Bewertet: "Des Teufels Corporal"

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1
2%
2/5 passabel
4
7%
3/5 gut
15
26%
4/5 sehr gut
22
39%
5/5 überragend
15
26%
 
Abstimmungen insgesamt : 57

Re: Bewertet: "Des Teufels Corporal"

Beitragvon Tommy Brown » Mo, 06.05.2013 13:08


Hab mir gestern Nachmittag nochmal die RTLnitro-Aufzeichnung von "Des Teufels Corporal" angesehen. Und abends dann "Niemand stirbt zweimal" auf SuperRTL. Letztere Folge war so schlecht, dass ich es nun beinahe etwas bereue, den Teufelscorporal gar so niedrig bewertet zu haben. Denn da ist dann doch noch etwas mehr Abstand nach unten, zu den richtig schlechten Folgen. Ich würde beim Corporal daher nun vielleicht doch eher in Richtung 3/5 gehen, wenigstens aber mit 2,5/5 werten.

Bei der Zweitsichtung hat mir Columbos Gegenspieler etwas besser gefallen. Was man von Leuten wie McGoohan hat, erkennt man auch dann besonders, wenn man andererseits einmal mit solchen Soap-Darstellern wie in "Niemand stirbt zweimal" konfrontiert wird. Der Corporal ist für meinen Geschmack zwar zu gelassen bzw. es kommt leider nur wenig Nervosität bei ihm auf, je mehr ihm der Inspektor auf die Pelle rückt, aber immerhin spielt McGoohan die Rolle dieses sehr beherrschten Militärkommandanten überzeugend. Die Figur war vielleicht auch im Drehbuch so angelegt bzw. vom Regisseur so gewollt. In der Aschenpuzzle-Folge reagiert McGoohan jedenfalls zusehens und wesentlich nervöser, was mir gut gefällt. Zu guter Letzt hat die Corporal-Folge immerhin auch etwas vom typischen Columbo-Charme. Den hab ich bei "Niemand stirbt zweimal" schmerzlich vermisst.
LG, Tommy
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Re: Bewertet: "Des Teufels Corporal"

Beitragvon zimtspinne » Sa, 13.09.2014 19:59


Ich liebe diese Folge einfach!!

Meinem Bauchgefühl nach macht es sich der Teufels Korporal sogar in meiner Top 3 gemütlich, zusammen mit Santini und Carsini.

Weshalb noch vor den Lucifers und Abigail und der Black Lady, die ich alle sehr sehr schätze?
Weil die Top drei ihr Lebensdrama verbindet. Sie morden nicht einfach aus Habgier oder wegen eines ungehörigen Geliebten oder wegen irgendwelcher Rausschmissdrohungen.... nein, bei ihnen geht es um ihr Leben.

Santini sieht sein zweites Leben in Gefahr und an ein drittes Leben im Knast als Ex-Nazi mochte er wohl gar nicht erst denken.
Bei Carsini geriet ein Lebenswerk ins Wanken, ohne Ersatzperspektive.
Und Rumford konnte seine Lebensphilosophie unter keinen Umständen loslassen.

Faszinierend an Rumford finde ich, dass er der einzige Mörder ist, der sich selbst was vormacht.
Die anderen besänftigen sich zwar auch mal selbst, meistens machen sie aber doch eher dem Inspektor was vor oder versuchen es zumindest.
Rumford dagegen... der glaubt wirklich, dass die Welt ohne Kriege im allgemeinen und ohne seine Akademie im speziellen zusammenbrechen wird. Auf jeden Fall wird das Chaos ausbrechen.
So ganz unrecht hatte der Gute damit ja nicht.... seit der Kalte Krieg vorbei ist, ist vieles durcheinander geraten und in der Unberechenbarkeit versunken.

Dabei hat er auch klare Momente. In einem Gespräch über die Ähnklichkeit ihrer Jobs (und Uniformen) stellt er fest, dass er überflüssig werden wird. Ausgerechnet den Gesetzeshüter Columbo zieht er ins Vertauen über seine bevorstehende Lebenskrise. Andererseits ist Rumford als Ordnungshüter ja dem Gesetzeshüter im Geiste nicht so unnah....

Jedenfalls liefert er damit ein schönes Tatmotiv. Überhaupt redet er sich oft um Kopf und Kragen. Das weiß er auch, glaube ich. Er steht aber trotzdem oder gerade deshalb fest hinter sich und nimmt die Konsequenzen in Kauf. Er ist sein eigener Kollateralschaden geworden sozusagen. Alles für die Akademie, notfalls opfert er auch sich selbst für seine Ideale.

Ich finde diesen Charakter so wahnsinnig interessant gezeichnet, mit sehr viel Tiefe und Dramatik, ohne ins Pathos abzugleiten (was ja verführerisch wäre beim Thema Militär und Weltmacht). Das ist ein wirklich gelungenes Drehbuch.

Um bei den Einzigartigkeiten zu bleiben - es ist auch der einzige Fall, bei dem Columbo vom ersten bis zum letzten Moment immer vor Ort ist, am Tatort, und sogar im Halbschlaf ermittelt. Man bekommt mal einen Eindruck, was seine Frau und Kollegen so alles mitmachen, wenn er mitten in einem Fall steckt.

Die nächste Besonderheit sind in dieser Folge seine Familiengeschichten.
Wie in ganz seltenen Fällen, zB bei Key Freestone, hab ich das Gefühl, er erzählt keinen Schmarrn sondern redet mit den Jungs tatsächlich über seine eigenen Erlebnisse. Seine Zeit bei der Army, das Freundschaftsarmbändchen seiner damaligen Liebe.... sonst erzählt er ja von seiner Familie eher aus Berechnung, um den Mörder einzulullen oder wichtige Nebenfiguren auf seinen Kurs zu bringen... hier hatte ich den Eindruck, er vergisst sich für einen Moment und schwelgt in seinen Erinnerungen. Ist ja auch kein Wunder in diesem Umfeld.

Ich widme dem Drumherum so viel Zeit, weil es definitiv für mich auch den Charme der Folge ausmacht.

Der "Rest", der kriminalistische Aspekt ist allerdings zu meiner Freude ebenfalls sehr gelungen. Ich habe da so gut wie nix zu kritisieren.

Der Mordplan ist gut durchdacht, unter diesen Umständen (wahnsinnig vielen Augen) konnte nicht besser geplant werden. Ein hohes Restrisiko bleibt, einfach weil es so viele potentielle Zeugen gibt.
Das wird ihm später ja auch indirekt zum Verhängnis. Die engmaschige Verknüpfung der Akademie erlaubt einfach kein ungestörtes Morden, mag der Mordplan auch noch so gut ausgeheckt und vorher durchgegangen sein.

Rumford hat sein Revier nicht so gut unter Kontrolle, wie er glaubt. Schwachstellen werden sichtbar. Sie brechen ihm das Genick.

Der verdammte Cidre. Er hätte viel früher eine Sonderkommission bilden sollen und den Cidre bis zum letzten Tropfen vernichten. Da war er zu lasch und das rächt sich.

Der Humor fand diesmal eher subtil statt, was mir ebenfalls sehr gut gefiel. Besser sogar als manch vordergründig angelegter Gag, der spätestens beim dritten Mal dann auch lahm wird. Rumford mit seiner unfreiwilligen Komik (Uniform) passte dazu.

Die Überführung haben wir ja schon diskutiert, für mich ist sie eine der sattelfestesten der ganzen Reihe.

In dieser Folge ist wirklich jedes Detail an seinem Platz. Nix überflüssiges, nix unstimmiges, nix nerviges. Ich hab noch nicht mal an Nebendetails was zu meckern wie Kitsch-Nippes, hässlichen Sandpötten oder putzenden Nervtötern.

Alles in allem ist bei der Folge alles nah an perfekt für mich. Die Folge vereint gute Kriminalistik mit Gernesehflair... nicht bei allzu vielen Folgen der Fall.
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Re: Bewertet: "Des Teufels Corporal"

Beitragvon Doc Brown » So, 14.09.2014 23:14


Sehr schön geschrieben und analysiert!

Die Folge steht als nächstes auf meiner Agenda. Hoffentlich schaffe ich am nächsten Wochenende dann auch eine Bewertung. Es wird sicherlich eine ähnliche Hymne werden wie deine. Das Fazit kann ich so unterschreiben, die Folge vereint gute Kriminalistik mit Gernsehflair und jedes Detail ist an seinem Platz. Die Atmosphäre gefällt mir deutlich besser als bei "Tödliche Kriegsspiele", wo die Militärakademie mehr wie ein aufgeblasener Kinderspielplatz wirkt. Zudem eine tolle Charakterstudie und eine der besten Auflösungen der gesamten Reihe, v.a. weil die Cidre-Thematik die ganze Zeit über der Episode schwebt.
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Re: Bewertet: "Des Teufels Corporal"

Beitragvon Doc Brown » So, 21.09.2014 15:27


Mittlerweile habe ich die Episode gesehen und will nochmal etwas genauer werden, wobei ich in meinem letzten Beitrag schon die wesentlichen Punkte beschrieben habe.

Die Folge gehört zu den Besten der gesamten Reihe, ist äußert kurzweilig, hat ein tolles Flair, ein super CMS und eine hervorragende Auflösung.

Wie gut das Mordmotiv ist, fiel mir erst nach euren Beiträgen auf. Rumford lebt komplett für diese Akademie. Als Columbo ihn nach seinem sozialen Umfeld fragt, merkt man, dass da nichts ist, außer die Akademie. Keine Freunde, keine Lebensgefährtin, keine Kinder. Der Mann hat nur dienstliche Bekanntschaften und vermisst auch wohl ein soziales Umfeld nicht. Er lebt 24/7 in diesem Mikrokosmos. Haynes würde ihm die Lebensgrundlage entziehen. Das ist für Rumford nicht nur ein normaler Job, sondern viel mehr.

Auf der einen Seite tut mir Rumford Leid, auf der anderen Seite kann ich seine Weltanschauung überhaupt nicht nachvollziehen. Ich kann mich da nicht entschieden, ob Rumford ein sympathischer Mörder ist oder nicht.
Warum man aus Jungen Männer macht, in dem man ihnen alle Freiheiten, Individualität und Spaß am Leben nimmt erschließt sich mir nicht. Da steht jemand beim Essen auf um mit irgendwas zu jonglieren und wird sofort angeblafft. Das ist doch nicht normal! Da muss er sich nicht wundern, wenn keiner mehr unter ihm Soldat werden will.

Zudem ist mir noch aufgefallen, wie korrekt Rumford ist. Er ist zu Columbo stets höflich, gibt über alles bereitwillig Auskunft, legt keine falschen Spuren und übt sich auch nicht in linken Tricks. Nach seiner Überführung lobt er Columbo erstmal für seine gute Arbeit. Das sieht man auch nicht oft. Er verlangt also nicht nur von Anderen höchste Disziplin und Tugendhaftigkeit, er lebt das alles auch selbst.

Bemerkenswert ist noch die Eröffnungsszene: Bis das erste Wort gesprochen wird, vergehen knappe 7 Minuten. :o

Die Genialität des Schlussbeweises wurde hier ja schon ausführlich seziert. Der gehört für mich auch zu den Besten.

Unterm Strich also klare 5 Punkte - eine klare Gernsehfolge!
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Re: Bewertet: "Des Teufels Corporal"

Beitragvon martha » So, 21.09.2014 18:21


Doc Brown hat geschrieben:Warum man aus Jungen Männer macht, in dem man ihnen alle Freiheiten, Individualität und Spaß am Leben nimmt erschließt sich mir nicht. Da steht jemand beim Essen auf um mit irgendwas zu jonglieren und wird sofort angeblafft. Das ist doch nicht normal! Da muss er sich nicht wundern, wenn keiner mehr unter ihm Soldat werden will.


Na, da bin ich mir nicht so sicher.
Ich denke schon, dass Disziplin und sogar Kadavergehorsam von einer bestimmten Gruppe von Menschen noch als Tugend angesehen wird.
Militär beruht ja letztlich ausschließlich auf diesen Eigenschaften.
Und man sieht ja auch an Kadett Springer, der ja durchaus einen gewissen Freiheitsdrang offenbart, dass er von dieser männchenmachenden Maschinerie immer wieder eingeholt wird.
Letztlich funktioniert auch er im Sinne dieses militärischen Systems.
Das Eingeständnis, dass einem hier Freiheiten genommen werden steht in keinem Verhältnis zum Drill.
Wenn man sich auf ein System von Unterordnung und Befehlsempfang einlässt, dann spielt Freiheit und Spaß am Leben nur noch 'ne untergeordnete Rolle.
Wenn ich heute Dokus vom dritten Reich sehe frage ich mich auch: Wie ist sowas nur möglich gewesen.
Das sind letztlich Prozesse, die mir mein Verstand nicht beibringen kann.
Es ist einfach ein Grad von Empfänglichkeit, der bei manchen Menschen funktioniert und bei anderen nicht.
Aber Militär wird immer irgendwie funktionieren, weil eine bestimmte Klientel auch immer für Befehlsempfang zugänglich ist.
"Könnten Sie mir wenigstens sagen, welcher Name es war?
War es Kensington oder Arlington?"
"Genau gesagt:Keiner von beiden. Es war Washington."
"Hatten Sie bei dem auch einen Vornamen?"
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Re: Bewertet: "Des Teufels Corporal"

Beitragvon Trenchcoat » So, 21.09.2014 20:45


martha hat geschrieben:Wenn ich heute Dokus vom dritten Reich sehe frage ich mich auch: Wie ist sowas nur möglich gewesen.

Im Deutschsprachigen Europa war das damals eben schon möglich, wie die Geschichte belegt. Es gibt ja noch Heute Verherrlicher der damaligen Zustände, die sich allen Ernstes ein viertes Reich herbeisehnen.

In anderen Ländern funktioniert ähnliches auch noch Heute. Z. B. beginnt jede Schulstunde in China mit dem runterrasseln von: "Taiwan muss zurück ins Chinesische Mutterland" oder so ähnlich. Ein Uigure erzählte mir mal, dass das Schulsystem in seiner Heimat paramilitärisch aufgebaut ist, Drill, Kadavergehorsam und dergl. Ganz zu schweigen von Weissrussland, Kasachstan, Abchasien, Sudan, Nigeria, Kolumbien u. s. w. Und das alles im Jahre 2014.
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Re: Bewertet: "Des Teufels Corporal"

Beitragvon Doc Brown » Mo, 22.09.2014 14:36


martha hat geschrieben:Aber Militär wird immer irgendwie funktionieren, weil eine bestimmte Klientel auch immer für Befehlsempfang zugänglich ist.


Ja, ich habe mich unklar ausgedrückt. Rumford muss sich nicht wundern, dass immer weniger Menschen (nicht keiner mehr) unter ihm Soldat werden wollen. Er hat der Akademie sicherlich einen Ruf verpasst, der da draußen dazu beträgt, dass er immer weniger Kadetten hat. Dazu dann noch der Zeitgeist der damaligen Zeit kurz nach '68. Dass ein bestimmtes Klientel immer für so ein System empfänglich sein wird, ist klar.
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Re: Bewertet: "Des Teufels Corporal"

Beitragvon zimtspinne » Mo, 22.09.2014 16:08


Ihr haltet die Rumford-Akademie bei Columbo aber nicht für ein realgetreues Abbild des US-Militärs, oder? Bild

Das wäre ein ebenso verqueres Vorurteil wie es mein Navy-Exfreund mal bezüglich der Bundeswehr hatte.... er hielt unsere Verteidigungsmacht doch tatsächlich für außergewöhnlich und kompetent (und ich hatte Kumpels beim Bund, die den ganzen Tag nix taten und in der restlichen Zeit zu Hause waren).

Der Drill und Kadavergehorsam findet doch beim durchschnittlichen deutschen Michel täglich genauso statt, wenn er seinem Arbeitgeber dient. Ist kein Strammstehen und auf Kommando loslaufen, aber ganz ähnlich gehorsam, indem Befehlen gefolgt wird und unter Strafe einem meist einseitig ausgerichteten Regelwerk an Vorschriften gefolgt wird. Oder welcher Arbeitnehmer bringt seinen Vorschriften- und Befolgungskatalog für seine Vorgesetzten mit?

Und welcher deutsche typische Arbeitnehmer (müsste eigentlich Arbeitgeber heißen, so fängt Widerstand im Kopf schon an) diskutiert mit seinem Boss über die Modalitäten seines jobs? ich weiß aus meiner zahlreichen Erfahrung: Fast keiner.

Es ist auch einfach eine Kosten-Nutzen-Analyse. Im US-Miltär genießen die "Angestellten" zahlreiche Vorteile, ähnlich denen des öffentlichen Dienstes hier in D. Besonders der familienorientierte Aspekt genießt Vorteile, so bringt die Heirat Vorteile (günstige Häuserfinanzierungen etc) und auch im kleinen hat es Vorteile... in subventionierten shops einkaufen, was bei einer Stationierung zb auf Hawaii mit exorbitanten Lebensmittelpreisen schon ein großer Vorteil ist.

Der Spaßfaktor bleibt auch nicht auf der Strecke. So wie es in Columbos Akademie dargestellt wird, ist es nicht, es wird ausgegangen und gefeiert wie unter normalen Jugendlichen. Und für manche Männer mag es auch interessant und herausfordernd sein, etwas außergewöhnliches kennenzulernen und dabei seiner Leidenschaft nachzugehen. Mein Ex war auf einem Sub (U-Boot modernster Technik) und das ist sicher was für Technikfreaks, die auch das Risiko lieben.

Er bekam die Militärwillkür zu spüren, als er mal gegen blöde Befehle oppnoniert. Wurde rausgeschmissen und nach reumütiger Rückkehr (das fand ich nicht gut, hätte ich nicht gemacht) wurde er zurück gestuft, was einer Einbuße an Einkommen und anderen Vorteilen entsprach.
Er stammte aus einer erfolgreichen Militärsfamilie, litt darunter (ständiger Standortwechsel), griff aber als Sicherheitsstrategie dennoch darauf zurück. Da kann ich gar nicht urteilen, da ich ganz anders mit anderen Vorstellungen und Bewältigungsstrategegien aufgewachsen bin.
Heute ist er dank seiner durchorganisierten spezifischen jahrelangen Militärausbildung mit Anfang 30 in einem zivilen job und hat damit glaub ich das beste aus seinem "Lebenspaket" Prägung, Erziehung, Erfahrungen, Resilienz gemacht....

Es ist sehr arrogant, als Europärer/Deutscher über andere Nationen und ihre Beweggründe zu urteilen. Bei schwächeren Nationen wie Afrika würde das auch keiner wagen. Aber auf die bösen Amis kann man ruhig mal reflexartig draufhauen und sich über sie abwertend äußern.
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Re: Bewertet: "Des Teufels Corporal"

Beitragvon Mr. Brimmer » Mo, 22.09.2014 17:59


So wie ich die Amis kenne und einschätze ist da auch in
heutiger Zeit bei vielen immer noch ne gehörige Portion
Pathos im Spiel wenn sie beim Militär sind....Das ist bei
uns hier ganz anders.
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Re: Bewertet: "Des Teufels Corporal"

Beitragvon zimtspinne » Mo, 22.09.2014 19:56


Mr. Brimmer hat geschrieben:So wie ich die Amis kenne und einschätze ist da auch in
heutiger Zeit bei vielen immer noch ne gehörige Portion
Pathos im Spiel wenn sie beim Militär sind....Das ist bei
uns hier ganz anders.


Kennst du die Amis wirklikch oder ist das eher Gemöchtegerne.....
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Re: Bewertet: "Des Teufels Corporal"

Beitragvon Mr. Brimmer » Mo, 22.09.2014 20:19


War zumindest 2 Mal drüben auch nen Onkel da und auf anderen Reisen immer
mal wieder Amis kennengelernt...also darf ich mir schon ne
Meinung bilden....schrieb ja auch "kenne" und "einschätze"...
ebbes von beidem :wink: ..inwiefern sich das Amiland von heute
dahingehend seit den frühen Siebzigern geändert hat weis ich nicht.
---Was ich mit Pathos meine ist dass die an sich ne Form von , wie soll
man sagen "Vaterlandsliebe " oder Stolz für ihr Land in sich tragen, was
ich so bei Deutschen nie festgestellt habe........Was die Leute dazu bringt
eine Militärkarriere einzuschlagen..da mags verschiedene Gründe geben.
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Re: Bewertet: "Des Teufels Corporal"

Beitragvon crocodile » Sa, 17.01.2015 12:42


Nachdem ich mir gestern diese Folge mal wieder angeschaut habe, ist mir folgendes aufgefallen: Ich kenne kein alkoholisches Getränk das sich "Cidre" nennt. Soll wohl Apfelschaumwein sein. Hab weder vor, noch nach Columbo je davon gehört ... Wissenslücke nennt man das wohl. Wir haben damals beim Bund auch anderes Zeug getrunken, aber naja, gehört hier nicht her. :oops:

Columbo auf der riesigen, aber eher menschenleeren, Militäranlage ermitteln zu sehen macht Spaß. Die Folge durchzieht wirklich ein besonderes Flair. Liegt sicherlich auch daran das sich Columbo gleich mal vor Ort einquartiert und mehrere Tage bei den Kadetten nächtigt.

Rumsford vs. Columbo passt im Großen und Ganzen. Rumsford der Columbo über stets gelassen bleibt, kaum Emotionen zeigt ist ein würdiger Gegenspieler. Auffällig wie wenig Blicke er dem Inspektor während der Dialoge zuwirft. Da erkennt man hier und da doch ein wenig Unsicherheit.

Was Indizien und Auflösung angeht, bin ich auch einverstanden. 4 Punkte hat diese Episode mit Sicherheit verdient. Ein paar kleine Abzüge für die ein oder andere Länge, sowie die für mich nicht ganz so überzeugenden Nebenrollen. Kadett Springer zum Beispiel oder das Opfer Haynes, die bleiben doch recht blass.

Columbo agiert hier für meinem Geschmack übrigens einmal sehr taktlos. Bei der Trauerzeremonie, glaube sogar in Mitten des Schlussgebets, spricht er einfach auf Rumsford ein statt zu warten. Passt aber natürlich zum Inspektor.
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Re: Bewertet: "Des Teufels Corporal"

Beitragvon Patrick_B » Fr, 08.03.2019 22:46


Ich muss zugeben: Ich bin hier etwas voreingenommen. Dieses ganze Militärgehabe könnte mit ferner nicht sein; von mir aus sollte diese Akademie lieber früher als später schließen. Von daher ist mir Colonoel Rumford schon von vornherein unsympathisch.

Was natürlich nichts daran ändern, dass McGoohan diese Figur fantastisch spielt. Der Mord ist relativ simpel, was natürlich weniger Fehlerpotential birgt. Die Durchführung ist ohne größere Fehler und dass gerade Rumfords militärische Pingeligkeit - er kann den Alkohol nicht solange Alkohol sein lassen, bis Columbo abzieht - seinen Untergang besiegelt, ist ein passender Abschluss für die Geschichte.

Allerdings ist das auch mein großer Kritikpunkt an dieser Folge. Für diese Auflösung sind jede Menge Zufälle nötig - der Hauptverdächtige hat ein Alibi, der Alkohol war nur zu einer bestimmten Zeit zu sehen, der Alkohol war nur direkt an der Kanone zu sehen, Rumford war gerade im richtigen Zeitfenster an der Kanone und nicht in der Nacht wie es sinnvoll gewesen wäre - sodass der Fall äußerst konstruiert wirkt. Auch die Unterschiede zwischen Rumford und Columbo - militärische Genauigkeit gegen die Schlampigkeit in Person - werden nicht richtig ausgenutzt.

Da Rumford außerdem erst in der vorletzten Szene überhaupt merkt, dass Columbo ihn als Verdächtigen sieht, ist meine geliebte Interaktion von Columbo und dem Mörder hier nicht herausragend. Dafür liegt der Fokus auf den Szenen mit Columbo und den unterdrückten Schülern, welche mir durchgehend gut gefallen haben. Alles in allem haben wir hier einen klassischen, glatten Vier-Punkte-Fall.
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Re: Bewertet: "Des Teufels Corporal"

Beitragvon Columbologe » Sa, 09.03.2019 20:47


In "Stirb für mich" hat Columbo es für unwahrscheinlich gehalten, dass das Auto des Mörders beim Schießen genau in der Position gestanden haben soll, die es ihm ermöglicht, den Schauplatz mit einem Scheinwerfer zu erhellen. Aber hier ist der große Zufall, dass der Colonel genau in der richtigen Position hinter der Kanone stand, für den Columbo-Autoren kein Problem. Glaubhaft ist der Schluss wirklich nicht. Aber das tut der Atmosphäre dieser Folge keinen Abbruch. Der Genuss für das Herz überwiegt die Probleme, die das Hirn mit ihr haben kann. Dass die Unterschiede der Charaktere des zerstreuten Krauskopfs Columbo und des disziplinierten, glatt gekämmten Rumford nicht zur Geltung kommen, kann ich nicht bestätigen. Sie sind wie Tag und Nacht bei fast jedem Aufeinandertreffen.
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