Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

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2/5 passabel/ "na ja"
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8%
3/5 gut
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29%
4/5 sehr gut
20
39%
5/5 überragend
12
24%
 
Abstimmungen insgesamt : 51

Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon zimtspinne » Sa, 30.11.2013 15:41


Bei diesem Raffzahn könnte ich mir vorstellen, sie hat erstmal einfach nur die Geldscheine gesehen und gar nicht konsequent zu Ende gedacht. Erstmal die Kohle sichern, dann schaun wir weiter.

Ich mag das Mordmotiv dieser Folge ohnehin nicht. Es wird doch gar nicht klar, warum sie ihren Ehegatten überhaupt um die Ecke brachte - aus reiner Geldgier? Schwer vorstellbar. Lebend hätte er ihr doch mehr genützt, da hätte er noch genug Zeit gehabt, das Geld ordentlich zu vermehren.
Dass er sie schlecht behandelte, zu kurz hielt, betrog oder ähnliches ist auch nicht ersichtlich. Für mich ein ganz ganz schwaches Motiv und überhaupt ist mir die ganze Folge viel zu kalt und eckig. Hab ich bisher auch nur wenig gesehen.

Ergänzung:
Hab mir die Folge spontan mal wieder angesehen und muss korrigieren. Das Motiv wird in einem Gespräch zwischen Tochter und Columbo diskutiert.
Allerdings war die Tochter nicht dabei und kommt zu ihrer Einschätzung durch die Klagelieder des Vaters. Dürfte sehr subjektiv gefärbt sein, da sie ihre Stiefmutter abgrundtief als Rivalin um den Luxus hasst und ihr Vater tief verletzt in seiner Männlichkeit auch nicht viel objektiver herangegangen sein wird.

Überzeugt mich halt komplett gar nicht, dass eine erfahrene Anwältin so blöd sein soll, aus reiner Raffgier und Bequemlichkeit ihren Mann umzubringen, der keinen Bock auf getrennte Schlaf- und Wohnzimmer hat.
Sie sollte doch durch ihre Erfolge so viel Selbstbewusstsein haben, sich eine eigene Karriere zuzutrauen und ihren Mann dafür nicht mehr als Krücke zu brauchen. Bei der Scheidung wäre sie sicher auch nicht leer ausgegangen.

Die sogenannten Staranwälte bei Columbo sind wahrlich keine schöpferischen Meisterwerke geworden. Williams ist nicht so lachhaft wie der hüstelnde Creighton, aber auf mich wirkt sie sehr fahrig, unsicher und gestresst.
Schade, dass gerade die Anwälte als Mörder so mickrig dargestellt werden; es geht doch auch anders, wie Culp in "Luzifers Schüler" zeigt. Der hat Biss und Autorität. Williams ist dagegen eine Witzfigur. Das tut der Folge leider auch gar nicht gut. Ich mag nun mal keine schwächlichen Mörder, bei denen sich Columbo am Ende auch noch entschuldigt, wenn er sie einsacken muss. Ganz schlechtes Zeichen :wink:

Ein dicker Minuspunkt dieser Folge ist außerdem, dass man das Opfer erst gar nicht kennenlernt. Somit ist das mal wieder eine Episode, die mich gar nicht mitreißt, weil ich keine einzige Figur faszinierend, interessant oder sympathisch finde.

Ich würde sie aus heutiger Sicht sogar zu den schlechtesten Folgen zählen, Tendenz schon zu den fünf schlechtesten Folgen.

Columbos Schlussanalyse seiner Mörderin wirkt auf den ersten Blick schlüssig, aber im Grunde ist es totaler Quatsch. Eine intelligente und erfolgreiche Staranwältin muss unbedingt in der Lage sein, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und zu erahnen, wie sie worauf reagieren werden. Das ist ihr Geschäft, davon lebt sie schließlich.
Und da soll sie plötzlich nicht fähig sein, sich vorstellen zu können, dass ihre Stieftochter nicht käuflich ist, was die Aufklärung des Todes ihres Vaters angeht?
Das ist doch lächerlich. Also mich überzeugt das jedenfalls nicht. Die Mörderin wird unnötig dumm und einfältig hingestellt.

Dass sie registriertes Lösegeld zusammenrafft, ist schon die eine Sache, sich aber auf das Angebot einer verhassten Person einzulassen und damit den Mord am Vater der Person zuzugeben, ist doch schon die pure Blauäugigkeit und Dummheit.
Einer Key Freestone nehme ich die Unsicherheit und Nervosität ab, eine Staranwältin aber sollte diese Eigenschaften nicht im Übermaß produzieren, nur weil ein Teenager ein bisschen am Rad dreht. Statt souverän und professionell wirkt die Mörderin zeitweise labiler als die Stieftochter.

Die Mörderin ist viel zu eindimensional und facettenlos geraten, das macht keinen Spaß, ihr zuzuschauen. Zynisch, eiskalt - und das wars. Sie bekommt noch nicht mal ein interessantes Hobby zugeteilt oder wenigstens ein Hündchen, wie zB der böse Dr. Mason.
Normalerweise kann ich auf Anhieb den Stil des jeweiligen Mörders beschreiben, bei dieser Dame musste ich nochmal reinschauen, weil ich mich an kein einziges outfit erinnern konnte. Sie ist einfach nur farblos und konturlos.

Letzter Kritikpunkt: die psychotisch nervige Musikuntermalung.
Alles in dieser Folge nervt irgendwie, was ich anfangs allein auf die nervige Tochter schob. Die ist aber nur einer von vielen Nervtötern in diesem Columbo.
Ich bekam beim Anschauen miese Laune, was schon bei den vorherigen Malen genauso war. Werde wohl mit dieser Episode abschließen und sie nicht mehr wieder anschauen. So mach ich das mit "die letzte Party" und "Bluthochzeit" auch und alles ist gut.
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Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon zimtspinne » So, 01.12.2013 14:50


MrGrady hat geschrieben:Ist bei mir leider auch schon ein Jahr, dass ich die Folge gesehen habe. Ich erinnere mich allerdings nicht daran, dass ein solcher Plan thematisiert wurde.


Ich habs ja nun grad gesehen und nein, so ein Plan wurde nicht mal angedeutet.

Der Geldkoffer kam lediglich so flott wieder ans Tageslicht und zum Einsatz, weil Töchterchen für ihre Schweiz-Residenz Finanzmittel brauchte. Wohl auch eine Art Schmerzensgeld für den Verlust ihres Daddys, wie Williams annehmen konnte.

Das ist eben die unfassbare Dummheit der Mörderin, die nicht stimmig zu ihrer Rolle als gewiefte hochkarätige Anwältin passt.
Hat sie geglaubt, das reiche verwöhnte Töchterchen würde sich brav mit dem Geldausgeben zurückhalten und heimlich nachts im Internatskeller Geldwäsche mit dubiosen Gestalten betreiben?
Es wurde doch allgemein bekannt gegeben, dass das Haus und die Familie noch eine Weile beobachtet werden.
Also wäre sicher der Abgang mit Geldköfferchen (ganz ungetarnt herumgetragen) nicht unentdeckt geblieben und das FBI hätte sich sicher unabhängig vom schlauen Inspektor seine Gedanken dazu gemacht. Auch weshalb die zutiefst verhasste Stiefmutter das Töchterchen überhaupt zum Flughafen begleitete und ihr Täschchen trägt - kaum glaubwürdig nach deren Attacken und Angriffen, von denen die Beamten genug mitbekamen.

Man muss ja auch bedenken, dass weder FBI noch Columbo zu diesem Zeitpunkt bereits einen Verdächtigen fest in der Kralle hatten.... fürs FBI war die Entführung etc komplett ungelöst und solange haben die garantiert und besonders das familiäre Umfeld im Auge, weil eh die meisten Täter aus diesen Reihen kommen.
Das FBI wurde aber eh in dieser Folge als Kuschelverein dargestellt, der nichts wichtigeres im Sinn hat als dafür zu sorgen, dass es der attraktiven reichen Witwe an nix fehlt :wink:

Die beiden Damen haben dann auch noch alles dafür getan, um auf dem Flughafen als Gespann mit Geldköfferchen aufzufallen, wenn man mal davon ausgeht, Williams glaubte wirklich an ihren Plan.
Dieser Plan ist doch überhaupt nicht durchdacht und gerade von einer Anwältin im Strafrecht erwarte ich mir da etwas mehr Weitblick und Vorsicht.
Die ist ja dreist wie ein kleinkrimineller Weihnachtsmarkttaschendieb!
Zuletzt geändert von zimtspinne am So, 01.12.2013 15:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon Mr. Brimmer » So, 01.12.2013 15:44


Schade dass Du der Folge so wenig abgewinnen kannst.
Wie fandest Du Columbo selbst denn in dieser frühen Phase, wo er noch
ganz ohne seine Grenzdebilitäten auskam und ohne Humor ?
Hier war er noch Ermittler. Der Anfang dieser Folge hat zumindest mir
immer gefallen, besonders wie er bei den FBI Fuzzis im Hintergrund
rumsteht, und neugierig seine Nase reinsteckt...Bei der Musik bin
ich komplett anderer Meinung...find ich klasse...
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Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon zimtspinne » So, 01.12.2013 15:57


Columbo selbst gefiel mir eigentlich recht gut, die Stimme mag ich noch immer nicht, mag aber daran liegen, dass ich die Folge auch von Anfang an so wenig anziehend fand.
Mit Mord nach Rezept (hat er dort nicht auch diese Stimme, jedenfalls auch eine andere als später) hatte ich nämlich kaum Gewöhnungsschwierigkeiten.

Ich mag ihn auf jeden Fall auch lieber, wenn er nicht völlig ins Trottelige und/oder Devote abdriftet, sondern eine gewisse Autorität ausstrahlt.
Es darf aber wieder auch nicht so zynisch-biestig daherkommen wie in "Tödliche Trennung", also wie in den meisten mittleren Folgen, schätze ich mal. Mit Mayfield gefällt er mir diesbezüglich fast am besten, dort hat er genau diese Mischung.

Ich kann gar nicht beschreiben, wie es mir bei dieser Lösegeldfolge geht. Das ist so eine Stimmung, die mich ein bisschen runterzieht, aber nicht angenehm wie etwa ein melancholischer Film, und ich mag einige sehr melancholische Filme.

Bin auch kein Fan der Lösegeldgeschichten. Mit den Blumen des Bösen wurde ich ja auch leider nie warm, was übrigens auch wie hier daran liegt, dass ich die Rollen allesamt unsympathisch fand.

Wenn ich jetzt das Ende als Gesamtstück mit Santinis Ende vergleiche - da stimmt jede Szene, jedes Wort, jeder Blick, alles fein nuanciert und ausgespielt..... dagegen das Geldkoffergeholper, bei dem man ja wirklich das Gehirn abschalten muss, um sich nicht zu wundern.

Wenn eine eh schon reiche Frau aus Geldgier mordet, hab ich so meine generellen Glaubwürdigkeitsprobleme.
Noch eher glaubwürdig, wenn wie bei Freestone verletzte Eitelkeiten im Spiel sind und bei ihr ja auch eine gewisse Zukunftsangst.
Williams gibt da einfach gar nichts her, von daher schon immer für mich ein sehr schlechtes Motiv.
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Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon Tiktaalik » So, 01.12.2013 16:17


zimtspinne hat geschrieben:Der Geldkoffer kam lediglich so flott wieder ans Tageslicht und zum Einsatz, weil Töchterchen für ihre Schweiz-Residenz Finanzmittel brauchte. Wohl auch eine Art Schmerzensgeld für den Verlust ihres Daddys, wie Williams annehmen konnte.

Das ist eben die unfassbare Dummheit der Mörderin, die nicht stimmig zu ihrer Rolle als gewiefte hochkarätige Anwältin passt.
Hat sie geglaubt, das reiche verwöhnte Töchterchen würde sich brav mit dem Geldausgeben zurückhalten und heimlich nachts im Internatskeller Geldwäsche mit dubiosen Gestalten betreiben?

Nein, Mrs. Williams sagt zu Margaret, dass ein Mr. Steiner sie vom Züricher Flugplatz abholen und dort für sie ein Bankkonto eröffnen wird. Das klingt für mich eingentlich wasserdicht. Ich denke nicht, dass 1968 jm. in der Schweiz aufgefallen wäre, dass dort Banknoten eingezahlt werden, die aus einer Erpressung in den USA stammen. Daher ist das für mich ein guter Weg für die Mörderin, das Geld "in Sicherheit" zu bringen. Man darf ja auch nicht vergessen, dass es für eine Mörderin nicht ganz so einfach ist, mit jm. im Haus zu leben, der über ihre fingierte Entführung und den Mord Bescheid weiß und sie von nun an terrorisiert. Somit ist sie durch den Psycho-Terror zum Handeln gezwungen worden.


zimtspinne hat geschrieben:Es wurde doch allgemein bekannt gegeben, dass das Haus und die Familie noch eine Weile beobachtet werden.
Also wäre sicher der Abgang mit Geldköfferchen (ganz ungetarnt herumgetragen) nicht unentdeckt geblieben und das FBI hätte sich sicher unabhängig vom schlauen Inspektor seine Gedanken dazu gemacht. Auch weshalb die zutiefst verhasste Stiefmutter das Töchterchen überhaupt zum Flughafen begleitete und ihr Täschchen trägt - kaum glaubwürdig nach deren Attacken und Angriffen, von denen die Beamten genug mitbekamen.

Ich finde es nicht unglaubwürdig, wenn man am Flughafen mit einem Koffer herumläuft. Schließlich fliegen die meisten Leute weiter weg und da ist Gepäck nichts Außergewöhnliches. Zudem: Selbst wenn bräuchte die Polizei einen sehr triftigen Grund dafür, den Koffer zu durchsuchen. Das geht nicht einfach so :) Dass Mrs. Williams Margaret zum Flughafen begleitet, hat wohl den Grund, dass Columbo nochmal mit der Mörderin zusammentrifft und sie in ihrer Anwesenheit überführen kann. Aber auch da kann ich nichts Unglaubwürdiges von Mrs. Williams erkennen.
zimtspinne hat geschrieben:Man muss ja auch bedenken, dass weder FBI noch Columbo zu diesem Zeitpunkt bereits einen Verdächtigen fest in der Kralle hatten.... fürs FBI war die Entführung etc komplett ungelöst und solange haben die garantiert und besonders das familiäre Umfeld im Auge, weil eh die meisten Täter aus diesen Reihen kommen.
Das FBI wurde aber eh in dieser Folge als Kuschelverein dargestellt, der nichts wichtigeres im Sinn hat als dafür zu sorgen, dass es der attraktiven reichen Witwe an nix fehlt :wink:
Die beiden Damen haben dann auch noch alles dafür getan, um auf dem Flughafen als Gespann mit Geldköfferchen aufzufallen, wenn man mal davon ausgeht, Williams glaubte wirklich an ihren Plan.
Dieser Plan ist doch überhaupt nicht durchdacht und gerade von einer Anwältin im Strafrecht erwarte ich mir da etwas mehr Weitblick und Vorsicht.
Die ist ja dreist wie ein kleinkrimineller Weihnachtsmarkttaschendieb!

Ohne Beweise kannste den Koffer aber nicht so ohne Weiteres durchsuchen (s. o.) Dass andere Ermittler in unserer Lieblingsserie nicht besonders groß auftrumpfen, ist natürlich realitätsfern, aber gut für uns :)
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Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon zimtspinne » So, 01.12.2013 16:40


Du hast schon recht in einigen Dingen, da bin ich wohl s*e*h*r kritisch, den Geldkoffer aber offen herumzutragen und offen der verhassten Stieftochter zu übergeben mit ebenso laut und vernehmbaren Anweisungen mitten auf dem Airport, finde ich halt einfach sehr leichtsinnig. Da wäre mir ein bisschen Realitätssinn lieber als unbedingt Dramadrama :P

Das war eindeutig als Geldkoffer erkennbar, noch dazu wohl der, den das FBI der Williams zum Transport des Lösegeldes angeboten hatte (müsste man mal vergleichen, sah aber ganz ähnlich aus).

Wenn die Anweisung wenigstens noch gelautete hätte "Lass das Geld ein Jahr in Frieden ruhen und sich vermehren", Lamarr und sein Kumpan dachten ja auch soweit, wäre ich nicht ganz so unzufrieden.
Die Summe war an sich für mich ein bisschen unglaubwürdig, sowohl als Forderung der Kleinen, als auch als Risikofaktor für die Anwältin. Da hätte sie eigentlich stutzig werden müssen.

Es wäre klüger gewesen, die nervige Stieftochter labern zu lassen und gar nichts zu tun und vor allem das Geld nicht anzufassen.
Ziemlich irre, einer leicht Wahnsinnigen zu vertrauen, dass die nicht doch noch petzen wird, selbst wenn sie erstmal still hält. So naiv kann man ja schon fast bei wirklich guten Kumpels nicht sein, aber bei der bekloppten Stieftochter? Zumal sie ja auch nicht ohne Grund so irre auf die Williams reagierte...
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Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon MrGrady » Fr, 06.12.2013 13:56


Hey Zimtspinne,

das ist ja mal ein ziemlich heftiger Verriss :twisted:

Ich finde ebenfalls, dass die Folge durch den langen Streit mit der Stieftochter an Niveau verliert. Hätte man die Handlung auf 70 Minuten gekürzt, wäre es aber meines Erachtens eine ordentliche Columbo-Folge geworden. Auf alle Fälle fand ich es sehr interessant zu lesen, wie du Sympathie und Musik bewusst in deine Bewertung einbezogen hast. Das läuft bei mir meist eher unbewusst ab, so lange es sich nicht massiv in den Vordergrund drängt. Dank deiner Bewertung habe ich nun aber bemerkt, dass ich die frühen Columbos gerade wegen ihrer Musik so gerne mag. Da werden oftmals Psychedelic-Klänge eingesetzt, die mich zum Beispiel an frühe Pink-Floyd-Alben erinnern. Sie geben dem Krimi eine unheimliche und teilweise fast schon träumerisch-unwirkliche Atmosphäre. Das war Ende der 60er und Anfang der 70er ja ein sehr beliebtes Stilelement. Man erinnere sich zum Beispiel mal an den ersten Teil von "Planet der Affen". Da wird dieser Einsatz der Musik geradezu perfektioniert :oops:

Zur Ehrenrettung dieser Folge möchte ich außerdem noch anfügen, dass ich die Mörderin keineswegs langweilig oder blass fand. Sie wirkt auf mich gefährlich und gleichzeitig sehr attraktiv - das mag aber durchaus eine männliche Sicht auf die Episode sein.
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Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon zimtspinne » Fr, 06.12.2013 19:35


MrGrady hat geschrieben:Auf alle Fälle fand ich es sehr interessant zu lesen, wie du Sympathie und Musik bewusst in deine Bewertung einbezogen hast. Das läuft bei mir meist eher unbewusst ab, so lange es sich nicht massiv in den Vordergrund drängt.


jo, das war eindeutig ein Angriff auf meine Nerven, dem dann folgerichtig meine Rache traf :maul:

Planet der Affen spielte sich mit den psychedelischen Klängen in mein Herz. Es war auch nicht gerade nervenschonend, aber das passte schon zum Inhalt und Flair des Filmes. Man sollte ja das Gefühl bekommen, in der Zukunft in einer surrealen Welt zu sein, nachdem über die Erde mal richtig Tabularasa fegte.

Die Williams in ihrer Kitsch-Villa samt verzogener Göre dagegen sind ja eine Beleidigung für bewusstseinserweiternde Klänge. :wink:

Für einen Thriller ist die Folge zu bieder und Columbo eh der falsche Adressat, so bleibt das einfach für mich nur ein zusammengeschustertes Werk, das mich weder überzeugte noch mir zusagte. Es gab ja nun auch keine schönen Zwischenbilder von Landschaft, Anwesen oder sonstwie netten Accessoires.

Finde, die Folge gibt gar nix her, auf keiner Ebene.

Bei vielen Folgen, die ich persönlich nicht leiden kann, kann ich durchaus verstehen, weshalb andere die mögen (Schwanengesang, Momentaufnahme, die Hayward-Folge), bei dieser war mir das schon immer sehr supekt.
Die Lösegeldgeschichte ist eigentlich auch sehr deppert - wer würde schon unter den Augen von FBI und der Polizei das Lösegeldding durchziehen? Eine Staranwältin eher nicht, schon gar nicht ganz allein.

Gar nicht gefallen haben mir außerdem fast sämltliche Stimmen in dieser Folge. Inklusive Columbo, noch schlimmer ist der permanent schnippische Ton der Mörderin, dicht gefolgt von der Keifstimme Margarets.

Attraktiv mag die Mörderin gewesen sein, solang man nur ein Foto von ihr sieht (finde sie sogar überdurchschnittlich attraktiv nach reinen Attraktivitätskriterien), ihre Körpersprache und vor allem eben auch ihr Tonfall und Sprechmelodie machen das für mich aber leider wieder zunichte. dazu noch die scheußlichen rattengrauen und mausbraunen Klamotten :*-(
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Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon Tiktaalik » Fr, 06.12.2013 20:00


Mir gefällt diese Episode nach wie vor und ich halte meine 3 Punkte, die ich ihr in meiner ersten Bewertung gegeben habe, für genau die richtige Punktzahl. Man darf bei aller Kritik nicht vergessen, dass es Columbo nur als Serie gibt, weil die Pilotfilme - also auch "Lösegeld für einen Toten - so großen Erfolg hatten. Sooo schlecht kann die Episode also nicht sein :-)
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Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon zimtspinne » Fr, 06.12.2013 20:11


ach was, rausgerissen hatte das allein Dr. Psycho Fleming, da waren die Amis bereits verliebt in Columbo und die nächste Folge hätte alles mögliche banale sein können. Ja, so war das und nicht anders!
8)

Was diese Prunk- und Kitsch-Residenzen der 70er Columbos angeht, bin ich eh kein Freund von. In manchen Folgen ist es erträglicher oder macht sich einfach gut, aber Strandhäuser sind mir allemal lieber. Dr. Masons Anwesen ist auch sehr hübsch, äußerlich.
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Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon martha » Sa, 07.12.2013 20:04


Ich denke, dass man hier zu zwanghaft versucht hat, dem männlichen Mörder des ersten Piloten im zweiten Film dann ein weibliches Pendant gegenüberzustellen.
Sowohl Dr.Flemming als auch Mrs.Williams sind unnahbar und ziemlich abgebrüht, aber bei Mrs.Williams hat man dann doch vergessen, ihr einen eigenständigen Charakter zu verpassen.
Die Frau agiert ja wie ein Roboter...Karrierefrau, klar, aber wo man jetzt so gar keine emotionale Grundlage mehr ausfindig machen kann.
Für mich ist diese Frau dann auch in keinster Weise mehr attraktiv.
Da lege ich mich aber doch eher in den Schoß von Miss Lytton.
Frauen, die komplett eiskalt, humorlos und schnippisch sind können doch jetzt nicht nur durch ihr Aussehen Punkte bei der Attraktivität einfahren.
Da ist Dr. Flemming für mich wesentlich attraktiver.
Der Mann hat sich einen unglaublichen Charme bewahrt. Da sind auch mimische Variationen möglich, die die Williams nicht im entferntesten drauf hat.
Und dann sind da ja diese Büroszenen, in denen Columbo sowohl von Dr.Flemming als auch von Mrs.Williams analysiert wird.
Das ist bei "Lösegeld" aber dann doch eher ein müder Abklatsch, weil wir all das, was wir über Columbos Eigenarten, sein Seelenleben erfahren haben, bei Dr.Flemming schon wesentlich intensiver und fachlich besser gehört haben.
Die Krimihandlung gefällt mir bis zur Mitte sehr gut, den zweiten Teil finde ich aber katastrophal, weil mit Margaret noch eine Figur eingebaut wird, die jenseits meines Wohlbefindens agiert.
Da treffen zwei Frauen aufeinander, die niemals hätten zusammentreffen dürfen.
Der Soundtrack dagegen ist genial. Das ist musikalische Untermalung , die ich liebe.
Für mich das beste an der Folge.
"Könnten Sie mir wenigstens sagen, welcher Name es war?
War es Kensington oder Arlington?"
"Genau gesagt:Keiner von beiden. Es war Washington."
"Hatten Sie bei dem auch einen Vornamen?"
"Martha."
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Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon zimtspinne » Mo, 09.12.2013 19:50


Stimmt, der Roboter trifft es echt ganz gut.
Der möchte man erstmal Leben einhauchen, von Charisma reden wir erst gar nicht.
Sie wirkt wie eine teufelsgesteuerte Marionette. Ihre Mimik wirkt manchmal wie zeitverzögert.

Für mich ist das die absolut unattraktivste Mörderin in jeder Kategorie. Sie hat auch keine klare Schönheit, das wirkt alles vernebelt und unklar. Ich muss dann immer mehrmals hingucken, um ihre Gesichtszüge und Mimik klar zu erkennen.
Weiblichkeit fehlt ihr sowieso, das wundert mich echt, wie einige diese Mörderin als attraktive Frau sehen.
Das ist ja auch schon eine schauspielerische Leistung, ich würde die gerne mal in einer komplett anderen Rolle sehen.
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Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon tina_82 » Mi, 07.01.2015 14:23


Die Folge hat, wie ich gestern feststellen konnte, wirklich einige amüsante Szenen. Auch die Dialoge zwischen Mrs Williams und Columbo sind schon gut, obwohl ich sie in meiner Bewertung als eher schlecht bewertet habe. Da verstehe ich mich selber nicht mehr. Mir gefällt die Folge und auch das Zusammenspiel mit den beiden immer besser. Vielleicht muss man die Folge nur oft genug sehen.
Als die Stieftochter am Ende so aufdreht, auf die Williams schießt und das Versteckspiel im Haus betreibt - was fällt da runter, als Williams die Tür vom Schlafzimmer (glaub ich) öffnet!? So ein Blinkteil - was soll das sein?
Die Synchronstimme von Columbo mag ich, aber die von Lee Grant leider gar nicht.
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Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon Devlin » Mi, 07.01.2015 17:19


tina_82 hat geschrieben:Die Folge hat, wie ich gestern feststellen konnte, wirklich einige amüsante Szenen. Auch die Dialoge zwischen Mrs Williams und Columbo sind schon gut, obwohl ich sie in meiner Bewertung als eher schlecht bewertet habe. Da verstehe ich mich selber nicht mehr. Mir gefällt die Folge und auch das Zusammenspiel mit den beiden immer besser. Vielleicht muss man die Folge nur oft genug sehen.
Als die Stieftochter am Ende so aufdreht, auf die Williams schießt und das Versteckspiel im Haus betreibt - was fällt da runter, als Williams die Tür vom Schlafzimmer (glaub ich) öffnet!? So ein Blinkteil - was soll das sein?
Die Synchronstimme von Columbo mag ich, aber die von Lee Grant leider gar nicht.

Das Teil, dass da runter fällt ist ein Blinklicht, wie es Williams aus dem Flugzeug geworfen hat. Ein Signallicht, dass die Abwurfstelle für das Lösegeld signalisiert.
Da sie das Signallicht selber abgeworfen hat und das "Spiel" von Margaret mit Columbo abgesprochen war, um Williams aus der Reserve zu locken, war das noch zusätzlich eingebaut.

Ich mochte diesen Pilotfilm schon immer. Aus anderen Gründen als etwa Mord nach Rezept.
Beim Erstling sind es vorallem die Dialoge zw Columbo und Flemming. Sehr intellektuelle und witzige Dialoge. Alles immer wieder mit einem perfekten Soundteppich untermalt.
Und der Film hat irgendwie ein altmodisches und klassisches Flair. Er lebt klar mehr von den Dialogen als von Action. Top Mörderfigur und ein origineller Columbo, der sich noch was abhebt von seinen späteren Darstellungen. Auch die Synchro und die etwas härtere Gangart gegenüber Miss Hudson passt mir.

Lösegeld für einen Toten baut etwas mehr auf Action. Ich mag diese Art, etwa die Erschiessungsszene, oder die "Lösegeldübergabe". Und auch die Szene als Margaret ihr Spiel abzieht um Leslie aus der Reserve zu locken.

Synchro Columbo finde ich auch sehr gut, Williams gefällt mir auch weniger.
Es ist weniger Dialoglastig als der Vorgänger, aber die Dialoge sind für mich auch sehr gut und witzig.
Williams überzeugt mich als erste weibliche Mörderin in der Columbogeschichte.

Der Soundtrack ist sehr gut!

Der Mordplan ist so perfekt, dass Columbo eigentlich nur mit Hilfe von Margaret den Fall knacken kann. Auch wenn es Indizien gibt, für eine Überführung hätte es nicht gereicht. Aber das Ausgeben des Lösegeldes ist ein schlagkräftiger Beweis.
Die Schlussszene am Flughafen, als Columbo vor einem Koffer voller Geld in seinen Taschen nach Kleingeld sucht um das Kräuterbier zu bezahlen, rundet einen sehr guten Film perfekt ab. :D
So weit ____ und nicht weiter!
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Re: Bewertet: "Lösegeld für einen Toten"

Beitragvon zimtspinne » Mi, 07.01.2015 20:06


Wäh, die Gruselfolge hat wieder Konjunktur bei euch 8-o

Wenn mir das mal einer erklären könnte, warum ich diese Folge ganz übel finde... so richtig mit schlechten Gefühlen, wie ich sie sonst nicht mal bei lahmen oder tatsächlich richtig schlechten Folgen hab.

Bei dem Dingen komm ich schlecht drauf! Macht mich depressiv!

Und interessant auch, wie krass unterschiedlich ich ähnlichen sound wahrnehme. In "Lösegeld" macht mich die Psychomucke verrückt, ich kann sie nicht ertragen.
Im "Planet der Affen" liebe ich sie, diese psychedelischen Klänge.
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