Da zu dieser Feinschmecker-Episode seit mehr als zweieinhalb Jahren keine Bewertung mehr geschrieben wurde und ich gestern Abend bei einer betrieblichen Weihnachtsfeier in einem Kölner Brauhaus von einer knusprigen Schweinshaxe mit ca. 1.400 g Rohgewicht herausgefordert wurde, will ich auch hier meinen Senf dazugeben.
In keiner anderen Folge dürfte Columbo so vielen kulinarischen Genüssen ausgesetzt gewesen sein und da man ihn fast immer nur beim Essen sieht, hätte er sich eigentlich nach diesem Fall im XXL-Format neu einkleiden müssen...
Da passte die Schlussbemerkung von Gourmet-König Paul Gerard nach seiner Überführung nur zu gut, dass Columbo besser Koch geworden wäre. Dieser aus seiner Sicht verständliche Wunsch kam für ihn jedoch einige Jährchen zu spät, da Columbo nach eigener Aussage in "Schwanengesang" schon mal Küchenbulle beim Militär war.
Louis Jourdan spielte den aalglatten Bösewicht mit seinem leicht geneigten Blick nach oben genauso überzeugend wie einige Jahre später in dem Bond-Film "Octopussy". Das verbale Katz-und-Maus-Spiel mit Columbo hat mir sehr gut gefallen, was zumindest in der deutschen Fassung zu einem großen Teil auch der hervorragenden Leistung seines Synchronsprechers Jürgen Thormann zu verdanken war.
Paul Gerard hat den nahezu perfekten Mord mit einem scheinbar absolut wasserdichten Alibi begangen, wobei er eigentlich damit hätte rechnen müssen, dass die Untersuchungen früher oder später das Gift des japanischen Kugelfisches als Todesursache ergeben würden. Und das hätte den Kreis der potentiellen Mörder aus dem direkten Umfeld von Vittorio Rossi doch stark eingegrenzt (wenn man sogar in Japan für die Zubereitung des Kugelfisches eine Lizenz des Gesundheitsamtes benötigt), so dass er zwangsläufig zum Verdächtigen Nr. 1 auserkoren worden wäre.
Im Gegensatz zu den meisten Folgen vermag Columbo hier nicht unbedingt als lästiger Störenfried zu überzeugen. Sogar Gerards japanische Essens-Zeremonie scheint er nicht wirklich zu stören und verneigt sich auch noch stilvoll vor den Geishas.
Der Höhepunkt dieser Folge findet für mich eindeutig am Schluss statt, wenn Gerards kulinarischer Abgesang wie ein anrollendes Gewitter eingeläutet wird, in dem ihm Columbo als TV-Meisterkoch mit leicht unorthodoxer Haube während der Zubereitung der Speisen immer wieder kleine verbale Häppchen zuwirft, aus denen sich die Überführung des Mörders Stück für Stück zusammensetzt. Nachdem dann auch noch Gerards Mordanschlag auf unseren Inspektor glücklicherweise kläglich gescheitert ist, blieb ihm nur noch die bereits erwähnte (resignierende) Bemerkung "Inspektor, ich wünschte, Sie wären Koch geworden!"
Da ich mich selber zwar nicht zu den Feinschmeckern im Lande zähle, aber auch nicht gerade als Kostverächter bezeichnen würde, ist mir beim Betrachten dieser Folge mehrfach das Wasser im Munde zusammengelaufen und selbige auch deshalb volle fünf Punkte wert!
Gruß
Klaus