Nun, ich möchte zu erst auf einige Zitate Gubanovs, der einen doch recht guten Beitrag verfasst und auf einige Ausführungen anderer mehr oder minder gute Antworten gegeben hat, eingehen.
1.)
gubanov hat geschrieben:Kritisiert werden in erster Linie nach den bisher getätigten Ausführungen die veränderte Kriminstruktur und der übermäßig eingesetzte Humor. Wie man aus meiner Punktewertung erkennt, kann ich diesen Kritikpunkten nicht zustimmen und möchte daher versuchen, die Ehre dieses Eintrags wenigstens zu einem kleinen bisschen wiederherzustellen, nachdem hier nun quasi Verriss auf Verriss folgte.
Ich stimme dir zu, dass ein Columbokrimi nicht zwangsweise die "alte" traditionelle
Struktur aufweisen muss, um "gut" und authentisch zu sein, aber wenn "das Alte" nicht
durch einen klaren Hauptthemenstrang, der die Folge ausmacht (Humor, Spannung, etc.) ersetzt wird, fehlt einfach etwas und das ist dann auch eine mittelgroße Kritik wert.
2.) Ich möchte auch kurz auf ein Zitat marthas eingehen:
martha hat geschrieben:Aber warum bist du in einigen Passagen so überheblich und oberlehrerhaft? Das trübt den guten Eindruck dieser Bewertung dann doch etwas.
Nun, einige Thesen sind einfach nicht deckbar und um das zu unterstreichen und auch einmal eine durchweg positive Bewertung zu schreiben, hat er (Gubanov- wenn das nicht
stimmt, dann korigiere mich bitte) einen klaren und standhaften Ton gewählt, und das
kann ich auch voll und ganz nachvollziehen.
3.) Nun wieder ein Zitat Gubanovs:
gubanov hat geschrieben:Beginnen wir zunächst ganz harmlos: bei den Schauspielern. Als erster großer Name begegnet uns Robert Vaughn, der bereits in "Traumschiff des Todes" zu überzeugen wusste und für mich ein Sympathieträger unter den Mördern und angeblichen Mördern ist - seine offene und freundliche Art macht jede Schandtat schnell vergessen (wie gut, dass ich nicht Columbos Job habe!).
Du hast in der These völlig und zu 100% Recht, dass Robert V. ein sympatisch spielender,
in dem Film Ästetik einbringender Darsteller ist, doch das die Schandtaten damit schon vergessen sind, halte ich für moralisch eher verwerflich, da ein Mord, solange er keinen
Tyrannen tötet, nicht legitimierbar ist, außer wenn er oppurtunistisch (=zwegmäßig) ist
und als "letzte Lösung" gilt. Achja: Nichts gegen dich, Gubanov, aber lass das Wort "Job"
bitte auf ewig im Friedhof ruhen, denn wir leben in Deutschland und da ich ein außgesprochen scharfer Femd- und Lehnwortkritiker bin und dieses Wort eindeutig durch
ein altes deutsches Wort ersetzt werden kann, solltest du es bitte lassen, ich mag es nicht,
wenn man meine Sprache so verantwortungslos in die Restmülltonne schmeißt. (NICHTS
GEGEN DICH- WIRKLICH NICHT!!!)
4.)
gubanov hat geschrieben:Er kann seine Rolle auch dieses Mal glaubhaft transportieren. An seiner Seite agieren Fred Drager, Diane Baker, Wilfrid Hyde-White (der Mann ist mit der Stimme von Hans Paetsch einfach eine Wucht), John Dehner, Dennis Dugan und Bruce Kirby. Alle sind vollkommen passend zu den jeweiligen Rollen besetzt, die immer auf dem schmalen Pfad zwischen realistischer Menschendarstellung und einem gewissen "guten alten Charme" wandeln, den die Folge aufgrund des "heile Welt"-Inselschauplatzes und des klassischen Kriminalplots mehr als die meisten anderen Columbos aufbaut. Gewiss kann der Kritiker, der unbedingt etwas finden will, behaupten, man hätte gewisse Charaktere noch genauer ausbauen müssen, doch das hätte den Rahmen einer ansonsten gut gefüllten Folge merklich gesprengt (warum hier einige den Film als langatmig titulieren, verstehe ich nicht, denn eigentlich reagiere ich empfindlicher auf Füllstoff und Dehnungen als der durchschnittliche Columbo-Fan).
Nun, die Schauspieler spielen ihre Rollen manchmal auch "akzeptabel", doch das
ist hier nicht der springende Punkt, denn: Die vielen doch recht unwichtigen, zum Teil
auch einfach schwachsinnig eingebauten Rollen waren absolut zu vermeiden und geben
nur zum Ausdruck, wie viel Unwichtiges, Unnötiges in diesem Film mit eingebaut wurde.
Columbo lebt davon, dass er mit 1-2 Mördern und wenigen Politzisten und nicht mit einer
ungeheuren Masse an Nebenpersonen agieren und arbeiten muss. Das bindende Glied (fast)
jeder Folge, der Columbo-Mörder-Kontakt, wird durch jene Masse in die Ecke gedrückt und
so kann sich auch nicht das Protagonisten-Antiprotagonisten-Spiel entfallten.
Zur Langatmigkeit später mehr.
5.)
gubanov hat geschrieben:Dabei ist die Folge aber so klug, ganz typisch zu beginnen und sowohl den Inspektor als auch das Publikum für die erste Hälfte des Geschehens im Glauben zu lassen, den Mörder - wie immer - zu kennen. Aus diesem ungemein cleveren Kompromiss ergibt sich eine ansonsten unmögliche Symbiose: die Existenz sowohl eines Columbo-"Mörder"-Spiels zwischen Falk und Vaughn (das man ja bereits in der vorherigen Staffel erprobt hatte und nun somit etwas verkürzen konnte) als auch einer Unsicherheit, wer der wahre Täter sein könnte.
Nun, das halte ich für eher weniger "clever", wie du es so schön ausdrückst:
Durch diese angebliche clevere Verfedelung des Ganzen, wird es zum Ende deutlich
unübersichtlich und das Columbo-Mörder-Spiel fählt in einen Sog von Wirrwarr, in
den niemand mehr klar durchblickt und in dem die gesamte anfängliche Grundstrucktur
den Bach runter geht. Das besondere an Columbo ist, dass er immer schon am Anfang
weiß oder merkt, wer der Mörder sein könnte. Und natürlich, die Idee, dass Columbo ´mal
nicht weiß, wer der Mörder ist, ist nicht suspekt und halte ich für einen klugen und cleveren
Einfall, doch die Ausführung des Ganzen ist sichtlich ruiniert worden, da es einfach zu keiner Harmonie, sondern eher zu einem Spannungsfeld (und damit meine ich Spannungen)
für den Zuschauer kommt- er will eine SINNVOLLE und GEBORGENE, aber auch SPANNENDE
Episode anschauen, doch was muss er erblicken? Ein völlig harmonieloses, schlecht getüffteltes Werk eines doch eigentlich überzeugenden Darstellers, der sich zum Regiseur
erkorren hat, was jedoch in einer tiefen Pfütze landen sollte: Patrik McGohan, den ich wegen seiner guten und überzeugenden Arbeit sehr schätze, hat es vollbracht, eine orientierungslose deplazierte Regie und ein lückenhaften Filmplan, der einer groben,
aber einfach nicht feinabgestimmten Dosis "Idee" folgt, zu erschaffen.
Doch ich finde, Gobanov, dass deine Argumente gar nicht sooooo falsch sind und das dein
Ansatz, unbegründete Thesen auf den Zahn zu füllen, für dieses Forum nur zuträglich sein
kann.
Nun zu meinem zweiten Bewertungsteil:
A Mord Punkte: 4,5/6 Note: "gut"
Der Mord ist für einen Columbo nur bedingt zufriedenstellend, da man den falschen Mörder
(was ja bis dahin ja gar nicht ´mal so schlecht ist) und ein halbherziges Motiv aufgelegt
bekommt. Doch die Fülle an Perfektion ändert meine Meinung auf eine "gute Note".
B: Columbo-Mörder-Dialog Punkte: 0/6 Note: erbärmlich
Am Anfang glaubt man einen "klassischen" COLUMBO zu sehen, der durch ein ordentlich
sinnvolles, aber auch recht selten auftretendes Columbo-Mörder-Spiel punktet. Doch wie
man schon bald feststellen muss, irrt man sich: Der Mörder war gar nicht der Mörder, die Dialoge zwischen ihm und Columbo sind also nur Truckschlüße gewesen... klingt nach Spannung und Ideenfülle, denn nun erwartet man ein völlig neues Terrain, doch man irrt
sich: Der Film verfängt sich in Inhaltsleere, er schmeißt eine wichtige Säule eines Columbo-
kriminalfilmes einfach über Bord, nämlich die Columbo-Mörder-Beziehung. Diese entfällt
völlig, doch das ist doch auch in "Bluthochzeit" oder anderen Filmen der Fall, oder etwa
nicht? Dort wird die Columbo-Mörder-Beziehung zum Teil oder völlig durch andere Merkmale
und Handlungsstränge ersetzt, doch genau das fehlt hier: Die Lücke wird nicht durch andere
Dinge gefüllt, sondern aufgerissen und mit einem sinnlosen "Plaster" überdeckt, der
angeblichen Spannung nämlich. Dieser exestentiele Mangel, die Zeit durch etwas zu füllen,
was den Platz eines C.-M.-Spiels erfolgreich belegen oder auch ersetzen könnte, ist aufscheinend und muss in die Bewertung in aller Deutlichkeit miteinfließen. Durch all´
diese Umstände muss ich die von mir für besonders schlechte Fälle vorgesehene, schlechteste Note geben, nämlich die "8" ("erbärmlich")
C: Leistung des Darstellers Columbos (Peter Falk): 3/6 Note: ausreichend
Auch Peter Falk schwächelt in dieser Episode und zeigt sein absolut schlechtestes Ergebnis
aller Zeiten. Auch von ihm bin ich hier einfach umgangen worden, er spielt seine Rolle mit
einer Pseudobrillianz und stellt Columbo betont wechselhaft und auch bösartig da. (Szene
mit "Mac"- dieser wollte die potenziellen Verdächtigen aufzeigen und wurde von Columbo
mit hartem Ton und harter Gestik in die Kritik gestellt) So nur eine wirklich knappe "ausreichend" die nur durch meinen "guten Willen" an den Tag kommt.
D: Leistung des Darstellers des Opfers 4/6 Note: ordentlich
Diesmal werde ich nur den Darsteller des Opfers speziell bewerten, der als einziger noch
von dem Wirrwarr entfliehen konnte. Das Opfer wird "väterlich" und "machtvoll" wieder-
gegeben, auch an Realitätssinn mangelt es dem Darsteller nicht. Doch manche personifizierte Eigenschaften stimmen einfach nicht miteinander überein, und da er auch noch manche Mängel im Spielen aufweißt, bekommt der Darsteller nur 4 von 6 Punkten.
E: Leistung Anderer Punkte:8/18
Ich werde ausnahmsweise einmal nicht den Mörder einzeln bewerten, da dies einfach
sinnlos ist: Er gehört eher zu den Nebendarstellern und da er auch nur gen Ende des Films
überhaupt vorkommt, muss ich ihn "abstuffen". Ich gebe insgesamt für die 2 "Mörder-"
darsteller, dem Dartsller des Pseudomörders und dem Darsteller des echten Mörders zusammen 12 mögliche Punkte frei,da sie als "Duo" zu bewerten sind. Insgesamt leiden die Darsteller an Nervosität, die zwar verständlich aber noch lange nicht "profisionell" ist und an mangelnder Einarbeitung an die jeweilige Rolle gekettet ist. Zwar spielen manche, wie der "2.Mörder" ihre Rollen sehr gut und auch meist fehlerlos, doch diese geringe Zahl verschleiert nicht die Unfähigkeit der anderen, die einfach fehlerreich und etwas realitätsfern spielen (man nähme [Konj.II von "nehmen]nur den Darsteller "Macs" oder der zweite "Polizistenbubi").
Auch der "1., unechte Mörder" ist nicht von der Muse geküsst worden, was sich auch auf
seine Leistung streng auswirkt. Insgesamt ist die Leistung der Darsteller mit 8 von 18
Punkten "im ausreichenden Maße" zu bewerten. (hier spielt die Hälfte der Punkte als
"Anzeiger" für eine ausreichende Note nicht die Rolle, die sie eigentlich bei mir spielt)
F: Indiziensammlung: Punkte: 1,5/6 Note: ungenügend
Die Indiziensammlung überzeugt in dieser Episode überhaupt nicht: Sie ist sinnlos und
zu malen auch "überstrapaziert". Die vielen quantitativ-, aber nicht qualitätsvollen
Indizien können einfach wenig abgewinnen, vor allen Dingen weil sie für den Rest des
Films verworfen und unwichtig werden. So ist mit dem Tod des 2.Opfers auch die vorherige
Indiziensammlung fallengelassen worden, was sich absolut negativ auf die Bewertung
auswirkt. Am Ende des Films fehlen die Indizien fast völlig und so kann ich hier für
nur schlappe 1,5 Punkte und somit eine "ungenügend" austeilen.
G: Auflösung Punkte: 0,5/6 Note: lächerlich (7)
Die Auflösung ist das treffende Bild des gesamten Filmes: Es ist ein einziges hektisches
Chaos, was vor allen von der sinnlosen Schlüßelszene verstärkt wird. Die Szene mit den
potenziellen Mördern hat mich an "Eine Leiche zum Dessert" erinnert, als jeder Detektiv
meinte, die beste Lösung zu haben, doch am Ende jede Lösung wie auch das Ergebnis von Sinnlosigkeit nur so strozte. Dort konnte man zum Glück lachen, doch hier fällt einem die
Haut vom Gesicht herunter: Der Klamauk, der entsteht, resultiert aus dem nervigen
"Hin und Her" des Inspektors. Auf die Art "Sie könnten es gewesen sein, Sie aber auch"
kommt hier nocheinmal das gesamte Chaos des Films zum Vorschein: Ein Indizienbeweis,
der wenig aussagt, wird hier zum leuchtenden Einfall aufs Schild gehoben, denn der Mörder könnte doch einfach sagen, dass er sich "geirrt" hätte. Auch könnte er einfach seine Aussage, die er nicht im Verhör und ohne Meineid ausgesprochen hatte, einfach revidieren.
Ich konstantiere (=feststellen) daraus, dass einfach der Sinn fehlt. Ja, genau dieser ist es,
der einen ernsthaften Kriminalfilm sehenswert macht: Wenn der Sinn fehlt, wird dem Krimi
der Boden vor den Füßen weggezogen. Und dieser Mangel an Sinn, der sich auch in der
Auflösung deutlich aufzeigt, ist es der diese Auflösung entgültig in den "Keller" wirft und
zum Scheitern verurteilt. Insgesamt 0,5 von 6 Punkte.
H: Regie/Drehbuch/Spannung/Humor Zusatzpunkte: -4
Die Regie leistet in dieser Episode eine unglaublich schlechte Leistung und wirft den Film
in den Abgrund- das Chaos, was in diesen Film entsteht, dass Gefühl, dass die Schauspieler
"gegeneinander" spielen, resultiert vor allen aus der Unfähigkeit der Regie, richtige und
konkrette Anweisungen an die Schauspieler zu machen.
Das Drehbuch ist passabel und zwar nicht ohne Fehler, aber doch ohne entscheidende Mängel versehen.
Die Spannung: Sie versucht man in den Film hineinzustreuen, doch das gelingt nur ansatzweise und in der Mitte des Films. Am Ende, und darum geht es ja in einer Bewertung,
ist die Spannung einfach nur vom Chaos hinweggewichen in eine dunkle Ecke, aus der sie
auch nicht heraus findet. Sie ist zwar nicht am fehlen, doch man hätte absolut mehr
aus der Spannung machen können, womit das Ergebnis ein zusatzpunktloses Fazit bedeutet.
Der Humor ist eher fehl am Platz und nährt sich aus dem Chaos heraus. Am Ende kann
man nur noch über die sinnlosen Ausführungen des Films lachen, und das gebührt einen Zusatzpunkt. Andere, separate Witze können nur bedingt punkten und so fällt das Urteil
auf 1 Zusatzpunkt.
Humor: +1, Spannung: -, Drehbuch: -, Regie: -5
INSGESAMT: 21,5-4=15,5/54 Note: mangelhaft (Punkte: 40%, Gesamtsicht 60%)
Da dieser Film der mit Abstand schlechteste COLUMBO aller Zeiten war und ist, wählte
ich hier eine betond schlechte Note, doch weil ich nicht will, dass ein COLUMBO eine "6"
bekommt, gebe ich hier mit einer unglaublich großen Gnade noch eine "5", wohl eigentlich
eine 6 für diesen Punktespiegel vorgesehen war.
(Hier ist ein etwas anderes Punktesystem am laufen, doch da diese Folge sehr besonders
ist, wähle ich hier auch ein besonderes Bewertungssystem aus)
Achja: Verzeiht mir manch´ einen Rechtschreibfehler, denn ich habe hieran schon fast
2 Stunden dran gesessen- und das OHNE zu speichern.
Mit vielen herzlichen Grüßen,
EUER
COLUMBO DER GROßE