leider überhaupt keinen Sinn.
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Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon Doc Brown » Mo, 11.11.2013 20:32


Wobei ich McGrady auch teilweise recht geben kann.
Die Uhr wirkt wie ein Fremdkörper in der verlassenen Wohnung und Columbo bemerkt auch, dass unter der Uhr eine Staubschicht ist, aber auf der Uhr nicht. Schon ein bisschen eigenartig, dass im weiteren Verlauf der Folge darauf gar nicht mehr eingegangen wird. Mag zwar Erbsenkzählerei sein, aber ein kleiner Makel der Folge ist es schon.
Döp döp döp de de döp döp döp
(H.P. Baxxter)
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Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon zimtspinne » Do, 14.11.2013 15:30


huhu Mc Grady

schön, dass du auch mal wieder was schreinbst.

In vielen Folgen gibts kleine Details oder auch größere, die nicht alle zum Schluss nochmal aufgefahren werden.
Ich verstehe es so, dass Columbo Puzzlestückchen sammelt, die für ihn zum Schluss ein fertiges Bild ergeben. Das Ergebnis wird dem Zuschauer (und dem Mörder natürlich) präsentiert und zum Teil auch der Weg dahin.
Dabei wird aber halt nicht jedes einzelne Teilchen thematisiert, sondern eher nur die Aha-Teilchen, die Columbo entscheidend weiterbrachten.
Bei manchen Folgen gibts so viele Indizien, dass die weniger dramatischen auch schon mal unter den Tisch fallen.
Der Staub bei der Momentaufnahme spielt nicht so eine wichtige Rolle wie bei Mord nach Takten und außerdem ist das auch so ziemlich der erste Hinweis, den Columbo am Tatort überhaupt findet. Da kann er sich noch keinen großen Reim machen.

Als Krimifan finde ich es außerdem gut, wenns auch bei Columbo mal Routine und scheinbar irrelevante Einzelheiten gibt, die dann eben auch nicht nochmal bei der Überführung alle einzeln aufgezählt werden. Wäre ja schon sehr unrealistisch, würde bei jeder Folge nur das gaaaanz wichtige, entscheidende gezeigt und Columbo würde niemals ins Leere laufen.

Deshalb hab ich auch nie das Gemäkel geteilt, wenn Columbo mal in eine Sackgasse gerät oder sich auf einen falschen Verdächtigen einschießt oder halt einfach auch mal dies und das bemerkt, was keine tragende Rolle am Ende bekommt.
Es wär doch total öde und unglaubwürdig, würde er nur und gleich den richtigen Spuren folgen und es gäb überhaupt keine Nebenverdächtigen.
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Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon MrGrady » Sa, 16.11.2013 02:49


Hallo Doc und Zimtspinne,

vielen Dank zunächst einmal für die differenzierte Antwort auf meinen Beitrag! Ich möchte noch einmal betonen, dass die Kritik an den Columbo-Folgen ein Jammern auf hohem Niveau ist. Die Geschichten sind nahezu alle überdurchschnittlich intelligent gestrickt.

Grundsätzlich habe ich auch kein Problem damit, wenn Columbo mal eine falsche Spur oder den Mangel eines Mordplans verfolgt. Ich habe zum Beispiel am nächsten Tag die Folge "Geld, Macht und Muskeln" angeschaut und mich regelrecht über den miesen Mord gefreut. Da kam mir Columbos Indiziensuche am Tatort sehr realistisch vor (auch wenn die Folge sonst nicht so toll ist). Bei dem (vermeintlich) perfekten Mord in den Momentaufnahmen stört mich die Uhr dafür umso mehr - weil ich diesen Fehler einfach völlig unnötig finde. In einer ansonsten sehr stimmigen Folge hat mich außerdem geärgert, dass die Polizei grundlos davon ausgeht, der Mord müsse zur Uhrzeit auf dem Foto passiert sein. Auf dem Bild ist Mrs. Galesko noch ziemlich lebendig - warum soll sie nicht schon Stunden vorher fotografiert worden sein? Damit wäre die gesamte Alibi-Diskussion um Deschler hinfällig. Für mich bleiben die letzten zehn bis fünfzehn Minuten der Folge leider schwach - so sehr ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte...
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Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon tina_82 » Mi, 04.12.2013 20:06


Dank der Uhrdiskussion entschied ich mich, diese Folge zu schauen und auch zu bewerten.
Ich mag diese Folge. Der Mord klar und ausführlich geplant, scheinbar perfekt. Indizien reichhaltig vorhanden, so dass es glatt für 3 Columbos reichen würde und insgesamt sehr unterhaltsam. Der Humor wurde ja bereits mehrfach hier erwähnt und ich mag vor allem die Rolle von Vito Scotti als Obdachloser. Ist nicht übertrieben. Auch das Hunde-Pin-Up nicht. Alles gut.

Das Motiv: Mmh, wurde ja auch schon häufiger angesprochen und ich schließe mich der Mehrheit an. Mrs Galesko scheint ein sehr unausgeglichener Mensch zu sein. Die Sorte, mit der sich Mann nicht gerne umgibt und noch viel weniger gern verheiratet ist. Aber gleich umbringen? Warum? Warum ist Paul Galesko so radikal. Rache? Er ist doch selbstständig, erfolgreich und jeder hätte Verständnis für eine rasche, schmerzfreie Trennung. Aber andererseits gäbe es ohne das Schlussmachen a la Galesko kein Columbo. Und vielleicht wollte er nicht noch eine Abfindung zahlen müssen für dieses Grauen auf zwei Beinen. Da schießt er sich glatt noch lieber ins Bein.
Ich häng mir Mrs Galsko eventuell in die Küche als ewige Erinnerung und Mahnmal. :wink:

Den Überführungstrick am Ende finde ich auch gut. Gehört sicher zu den besseren.

Die Uhr. Columbo hat ja durchaus bemerkt, dass die Uhr nicht mit Staub bedeckt war. Nehmen wir mal an, er dachte sich schon, dass jemand diese xtra dort positioniert und für das Foto manipuliert hat. Wenn er nun Galesko mit dem Verdacht konfrontiert, dass er bzw. der Entführer die Uhr absichtlich umgestellt hat…was hätte das für Konsequenzen gehabt? Was hätte das für die Ermittlung gebracht?

MrGrady hat geschrieben:In der Summe störte mich doch sehr, dass die ganze Sache mit der Uhr nur deshalb ins Drehbuch aufgenommen wurde, damit der Fotograf mit einem fotografischen Detail überführt werden kann (Columbo schlägt die Mörder ja bekanntlich gern mit ihren eigenen Waffen).

Ich finde dagegen gerade das wieder richtig gut! :)

Da steht so wenig auf der Minusseite, aber doch fehlt irgendwas zur Bestnote. Vielleicht überzeugte mich die schauspielerische Leistung nicht vollständig oder das Zusammenspiel zwischen Columbo und Galesko. Ich kann es nicht genau einordnen. Somit gibt es „nur“ sehr gute 4 Punkte.
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Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon martha » Sa, 07.12.2013 20:23


tina_82 hat geschrieben:Die Uhr. Columbo hat ja durchaus bemerkt, dass die Uhr nicht mit Staub bedeckt war. Nehmen wir mal an, er dachte sich schon, dass jemand diese xtra dort positioniert und für das Foto manipuliert hat. Wenn er nun Galesko mit dem Verdacht konfrontiert, dass er bzw. der Entführer die Uhr absichtlich umgestellt hat…was hätte das für Konsequenzen gehabt? Was hätte das für die Ermittlung gebracht?


Das ist interessant, Tina.
Die Uhr beschäftigt mich ja auch. Und du stellst hier die entscheidende Frage.
Es ist ja durchaus klar, dass man so eine Uhr auch beliebig verstellen kann.
Trotzdem bleibt die Überführung für mich astrein.
Denn wenn Galesko im Finale auf einmal behaupten würde, dass die Uhr möglicherweise verstellt wurde, dass man aus 10 Uhr gerne auch 14 Uhr machen könnte oder umgekehrt, dann stellt sich für mich die Frage, warum er die Uhr überhaupt aufgestellt hat.
Wenn der Mörder schon bei der Mordvorbereitung den Gedanken hegt, damit etwas zu bewirken, dann kann er im Finale doch nicht plötzlich die Einsicht haben, dass die Sache mit der Uhr völlig unerheblich ist.
Hier wird ja ein Mörder Opfer seiner eigenen Planung. Das ist doch das geniale.
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Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon Tiktaalik » So, 08.12.2013 12:56


tina_82 hat geschrieben:Wenn er nun Galesko mit dem Verdacht konfrontiert, dass er bzw. der Entführer die Uhr absichtlich umgestellt hat…was hätte das für Konsequenzen gehabt? Was hätte das für die Ermittlung gebracht?

Dann gäbe es keine konkrete Tatzeit und somit hätte niemand ein Alibi. Das hätte Columbo nichts genutzt. Vielmehr noch: Columbos Trick wäre nicht möglich gewesen und Galesko würde womoglich noch heute frei herumlaufen^^

martha hat geschrieben:Die Uhr beschäftigt mich ja auch. Und du stellst hier die entscheidende Frage.
Es ist ja durchaus klar, dass man so eine Uhr auch beliebig verstellen kann.
Trotzdem bleibt die Überführung für mich astrein.
Denn wenn Galesko im Finale auf einmal behaupten würde, dass die Uhr möglicherweise verstellt wurde, dass man aus 10 Uhr gerne auch 14 Uhr machen könnte oder umgekehrt, dann stellt sich für mich die Frage, warum er die Uhr überhaupt aufgestellt hat.
Wenn der Mörder schon bei der Mordvorbereitung den Gedanken hegt, damit etwas zu bewirken, dann kann er im Finale doch nicht plötzlich die Einsicht haben, dass die Sache mit der Uhr völlig unerheblich ist.
Hier wird ja ein Mörder Opfer seiner eigenen Planung. Das ist doch das geniale.


Im Finale geht es ja gar nicht darum, ob die Uhr verstellt wurde. Columbo ergreift die Initiative und präsentiert Galesko eine andere Tatzeit, zu der auf einmal Deschler ein Alibi hat und Galesko nicht (Es wird also nicht nur das Foto herumgedreht, sondern auch, wer auf einmal ein Alibi hat^^) Durch dieses Problem, vor das Columbo Galesko stellt, zwingt er ihn zum Handeln. Das ist für den Fotografen natürlich ganz einfach (Galesko lacht dabei sogar): Der Inspektor muss lediglich das Foto neu entwickeln lassen. Damit wähnt sich Galesko, völlig zurecht, auf der sicheren Seite. Dass Columbo hier den Beweis manipulieren würde, indem er behauptet, dass das Original nicht mehr existiert (Es ist ihm angeblich in Salzsäure gefallen), konnte Galesko nicht vorhersehen. So unter Druck gesetzt, nutzt Galesko die vermeintlich einzige Möglichkeit, Columbo die wahre Tatzeit zu zeigen und bedenkt nicht, dass er sich so selber überführt.

Dass Galesko in dieser Drucksituation gar nicht dazu kommt, den Aspekt zu bringen, dass die Uhrzeit eigentlich nicht relevant ist, hast du gut erklärt, Carsten.
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Re: Bewertet: "Momentaufnahme für die Ewigkeit"

Beitragvon MrGrady » So, 08.12.2013 13:17


Columbo hat die Überführung durchaus clever eingefädelt. In diesem Punkt gebe ich euch Recht. Es mag in dieser Drucksituation meinetwegen auch nachvollziehbar sein, dass Galesko nicht daran denkt, auf die (mögliche) Manipulation der Uhrzeit hinzuweisen. Nichtsdestotrotz bleibt das Ganze für mich aber eine unnötige logische Schwachstelle des Mordplans. Selbst wenn man über das Problem der manipulierten Uhrzeit hinwegsieht, gibt es keinen schlüssigen Grund anzunehmen, dass das Foto genau zur Tatzeit gemacht wurde.

Letztlich hängt die gesamte Beweisführung an einem Merkmal (Uhr/Uhrzeit), das für den Mord eigentlich irrelevant ist. Also ich finde das zu konstruiert und irgendwie enttäuschend. Aber ich habe schon kapiert, dass diese Meinung nicht mehrheitsfähig ist. No problem! 8)

Ein kleiner Nachsatz noch: Die Überführung erinnert mich an die etwas später gedrehte Folge "Tod am Strand". Auch dort stolpert der Mörder letztlich nur über sein unzureichend durchdachtes Alibi, das er eigentlich gar nicht gebraucht hätte. Denn sowohl Galesko als auch Brenner wollen ja den Eindruck erwecken, jemand anderes habe die Tat begangen - und legen sich dann trotzdem ein vergleichsweise schwaches Alibi zu. Ziemlich dumm von den ansonsten cleveren Tätern, aber vielleicht sind Menschen manchmal einfach so...
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