Auffällig ist die Einteilung in zwei Hälften. Die erste Hälfte befasst sich mit der angeblichen Entführung des Opfers. Wir sehen Columbo als Zuschauer. Tragende Rolle hat das FBI. Stark ist der Auftritt von Mr. Carlson, der die Situation (vermeintlich) beherrscht und unverblümt seine Sympathien für Mrs. Williams bekundet. Columbo zeigt beim Erscheinen zum ersten Mal, was in ihm steckt. Er sucht nach seinem Kugelschreiber, bewundert die Seife im Hause Williams und beobachtet vor allem genau, was da vor sich geht.
Die zweite Hälfte ist ein kleines Familiendrama. Stiefmutter und Stieftochter hassen und bekämpfen sich. Das hätte man uns ersparen oder wenigstens kürzen sollen. Die Stieftochter spielt eine zu große Rolle. Darunter leidet das Columbo-Mörder-Spiel. Die Qualität des Columbos fällt ab. Der Columbo wirkt dadurch etwas unharmonisch.
Lee Grant brilliert als eiskalte, habgierige und skrupellose Anwältin. Weitere Eigenschaften besitzt sie jedoch nicht. Es stellt sich aber die Frage, warum diese intelligente Frau das einbehaltene und registrierte Lösegeld verwendet, um Margaret loszuwerden.
Kriminalistisch hinkt dieser Columbo seinem Vorgänger "Mord nach Rezept" hinterher. Das Motiv ist geringwertiger (allenfalls Geldgier), das Opfer lernt man gar nicht erst kennen, verwertbare Indizien sind kaum vorhanden, die Überführung ist unglaubhaft.
Dennoch ist der Mord gut durchdacht. Mit einfachen Mitteln schafft es Mrs. Williams, das FBI hereinzulegen. Nur Columbo fallen Kleinigkeiten auf, die nicht zu Mrs. Williams' Charakter zu passen scheinen, etwa ihr angeblicher Ohnmachtsanfall. Zudem besitzt sie eine erschreckende anwaltliche Kompetenz, wodurch Columbo keinen leichten Stand hat. Er braucht einen handfesten Beweis, um Mrs. Williams zu überführen.
Immerhin ist dieser Columbo rasanter inszeniert als der Vorgänger. Die angebliche Entführungsstory ist spannend und kurzweilig inszeniert, obwohl der Zuschauer ja bescheid weiß. Die Beerdigungsszene ist jedoch der Knackpunkt.
Der Schluss ist witzig und Columbo-like.
Da fragt Columbo die gerade überführte Mörderin: "Möchten Sie noch Ihren Cherry austrinken?"
Dann haben wir die Szene, in der Columbo nach seinem Kleingeld sucht, obwohl er einen Koffer voller Banknoten bei sich hat.
Der Inspektor hat sich in seine Rolle eingefunden, er muss seinen Vetter Ralph nicht mehr umbringen.
Heute würde ich 4 Punkte geben.
"So was wie den perfekten Mord gibt es nicht. Das ist nur eine Illusion."