Ich hab diese Folge erst relativ spät gesehen und seitdem liegt sie mir etwas unverdaut im Magen.
Dank Doc Brown kann ich jetzt besser benennen, was mich stört. Das dünne Motiv, das echt aus heiterem Himmel über Halperin zu kommen scheint.
Es gibt keinen Ehestreit, keine Geliebte, der Mann scheint seine Frau einfach aus Langeweile umbringen zu wollen.
Das störte mich schon beim ersten Eindruck. Ein Mord ist ja nichts alltägliches, was man mal so nebenbei erledigt. Selbst für einen kaltblütigen Mörder nicht, der ist sich der Risiken bewusst. Und als Polizeichef weiß er, dass es den perfekten Mord nicht gibt und alle Mörder Fehler machen
Außerdem ist es nicht sehr schlau, die Kuh zu schlachten, die man so schön melken kann. (der Satz "... Scheck ausstellen.." deutet ja darauf hin).
Aber gut, er wurde vielleicht kurz gehalten und war scharf auf das Vermögen. Allerdings wird die wohltätige Dame wohl kaum ihm alles vermacht haben, wenn sie schon zu Lebzeiten lieber die Schmarotzer unterstützte. Alles ein bisschen unglaubwürdig zusammengeschustert.
Ich habe mir die Badewannenszene nochmal angesehen. Sie sprechen beide ganz klar in der Vergangenheit von den vier Millionen, die die Frau geerbt hatte. ("es war mein Erbe", "das du an Schmarotzer verteilt hast")
Er bringt sie also nicht um, um endlich an das Geld zu kommen, sondern aus Frust darüber, dass sie es für sinnlose Zwecke ausgegeben hat.
Es geht nicht darum, an das Erbe zu gelangen sondern sich dafür zu rächen, dass es weg ist.
Das ist der kaltschnäuzigste und schrägmotivigste Mord der gesamten Columboreihe. Keine Rache für Betrug, schlechte Behandlung oder um aus der Abhängigkeit zu kommen, sondern rückwirkend wegen eines Erbe, das längst ausgegeben ist.
Die Kaltschnäuzigkeit soll sicher ein Kontrast zum Image des Commissioners darstellen, aber für mich war das ein paar Nummern zu dick aufgetragen.
Die Dialoge zwischen Mörder und Ehegattin fand ich auch merkwürdig (aber das waren sie bei der Momentaufnahme auch, dort kommt aber der "Leidensdruck" besser rüber).
Ich kann mich mit diesem Motiv nicht anfreunden, für einen Columbo ist es einfach zu schwach. Da sollten Emotionen knallen und aufgestaute Gefühle losbrechen.
Einfach mal nebenbei die Frau umbringen, weil sich die Gelegenheit bietet und man wegen des ungeteilten Erbes noch ein Hühnchen mit ihr zu rupfen hat, das ist nix. Dafür riskiert man nicht den Verlust seines Status und Lebensstils.
Für diese Rolle keinen Vorgesetzten zu wählen, wäre besser und vor allem glaubwürdiger gewesen. Ich musste mir in Erinnerung rufen, dass das der Vorgesetzte ist, weil es einfach nicht gut rüberkam.
Die fingerabdruckfreien Telefonhörer als Indizien gefallen mir gut, das Nachthemd weniger.
Das Ding kann aus dem Wäschekorb oder einem Klamottenberg in der Ecke stammen oder außen am Schrank gehangen haben.
Bei solchen Sachen wird immer von total perfektionstischen Mördern (und Ehegattinnen oder umgekehrt) ausgegangen, die sich stets gleich und berechenbar verhalten. Und sehr zwanghaft und unflexibel strukturiert sind.
Eine Frau, die mal eine halbe Stunde nicht ans Telefon geht, ist nun wirklich nichts ungewöhnliches. Vielleicht war sie im Bad sich die Haare an den Beinen entfernen oder hat sich die Nägel lackiert.
In einer Folge, die sich so zäh zieht, stört mich sowas dann schon mal
Es hätte was tolles aus dem Verhältnis Columbo/Chef gemacht werden können, wie beim Spurensicherungskollegen in Keine Spur ist sicher... das wurde hier leider total vergeigt.
Ein Polizeichef kann gar nicht so wenig verdienen, dass er sich seiner Ehefrau so unterordnen muss, und so tollpatschig wie er sich in seinem job verhält, sollte er es auf diesen Posten gar nicht geschafft haben.
Er hat so gar kein Einfühlungsvermögen in andere Personen und besonders Feinde - da frag ich mich, wie er es durch die Polizeischule zum gehobenen Dienst geschafft hat.
Selten hat ein Mörder so schlechte Ausreden und Begründungen auf Lager wie dieser Commissioner.
Hach, wie schön anzuschauen sind dagegen Brimmer und der Spurensucher, die die Schwachpunkte ihrer Gegner angehen, wenn auch nicht immer mit Erfolg.
Wenn dieser Jessup ein aktuell verdächtiger Serieneinbrecher aus der Gegend ist, sollte der Vorgesetzte dessen Adresse schon mal in den Akten gesehen haben. Zumindest konnte Columbo sich nicht so sicher sein, dass er sie nicht schon gesehen hatte.
Wenn ein Einbrecher bereits in Häuser in der eigenen Nachbarschaft eingestiegen ist, mehrmals in den letzten zwei Wochen, kenn ich als Polizeichef die Akten der in Frage kommenden Täter in und auswendig!
Das war in anderen Folgen wirklich glaubhafter und besser umgesetzt (Luzifers Schüler und Ruhe sanft).
Noch eine unglaubwürdige Schlamperei: "Der Bericht des Pathologen gibt als Todeszeitpunkt 19.30 Uhr an". "Ja, Sir, aber das ist nur aufgrund Ihrer Aussage zustande gekommen".
Ein Rechtsmediziner würde niemals irgendwelche Aussagen Dritter in seinen Bericht schreiben sondern den aus der Autopsie herausgeleiteten Todeszeitpunkt. Das ist seine Aufgabe und nicht die Vermutungen von Zeugen zu protokollieren.
Ich werd mit der Folge einfach nicht richtig warm, obwohl ich es mehrmals mit ihr versucht habe.