Was ich bei dieser Folge seit jeher faszinierend fand, ist wie man es hinkriegt einen ehemaligen Nazi als Sympathieträger aufzubauen und sein Opfer als schmierigen Lappen.
Vielleicht hätte der Epresser sich spätestens als Santini aufmuckte fragen sollen, ob es klug ist, ein ehemaliges Waffen-SS-Mitglied zu erpressen. Stattdessen setzt er noch eins drauf und tippt mit laut klappernden Tasten provokant den Brief. War doch klar, dass das noch richtig Ärger gibt und Santini sich nicht sein kunstvoll zurechtgebasteltes neues Leben von diesem Gierhals vermurksen lässt.
Das ist eins meiner Lieblingsmotive, in einer Reihe mit Rumfords und vielleicht noch Carsinis. Die nackte Existenz muss gerettet werden, außerdem hat Santini eh nichts zu verlieren. In den Knast kommt er wahrscheinlich ohnehin, erreicht das Schreiben sein Ziel; Morde werden nicht alle aufgeklärt, außer man hat es mit Inspektor Columbo zu tun.
Irritiert hat mich die Szene, als der Mord bereits vor dem brisanten Gespräch vorbereitet wird. Man kann annehmen, dass Santini schon länger Mordabsichten hegt und auch ahnte, was kommen würde, wenn er nicht die verlangte Summe übergeben würde.
Ein bisschen schade, dass Santinis Privatleben komplett im Dunkeln blieb, selbst die Tochter war nicht mehr als eine nette Ausschmückung. Wie so ein hochnäsiger Magier wohnt und was er in seiner Freizeit treibt, hätte ich schon gerne gesehen. Andererseits passt es natürlich, dass das ein Geheimnis bleibt.
So spielt sich fast die ganze Handlung im Kabinett der Magie ab, was eine besondere Atmosphäre erzeugt. Komischerweise scheint Santini für Wilson fast unsichtbar zu sein - die beiden treffen nicht aufeinander, nur am Schluss. Das wäre sicher eine lustige Szene gewesen, überheblicher Magier trifft auf unterbelichteten Assistenten....
Ich bin kein Wilsonfan, der ist mir einfach zu doof für diese Rolle. Ich kann ja verstehen, dass Columbo nicht in den Schatten gespielt werden darf, aber ein bisschen cleverer hätte man diesen Wilson schon ausstatten können. Seine Einfältigkeit ist mir zu plump. Ich hätte es ihm gegönnt, dass er mal einen genialen Einfall hat und Columbo auch mal zu ihm aufschaut. Bei Inspektor Barnaby kriegt man das doch auch hin.
Ebenso einfallslos bleibt Santinis Tochter. Hab allerdings auch keine Idee, was man aus ihr hätte herausholen können. Ich merke grad, dass es auf jede Kritik eine passende Antwort gibt.
Interessant finde ich bei dieser Folge, wie vor Publikum in einem protzigen Rahmen Santinis Zaubershow präsentiert wird, während er in diesem speckigen Kellergewölbe haust und sich dort täglich mit einem Brandy und ein paar privaten Zaubertricks tröstet. Dieser Jerome scheint ein umtriebiger Ausbeuter zu sein, so wie seine Angestellten auf ihn zu sprechen sind.
Lustig finde ich die Verkleidungsszene und Santinis Unbekümmertheit, mit der er in der Küche herumspaziert. Ja, dieser Mordplanaufbau gefällt mir sehr gut und passt perfekt zu Santini. Er macht sich natürlich auch nicht die Hände an diesem Schmierlappen Jerome schmutzig, der wird fein säuberlich aus sicherer Entfernung "entfernt".
Blöd nur, dass er nicht an das Band der Schreibmaschine dachte. Aber an alles kann auch ein Magier nicht denken. Diese Schlamperei finde ich im Gegensatz zu denen vieler anderer Mörder doch sehr "verzeihlich".
Der Humor traf in dieser Folge genau meinen Geschmack, und ich muss sagen, ich verstehe den Inspektor, dass er dieses Mantelungetüm schnell wieder loswerden wollte.
Diese Folge ist meine absolute Lieblings/Gernsehfolge, sogar noch einen Tick lieber als die Weinfolge, weil Carsini doch ein sehr spezieller Charakter ist, den man nicht zu oft sehen mag.