von Tiktaalik » Do, 27.09.2012 19:22
Es gibt bisher 3 Folgen, die ich schon sehr oft (min. 10 mal) gesehen habe. "Luzifers Schüler" ist die zweite von ihnen. Dennoch schwanke ich hier zwischen 4 und 5 Punkten und hoffe, dass ich mich nach dieser Bewertung besser entscheiden kann.
Ich finde den Einstieg in diese Episode sehr gelungen. Schon in den ersten Minuten wird der kindlich-verspielte/unreife Charakter der späteren Mörder gezeigt: Justin Rowe spielt noch mit Spielzeugautos, Cooper Redman schwängert innerhalb der letzten 18 Monate 3 Mädels. Beide gemeinsam betrügen bei den Klausuren, indem sie sich vorher die Lösungen besorgen. Die Charakterisierung der beiden Mörder ist brillant. Auch im weiteren Verlauf wird immer wieder gezeigt, dass die beiden noch keine Verantwortung übernehmen können, unreif und verspielt sind und vor keinem Erwachsenen Respekt haben - nicht einmal vor einem Inspektor. Dass sie keine Grenzen akzeptieren, geht sogar so weit, dass sie Professor Rusk ermorden, weil er bemerkt hat, dass sie bei den Prüfungen betrügen. Die beiden begehen also lieber einen Mord, anstatt die Verantwortung für ihren Fehler zu übernehmen. Überragend finde ich die Szene, als beiden klar wurde, dass ihre Eltern auf gar keinen Fall von ihrem Betrug erfahren dürfen, da ihnen dann - auch aufgrund ihrer anderen Verfehlungen - sehr großer Ärger droht. Einen Mord rechtfertigt das natürlich nicht. Dass der Professor einflussreiche Feinde hat und auch seine Geliebte möglicherweise ein Motiv hat, kommt ihnen gerade recht.
Gary Hershberger (Cooper Redman) und Stephen Caffrey (Justin Rowe) spielen ihre Rollen sehr gut. Dieses unreife Verhalten und die Unfähigkeit, für die eigenen Fehler Verantwortung zu übernehmen, stellen sie glaubwürdig dar. Der beste Darsteller ist für mich aber Robert Culp als Jordan Rowe, der schon in drei Episoden den Mörder gespielt hat, hier aber aber als Vater des Mörders seinen besten Auftritt hat: Für ihn gibt es 5 Punkte mit Sternchen.
Das Columbo-Mörder-Spiel ist in dieser Folge überragend. Alleine die Szenen, in denen sich die beiden über Columbo lustig machen oder sich diebisch darüber freuen, dass sie den Inspektor (scheinbar) hereingelegt haben, sind großartig. Sehr interessant ist, dass in dieser Folge nicht nur die beiden Mörder mit Columbo spielen. Auch die Dialoge zwischen Columbo und Jordan Rowe sind überragend und gehören für mich zu den Highlights dieser Serie! Jordan Rowe drängt den Inspektor mit aller Vehemenz dazu, den Mordfall möglichst schnell abzuschließen. Dabei behandelt er ihn wie ein kleines Kind und erklärt ihm haargenau, wie er weiter ermitteln soll und so wird sehr deutlich, was er vom Inspektor hält. Als dieser dann noch immer nicht in die gewünschte Richtung ermittelt, gibt es eine zweite Standpauke und dort präsentiert Jordan Rowe dem Inspektor sogar einen Verdächtigen. Auch seine Frau macht mehrere abfällige Bemerkungen über ihn, bezeichnet ihn beispielsweise als Trampeltier.
Das CMS hätte sogar noch besser werden können, wenn die Befragungen von Mrs. Rusk und June Clark nicht gewesen wären. Da ich als Zuschauer den Mörder kenne, interessieren mich Dialoge mit für den Inspektor potenziellen Verdächtigen nicht. Sie sind dann eigentlich nur Lückenfüller, da sie die Handlung überhaupt nicht voran bringen.
Die Indizien können bei dem hohen Niveau dieser Folge nicht ganz mithalten. Es gibt die Patronenhülse in der Auffahrt, die Aktentasche, die noch im Büro ist, was bedeutet, dass Professor Rusk noch einmal zurückkehren würde sowie die Tablette, die darauf hindeutet, dass das Opfer ein Restaurant besucht. Später findet Columbo durch Zufall einen neuen Film vom Mord und gelangt so auf die richtige Fährte. Für den Schlussbeweis nutzt er die Naivität der halbstarken Mörder aus und überführt sie so hieb- und stichfest. Interessant ist, dass auch der Zuschauer bis zum Ende den genauen Tathergang nicht kennt. Dadurch wird viel Spannung aufgebaut und die lange Szene, in der er den Studenten den Tathergang vorführt, ist überragend. Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass es Columbo nicht gelingt, das Motiv herauszufinden.
Eine wichtige Sache hätte ich fast noch vergessen: Die Musik ist in dieser Folge überragend, ganz besonders der Mord wird auf diese Weise klasse in Szene gesetzt.
Die kleinen Kritikpunkte (überflüssige Gespräche mit Mrs. Rusk und June Clark, nicht überragende Indizien, Columbo findet Motiv nicht heraus) werden aber von den überragenden Punkten (tolle Charakterzeichnung der Mörder, erstklassiges CMS, Robert Culp, super Musik/Atmosphäre) derart überstrahlt, dass ich als Gesamtnote die Höchstpunktzahl vergebe: 5/5 Punkte.