Heute mal eine Bewertung mit "Columbo-Freak's" Muster.
Regie:2/5
Viele columbo-untypische Elemente(Wechsel der Kamera von der Vogelperspektive hin zur Perspektive aus der Sicht des am Boden liegenden Opfers; kurze Rückblende, als sich die Mörderin im Gespräch mit Columbo wieder an die Tat erinnert). Alles aber ziemlich halbgar und wenig überzeugend. Es entsteht der Eindruck, dass man krampfhaft versucht, den Krimi mit Thriller-Elementen anzureichern, vor allem in der Szene gegen Ende, wo die Mörderin in ihrem Haus fast in den Wahnsinn getrieben wird. Ich kann mich Howie's Begeisterung da nicht ganz anschliessen.
Humor:2/5
Columbo im Flugzeug: Na ja, da merkt man doch zu sehr, dass er nicht im Cockpit, sondern im Studio sitzt.
Am witzigsten fand ich noch am Anfang die Szene vor Gericht, als Mrs. Williams "Einspruch" ruft, obwohl sie überhaupt nicht mitbekommen hatte, was der Staatsanwalt erzählte. Trotzdem sagt der Richter:"Stattgegeben".
Klassischer Juristenhumor!
Ansonsten hab ich kaum lachen müssen.
Schauspielerische Leistungen Nebendarsteller:1/5
Für mich der ganz grosse Schwachpunkt der Folge. Die Stieftochter, die sich in der zweiten Hälfte des Films quasi als Hauptdarstellerin aufspielt, geht mir gehörig auf die Nerven. Dieser fast ununterbrochen schneidend-schreiende Tonfall, dieses penetrante Rumgezicke. Ich mag solche Figuren einfach nicht. Tut mir leid.
Über die schauspielerische Leistung des Opfers kann man ja leider nicht viel sagen: Der Mann kommt in's Zimmer und wird erschossen. Da bleibt ihm nicht viel Zeit, um darstellerisch zu glänzen.
Schauspielerische Leistung Peter Falk:4/5
Lässig, souverän, wie eigentlich immer in den frühen Folgen.
Seine skeptischen Blicke nach dem getürkten Telefonanruf und nach dem Schwächeanfall der Mörderin sind Höhepunkte. Dieser frühe "baby-face-Columbo" gefällt mir immer wieder am Besten.
Schauspielerische Leistung Mörderin:4/5
Lee Grant spielt das sehr gut. Eiskalt, gefühllos. Das ist überzeugend dargestellt. Vor allem den Hass auf ihre Stieftochter nehm' ich ihr voll ab. Ich hätte sie sicher schon viel früher vor die Tür gesetzt.
Columbo-Mörder-Spiel:3/5
Durchschnittlich gut, da Columbo im zweiten Teil ja fast mehr mit der Stieftochter zu tun hat. Das Columbo-Mörder-Spiel beschränkt sich ja praktisch auf die Szene im Büro und die im Flugzeug. Wenig tiefschürfendes.
Wie in "Mord nach Rezept" liefert auch Mrs. Williams eine treffende Analyse von Columbo's Taktik. Die Konfrontation mit den wenigen Indizien lässt die Mörderin aber weitestgehend unbeantwortet. Wenig Entwicklung-Durchschnitt.
Spannung:2/5
Es gibt eigentlich keine andere Folge, die ich so sehr in zwei Hälften teilen würde wie diese.
Der Entführungsfall gefällt mir. Er ist abwechslungsreich, die Lösegeldübergabe per Flugzeug ist mal was Neues. Man ist wirklich gespannt, wie es weitergeht. Ich bin in dem Punkt enttäuscht worden, weil die Folge für mich in der zweiten Hälfte ziemlich böse abstürzt. Das langwierige Warten auf den Zeitpunkt, wann die Mörderin ihre Stieftochter rauswirft, ist auf Dauer ziemlich ermüdend. Mir hat das jedenfalls nicht gefallen.
Mord bzw. Strategie des Mörders:3/5
Ziemlich kurze Anlaufzeit bis zum Mord, so bleibt man auch lange Zeit im Unklaren, was überhaupt das Motiv für den Mord ist. Nicht sehr überzeugend. Ich find's immer besser, wenn man sofort weiss, warum das Opfer ermordet wurde. Hier wird das Motiv ja erst gegen Ende ganz beiläufig von der Stieftochter erwähnt.
Die Entführung ist sicher gut arrangiert, erreicht aber natürlich nie die Vielschichtigkeit und Raffinesse aus der Folge "Momentaufnahme für die Ewigkeit".
Indiziensammlung:2/5
-Mörderin fragt am Telefon nicht, wie es ihrem Mann geht
-Warum nahmen Entführer die Tasche nicht mit?
-kleines Kaliber der Pistole
-Einschusswinkel
-Autositz nach vorne gezogen
Halbwegs überzeugt haben mich nur die ersten beiden Indizien.
Ein Indiz hätte ich übrigens noch gehabt
: Hätte es nicht auffallen müssen, dass an dem Ort, wo die Tasche abgeworfen wurde, keine Fußspuren der Entführer waren
Aufklärung:3/5
Ich bin hin-und hergerissen. Einerseits ist die Aufklärung irgendwie banal und unspektakulär, andererseits wird die Mörderin in eine ziemlich clevere Falle gelockt. Es ist auch nachvollziehbar, dass Mrs. Williams wegen ihrer Gefühlskälte "den Braten nicht riechen" konnte. Gefällt mir gar nicht mal so schlecht.
Fazit:
Obwohl ich die Folge nicht besonders mag, hat sie trotzdem das gewisse Flair der Columbo-Gründerjahre. Allerdings hat mir von den beiden Piloten "Mord nach Rezept" etwas besser gefallen.
Ich gebe 3 Punkte.
@"Columbo-Freak": Ich hab's tatsächlich geschafft. Danke. Hat viel Spass gemacht.