von smeagol » Mo, 05.11.2018 18:23
Wenn ich bei dieser Folge gleich etwas positives herausstreichen will, dann ist es sicher die filmische Umsetzung, insbesondere in der ersten Hälfte. Schnitt, Kamera, Musik, Regie, das ist einfach wunderbar gemacht und meiner Meinung beste Qualität. Als Beispiel die Darstellung der Mrs. Beck. Die nervt ja schon gewaltig. Aber wie da die Person charakterisiert wird ist einfach wunderbar, und das in überdrehter abgewandelter Art. Frau Beck ist glücklich, wenn sie ihr Fernsehprogramm schauen kann. Dann ist alles in Ordnung. Bei Störungen wird ihr das schnell zu viel und sie kann nur noch mit Hysterie antworten. Genau so ist diese Frau auch im Leben und ihrem Umfeld. Wenn der Haushalt stimmt ist alles in Ordnung, auch wenn drum rum in dem ganzen Familienkonstrukt einiges komisch ist. Man nimmt ihr ihre kleine, geschützte Welt vollkommen ab. Auch cool finde ich die Umsetzung des Liebespaares mit dem grossen Jahresunterschied. Normal ist das ja eher etwas konstruiert. Hier ist aber so ein erfrischender, lebensfreudiger Clifford Paris, wo man sich tatsächlich so eine jüngere Frau an der Seite vorstellen kann.
Ich habe so etwas das Gefühl, dass man in dieser Folge von einer guten Idee ausgegangen ist, diese aber nicht wirklich umsetzen konnte. Die Zwillingsbrüder werden beide von Martin Landau gespielt. Das ist zwar eine gute Schauspielerische Leistung, insbesondere er zwei verschiedene Charakteren umzusetzen weiss. Trotzdem ist es für mich nicht so eine glückliche Lösung. Es bedingt nämlich, dass die Brüder so gut wie nie zusammen zu sehen sind, was natürlich viele Schnitte zur Folge hat.. es wird meiner Meinung da schon etwas hektisch zum anschauen. Weiter ist logisch, dass Landau jeweils erst die einte Rolle abgespielt hat, danach in den zweiten Bruder verwandelt wurde und diesen dann gespielt hat. Es ist klar, dass da dann nicht immer alles perfekt abgestimmt ist vom Fluss her etc. Es wirkt dann auch zum Teil etwas zusammengesetzt.
Von der Logik gefallen mir dann doch ein paar Sachen nicht so. Nehmen wir den weiteren Mord an Lisa Chambers. Wir sind uns ja gewohnt, dass ab und zu so ein Folgemord geschieht. Und wir müssen wohl oder übel akzeptieren, dass diese Morde dann nicht weiter behandelt werden und wohl in einer zusätzlichen Untersuchung aufgelöst würden. Hier entgeht mir aber völlig der Sinn. Wer hat sie nun umgebracht? Und warum? Für mich gibt es gar keinen Grund und ich würde hier tatsächlich gerne eine Erklärung bekommen.. gibts aber nicht. Weiter sind Personen und deren Handlungen nicht fertig erzählt. Zum Beispiel der Anwalt der Familie.
Die Idee, dass der Mord von Zwillingen zusammen begangen wird ist ja an sich gut. Als Zuschauer war ich aber doch etwas verwirrt. Ich glaube, es liegt daran, dass man Dexter als Mörder wähnen soll und erst zuletzt, zusammen mit Columbo, erkennt, dass es beide waren. Aber natürlich kommt einem der Gedanke dann früher auf.
Die Auflösung ist ok, aber auch nicht mehr. Columbo kann feststellen, dass für die Abhandlung des Mordes zwei Personen notwendig waren und plötzlich taucht dann noch ein Nachweis der Telefongesellschaft auf, der belegt, dass die Brüder diverse male telefoniert haben. In der Botschafterfolge meint der Botschafter zu Columbo, dass dieser bohre und bohre, bis die gesamte Wahrheit vor ihm ausgelegt liege. Genau das fehlt mir hier, ein Columbo, der bis zum wesentlichen vordringt. Stattdessen kommt eben, wie aus heiterem Himmel, der Beleg der Telefongesellschaft.
Alles in Allem eine Folge mit Höhen aber auch einigen Tiefen. Grundsätzlich ist aber schon Unterhaltungswert drin, was mich hier zu einem 'Gut', 3 Punkte bringt.