Bewertet "Schach dem Mörder"

Hier könnt ihr die einzelnen Folgen bewerten bzw. die Meinung der anderen Mitglieder lesen.

Wie bewertet ihr "Schach dem Mörder"?

1/5 schlecht
1
2%
2/5 passabel/"na ja"
10
19%
3/5 gut
15
28%
4/5 sehr gut
22
41%
5/5 überragend
6
11%
 
Abstimmungen insgesamt : 54

Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon Devlin » Do, 05.07.2012 12:24


"Schach dem Mörder" ist eine sehr gute Episode in meinen Augen, aber nicht überragend.
Schon die Anfangsszene mit der Traumsequenz finde ich ähnlich gut gelungen wie bei "Schritte aus dem Schatten".
Ewas unheimlich und bedrohlich wie es ja für Emmett Clayton auch ist.
Ich mag diese Eröffnung sehr gut.

Was ich interessant finde ist das Verwirrspiel das Tomlin Dudek immer wieder verschwindet und dann wieder auftaucht. Die Schach Spiel Szene im französischen Restaurant finde ich zudem köstlich!
Gut gemacht finde ich auch die Grossaufnahmen von Tomlin Dudeks Gesicht.
Was amüsant aber vielleicht etwas befremdend wirkt ist das die beiden Gegenspieler vor dem Game so viel zusammen sind.

Die Idee und Umsetzung mit dem Mordversuch bei der Müllpresse finde ich dann wieder sehr gelungen. Das man nicht sieht was hinter der Türe passiert macht es spannend, wie auch die Tatsache das Dudek danach noch lebt.

Damit steht Clayton natürlich stark unter Druck, nicht auszudenken wenn Dudek wieder reden könnte und erzählen was bei der Müllpresse passierte.
Es gelingt im dann aber überzeugend die Medikation zu manipulieren und so doch noch sein Ziel zu erreichen.
Nur hat er leider die falsche Zahnbürste eingepackt in Dudeks Koffer was ein wichtiges und gutes Indiz sein wird das Dudek den Koffer nicht selber gepackt hat.

Einer der besten Sequenzen, und besser als das Finale finde ich die Szene als Clayton Simmultanschach spielt und dabei immer wieder von Columbo gestört/befragt wird. Anfänglich kein Problem für Clayton, doch als er merkt das sein Konstrukt immer mehr wankt wird er sehr nervös und fehleranfällig.
Das Finale ist clever ausgedacht; zuerst als Hund die Treppe raufrennt und Columbo in sorge bringt, bis er erfährt das die Maschine sich ausgeschaltet hätte. Das konnte Clayton nicht wissen da sein Hörgerät nicht funktionierte als er Dudek in die Maschine stiess.
Wie er es auch nicht bemerkte beim Finale.
Aber stichhaltig ist das natürlich nicht. Ein gutes Finale, nicht mehr und nicht weniger.

Neben Laurence Harvey as Clayton ( verkörpert diese Mörderrolle sehr gut), finde ich auch Jack Kruschen as Dudek, Heidi Brühl as Linda Robinson, Lloyd Bochner as Berozski und Mathias Reitz as Anton sehr gut besetzt und sehenswert.

4,4 Punkte :) also 4 starke Points
So weit ____ und nicht weiter!
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Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon Tiktaalik » Mo, 30.07.2012 01:21


Dass ich mir nur alle 3-4 Tage eine Folge anschauen wollte, kann ich seit heute wohl endgültig vergessen. Ich habe mir ja heute (bzw. gestern) schon "Zwei Leben an einem Faden" angesehen und bewertet :oops:

Ich verstehe nicht, warum hier so viel über das Mordmotiv diskutiert wird: Clayton wusste genau, dass er das Spiel gegen Dudek verlieren würde, bekam daher panische Angst und brachte ihn kurzerhand um. Das ist für mich nicht weniger einleuchtend als die zahlreichen anderen Motive aus Geldgier, Eifersucht, Erpressung etc.

Sehr gut gefällt mir, wie früh der Inspector schon auf die richtige Fährte gelangt, und das, ohne das Clayton etwas dafür kann: Dem Mörder ist seine Überraschung darüber, dass Dudek am Leben ist, deutlich anzumerken. Insgesamt sind die Indizien sehr zahlreich und schlüssig: Das Tuch mit dem Knoblauch, die Zahnbürste, das Papier, von dem der Block fehlt, die fehlende Unterschrift auf dem Brief, die Aufzeichnung von Dudek über das Spiel im Restaurant, die Medikamentenliste - und ich habe sicher noch einige Indizien übersehen :-)

Den Schlussbeweis finde ich ebenfalls überzeugend. Zusammen mit den zahlreichen Indizien reicht er allemal, den Täter zu überführen, zumal man Clayton seine Niederlage deutlich ansehen kann. Ich bin mir sicher, ginge die Folge noch 2 Minuten länger, hätte man das Geständnis sogar noch gesehen. Ich finde ein Geständnis aus plausiblen Gründen als Auflösung in Ordnung. Damit ist der Täter für mich als Zuschauer(!) überführt. Ob ihn in der Realität(!) theoretisch irgendein Staranwalt noch retten könnte, interessiert mich nicht. Das ist für mich der Unterschied zwischen Film und Realität.

Ein wenig nervig finde ich, wie früh Clayton in die Gegenoffensive geht. Er kann schließlich nicht wissen, dass der Inspector ihn schon so früh verdächtigt. Das ist aber eine Kritik am Drehbuch, nicht am Schauspieler Laurence Harvey. Seine Leistung stufe ich als sehr gut, fast überragend, ein. Er spielt den psychisch kranken Mörder, der seine Karriere in großer Gefahr sieht, sehr überzeugend. Bei den Leistungen der Nebendarsteller gab es hingegen Licht und Schatten: Der Kellner, Dudek und Linda Robinson werden sehr gut dargestellt, der Sergeant und der Trainer Morotzki(?) gefallen mir hingegen nicht.

Leider gibt es außer dem Telefonanruf vom Tierarzt kaum witzige Szenen. Dafür gibt es in jedem Fall Punktabzug.

Alles in allem erhält "Schach dem Mörder" von mir 3/5 Punkte.
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Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon Doc Brown » Mo, 30.07.2012 11:57


Kevin hat geschrieben: Ich verstehe nicht, warum hier so viel über das Mordmotiv diskutiert wird: Clayton wusste genau, dass er das Spiel gegen Dudek verlieren würde, bekam daher panische Angst und brachte ihn kurzerhand um. Das ist für mich nicht weniger einleuchtend als die zahlreichen anderen Motive aus Geldgier, Eifersucht, Erpressung etc.


Naja, Clayton ist sicherlich extrem ehrgeizig und verliert nur ungern, aber unterm Strich ist es doch ein sehr schwaches Motiv jemanden umzubringen, nur weil man ein Schachspiel verlieren könnte.
Gerade im Vergleich zu anderen Motiv, wo jemandem das Lebenswerk genommen wird oder jemand komplett ruiniert werden soll, ist das Motiv von Clayton schwach. Ihm droht schlimmstenfalls der 2.Platz, aber kein kompletter Existenzverlust.
Wahrscheinlich ist für Clayton der 2. Platz aber schon ein Existenzverlust, von daher kann man das Motiv bedingt nachvollziehen. So richtig kann ich mich damit aber nicht anfreunden. :?

Kevin hat geschrieben:Den Schlussbeweis finde ich ebenfalls überzeugend. Zusammen mit den zahlreichen Indizien reicht er allemal, den Täter zu überführen, zumal man Clayton seine Niederlage deutlich ansehen kann. Ich bin mir sicher, ginge die Folge noch 2 Minuten länger, hätte man das Geständnis sogar noch gesehen. Ich finde ein Geständnis aus plausiblen Gründen als Auflösung in Ordnung. Damit ist der Täter für mich als Zuschauer(!) überführt. Ob ihn in der Realität(!) theoretisch irgendein Staranwalt noch retten könnte, interessiert mich nicht. Das ist für mich der Unterschied zwischen Film und Realität.


Hier gilt wohl, dass Columbo Clayton durch viele kleine Nadelstiche zum Aufgeben zwingt. Es gibt viele Indizien, die Clayton in einem Indizienprozess wohl zum Verhängnis werden würden. Das finde ich ganz gut an dieser Episode.
Mit der Schlussfolgerung von Columbo "Der Mörder muss ein tauber Mann gewesen sein", kann ich mich aber absolut nicht anfreunden. Sie ist meiner Meinung nach kompletter Unfug.
Wenn wirklich jemand Dudek ermordet hat, dann hätte er die Maschine nicht wieder anschalten dürfen, denn sonst wäre ja sofort klar, dass es sich nicht um einen Unfall handeln kann. Warum wegen des fehlenden Einschalten also nur ein Tauber der Mörder gewesen sein kann, das ist mir nicht klar. Es ist meiner Meinung nach vollkommen logisch, dass die Maschine nicht wieder eingeschaltet wurde.
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Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon Tiktaalik » Mo, 30.07.2012 12:41


Doc Brown hat geschrieben:Naja, Clayton ist sicherlich extrem ehrgeizig und verliert nur ungern, aber unterm Strich ist es doch ein sehr schwaches Motiv jemanden umzubringen, nur weil man ein Schachspiel verlieren könnte.
Gerade im Vergleich zu anderen Motiv, wo jemandem das Lebenswerk genommen wird oder jemand komplett ruiniert werden soll, ist das Motiv von Clayton schwach. Ihm droht schlimmstenfalls der 2.Platz, aber kein kompletter Existenzverlust.
Wahrscheinlich ist für Clayton der 2. Platz aber schon ein Existenzverlust, von daher kann man das Motiv bedingt nachvollziehen. So richtig kann ich mich damit aber nicht anfreunden. :?

Sicher ist das Motiv schwächer als bei anderen Mördern, aber einige hier im Forum schrieben davon, dass das Motiv nicht nachvollziehbar ist - und das stimmt widerum nicht.
Doc Brown hat geschrieben:
Mit der Schlussfolgerung von Columbo "Der Mörder muss ein tauber Mann gewesen sein", kann ich mich aber absolut nicht anfreunden. Sie ist meiner Meinung nach kompletter Unfug.
Wenn wirklich jemand Dudek ermordet hat, dann hätte er die Maschine nicht wieder anschalten dürfen, denn sonst wäre ja sofort klar, dass es sich nicht um einen Unfall handeln kann. Warum wegen des fehlenden Einschalten also nur ein Tauber der Mörder gewesen sein kann, das ist mir nicht klar. Es ist meiner Meinung nach vollkommen logisch, dass die Maschine nicht wieder eingeschaltet wurde.

Da muss ich dir widersprechen: In dem Moment, wo der Mörder weiß, dass das Opfer überlebt (die Maschine stoppt), hat er keine andere Wahl und muss die Maschine wieder einschalten (Das Opfer würde ihn ansonten identifizieren). Da spielt es dann keine Rolle, dass er seine Unfalltheorie damit zunichte macht.
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Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon Doc Brown » Mo, 30.07.2012 12:55


Kevin hat geschrieben:Da muss ich dir widersprechen: In dem Moment, wo der Mörder weiß, dass das Opfer überlebt (die Maschine stoppt), hat er keine andere Wahl und muss die Maschine wieder einschalten (Das Opfer würde ihn ansonten identifizieren). Da spielt es dann keine Rolle, dass er seine Unfalltheorie damit zunichte macht.


Okay, wenn man es so betrachtet, dann ist die Schlussfolgerung natürlich richtig.
Der Mörder könnte aber davon ausgegangen sein, dass Dudek bereits tot ist oder nicht rechtzeitig gefunden wird. Daher ist Columbos Schlussfolgerung, dass der Mörder auf jeden Fall taub gewesen sein musste, immer noch extrem wacklig. :?
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Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon Tiktaalik » Mo, 30.07.2012 12:58


Doc Brown hat geschrieben:Okay, wenn man es so betrachtet, dann ist die Schlussfolgerung natürlich richtig.
Der Mörder könnte aber davon ausgegangen sein, dass Dudek bereits tot ist oder nicht rechtzeitig gefunden wird. Daher ist Columbos Schlussfolgerung, dass der Mörder auf jeden Fall taub gewesen sein musste, immer noch extrem wacklig. :?

Nein, da die Maschine sofort angehalten hat, ein nicht tauber Mörder dies bemerkt und dann sein Werk vollendet hätte.
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Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon martha » Mo, 30.07.2012 16:50


Ich denke mal, dass die Drehbuchautoren hier eine durchaus nachvollziehbare Idee hatten.
Da wurde mal ein Mörder entwickelt, der Probleme mit dem Hören hat...der ohne verfügbare Hilfsmittel sogar taub ist.
Und da muss man sich für den Aufklärungsclou natürlich etwas ausdenken, was irgendwie mit diesem Handicap zu tun hat.
Es muss etwas sein, das ein Mörder, der hören kann, sofort als Fehlkonstruktion seines Handelns erkennen würde.
Und was liegt da näher, als eine lärmende Maschine in die Story einzubauen, die plötzlich ihre Lautstärke entscheidend verändert.
Das ist hier passiert und hat mich auch vom Spannungsaufbau am Schluss immer überzeugt.
Für mich ist das ein sehr taugliches Finale, weil es sich die eingeschränkten Sinnesfunktionen des Mörders zu Nutze macht.
Ich hatte den erhofften "Aha-Effekt" und das ist immer der entscheidende Punkt für eine gelungene Überführung.
"Könnten Sie mir wenigstens sagen, welcher Name es war?
War es Kensington oder Arlington?"
"Genau gesagt:Keiner von beiden. Es war Washington."
"Hatten Sie bei dem auch einen Vornamen?"
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Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon Doc Brown » Mo, 30.07.2012 17:34


Gut, die Meinungen gingen wegen des Endes schon immer auseinander und es ist wohl nach wie vor so. Jedem seine Meinung. 8)

Ich mag das Ende nicht, weil hier eine Nichtigkeit, für die es viele Erklärungen geben würde, die hier auch schon zahlreich genannt wurden, als finaler und wasserdichter Beweis verkauft wird.
Wenn vorher alles stimmte, dann sehe ich über sowas hinweg, aber da es hier schon vorher einige Kleinigkeiten zu bemängeln gab, ärgert es mich umso mehr, dass nicht mal die Überführung gelungen ist (in meinen Augen).
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Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon martha » Mo, 30.07.2012 18:38


Ja, aber ein absoluter und wasserdichter Beweis ist für mich kein Kriterium für eine gelungene Überführung, Doc.
Wenn ich etwa an "Alter schützt vor Morden nicht" denke, hätte Abi auch sagen können, dass Edmond da belanglos eine Seite aus dem Manuskript gerissen hat und zum Zeitvertreib mit Streichhölzern was ausgebrannt hat.
Somit ist dieses "Ich wurde ermordet von Abigail Mitchell" doch auch kein absoluter Beweis.
Trotzdem habe ich bei dieser Überführung vor Begeisterung auf einer Wolke geschwebt.
Für mich ist eine Überführung gelungen, wenn ich den Eindruck habe, dass Columbo mit Hilfe von Beweismaterial den Mörder dazu bringt, mit dem Latein am Ende zu sein.
Das ist ja kein Derrick, wo Mörder kurz vor Schluss sich auf einmal vollkommen unmotiviert bemüßigt fühlen, ein Geständnis abzulegen.
Das sind bei Columbo nun wirklich fast durchgehend überzeugende Überführungen, die der Inspector initiiert.
Und wenn es mich überrascht(was größtenteils passiert) betreibe ich dann auch keine allzu große Erbsenzählerei mehr.
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Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon MrGrady » Do, 06.12.2012 21:07


Diese Folge hatte ich vor fast 20 Jahren mal auf RTL gesehen und in guter Erinnerung, weil sie mir als Kind sehr intelligent und logisch vorkam. Inzwischen jedoch sehe ich die Schach-Episode deutlich kritischer und habe sie nur mit "passabel" bewertet. Abgesehen von den teilweise lächerlichen Fehlern beim Schachspiel haben mich noch andere Sachen ziemlich gestört. Ein Gehörloser in meinem Freundeskreis merkt sofort, ob Musik im Raum läuft oder nicht, weil er die Vibrationen spürt. Und der Mörder soll noch nicht einmal bei einer derart lauten Maschine gemerkt haben, dass sie sich abgeschaltet hat? Wie Columbo das französische Lokal findet, bleibt für mich außerdem schleierhaft. Soll Knoblauchgeruch am Ärmel des Opfers ausgereicht haben? Und überhaupt: Seit wann dürfen Diabetiker keinen Knoblauch essen? Die Drehbuchautoren hätten ruhig etwas sorgfältiger sein können, finde ich. Letztlich gefällt mir heute nur noch die Atmosphäre der Episode.
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Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon Andi » Di, 02.09.2014 22:47


Hallo zusammen. Ich hab mir die Folge zum ersten Mal seit Jahren wieder angeschaut und bin nach wie vor begeistert. Highlights der Folge sind für mich das Schachspiel im Restaurant und das "Schrei-Duell" am Schluss.

Mit einer Szene komm ich leider nicht ganz klar und hoffe auf eure Hilfe dabei.
Im Krankenhaus sagt der behandelnde Arzt er könne die Medikamentenspritze nicht bereitstellen, weil die aus hygienischen Gründen immer sofort entsorgt werden.
Aber von Dudeks Medikamenten sind ja alle ausgetauscht worden. Hätte Columbo nicht daran denken müssen, die verbliebenen Medikamentenfläschchen untersuchen zu lassen?

Außerdem frage ich mich, warum Dudek zwar die Partie im Restaurant dokumentiert hat, nicht aber die letzte Partie im Hotelzimmer.
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Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon Ken Franklin » Sa, 09.05.2015 17:14


Mit der Frage bezüglich der Medikamente kann ich nicht vollständig und ausreichend antworten. Deine These hierüber ist sicherlich diskutierbar und evtl. ein Logikfehler im Drehbuch.
Aber deine Frage bezüglich der beiden Partien im Restaurant und im Hotelzimmer kann ich dir eindeutig beantworten! Es sind nämlich gar nicht zwei, sondern nur eine! Die Partie im Restaurant wurde ja vom Kellner unterbrochen, also setzten sie diese im Hotelzimmer fort. Dudek notierte diese dann und gab als Ergebnis "Weiß hat gewonnen" an, allerdings ohne Namen zu nennen. Da Dudek den weißen Salzstreuer hinstellte und Clayton den schwarzen Pfefferstreuer dagegen, war klar, wie die Farbverteilung war und das nicht Clayton, wie selbst behauptet, sondern Dudek die Partie vor der eigentlichen Weltmeisterschaft gewann.
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Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon der_wahre_hannes » Do, 28.05.2015 23:08


Habe die Folge gerade gesehen. Die Charaktere kommen schon sehr glaubwürdig rüber, nur Clayton als vom Ehrgeiz zerfressener Erfolgsmensch ist vielleicht einen Tick überzogen. Ja, er konnte ich im Restaurant nicht ordentlich konzentrieren. Das wird in der Szene gezeigt, in der er sein Höhrgerät ausstellt, weil die Musik zu laut ist. Wieso er also nach einer verlorenen Sparringspartie derart aus der Fassung geraten sollte, ist mir nicht ganz klar. Zumal so ein Weltmeisterschaftskampf nicht nur in einer einzigen Partie entschieden wird. Und wenn es nur ein einziger PR-Kampf ist, dann könnte Clayton sich immer noch damit rausreden, dass er zu viel Respekt gehabt hätte, etc. pp.

Sehr gelungen finde ich Dudeks Abhandlung am Ende der Partie. "Sie müssen daraufhin dies und jenes ziehen": Das stimmt. Ich habe das mal auf einem Brett (und mit der Unterstützung vom Schachprogramm Fritz ;) ) nachgespielt. Clayton hatte zu diesem Zeitpunkt der Partie tatsächlich keine anderen sinnvollen Züge außer denen, die Dudek aufzählt.

Allerdings: In der Beschreibung auf der Hauptseite steht "Es ist doch völlig unwahrscheinlich, dass Clayton zuvor jeden Gegner beliebig geschlagen hat und nun gegen Dudek nicht den Hauch einer Chance zu haben scheint." Dazu möchte ich anmerken: Es ist doch gar nicht gesagt, dass Clayton vorher jeden Gegner beliebig geschlagen hat. Zudem kommt es in der Schachwelt durchaus vor, dass über Jahre hinweg ein Spieler ungeschlagen bleibt. Man denke nur an Karpow, Kasparow (oder auch an Bobby Fisher, der die Schachwelt ohne weiteres hätte dominieren können, wenn er nicht so ein komischer Kauz gewesen wäre, um es mal vorsichtig auszudrücken ;) ) oder aktuell an Carlsen.

Der versuchte Mord an sich mit der Müllpresse ist bestimmt ein nicht ganz so häufiges Element, leidet aber unter Claytons schlechter Planung (klar, wenn jeder Mörder bei Columbo gut planen würde, hätte der Lieutenant keine Chance ;) ). Das Briefpapier, welches nicht den offiziellen Briefkopf hat, die Zahnbürste im Koffer, die Behauptung, er hätte bei der Partie im Restaurant Weiß gespielt, obwohl doch "der runde Gentleman mit dem Akzent" den Salzstreuer als erstes "gezogen" hat (kleines Detail am Rande: Es war im 19. Jahrhundert durchaus so, dass auch Schwarz als erstes ziehen konnte. Die Figuren standen so auf dem Brett, wie es sich gehört, aber es fing eben Schwarz statt weiß an... aber da Dudek ja mit dem Salz eröffnet und Clayton mit dem Pfeffer antwortet ist schon klar, dass Dudek weiß gespielt haben muss).
So viele Indizien, die alle auf ihn als Mörder hinweisen. Als zum Schluss Clayton nicht gehört hat wie die Müllpresse sich ausschaltet ist dabei das stärkste Indiez und keinesfalls eine wasserdichte Tatsache, die den Mörder auf der Stelle überführt. Columbo spricht ja auch davon, wie sich all diese Indizien zusammenfügen, und was eine Jury wohl davon halten würde, wenn man ihr diese Indizien präsentiert.

Am blödesten ist allerdings die hier schon angesprochene Partie im Simultanschach. Auf der Kommentarseite habe ich die Zugfolge ja schon beschrieben: 1. f4/g4 e6 2. g4/f4 Dh4#
Was wollte Clayton da spielen? Eine Mischung aus Bird-Eröffnung und (1. f4) und Grobs Angriff (1. g4) etwa? Die Stellung mit dem f- UND dem g-Bauern auf Reihe 4 sieht schon so dermaßen falsch aus, das wird nichtmal ein blutiger Anfänger im Halbschlaf auf's Brett zaubern...

Alles in allem bleibt mir die Folge aber trotz der ganzen Kritikpunkte positiv in Erinnerung. Ich gebe 3/5 Punkten.
der_wahre_hannes
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Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon Klaus » So, 31.05.2015 09:50


der_wahre_hannes hat geschrieben:Am blödesten ist allerdings die hier schon angesprochene Partie im Simultanschach. Auf der Kommentarseite habe ich die Zugfolge ja schon beschrieben: 1. f4/g4 e6 2. g4/f4 Dh4#
Was wollte Clayton da spielen? Eine Mischung aus Bird-Eröffnung und (1. f4) und Grobs Angriff (1. g4) etwa? Die Stellung mit dem f- UND dem g-Bauern auf Reihe 4 sieht schon so dermaßen falsch aus, das wird nichtmal ein blutiger Anfänger im Halbschlaf auf's Brett zaubern...


Dass sowohl ein Amateurspieler als auch ein Schachweltmeister auf das sog. Narrenmatt hereinfallen, ist auch aus meiner Sicht als früherem Vereinsspieler ausgeschlossen. Ich habe mir diese Szene nochmal angesehen und vermute hier den besonders krassen Fall eines Fingerfehlers (Erläuterung: http://de.wikipedia.org/wiki/Fingerfehler) von Clayton, da er gerade in diesem Augenblick von Columbo völlig abgelenkt wurde, als dieser die gleiche Tinte zwischen seinem Gekritzel und Dudeks Abschiedsbrief erwähnte. Ich vermute, dass Clayton hier die Bird-Eröffnung spielen und im 2. Zug e2-e4 ziehen wollte und dann, ohne aufs Brett zu schauen, aus Versehen den g-Bauern "erwischt" hat. Eine bessere Erklärung fällt mir allerdings auch nicht ein.

Gruß
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Re: Bewertet "Schach dem Mörder"

Beitragvon Tiktaalik » So, 31.05.2015 09:59


Zu Beginn des Gesprächs wirkt Clayton sehr selbstsicher, doch je länger sein Gespräch mit Columbo dauert, desto unsicherer und verzweifelter wird er. Meiner Meinung nach sollte diese Szene die enorme Verzweiflung von Calyton zeigen, in die ihn Columbo getrieben hat.
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