Bewertet: "Schwanengesang"

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1
1%
2/5 passabel / "na ja"
2
3%
3/5 gut
11
15%
4/5 sehr gut
20
27%
5/5 überragend
41
55%
 
Abstimmungen insgesamt : 75

Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon COLUMBO DER GROßE » So, 13.12.2009 14:35


stimmt :D
Es grüßt,
COLUMBO DER GROßE
(Dieser Beitrag ist nebensächlich. Er darf jeder Zeit nach Ermessen gelöscht werden)
COLUMBO LEBE HOCH!!! COLUMBO LEBE HOCH!!!
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Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon Lordfort » Di, 29.12.2009 20:02


Ich finde die Episode klasse. Sie hat vielleicht in der Aufklärung nicht ganz soviel Raffinesse wie andere Spitzenfolgen aber durch das sehr gelungene Country-Flair - Musik, Konzerte, die Präsenz von Johnny Cash, die schöne Geschichte mit seiner Lieblingsgitarre - eine wunderbare Atmosphäre.

Allerdings mag ich es nicht so gerne, wenn Columbo so wie in dieser Folge zuviel Sympathie für den Mörder zeigt (das stört mich z. B. auch in "Wein ist dicker als Blut") und sich zum Schluss regelrecht mit ihm verbrüdert. Man soll sich doch nichts vormachen: Nachvollziehbares Motiv hin oder her, der charmante Country-Sänger ist nun mal ein Killer.
Columbo ist viel souveräner, wenn er bei allem Geplänkel und bei aller Höflichkeit von Anfang bis Ende genau diese Tatsache dem Täter klarmacht.

Ein für Columbo-Verhältnisse ungewöhnlich schwerwiegender Fehler in der Logik ist allerdings die Frage, warum der Täter den blöden Fallschirm nicht schon viel früher entsorgt hat. Aber egal: 5 Punkte.
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Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon martha » Di, 29.12.2009 20:53


Lordfort hat geschrieben:Ein für Columbo-Verhältnisse ungewöhnlich schwerwiegender Fehler in der Logik ist allerdings die Frage, warum der Täter den blöden Fallschirm nicht schon viel früher entsorgt hat.


Das seh ich aber nicht als Logikfehler, weil Tommy Brown ja nicht davon ausgehen musste, dass die Gegend um die Unglücksstelle sorgfältig abgesucht würde.
Er war ja in dem Glauben, einen perfekten Unfall vorgetäuscht zu haben.

Im Übrigen stellt man sich aber diese "Warum"-Fragen ja in beinahe jeder Folge:
Warum hat General Hollister die Mordwaffe nicht entsorgt?
Warum lässt die Täterin in "Mord in eigener Regie" das Schießeisen so lange auf dem Fahrstuhldach liegen?
Warum steckt Abigail Mitchell die Schlüssel des Opfers in den Sand?

Für mich gilt immer:
Man muss dem Täter ein bis zwei Schnitzer zugestehen, weil sonst bei aller sonstigen Perfektion selbst Columbo kapitulieren müsste.
Nur bei Mördern, die sich bei ihrer Tat wie ein Trampeltier aufführen(ich denke da an Dr.Cahill aus "Teuflische Intelligenz"), stößt auch meine Nachsichtigkeit an ihre Grenzen.
"Könnten Sie mir wenigstens sagen, welcher Name es war?
War es Kensington oder Arlington?"
"Genau gesagt:Keiner von beiden. Es war Washington."
"Hatten Sie bei dem auch einen Vornamen?"
"Martha."
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Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon Lordfort » Di, 29.12.2009 22:51


Ganz zentrales, schwieriges Thema! Ein kurzes Statement fällt mir dazu nicht ein. Das wäre ein Thema für einen Columbo-Diskussionsabend mit viel edlem Carsini-Wein!
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Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon Mr. Brimmer » Sa, 16.01.2010 11:18


" Schwanengesang " bietet echt viel. Vor allem sind sich Columbo und
Mörder symphatisch, das merkt man sehr früh. Ich glaube Carsini und
Tommy Brown sind die Mörder mit denen Columbo am besten kann.
Die er auch irgendwie versteht. Abigail Mitchell vielleicht nicht so sehr,
aber auch für sie hegt er Symphatien. Es sind 4 Punkte. Viele gelungene
Autritte Columbos runden den Fall ab. Das beste is als er im Hintergrund an
der Absturzstelle rumläuft und Pengborn dauernd seine Aufnahme unterbricht.
Geniale Szene. Mit Vito Scotti beim Bestatter, in der Näherei, am Flughafen
als er Brown hinterherschnüffelt und sich versteckt..klasse. Für mich hat
Brown das nachvollziehbarste Motiv aller Columbo- Mörder und ist auch der
symphatischste aller Mörder. Columbo sammelt dauernd und massenhaft
Indizien. Sehr gelungen.
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Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon sagittarius » Sa, 01.05.2010 18:42


"Ein Mann, der so singen kann wie Sie, kann nicht ganz und gar schlecht sein".
Das sagt Columbo zu dem Mann, der bei der Ausführung der Tat nicht nur seine Frau in einem abstürzenden Flugzeug zurücklässt, sondern auch noch ein junges Mädchen, das er vor Jahren verführt hat und dessen Tod er skrupellos in Kauf nimmt.

Die drehbuchgerechte Sympathieerklärung Columbos gilt offenbar nicht dem Sänger Tommy Brown, sondern dem Schauspieler Johnny Cash. Dem Sänger Tommy Brown nehme ich Gewissensbisse ("Es hätte mich fertig gemacht") nicht ab. T. B. hat sich während des Films auch nicht so verhalten. Er macht sich an eine verschüchterte Klavierschülerin heran und hätte nach der Vorstellung zu Beginn des Films das eine oder andere Mädchen nicht nur geküsst, sondern sicher gerne in sein Zimmer mitgenommen, hätte seine Frau nicht aufgepasst. Er zeigt kurz nach dem "Unglück" auf einer Party seine Sangeskunst und verhöhnt Columbo noch kurz vor Schluss auf dem Flughafen.

Der Tod des Mädchens im Flugzeug dient wohl als Kompensation, um eine zu große Sympathie mit dem Mörder zu verhindern. Die Ehefrau von T. B. ist als religiöse Fanatikerin höchst unsympathisch. Bei einem einfachen Geist könnte der Eindruck entstehen, dass Mord vielleicht ein akzeptables Mittel ist, wenn man unreflektiert über einen "sympathischen" Mörder diskutiert.


Dieser Columbo ist für mich die Königsfolge der Indiziensammlung. Es gibt nur wenige Columbo-Episoden, in denen so zielstrebig Indizien gesammelt werden, die zur Lösung führen, ohne dass ein wackliger Komplize da ist, ohne einen dummen Fehler des Mörders und ohne, dass der Mörder zu viel redet.

Schon der offene Gurt macht Columbo misstrauisch. Bei den Opfern war der Gurt geschlossen und sie verbrannten. Dann sind da der leere Navigationskoffer ohne Asche und der Transport der wertvollen Gitarre durch den Schwager (sie soll ja nicht zerstört werden). Selbst die an sich belanglose Aussage des Mechanikers, T. B. hätte den Navigationskoffer selbst ins Flugzeug getragen, gewinnt hier an Bedeutung.

Eine verschwundene Thermosflasche bewegt Columbo zu einer Obduktion der Opfer mit dem Ergebnis, dass sie Schlafmittel eingenommen haben. Von der Luftwaffe erfährt Columbo, dass T. B.s Job dort Fallschirmwartung gewesen ist. So beginnt sich der Kreis zu schließen.

Die verschwundene Thermosflasche wird zur Falle: Pfadfinder und andere Gruppen sollen danach suchen. Wegen des Schlafmittels behauptet Columbo, es sei ein Anschlag auf T. B. gewesen. Es wird sogar Polizeischutz verordnet. T. B. muss erheitert gewesen sein angesichts einer so dämlichen Theorie. Der Inspektor ist ja noch dümmer, als er ursprünglich glaubte! Gleichwohl macht T. B. sich Sorgen: Auch wenn man die Thermosflasche nicht findet, der Fallschirm liegt da noch rum. Dumm, wenn er gefunden wird. Das zwingt ihn zum Handeln.

Die Auflösung ist überzeugend: Es wird nicht nur ein Fallschirm gefunden, der Mörder birgt ihn sogar noch. Es gibt hier keinen logischen Bruch. Zunächst gibt es keinen Grund, nach einem Fallschirm zu suchen. Als Columbo die nötigen Indizien hat, ersinnt er die Falle. Wäre T. B. tatsächlich zur Tournee aufgebrochen, hätten Helfer den Fallschirm suchen müssen. Da die Flugrichtung bekannt ist, kann man den Ort der Landung recht genau lokalisieren. So viele Möglichkeiten gibt es auch nicht, einen Fallschirm zu verstecken.

Der Columbo hat einige witzige Szenen.
Das beginnt schon beim Flugzeugwrack, wo Columbo ungeniert ins Bild der Kamera läuft.
Dann bietet ein Leichenbestatter seine Dienste an mit dem Hinweis einer hohen Sterberate bei Polizisten. Er kombiniert Mitgefühl mit Geschäftssinn (wohl eher das letztere).
Dann gibt es eine witzige Szene in einer Schneiderei. Die redselige Schneiderin glaubt tatsächlich, über die "Stränge geschlagen" zu haben.
Zudem ist Columbo in der Lage auszurechnen, dass 60 das 20-fache von 3 ist.

Für mich ist "Schwanengesang" einer der meist gesehenen Columbo-Filme, für den ich 5 Punkte gebe.
"So was wie den perfekten Mord gibt es nicht. Das ist nur eine Illusion."
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Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon Doc Brown » Mi, 01.06.2011 06:33


Ich gebe 4 Punkte.

Die Folge gehört für mich in puncto Indiziensuche sicherlich zu den Besten überhaupt. Man kann wunderbar beobachten, wie Columbo sich Indiz und Indiz vor tastet. :such:
Er wird durch den offenen Gurt und den leeren Navigationkoffer stutzig. Diese Indizien lassen Columbos Alarmglocken läuten und sind somit Grundlage seiner Ermittlungen. Im weiteren Verlauf tastet er sich dann über den Wetterbericht, den ungewöhnlichen Transport der Gitarre im Bus, die fehlende Thermoskanne und der Tatsache, dass Brown bei der Fallschirmwartung war, weiter vor und überführt Brown letztendlich.

Die Überführung durch die Falle ist großartig. :) Für Brown ist es logisch, dass Columbo nach der Thermoskanne suchen muss, da evtl. die Fingerabdrücke eines vermeintlichen Mörders darauf sind. Columbo zwingt Brown so zum handeln, da er es nicht riskieren kann, dass der Fallschirm bei der Suche nach der Thermokanne gefunden wird.

Die Figur Tommy Brown ist gut charakterisiert und wird von Johnny Cash toll umgesetzt. Einerseits ist da nach außen hin der charismatische Musiker, der Lieder singt, sich aber nicht selbst bereichert, sondern alles einem guten Zweck zukommen lässt.
Anderseits gibt es da noch die raue Seite von Brown, der eine herrische und ewig meckernde Frau im Hintergrund hat. Problemlos könnte er sich von ihr trennen, wenn sie nicht die Verführung einer Minderjährigen gegen ihn in der Hand hätte. Brown hat eine offensichtliche Schwäche für junge Frauen, die kein sympathisches Bild von ihm abgibt. :?

Schwach hingegen finde ich die restlichen Figuren. Das Mädchen sagt nur ein einziges Wort („16“) und tappt die restliche Zeit stumm bis zu ihrer Ermordung durch den Film. Die Figur des Bruders von Edna finde ich interessant. Schade, dass er nach dem KO-Schlag gegen Brown nicht mehr auftaucht. Er hat schließlich die Ermittlungen überhaupt erst eingeleitet, daher ist es für mich unverständlich, dass er nicht mehr in den weiteren Verlauf der Handlung einbezogen wurde.

Das Ende mit dem Satz „Jemand der solche Musik macht, kann nicht ganz und gar schlecht sein“, der Reue und dem schlechten Gewissen von Brown fand ich dann kitschig. :?

Fazit: Starke 4 Punkte. Die Indiziensuche von Columbo ist hervorragend und die Figur Brown weiß (schauspielerisch) zu gefallen. Die restlichen Figuren sind mir in ihrer Charakterzeichnung zu dünn. Außerdem gefällt mir das kitschige Ende nicht, wo man doch merkt, dass Cash bewusst darauf geachtet hat, dass er nicht zu schlecht weg kommt.
Döp döp döp de de döp döp döp
(H.P. Baxxter)
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Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon Stefanie.Columbo » Fr, 05.08.2011 20:48


Achtung! Hier folgt wohl gleich eine nicht sehr objektive Kritik, dafür aber einer meiner ausführlichsten. Aber lest selbst.

Was für eine tolle Folge! Hier finde ich einfach alles gelungen. Das Motiv, das Zusammenspiel zwischen Mörder und Columbo, die Indiziensuche und die Auflösung!

Ich muss mich hier auch als kleiner Johnny Cash-Fan outen. Nicht erst seit Johnny Cashs Tod bin ich Fan. Sein Schaffen hat mich auch schon davor interessiert und der Rhythmus seiner Lieder gehen ins Ohr. Auch wenn dies im Normalfall nicht meinen Musikgeschmack trifft.

Aber genug geschwärmt, kommen wir zur Folge!

Wie die Folge angefangen hat, war für mich schon sehr unterhaltsam. Den Konflikt zwischen Tommy Brown und seiner Frau finde ich recht interessant. Die Frau nutzt das Talent ihres Mannes aus um ihren Glauben zu propagieren. Er kann sich dem aber nicht entziehen, wegen einer Affäre mit einer Minderjährigen. Die Minderjährige selber steht zudem unter den Fittich von Edna Brown. Erpressung ist hier vorprogrammiert. Herrlich verzwickte Lage!

Das Mordmotiv finde ich sehr schlüssig. Tommy wurde von seiner Frau erpresst und hat zudem nicht viel von seinem Geld gesehen, da dies in Glaubensprojekte investiert wurde. Die Ehe war mehr Schein als Sein. Er sah also keine andere Möglichkeit!

Den Mord selber als Unfall darstellen zu lassen, ist sicher nichts neues, hat aber hier wunderbar gepasst. Denn wie viel Musiker sind auch schon in der Realität mit einen Kleinflugzeug abgestürzt? Da gibt es sicherlich etliche. Daher finde ich die Mordmethode sehr passend gewählt für diese Folge.

Als Columbo dann auf der Bildfläche auftauchte, hatte ich ein breites Grinsen im Gesicht. Peter Falk & Johnny Cash in einer Folge zu sehen, einfach nur grandios für mich. Die beiden haben auch gut harmoniert auf der Leinwand bzw. auf dem Bildschirm.
Johnny Cash hat gut den genervten Country-Sänger gespielt, der auch mal aus der Haut fahren kann. Ich denke viel Darstellungskunst hat es hier aber nicht abverlangt, da Johnny Cash wohl mehr sich selber gespielt hat, als eine Rolle.

Die Indiziensuche war hier sehr ausgeprägt, sei es die nicht mitgeführte Gitarre, das Wetter oder die Thermoskanne. Es hat sich dann aber schlussendlich auf den fehlenden Fallschirm beschränkt. Wobei ich mich hier gefragt habe, warum Tommy Brown diesen nicht mit zum brennenden Flugzeug genommen hat? Womöglich kann man es auf sein gebrochenes Bein schieben - die Anstrengung, wäre wohl zu groß geworden. Zusätzlich stand er unter Zeitdruck.

Schön an der Folge ist auch, dass man den Mörder hat schon entkommen sehen und Columbo sehr kurz vor einer Niederlage stand. Die Tatsache, dass Columbo anhand des Autoschlüssels am Flughafen doch noch erkannte, dass Tommy Brown zurück zur Unfallstelle fährt, war für mich damals recht überraschend.

Als Johnny Cash alias Tommy Brown dann mit Fallschirm vor Columbo stand, war ich ein wenig wehmütig. Der Schlusssatz von Columbo hat es dann mehr als getroffen: „Ein Mann der so singen kann wie sie, kann nicht ganz und gar schlecht sein!“ Dies trifft sowohl auf Tommy Brown zu, als auch auf Johnny Cash selber.

Ich werde die Folge gleich nochmal anschauen und danach ein wenig Johnny Cash hören und genießen.

Grandiose Folge, daher mehr als verdiente 5 Punkte.

"...
There’s a man goin’ ’round takin’ names.
An’ he decides who to free and who to blame.
Everybody won’t be treated all the same.
There’ll be a golden ladder reaching down.
When the man comes around.
..."
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Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon cream » So, 14.08.2011 13:37


Eine wirklich schöne und in gewisser Hinsicht einzigartige Folge. Es war eine gute Idee der Autoren, den Country Sänger Johnny Cash als Mörder auszuwählen. Und so überrascht es auch nicht, dass die Episode sehr auf ihn zugeschnitten ist. Cash dankt es dem Zuschauer mit einer guten schauspielerischen Leistung, die ich nicht von der eines Beufsschauspielers unterscheiden könnte. Allerdings merkt man wirklich, dass Cash beim Drehbuch wohl sehr viel Wert darauf gelegt hat, als sympathischer Mörder dazustehen.

Die Handlung ist sehr überzeugend: Tommy Brown will sich seines "Hausdrachens" entledigen, in dem er sie mitsamt der Tochter zunächst mit Schlafmittel betäubt und dann bei einem fingierten Flugzeugabsturz hops gehen lässt. Der Fallschirm wid im zufällig herum liegenden Baumstumpf versteckt und schon scheint der Mord perfekt. Rundum gelungen, kann man nur sagen.

Die Figur Tommy Brown ist jedoch sehr zweischneidig: Verfürung Minderjähriger in Verbindung mit einer gewissen Habgier ist sicherlich nicht ganz ohne. Den larmoyanten Mörder, den er also am Ende gibt, den "der Mord fertig gemacht hätte", kaufe ich ihm also nicht so ganz ab. Aber diesen alten Hausdrachen hätte ich auch los werden wollen.

Auf der Habenseite sind neben der gelungenen Mordausführung auch Columbos Indizienarbeit sowie die tolle Stimmung durch die Musik zu nennen, die sich am Ende auch noch im Abspann zeigt. Ob man dem Inspektor alledrings anhand des klimpernden Schlüssels abkauft, dass Brown nochmal zurückkehrt, möchte ich doch etwas bezweifeln.

Insgesamt eine wirklich tolle, stimmungsgeladene Episode mit nur wenigen Schwächen, die die Bestnote nur knapp verpasst. Es fehlt dann doch das gewisse kriminalistische Extra einiger wirklich hervorragender Episoden. Gehört definitiv zu den Top 10.

4 Punkte (+)
cream
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Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon zimtspinne » So, 14.08.2011 14:20


cream hat geschrieben: Allerdings merkt man wirklich, dass Cash beim Drehbuch wohl sehr viel Wert darauf gelegt hat, als sympathischer Mörder dazustehen.

Auf Frauen wirkt die aufgedunsene und verlebte Grimasse und sein schmieriges Getue nicht sympathisch!
Hab diesbezüglich meiner Einzelwahrnehmung nicht getraut, aber als ich die Folge mal mit Freundinnen sah (eine schaut gelegentlich gerne Columbofolgen, die andere eher selten), mochten die ihn auch nicht.

Man muss ja auch bedenken, dass er lange Zeit eine Person des öffentlichen Lebens war und somit auch vertraut mit Selbstdarstellung und "Schauspielerei". Man hätte ihn vermutlich für viele Szenen einfach bei seiner Arbeit und Lebensweise filmen können und hätte genauso verwendbares Material bekommen.

Es gibt so einige Musiker, die privat total scheu und zurückhaltend sind - und dann in der Öffentlichkeit halt auch eine "Rolle" spielen. Sowas muss eine prominente Person einfach beherrschen; ein wenig Exhibitionismus(vorliebe) gehört schon dazu :wink:
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Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon Devlin » Mo, 29.08.2011 18:00


Diese Episode gefällt mir sehr gut, daher gab ich 5 Punkte.
Johnny Cash als Tommy Brown und Gegenspieler von Columbo ist für mich ein Highlight.
Er kommt für mich gut und authentisch rüber, wohl auch weil er das spielen kann was er ist, ein Countrysänger. Was auch einen Reiz ausmacht ist das er polarisiert(wie es hier schon beschrieben wurde). Das er einerseits kalt und berechnend ist, und doch im innersten auch einen zarten Kern hat.

Bei der Ausführung des Mordes, dachte ich immer wieder, dass es doch sehr riskant war, er hätte gerade so gut beim Absturz auch ums Leben gekommen sein, oder sich schwerer verletzt haben. Also finde ich diese Idee doch eher wage, aber sie ist originell.

Das Columbo- Mörder Spiel finde ich in dieser Episode gut, da es Ausgsglichen ist. Sie mögen und respektieren sich zum einen Teil, grenzen sich aber auch voneinander ab.
Es gibt gute Dialoge und einen tiefen Einblick in das Leben von Tommy Brown.

Die Überführung ist spannend inszeniert, auch wenn die Finte mit der Thermoskanne und der nicht früher aus dem Weg geschaffte Fallschirm vielleicht nicht ganz überzeugend sind.

Wie immer wieder bei Columbo sind es die feinen Details die eine gute Folgen ausmachen.
Wie hier etwa als der Inspektor um das Flugzeugwrack rumschleicht und Pangborn sein Interview immer wieder unterbrechen muss.
Der Dialog mit der Näherin.
Oder die Szene als Columbo überauffällig Brown am Flughafen folgt.
Und natürlich die Einlage von Vito Scotti als besorgter Bestattungsunternehmer :)
So weit ____ und nicht weiter!
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Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon crocodile » Sa, 08.10.2011 11:03


Hallo liebe Forumsgemeinde!

Bin ein relativer frischer Columbo-Fan und verschlinge derzeit alle Folgen die so im TV laufen. Kürzlich habe ich dann auch "Schwanengesang" erstmals in voller länge sehen können.

Ich finde die Folge insgesamt recht stimmig und spannend. Der Mord ist relativ raffiniert eingefädelt, auf den ersten Blick sieht wirklich alles nach einem Unfall aus. Aber wie immer gibt es so "Kleinigkeiten" die Columbo beschäftigen. Der nicht angelegte Sicherheitsgurt des Piloten, die nicht auffindbare Thermosflasche, der leere Koffer für das Kartenmaterial usw. Auch wie der Inspektor Brown mehr und mehr auf die Spur kommt, als er z.B. erfährt das jener bei der Army eine Art Fallschirmexperte war. Am Ende lockt Columbo den Mörder geschickt in die Falle, wobei Brown es ihm nicht leicht macht und erst der Anhänger einer Autovermietung den Ausschlag gibt.

Cash selber spielt seine Rolle wirklich überzeugend, lässt sich bis zum Schluß nicht aus der Reserve locken und ist dem Inspektor gegenüber immer recht aufgeschlossen. Tja irgendwie ist er wirklich einer der sympathischsten Gegenspieler Columbo's, auch wenn er einen eiskalten Doppelmord begangen hat. Darum kann ich am Ende kein Mitleid empfinden.

Was mir an der Folge ebenfalls gefällt ist Cash's Deutsche Synchronstimme. Thomas Braut gehört zu meinen Lieblingssprechern jener Zeit. Passt wie ich finde ausgesprochen gut auf Cash.

Insgesamt vergebe ich 5 Punkte weil ich keinen Makel erkennen kann. :wink:
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Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon Tiktaalik » So, 05.08.2012 12:34


Ein Fall mit dem berühmten Country-Sänger Johnny Cash als Mörder. Wie nicht anders zu erwarten, ist die Rolle sehr auf den Laienschauspieler zugeschnitten: Seine Musik wird sehr intensiv in diese Folge eingebracht, der Mörder hat viele sympathische Züge. Insgesamt ist mir das aber viel zu viel: Dass Johnny Cash einen sympathischen Mörder spielen möchte, ist zwar verständlich, aber mir ist das zu übertrieben, ebenso die viele Musik.

Mein zweites Problem, neben dem zu vielen Johnny Cash, sind die vielen langweiligen Passagen. Die Musikszene am Anfang ist mir viel zu lang. Die ebenfalls langen Szenen beim Bestattungsunternehmer und bei der Schneiderei hätte man sogar weglassen können. Da hätte es gereicht, wenn der Inspector erzählt hätte, dass er bei der Schneiderei war. Man versucht hier, die Folge mit allen Mitteln auf 90 Minuten zu strecken (dickes Minus).

Einen Mord als Flugzeugabsturz zu tarnen, gefällt mir sehr gut, auch die Indizien wissen zu gefallen: Offener Gurt beim Piloten, keine Asche im Navigationskoffer, Thermoskanne fehlt, etc. Den Endbeweis mit dem Schlüssel für einen Mietwagen finde ich gut, aber ich glaube, dass der Inspector auch ohne diesen im Wald aufgetaucht wäre :) Sehr gut gefällt mir der Trick, mit dem Columbo den Mörder ködert: Er macht Brown vom Mörder zum Opfer, will ihm sogar Polizeischutz bereitstellen. Außerdem bringt er mit der Thermoskanne ein unwichtiges Beweisstück in den Mittelpunkt, um so an den wahren Beweis (den Fallschrim) heranzukommen.

Das CMS ist zwar nicht schlecht, aber es ist nur ein nüchternes Frage-Antwort-Spiel. Anscheinend wollte man Johnny Cash auf keinen Fall überfordern. Dass das CMS so nüchtern ist, liegt auch daran, dass die Beziehung zwischen Columbo und Tommy Brown freundschaftlich ist. Dies liegt widerum daran, dass Johnny Cash*s Einfluss auf das Drehbuch mMn viel zu groß war.

Mit Vito Scott und Ida Lupina haben wir hier zwei prominente Nebendarsteller. Auch Johnny Cash spielt seine Rolle solide.

Der Humor ist in dieser Folge ebenfalls solide: Columbo am Tatort, Mrs. Columbo wird gut in den Fall eingebunden und Columbo muss wieder nur wg. seines Chefs weiter ermitteln.

Die Schauspieler gefallen mir insgesamt gut, das CMS erhält ebenfalls 3 Punkte, die Indizien sind einen Punkt besser, ebenso wie der Columbo-Trick. Leider wird diese Folge durch unnötige Musikszenen und Dialoge (Bestattungsunternehmer, Schneiderei) extrem in die Länge gezogen. Da "nur" die Indizien und der Columbo-Trick besser als gut sind, gebe ich "Schwanengesang" 3/5 Punkte.
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Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon WalterJörgLangbein » Mo, 20.08.2012 21:04


Johnny Cash gibt einen sympathischen Mörder, der nicht anders konnte. Ich hätte es ihm gegönnt, ungestraft davon zu kommen.

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Re: Bewertet: "Schwanengesang"

Beitragvon Tiktaalik » Mo, 20.08.2012 21:13


WalterJörgLangbein hat geschrieben:Johnny Cash gibt einen sympathischen Mörder, der nicht anders konnte. Ich hätte es ihm gegönnt, ungestraft davon zu kommen.

Walter

Johnny Cash spielt einen sympathischen Mörder, ohne Frage, aber deswg. darf er noch lange niemanden umbringen. "Er hatte keine Wahl" ist nun wirklich kein Argument für einen legitimen Mord :)
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