Keine bange, da bin ich schon.
Die Bochumer Niederlage hab ich natürlich ohne Probleme weggesteckt, zumindest kann ich seit heute mittag wieder feste Nahrung zu mir nehmen.
Aber wenn ich gewusst hätte, dass "Columbo-Freak" direkt nach der Folge am Sonntag schon so'ne glänzende Analyse aussem Ärmel schüttelt, hätte ich natürlich gestern abend schon ins Forum reingeschaut.
Yves, du hast geschrieben, dass dir der Mörder anfänglich sympathisch ist.
Damit rennst du bei mir offene Türen ein.
Das hab ich nämlich ganz genau so empfunden.
Deshalb will ich zunächst mal auf die Rolle des Opfers eingehen, da die Konstellation "Täter-Opfer" auch in der Folge "Meine Tote-Deine Tote" nahezu identisch war. Und wenn ich sehe, dass in der kommenden Woche Johnny Cash ebenfalls seine lästige Ehefrau "um die Ecke bringt", kann man hier fast von einer Trilogie sprechen, eine Art Gebrauchsanleitung für genervte Ehemänner, die ihre weiblichen "Quälgeister" loswerden wollen.
Ich finde, das Verhalten von Galesko's Frau ist ja derart überzeichnet, dass man sich fragt, ob sie ihre Ermordung nicht geradezu herausfordert.
Als Zuschauer möchte man Galesko fast dabei mithelfen, diese "Giftspritze" an den Stuhl zu fesseln. Und selbst als sie gefesselt dasitzt, hört sie nicht auf zu lästern. Es hätte noch zu ihr gepasst, wenn sie gesagt hätte:"Wenn du mich schon festbindest, dann bitte nicht auf so 'nem billigen Stuhl. Hast du denn gar keinen Stil, du Versager?"
Bei mir jedenfalls hat das wie bei dir zu einer ganz eindeutigen Sympathie für den Mörder geführt, wohingegen ich in der Folge "Meine Tote-Deine Tote" auf der Seite der ermordeten Ehefrau des Commissioners war.
Ich weiss nicht, ob euch das auch so gegangen ist?
Somit stellt der Anfang der Folge für mich den einzigen Minuspunkt dar, weil das herrschsüchtige Verhalten von Mrs. Galesko ein bisserl zu dick aufgetragen ist, und einem so die Parteinahme für den Mörder geradezu aufgezwungen wird.
Ein ziemlich schwacher Einstieg in die Folge.
Umso genialer ist danach natürlich die weitere Entwicklung bis zum Schluss. Wie "Columbo-Freak" schon erwähnte ist das ja ein ungemein ausgeklügelter Mordplan. Mit dem Auftauchen des Handlangers Deschler entwickelt sich schon eine unglaubliche Spannung, weil für den Zuschauer ja in Windeseile ein Puzzleteil nach dem anderen serviert wird, und erst mit der Ermordung von Deschler ist das Puzzle komplett. Perfekt!!!
Aber Columbo baut dieses Puzzle natürlich Teilchen für Teilchen wieder auseinander, und fängt damit sofort auf dem Schrottplatz an.
Und das find ich immer am gelungensten, wenn deutlich wird, wie Columbo überhaupt darauf kommt, dass an der Sache etwas faul sein könnte(Das ist ja leider nicht in jeder Folge der Fall, manchmal wirkt Columbo's Misstrauen doch sehr willkürlich und nicht immer nachvollziehbar).
Hier aber ist es ganz einfach folgende Überlegung: Galesko erschiesst den Mann, der als einziger weiss, wo seine Frau ist.
Das ist die Basisüberlegung, auf die sich alle anderen Zweifel aufbauen.
Super sind bei diesen Zweifeln natürlich die Schlussfolgerungen, die sich aus der liegengebliebenen Zeitung ergeben:
Hat die Putzfrau saubergemacht, dann sind Zeitung und Schnipsel weg
Hat die Putzfrau nicht saubergemacht, dann sind Zeitung und Schnipsel da
Hat der Mörder einen Fehler gemacht, dann ist nur die Zeitung da und die Schnipsel sind weg
Das ist Columbo'scher Dreisatz, der einfach nur Spass macht.
...und Spass gibt's in der Folge, wie von euch schon angesprochen natürlich genug. Ich kann mich aber nicht der Meinung von "Howie Munson" anschliessen, das die lustigen Szenen Lückenfüller sind. Schliesslich sind die Szenen im Obdachlosenasyl und beim Fahrlehrer absolut handlungsrelevant, da hier mehr(Fahrlehrer) oder weniger(Obdachloser) wichtige Zeugen aufgesucht werden.
Ach ja, noch ein Wort zu Dick van Dyke.
Bisher kannte ich ihn nur aus dem Märchenmusical "Tschitti Tschitti Bäng Bäng", was ich als kleiner Junge immer gerne gesehen habe.
Dick van Dyke(noch ohne Bart) war für mich der absolute Held, weil er ein fliegendes Auto besaß, bis mir ein Freund erzählte, dass Autos gar nicht fliegen können. Kinder können untereinander ja so grausam sein.
Trotzdem kann ich den Dick wegen dieser Erinnerungen nicht zu hart kritisieren. Ich finde, er macht das hier ordentlich. Zu mehr Überschwang kann ich mich dann aber auch nicht hinreissen lassen.
Ich geb auf jeden Fall für die Folge (wenn auch knapp) noch 5 Punkte!
@Yves:
Auf mich hat eigentlich die Folge "Geld, Macht und Muskeln" einen angestaubteren Eindruck gemacht, weil mir da dieser gesamte Fitness-Betrieb ziemlich veraltet vorkam.
Übrigens hab ich mir jetzt mal aufgrund der Episodennummern in deinem post mal angesehen, was so deine Lieblingsfolgen sind.
Das stimmt doch ziemlich mit meinen Favoriten überein.