Werderaner hat geschrieben:Louis Jourdan betreibt phasenweise trotz der arroganten Rolle doch ein leichtes Overacting.
Ja, den Eindruck hatte ich auch.
Mittlerweile hab ich ja alle "Columbo"-Mörder kennengelernt, aber ich kann mich an keinen Schurken erinnern, der mit so penetrantem Lächeln und fast schon choreographischer Gestik durch eine Folge schwebt wie Louis Jourdan.
Und erst als er ganz am Schluss seinen Gaumen mit Columbos Kalbsschnitzel quält, scheint er seine beschwingte Lockerheit ein wenig zu verlieren.
Ich muss aber sagen, dass ich wirklich sehr viel Freude an dieser Figur hatte:
Wie Gerard seine Nase über eine dampfende Pfanne hält und sofort rausschmeckt, welche Gewüze da unter ihm vor sich hin bruzzeln...Respekt!
Ich beneide ja solche Experten mit übernatürlichen Fähigkeiten.
Ich für meinen Teil bin ja schon froh, dass ich 3 unterschiedliche Currywurst-Soßen in Bochumer Imbiss-Buden geschmacklich auseinanderhalten kann.
Und wenn Paul Gerard dann auch noch seinen ohnehin schon grazilen Bewegungsablauf mit einem flotten Hüftschwug würzt, bin ich natürlich vollends begeistert.
Das ist natürlich schon ein extremer Kontrast, wenn man das Spiel von Louis Jourdan mit dem von Robert Culp vergleicht, bei dem doch eher die ernsthafte Verbissenheit im Vordergrund steht.
Aber eines eint sie dann doch: Die Sympathie von Columbo können sie beide nicht gewinnen, und so fällt dann auch das abschließende Urteil des Inspectors über den Häppchen-Fetischisten Gerard mehr als vernichtend aus:"Ich mag gar nichts an Ihnen!"
Das ist dann wirklich 'ne Einschätzung, die nicht mehr sehr kompromissfähig ist.
Klar, Columbo fühlte sich von Gerards überheblicher Art ziemlich veräppelt, und dass ihn der "Sterne-Verteiler" am Ende auch noch umbringen wollte, war für die Beziehung der beiden auch nicht gerade förderlich.
Na ja, trotz der verhärteten Fronten am Schluss hat mir das "Columbo-Mörder-Spiel" doch sehr viel Vergnügen bereitet.
Die grobschlächtige Devise "Gourmet trifft Gourmand" wäre hier aber sicher nicht gerechtfertigt, da sich Columbo hier ja auch jenseits der Chili-Schote für kulinarische Leckereien erwärmen kann.
Das Glasauge isst schließlich mit. Perfekt!!!
Etwas mehr Probleme hatte ich da schon mit dem "heimlichen Hauptdarsteller" des Films, nämlich diesem Flaschenöffner.
Diese Vertausch-Szenarien sind auf den ersten Blick ja recht kompliziert.
Umso überraschter war ich dann aber doch, dass die Gesetze der Logik dabei penibel eingehalten werden.
Glaub ich zumindest.

Gerard tauscht normalen gegen vergifteten Öffner vor der Tat aus

Opfer benutzt vergifteten Öffner und stirbt

Columbo nimmt Patrone aus dem Öffner, um sie auf Giftgehalt zu überprüfen

Koch Albert setzt sofort neue Patrone ein

Gerard tauscht danach den Öffner mit Patrone gegen Öffner ohne Patrone aus

Klar, er hat kein Augenmerk auf die Patrone, weil ja die Nadel des Öffners vergiftet ist
Wenn man sich darauf verständigt, dass man jedem Mörder eine kleine Unaufmerksamkeit gestattet, dann kann man hier wirklich von einem rundum gelungenen Kriminalfall sprechen, bei dem die Bereiche "Tatablauf" und "Aufklärung" in einem glänzenden Verhältnis zueinander stehen.
Sehr gut erschlossen hat sich für mich auch die Motivfindung.
Alles was sich um diese "Restaurant Developers Association", das Sparkonto und den Alibi-Namen von Gerards weiblichem Dessert Eve Plummer gerankt hat, war schlüssig und gut dosiert aufgebaut.
Da gibt's nix zu meckern.
Klaus hat geschrieben:Der Höhepunkt dieser Folge ist für mich die Schlussszene, in der Columbo quasi als TV-Meisterkoch mit leicht unorthodoxer Haube auftritt und Paul Gerard während der Zubereitung der Speisen immer wieder kleine verbale Häppchen zuwirft, aus denen sich die Überführung des Mörders Stück für Stück zusammensetzt.
Genau, diese abschließende Überführungs-Szene hat mich aus eben diesen Gründen auch voll überzeugt.
Im Grunde genommen wird ja hier bei der Zubereitung einer (Henkers)Mahlzeit zwischendurch fast beiläufig der Fall aufgeklärt.
Aufgrund des Film-Themas natürlich eine naheliegende, aber trotzdem geniale Idee.
Nun war Columbo ja schon in "Doppelter Schlag" Geburtshelfer für eine "Sauce Hollandaise", aber hier entpuppt er sich nun endgültig als legitimer Vorgänger von Jamie Oliver.
Oder etwa doch von Biolek?
Obwohl ich ja in "alfredissimo" am Ende noch nie den Satz gehört habe:"Bio, ich wünschte, Sie wären Koch geworden."
Gesprochen von Paul Gerard ist es auf jeden Fall ein glänzender Final-Satz, der eine insgesamt sehr unterhaltsame Episode effektvoll abrundet.
Wie alle Fälle der 7. Staffel erhält auch diese Folge von mir unanfechtbare 5 Punkte!
